EZB-Ratssitzung Was passiert, wenn die EZB Unternehmensanleihen kauft

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Angst vor Zerrungen

Je kleiner der Markt und je größer der Käufer, desto höher das Risiko, dass es zu Preisverzerrungen kommt. „Sollte die EZB bei der Auswahl der Anleihen nur auf die Ratings achten und kaum Unterschiede bei den einzelnen Emittenten machen, könnte das zu Preisverzerrungen führen“, sagt Mondelaers. Gleiches könnte passieren, wenn die Marktstrategen der Notenbank in einzelnen Branchen relativ betrachtet deutlich mehr kaufen als in anderen. Um das zu verhindern, könnte sich die EZB laut Commerzbank-Experte Schubert an einem bestehenden Index für Unternehmensanleihen orientieren.

Kritiker der Anleihekäufe fürchten, dass die Situation am Markt für Unternehmensanleihen sich ähnlich zuspitzen könnte wie bei den Pfandbriefen. Schon jetzt heißt es, dass sich Händler aus dem Bereich Unternehmensbonds schon mal mit ihren Kollegen aus der Pfandbriefabteilung zusammengesetzt haben, um von deren Erfahrungen zu lernen. Denn Pfandbriefe, sogenannte covered bonds, also mit Hypotheken oder Krediten besicherte Bankanleihen, kauft die EZB bereits seit Oktober 2014.  

Das sagen Ökonomen zur EZB-Entscheidung

Die Händler am Pfandbriefmarkt klagen darüber, dass die Zentralbank ein so gewichtiger Käufer geworden ist. Insgesamt haben die Händler des Eurosystems mit ihren drei Kaufprogrammen für Pfandbriefe Anleihen für knapp 195 Milliarden Euro gekauft. Deshalb kauft die EZB mittlerweile bis zu 60 Prozent ihrer Pfandbriefe am Primärmarkt, also bei Neuemissionen, nachdem Kritiker ihr vorgeworfen hatten, den Sekundärmarkt auszusaugen. Die Banken werden sich kaum gegen einen dominierenden Käufer wehren, schließlich werden sie selber von der EZB beaufsichtigt. Ähnlich könnte es auch bei Unternehmensanleihen werden: „Die Notenbank wird vermutlich auch am Primärmarkt kaufen“, glaubt Commerzbank-Experte Schubert.

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