Auch die Lebensversicherungen und Pensionskassen stehen nach der Zinssenkung im Regen. Denn viele Pensionsfonds und Versicherer stecken einen Großteil ihrer Gelder in festverzinsliche Anlagen. Mit Bundesanleihen lassen sich aber nur noch sehr niedrige Renditen erzielen. Der Präsident des deutschen Versicherer-Verbandes GDV, Alexander Erdland, warnt deshalb auch vor negativen Folgen für die private Altersvorsorge: 2012 verzeichneten die Lebensversicherer seinen Angaben zufolge für ihre Kunden zinsbedingte Mindereinnahmen von vier Milliarden Euro. Das wirkt sich auf die Höhe der Auszahlungen aus.
Wenn die Bank Pleite geht
Tages- oder Festgeld gilt als sichere Anlage. Doch was passiert, wenn eine Bank pleitegeht? In der gesamten Europäischen Union gilt ein gesetzlicher Entschädigungsanspruch von 100 000 Euro pro Anleger.
Deutschland gibt es darüber hinaus freiwillige Einlagenschutzsysteme, die noch größere Entschädigungssummen versprechen. Darauf gibt es aber keinen Rechtsanspruch.
Bankkunden sollten vorab prüfen, bei welchem Einlagensicherungssystem ein Institut überhaupt registriert ist. Denn es gibt einige Banken, die sich dem Einlagensicherungsfonds anderer Länder angeschlossen haben. Die Bigbank gehört zum Beispiel dem estnischen Einlagenschutzfonds an, die IW Bank, eine Tochter der Ubi Banca, ist dem italienischen Fonds angeschlossen. Die VTB Direktbank – nicht zu verwechseln mit der VTB Bank Deutschland – ist Österreichs Einlagensicherungssystem angegliedert.
Solche Aspekte sind wichtiger geworden, seit wegen der Staatsschuldenkrise die Zahlungsfähigkeit ganzer EU-Staaten angezweifelt wird. Denn es gibt kaum einen Einlagensicherungsfonds, der die Pleite einer großen Bank ohne Staatshilfe überstehen könnte. Selbst der Einlagensicherungsfonds der deutschen privaten Banken benötigte öffentliche Gelder, als die Deutschland-Tochter der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 Insolvenz anmeldete. „Deshalb ist die Frage wichtig, ob der jeweilige Staat finanzkräftig genug ist, um notfalls für das Einlagensicherungssystem einzustehen“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Der Verbraucherschützer rät Anlegern deshalb, darauf zu achten, dass eine Bank den Schutz der deutschen Einlagensicherung anbietet: „Die implizite Staatsgarantie Deutschlands ist höher zu bewerten als die von vielen anderen europäischen Staaten.“ Ein weiterer Vorteil: Der Schriftverkehr mit den Behörden erfolgt im Entschädigungsfall auf Deutsch.
Für die maroden Banken in Europa ist der EZB-Zinsentscheid dagegen ein Gewinn: Nie kamen sie so billig an Geld wie jetzt. Auch der Bund profitiert, weil er sich dank des niedrigen Zinsniveaus jetzt so günstig verschulden kann wie nie zuvor. Die geldpolitische Lockerung der EZB dürfte Deutschland, das in der Krise von seinem Status als sicherer Hafen profitiert, tendenziell weitere Entlastung bei der Refinanzierung bescheren. Wer dem Bund derzeit für zehn Jahre Geld leiht, bekommt lediglich knapp 1,3 Prozent Zinsen im Jahr garantiert.
Auch am Aktienmarkt kann sich der niedrige Zins positiv auswirken, da andere Anlageklassen wegen der niedrigen Zinsen kaum Rendite abwerfen. Auch Immobilienbesitzer reiben sich die Hände: Wer etwa Immobilien in Städten wie Hamburg, Stuttgart, München, Frankfurt oder den Trend-Bezirken Berlins besitzt, kann auf Wertsteigerungen hoffen. Allerdings hängen sinkende Kapitalmarktzinsen nur mittelbar mit der Zentralbank-Entscheidung zusammen. So bestimmen die Banken beispielsweise den Zins für Baudarlehen maßgeblich. Nur weil der Leitzins fällt, fällt nicht automatisch auch der Bauzins.