Fair-World-Fondsmanager Flaschka "Vier Prozent sollten wir erreichen"

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"Strenge soziale und umweltpolitische Anforderungen"

In welche Aktien investieren Sie?

International in derzeit rund 50 Einzelwerte. Darunter sind große bekannte Unternehmen wie beispielsweise die Hotelgruppe Marriott, der deutsche Software-Riese SAP, das US-Transportunternehmen Union Pacific oder das Medienhaus Reed Elsevier aus Großbritannien.

Was macht diese Unternehmen besonders nachhaltig?

Grundsätzlich müssen sämtliche investierbare Unternehmen unsere strengen sozialen und umweltpolitischen Anforderungen übertreffen. SAP gilt als vorbildlich bei Unternehmensführung und der Mitarbeiterbeteiligung, und das auch bei Standorten in Entwicklungsländern. Bei Marriott gefällt uns, dass die Chancengleichheit von Mann und Frau in den Unternehmensleitlinien verankert ist, genauso wie die Förderung von lokalen Mitarbeitern in den internationalen Standorten. Reed Elsevier betreibt gesellschaftliches Engagement, das als „Informations-Philanthropie“ bezeichnet wird und für sozial, kulturell und wirtschaftlich Benachteiligte gratis Zugang zu Informationen schafft. Union Pacific schneidet im Umweltmanagement sehr gut ab und setzt beispielsweise Züge mit Hybridantrieb ein.

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Haben kleinere Unternehmen keine Chance?

Doch. Wir investieren auch in weniger bekannte Namen, die aber durchaus unter nachhaltigen Aspekten besonders positiv herausragen. Dazu zählt etwa Jain Irrigation, ein indisches Unternehmen, das Bewässerungssysteme für die Landwirtschaft herstellt, aber auch in der Nahrungsmittelherstellung und bei Solarenergie engagiert ist. Ebenfalls aus Indien stammt die Fondsposition Dr. Reddy’s Laboratories, ein weltweit tätiger Hersteller von pharmazeutischen Nachahmer-Präparaten, so genannten Generika, der ärmeren Menschen einen besseren Zugang zu Medikamenten ermöglicht. Mit Hikma Pharmaceuticals, die in Jordanien gegründet wurden, aber an der Londoner Börse gelistet sind, haben wir das größte Pharmaunternehmen aus der Region Middle-East-North-Africa im Portfolio. Auch Hikma hat sich auf Generika spezialisiert. Mit der österreichischen EVN Energieversorgung Niederösterreich haben wir ein Unternehmen im Portfolio, das unter anderem in Osteuropa stark bei dezentraler Energieversorgung und Energie aus Wasserkraft engagiert ist.

Wie stark schränkt Sie der Nachhaltigkeitsfaktor bei der Aktiensuche ein?

Durch Ausschlusskriterien, wie etwa den Verzicht auf Waffenproduzenten oder Hersteller von Gentechnik wird das Universum natürlich kleiner. Aus dem gesamten Weltuniversum von vielen tausend Werten erfüllen derzeit auch nur etwa 70 unsere strengen Auswahlkriterien.

Worüber reden Sie mit dem Beirat aus Wirtschafts- und Entwicklungsexperten, der Sie bei der Anlageauswahl berät?

Wir diskutieren jeden einzelnen Fondsbestandteil sehr intensiv. So war der Kaffeehersteller Keurig Green Mountain lange Zeit im Fonds enthalten. Doch dann begann der Fairtrade-Pionier sein Geschäftsmodell verstärkt auf Einweg-Kaffeekapseln auszurichten und das gefiel uns und den Beiratsmitgliedern nicht. Ein Nachhaltigkeits-Vorreiter hat sich dadurch leider negativ entwickelt. Südafrikanische Anleihen haben wir verkauft, als die dortige Polizei streikende Minenarbeiter erschossen hat, ungarische Staatsanleihen sind auch nicht mehr im Portfolio, weil Ungarn wegen regelmäßig wiederkehrender Menschenrechtsverletzungen auffällig ist. Und Anleihen der Landwirtschaftlichen Rentenbank aus Frankfurt nehmen wir ebenfalls nicht mehr, weil die Bank auch Gentechnik-Projekte finanziert.

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