Und nicht mehr aus der Peripherie oder Frankreich den Weg nach Deutschland ansteuern?
Roman Zulauf: Der Weg nach Deutschland ist zu gefährlich, weil die Regierungen in der Eurozone, einschließlich der deutschen, ja klar gemacht haben, dass sie die Bürger zur Kasse bitten werden. Wer dort Geld hat, muss seine Bank stützen, wie man das in Zypern gemacht hat. Das ist auch vom EU-Parlament so vorgeschlagen und jetzt von den Finanzministern so abgesegnet worden. Vor diesem Risiko haben die Bürger Angst und werden versuchen, ihm zu entkommen. Dann flieht Kapital aus der Eurozone.
Wird dieser Weg schon beschritten? Noch wirken die Sparer recht entspannt und vertrauen auf die Einlagengarantie.
Felix Zulauf: Das stimmt schon. Aber die Märkte laufen sich gerade warm. Und wenn die Besorgnis erst mal da ist, dann ist es schon ziemlich spät.
Dann ist Tagesgeld also auch keine Wahl?
Roman Zulauf: Zumindest nicht in der Eurozone. Aber beispielsweise bei einer angelsächsischen Bank in London oder in New York in Dollar, das wäre eine gute Option.
Wie sieht es mit Aktien aus?
Felix Zulauf: Steigende Anleiherenditen, Kapitalflucht und die ungelösten Verschuldungsfragen bremsen die Weltwirtschaft massiv. In diesem Umfeld werden die Unternehmensgewinne weltweit unter Druck kommen, zumal die großen Kostenreduktionen, also Entlassungen von Arbeitnehmern, weitgehend gelaufen sind. Die kommen schon noch, aber nicht mehr in dem Umfang wie in der Vergangenheit. Auch die große Steueroptimierung der Unternehmen ist vorbei. Da kommt jetzt eher Gegenwind auf die Unternehmen zu. Weil Margen und Gewinne in allen Regionen der Welt unter Druck kommen, werden auch die Aktienkurse fallen. In den vergangenen Jahren hieß es ja immer, man solle Aktien kaufen, weil Bonds zu teuer seien, man die also nicht mehr kaufen könne. Da ist natürlich was dran. Aber jetzt kommt die Frage: Wenn die Gewinne fallen, will ich dann immer noch Aktien haben? Die letzten Wochen zeigen, dass das eigentlich nicht der Fall ist. Aktien bleiben zunächst unter Druck.
Und auf lange Sicht?
Felix Zulauf: Da werden Aktien wahrscheinlich die besten Instrumente sein, mit denen man in den nächsten Jahren operieren kann. Aber man kann nicht einfach kaufen, herumsitzen und glauben, man werde so wohlhabend. Diese Zeiten sind vorbei. Man muss sein Portfolio bewirtschaften.
Das heißt?
Felix Zulauf: Man muss kaufen, um verkaufen zu können und man muss verkaufen, um nachher wieder kaufen zu können. Bei Aktien haben wir derzeit im Zyklus den Zenit überschritten. Wir stecken in einer mittelfristigen und nach unserer Meinung auch in einer zyklischen Abwärtsbewegung, die vermutlich im Spätsommer oder Herbst auf deutlich tieferen Niveaus auslaufen wird. Jetzt wollen wir mal sehen, wie groß die Abschläge dann sind. Sie könnten beträchtlich sein. Falls sie in geordnetem Rahmen ablaufen, würden danach Gegenbewegungen einsetzen. Beim stärksten Aktienmarkt, dem amerikanischen, könnte ich mir unter solchen Konstellation sogar vorstellen, dass dieser die Hochpunkte noch einmal erreicht oder gar noch marginal über diese hinaussteigt. Aber anschließend fällt er wieder zurück. Heute ist aber wichtig, dass die Luft nach oben sehr dünn ist und das Risiko eines großen Einbruchs beträchtlich.
Und deshalb sagen Sie: Wir übernehmen das, weil wir eher wissen, wo unten und oben ist?
Felix Zulauf: Wir gehen natürlich auch an der Wand entlang. Wir analysieren die Welt, stellen eine These auf und investieren entsprechend. Aber wir sind keine Dogmatiker, wir bewirtschaften das Risiko laufend. Für Anleger, seien es private oder institutionelle, die das nicht können, werden die nächsten Jahre sehr enttäuschend verlaufen.