Festgeld-Ranking Die besten Zinsangebote im Ausland

Ausländische Banken locken mit hohen Zinsen auf Festgeld. Doch Vorsicht: Sparer sollten außer auf Rendite auch auf Sicherheit achten. Die besten Angebote für Ihr Festgeld.

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Rating der Länder im europäischen Raum. Quelle: Illustration

Mit der Pleite der isländischen Kaupthing Bank im Oktober 2008 kam die Weltfinanzkrise erst so richtig bei den deutschen Sparern an. Tausende hatten auf der sagenumwobenen Insel teils hohe Summen angelegt, weil das ansonsten hierzulande völlig unbekannte Institut mit exorbitant hohen Zinsen lockte. Eine deutsche Tochterfirma half bei der Akquise. Auch wenn der Finanzunfall am Ende glimpflich ausging, weil Island nach langen Verhandlungen nicht nur die eigenen Bürger entschädigte sondern am Ende auch die deutschen Anleger berücksichtigte, mussten letztere Jahre um ihr Geld zittern.

Kaupthing ist Finanzgeschichte, doch aus dieser lässt sich etwas lernen. Denn das Versprechen hoher Zinsen im Ausland hat wegen des historisch niedrigen Zinsniveaus in Deutschland neue Aktualität erhalten. Sparzinsen gibt es so gut wie keine mehr, was für jederzeit fälliges Tagesgeld genauso gilt wie für längerfristig angelegte Festgelder.

Zinsen aufs Festgeld? Die gibt es eigentlich nur noch im Ausland. Die portugiesische Novo Banco etwa bietet immerhin 1,25 Prozent Jahreszins für zwölfmonatige Anlagen und 1,45 Prozent auf dreijährige.

12-Monats-Festgeldanlagen bei ausländischen Banken - Länder mit Euro als Währung

Die Zinsportale WeltSparen, Zinspilot und Savedo haben sich darauf spezialisiert, diese Anlagemöglichkeiten bei ausländischen Banken für deutsche Anleger herauszufiltern. Ihr Geschäft profitiert von den zumindest auf dem Papier einheitlichen Regeln für die Einlagensicherung in Europa. "Die einheitlichen europäischen Standards für die Sicherung der Spareinlagen gelten auch in EU-Ländern, die nicht den Euro eingeführt haben, wie Schweden, Bulgarien oder Großbritannien", sagt Tamaz Georgadze, Mitgründer und Vorstand von WeltSparen. Doch wie verlässlich sind diese Standards, wenn es mal hart auf hart kommen sollte?

Wegen des Ausfallrisikos von Banken ist bei der Anlageentscheidung nicht nur der Zins zu beachten, sondern auch die Bonität des Anbieters sowie die finanzielle Stabilität in dessen Heimatland. „Wer ungern auf die höheren Verzinsungen der Vermittler-Banken verzichten will, sollte bei Bedenken bezüglich der Sicherheit die internationalen Finanz-Ratings zum Beispiel von der Ratingagentur Moody’s im Auge behalten“, empfiehlt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung aus Frankfurt.

12-Monats-Festgeldanlagen bei ausländischen Banken - Länder mit eigener Währung aber Anlage in Euro

Die FMH-Finanzberatung hat für WirtschaftsWoche-Leser 45 Angebote ausländischer Banken verglichen und dabei das Finanzrating des jeweiligen Landes berücksichtigt. Es zeigt sich: Banken, die hohe Zinsen bieten, sitzen in Ländern mit tendenziell niedrigerer Kreditwürdigkeit. Ökonomisch ist das schnell erklärt, schließlich steigt der Zins mit dem Ausfallrisiko einer Geldanlage. Daher müssen Anleger neben dem Zins unbedingt im Auge behalten, was passiert, falls ihre Anlagebank mal in Zahlungsschwierigkeiten stecken sollte.


Nationale Einlagensicherungen müssen gerade stehen

Klar, dass bei Pleiten die einheimische Bevölkerung Vorrang hat. Ausländische Sparer stehen faktisch weiter hinten in der Reihe, wenn staatliche Entschädigungen verteilt werden müssen. Und das in den Geschichtsbüchern festgehaltene Versprechen der Kanzlerin beim Ausbruch der Finanzkrise, dass die Spareinlagen der Bürger sicher seien, mag zwar in Deutschland gelten oder gegolten haben, nicht aber in Island und anderswo.

Geht ein ausländisches Geldinstitut in die Pleite, muss die dortige nationale Einlagensicherung für die Rückzahlung des angelegten Geldes gerade stehen. Zwar sind seit 2011 innerhalb der Eurozone einheitliche Regeln für die Einlagensicherungssysteme in Kraft, etwa die Mindesthöhe der Entschädigungssumme von 100.000 Euro. Wenn aber die in den Sicherungsfonds gespeicherten Summen nicht reichen, muss der Heimatstaat der betroffenen Bank oder Bankengruppe als Letztverantwortlicher einspringen.

Nur finanziell stabile Staaten können das Versprechen erfüllen, für die Geldeinlagen auch ausländischer Kunden zu haften. Zudem stammen viele Festgeldangebote von Banken außerhalb der Europäischen Währungsunion, etwa aus Großbritannien oder Südosteuropa.

Rating zum Ausfallrisiko der Staaten

Auffällig ist, dass kein Festgeldangebot aus dem aktuellen FMH-Ranking aus einem Land mit besonders guter Ratingklasse stammt. Zum Vergleich: Deutschland notiert bei der Ratingagentur Moody’s derzeit in der besten Kategorie Aaa mit einem auch langfristig vernachlässigbaren Ausfallrisiko, das ganze bei stabilem Ausblick. Frankreich als zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone wurde wegen seines schwachen Wachstums bereits 2015 herabgestuft und notiert nur noch in der drittbesten Kategorie, bei Aa2.

Die meisten Ratingurteile der im FMH-Ranking berücksichtigten Staaten liegen in noch deutlich schlechteren Risikoklassen als Frankreich. Die Banken mit hochverzinsten Festgeldangeboten sitzen in Ländern wie Portugal, Rumänien, Bulgarien oder Kroatien. Dort kann eine Geldanlage laut Moody’s-Definition lediglich unter der Prämisse als sicher gelten, dass die gesamtwirtschaftliche Lage stabil bleibt und keine unvorhergesehenen Ereignisse eintreffen.

Eine Festgeldanlage sollte eigentlich eine sichere Anlageform sein, bei der man ruhig schlafen kann. Daher sollten Anleger Festgeldanlagen in riskanten Ländern allenfalls mit einem überschaubaren Teil ihres Geldvermögens eingehen. Das ist allerdings gar nicht so einfach, denn oft liegt die Mindestanlagesumme bei den untersuchten Festgeldangeboten bei stolzen 10.000 Euro, etwa bei der Haitong Bank (Portugal), der Alior Bank (Polen) oder der Banka Kovanica (Kroatien). Die Atom Bank aus Großbritannien akzeptiert dagegen auch schon Anlagen ab einem Euro, also ohne Mindestsumme und auch bei der Rietuma Bank aus Lettland kann man bereits ab 100 Euro anlegen.

36-Monats-Festgeldanlagen bei ausländischen Banken - Länder mit Euro als Währung

Ökonom Sinn warnt vor Kreditblase in Südosteuropa

Anleger sollten sich ebenfalls die volkswirtschaftliche Situation in Ländern mit hochverzinsten Festgeldangeboten vor Augen halten. So weist der Ökonom Hans-Werner Sinn bei einem aktuellen Interview mit der WirtschaftsWoche darauf hin, dass sich die Privatwirtschaft in Bulgarien, Rumänien und Kroatien auffällig stark in Euro verschuldet habe. Geldgeber dieser Fremdwährungskredite seien vor allem Banken aus Österreich, Frankreich, Belgien und den Niederlanden sowie aus dem finanzschwachen Griechenland.

Der Wissenschaftler Sinn spricht dabei von einer „Kreditblase“, hinter der das Kalkül stehe, dass Bulgarien, Rumänien und Kroatien in die Währungsunion aufgenommen würden. So könnten sie trotz übermäßiger Schulden zahlungsfähig bleiben. Ausgerechnet Banken aus Rumänien, Bulgarien und Kroatien sind mit ihren Festgeldangeboten ganz vorne mit dabei.

36-Monats-Festgeldanlagen bei ausländischen Banken - Länder mit eigener Währung aber Anlage in Euro

Wie immer, wenn irgendwo eine auffällig hohe Rendite lockt, sollten Anleger sich fragen, woran die höhere Verzinsung liegt. Denn darin ist ein Ausgleich für das höhere Ausfallrisiko zu sehen. Die Spitzenreiterin in unserem FMH-Festgeld-Ranking ist die Novo Banco aus Portugal, ein Institut mit bewegter Vorgeschichte. In ihren Büchern wurden die weniger problematischen Bilanzreste der untergegangenen Skandalbank Espírito Santo gebündelt, die 2014 vom portugiesischen Staat geschlossen und aufgefangen werden musste. Die größten Problemkredite wurden in einer staatlichen Bad Bank entsorgt.

Klar, dass Novo Banco mehr bieten muss als die Konkurrenz, um am freien Markt Geld zu bekommen. Ähnliche Beweggründe dürften auch bei anderen Banken mit auffällig hohen Festgeldrenditen eine Rolle spielen. Kaupthing lässt grüßen.

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