Für John Paulson lief es schon mal besser. Der New Yorker Hedgefonds-Manager stieg in der Finanzkrise zum Star auf, weil er gegen den US-Immobilienmarkt wettete. Das Platzen der Blase machte ihn berühmt – und reich. 38 Milliarden Dollar verwaltete der Hedgefonds von Paulson zu Spitzenzeiten nach der Finanzkrise, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Doch davon scheint nicht viel übrig geblieben zu sein. Im Frühjahr verwaltete Paulson laut Bloomberg nur noch neun Milliarden Dollar.
Paulson musste sogar weiteres Geld aus dem Fonds abziehen – für Steuerzahlungen, die er seit der Finanzkrise aufgeschoben hatte. Den Star-Manager haben laut Bloomberg vor allem missratene Wetten auf Gold oder gegen US-Banken Geld und Kunden gekostet. Das noch im Fonds verbliebene Vermögen sei größtenteils sein eigenes.
Immerhin steht Paulson mit seinen Sorgen nicht allein da. Die vergangenen Jahre waren für die Hedgefonds-Branche insgesamt wenig erfolgreich. Der Barclay Hedge Fonds Index versucht, die Entwicklung der gesamten Hedgefonds-Branche abzubilden. Er läuft seit Beginn des aktuellen Wirtschaftsaufschwungs vor knapp zehn Jahren deutlich schlechter als ein reiner Aktienindex wie etwa der MSCI World. Wer also einfach nur, etwa mithilfe eines börsennotierten Indexfonds, in den weltweiten Leitindex für Aktien investierte, fuhr im Mittel mehr Rendite ein als Anleger, die ihr Geld hochbezahlten Hedgefonds-Managern anvertrauten.





Marcus Storr, beim Vermögensverwalter Feri aus Bad Homburg für Hedgefonds zuständig, hält einen solchen Vergleich allerdings für irreführend. „Hedgefonds mit normalen Aktienfonds zu vergleichen, ergibt keinen Sinn, weil das Anlageziel vollkommen unterschiedlich ist“, sagt er. Tatsächlich bedeutet das englische Wort „to hedge“ lediglich „absichern“. Ein Hedgefonds-Manager soll also Rendite erwirtschaften, unabhängig davon, ob die Kurse insgesamt steigen oder fallen. Und das, sagt Storr, funktioniere insgesamt auch. „Die Volatilität solcher Fonds ist drei- bis viermal niedriger als die von reinen Aktienfonds.“ Die Wertentwicklung von Hedgefonds unterliegt also deutlich weniger Schwankungen.
Dass Hedgefonds trotzdem oft mit den ganz großen Schwankungen und Renditen in Verbindung gebracht werden, liegt an der großen Aufmerksamkeit für einige Superstars wie Paulson. Und daran, dass die Branche größtenteils im Verborgenen arbeitet. So tauchen zwar immer wieder Meldungen über große Hedgefonds-Wetten gegen Unternehmen oder Märkte auf, die viel Aufsehen erregen. Anfang des Jahres etwa sorgte der Hedgefonds Bridgewater des US-Investors Ray Dalio mit einer milliardenschweren Wette gegen europäische Aktien für reichlich Medieninteresse. Doch die Beweggründe bleiben meist unklar.
Dalio selbst kommentierte seine Aktion nur mit den Worten: „Sie kann leicht fehlinterpretiert werden. Lesen Sie da also nichts hinein.“ Der US-Fondsmanager hatte Aktien europäischer Unternehmen in großem Stil leerverkauft. Bei einem Leerverkauf leiht sich ein Investor eine Aktie und verkauft sie dann direkt am Markt. Kann er sie später günstiger zurückkaufen, weil der Kurs gefallen ist, erzielt er einen Gewinn. Leerverkäufer, auch Shortseller genannt, gewinnen also bei fallenden Kursen. Seit der Finanzkrise müssen sie veröffentlichen, wenn sie einen Anteil von mehr als 0,5 Prozent aller Aktien eines Unternehmens leerverkauft haben. Deswegen werden gerade große Shorts – wie der von Dalio – bekannt.