




Wer in den vergangenen Jahren bei Aktien von Gewinnen sprach, bezog sich in der Regel auf die Performance, sprich die Steigerung der Notierung. Dividendenausschüttungen wurden von der breiten Masse als Pro-Argument für die Aktie oft vernachlässigt. Erst im Zuge der Niedrigzinspolitik der Notenbanken und des damit verbundenen Anlagenotstands sind sie wieder stärker ins Blickfeld der Aktionäre gerückt. Die Erklärung für diesen Sinneswandel ist denkbar einfach: Mit einer Dividende von vier, fünf oder sechs Prozent des Aktienkurses, die manch ein Dax-Konzern bietet, ist man als Anleger unter Renditeaspekten mittlerweile ganz weit vorne.
Trend auch bei Fonds
Das neue Bewusstsein setzt sich aber nicht nur bei Einzelwerten, sondern auch bei komplexeren Produkten durch. So erkennt Hermann-J. Simonis, Vorstandssprecher der Laureus AG, der Private-Banking-Tochter der Sparda Bank West, diesen Trend auch bei Fonds und Co: „Das Interesse der Kunden an ausschüttenden Konstruktionen nimmt rasant zu, das an thesaurierenden im gleichen Maße ab.“ Er sehe das unter anderem am Feedback seiner Kunden, die sich zuletzt in ungewöhnlich hohem Maße positiv über die Ausschüttungen geäußert hätten.
Er nimmt zudem ein neues Interesse an diesem Thema wahr: „Früher hat der Kunde dem Umstand, dass er zwischen ausschüttenden und thesaurierenden Produkten auswählen kann, wenig Bedeutung beigemessen - es war ihm schlichtweg egal. Mittlerweile ist das Bewusstsein über diesen Unterschied deutlich gewachsen.“
Die wichtigsten Fondstypen im Überblick
Wie der Name schon sagt, legen diese Investmentfonds in Aktien an. Aufgrund der breiten Anlagestreuung ist ein Investment in Aktienfonds weniger risikoreich als eine Direktanlage in Einzeltitel. Aktienfonds haben spezielle Anlageschwerpunkte – etwa bestimmte Branchen, Länder, Regionen oder Anlagestile.
Dieser Investmentfonds – auch Exchange Traded Funds (kurz ETF) genannt – bildet einen Index wie beispielsweise den Dax eins zu eins nach. Die Zusammensetzung dieses Fonds verändert sich nur, wenn sich die Zusammensetzung des zugrunde liegenden Index verändert. Deshalb spricht man von einem passiven Investment. ETFs können fortlaufend über die Börse gehandelt werden. Ihre Verwaltungsgebühren sind sehr gering, Ausgabeaufschläge wie bei „aktiv“ gemanagten Fonds entfallen.
Für die kurzfristige Anlage eignen sich vor allem Geldmarktfonds. Sie investieren in Geldmarktinstrumente wie beispielsweise Festgeld und kurz laufende, festverzinsliche Wertpapiere. Die Kursschwankungen dieser Fonds sind gering, die Renditeaussichten allerdings auch.
Offene Immobilienfonds legen das Geld der Anleger in Grundstücken, Erbbaurechten und Beteiligungen an Büro- und Geschäftsimmobilien an. Anleger profitieren von den Miet- und Zinseinnahmen sowie den Wertsteigerungen der Immobilien. Die Anzahl der ausgegebenen Anteile ist anders als bei geschlossenen Immobilienfonds nicht begrenzt.
Sogenannte Lebenszyklusfonds sind im Grunde Mischfonds mit einem bestimmten Anlageziel beziehungsweise -horizont. Die Lebenszyklusfonds haben eine feste Laufzeit, gegen Ende dieses Zeitraums – das können 20, 25 oder 30 Jahre sein – schichtet das Fondsmanagement schrittweise von Aktien in Anleihen um, um das Kapital und die angefallenen Kursgewinne zu sichern.
Diese Fonds legen in Aktien und Anleihen an. Der Fondsmanager kann so in stagnierenden oder fallenden Märkten verzinsliche Wertpapiere übergewichten, bei steigenden Aktienkursen den Anlageschwerpunkt aber wieder verlagern. Das Ziel: einen höheren Ertrag als reine Rentenfonds zu erzielen und beim Risiko niedriger als bei einem Aktienfonds zu liegen. Der typische Aktienanteil liegt zwischen 30 und 70 Prozent – je nach Geschmack der Anleger.
Rentenfonds investieren ausschließlich oder überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere wie Pfandbriefe, Kommunalobligationen oder Länder- beziehungsweise Unternehmensanleihen. Da regelmäßig Erträge in Form von Zinszahlungen anfallen, bieten Rentenfonds in der Regel stetige Erträge.
„Kunden wollen Kontinuität“
Laut Simonis liegt das Verhältnis zwischen der Nachfrage nach ausschüttenden und der nach thesaurierenden Produkten momentan bei 90 zu 10. Er führt das auf die Gefühlsebene zurück: „Es ist eher ein emotionaler denn ein rationaler Aspekt: Die Kunden verlangen in diesen Zeiten, die durch Eurokrise und Schuldenproblematiken geprägt sind, Kontinuität und Sicherheit. Und dieses Gefühl wird ihnen durch regelmäßige Ausschüttungen eher vermittelt als durch Reinvestitionen.“
Simonis räumt aber auch ein, dass die emotionale Herangehensweise unter Umständen die falsche ist: „Mit der Wahl eines ausschüttenden Produkts entgehen dem Kunden oft Vorteile, welche ein thesaurierendes bieten würde.“