WirtschaftsWoche: Herr Tenkmann, Sie sind Direktor bei der Förderbank des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Förderbanken der Bundesländer verfügen über ein echtes Füllhorn an zinsgünstigen Fördermöglichkeiten für Unternehmensgründer und bestehende Betriebe. Aber es lauern auch Fallstricke. Wer berät Interessierte beim Förderantrag?
Felix Tenkmann: Erste Anlaufstelle ist meist die Hausbank, über die ein Großteil der Förderkredite vergeben wird. Ich empfehle jedem Unternehmer außerdem, sich vorab zu informieren. Beispielsweise bei den regelmäßigen Beratertagen der Förderbanken, den Service-Centern oder über die Online-Produktdatenbanken, in denen alle Förderprogramme mit ihren Konditionen zu finden sind.
Wer sich unabhängig von einer Bank beraten lassen möchte, findet auch bei den regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaften, den Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern Unterstützung.
Lassen sich staatliche Förderkredite und staatliche Bürgschaften kombinieren?
Grundsätzlich können viele Förderkredite mit Bürgschaften zum Beispiel der Bürgschaftsbank NRW kombiniert werden. Das hat den klaren Vorteil, dass mangelnde Sicherheiten ausgeglichen werden können und die Chance des Unternehmens auf den Kredit steigt.
Gibt es Auflagen, wie das Geld investiert werden muss?
Jedes staatliche Förderprogramm unterliegt bestimmten Bedingungen und darf auch nur für die Verwendungszwecke genutzt werden, die den Förderkriterien entsprechen. Insofern mein Rat: Erst klären, ob die geplante Investition förderfähig ist, dann den Antrag bei der Hausbank stellen, dann das Vorhaben anstoßen.
Welche Fehler können Antragsteller machen, zum Beispiel beim Timing?
Oft werden Förderanträge zu spät gestellt, nämlich dann, wenn das Vorhaben schon gestartet oder die Investition schon getätigt ist. Insofern sollte jeder Unternehmer oder Gründer die Hausbank so früh wie möglich einbinden, um eine fristgerechte Antragsstellung zu gewährleisten. Wer schon vorher Kauf- oder Lieferverträge abschließt, bekommt nachträglich keine Förderung.
Und Fehler beim Antrag?
Da die Hausbank den Antrag stellt, kann der Kunde keine Fehler machen.
Was muss bei der Rückzahlung beachtet werden?
Im Fall einer vorzeitigen ganzen oder teilweisen außerplanmäßigen Tilgung kann lediglich eine Vorfälligkeitsentschädigung fällig werden.
Welche Gebühren fallen bei einer Förderbank an? Wie geht es möglichst preiswert?
Bei der Beantragung von Förderkrediten fallen grundsätzlich keine Gebühren an. Und auch die Beratung durch Förderbanken ist kostenfrei.
Und was macht ein Unternehmer, wenn seine Hausbank ihm lieber einen eigenen Kredit verkaufen möchte statt ihm bei seinem Antrag an die staatliche Förderbank zu unterstützen? Das soll’s geben…
Fragen Sie immer nach dem Grund. Sollte das Angebot der Hausbank günstiger sein, als der Förderkredit – umso besser. Denn Förderbanken wie die NRW.BANK stehen nicht in Konkurrenz zu den Hausbanken, sondern ergänzen da, wo es sinnvoll ist.
Grundsätzlich können alle Hausbanken staatliche Förderdarlehen durchleiten, da ist der Antragsteller bei der Wahl seiner Bank völlig frei.
Tipps für Gründerpersönlichkeiten
Je schlechter das Rating des Kunden bei seiner Bank ist, desto teurer lässt sie sich einen Kredit bezahlen. Wie lässt sich das Rating verbessern und so Zinsen sparen?
Grundsätzlich hängt das Rating und damit die Höhe des Zinssatzes von der Bonität des Antragstellers ab. Die Eigenkapitalquote des Unternehmens hat hier maßgeblichen Einfluss – sie ist eine der wichtigsten Stellschrauben des Ratings. Der Unternehmer kann sie verbessern, eine Eigenkapitalquote verbessern, indem er Investoren mit an Bord holt. Auch die Förderbanken beteiligen sich über ihre Fonds an Unternehmen. Sie helfen aber auch mit Mezzanine-Kapital oder Nachrangdarlehen.
Verlangt die Bank dafür unternehmerischen Einfluss?
Nein, diese Angebote stärken ebenfalls die Eigenkapitalbasis, aber dem Kapitalgeber wird kein Einfluss auf die Geschäftsführung eingeräumt.
Ist die Chance auf einen Förderkredit größer, je mehr Gesellschafter haften?
Wichtig bei jeder Kreditvergabe ist, dass Bonität und Besicherung stimmen und die monatliche Belastung durch den Kredit dauerhaft tragbar ist. Insofern kann es durchaus sein, dass sich die Gesamtsituation durch den Zusammenschluss von mehreren Gesellschaftern verbessert.
Gibt es Fehler, vor denen Sie vor allem Gründer warnen?
Ein Fehler, der im Fall von Existenzgründungen immer wieder passiert, ist die verfrühte und zu wenig durchdachte Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit. Wer gründen will, sollte sich daher vorher selbst fragen: Bin ich überhaupt eine Gründerpersönlichkeit? Bin ich ausreichend belastbar? Kann ich Mitarbeiter führen? Gehe ich positiv und offen mit Rückschlägen um? Erst, wenn ich diese Fragen mit „ja“ beantworten kann, sollte ich überhaupt gründen.
Zu der frühzeitigen Planung gehört auch die Erstellung eines Businessplans – und den sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Er hilft nicht nur der Bank, sondern auch dem Gründer die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens realistisch einzuschätzen. Daher sollten Rentabilitäts- und Liquiditätsrechnung sowie Angaben zum Marktpotential oder den Absatzmärkten enthalten sein. Neben der fachlichen und kaufmännischen Qualifikation muss er aber auch persönlich für die Selbstständigkeit geeignet sein
Was kann eine Förderbank machen, wenn der Antragsteller über einen soliden Businessplan, aber leider nicht über ausreichende Sicherheiten verfügt?
Eine Förderbank wie die NRW.BANK bietet in diesem Fall Haftungsfreistellungen zugunsten der Hausbank an. Eine weitere Möglichkeit sind Bürgschaften der Bürgschaftsbank sowie des Bundeslandes. Die Hausbanken müssen in diesen Fällen das Ausfallrisiko nicht alleine tragen, wodurch die Kreditvergabe an Gründer und Mittelständler mit geringen Sicherheiten erleichtert oder überhaupt erst ermöglicht wird. Sprechen Sie hierzu frühzeitig die Experten unserer Infoline oder Ihre Hausbank an.