Fonds Fußball-Investments mit Kick

Mit Fußball-Aktien wie der von Borussia Dortmund und Fan-Anleihen wie der von Schalke 04 können Fußballfans die Liebe zu ihrem Verein im eigenen Wertpapierdepot demonstrieren. Mit speziellen Fonds können sich Anleger neuerdings auch direkt an einzelnen Spielern beteiligen.

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Fußballklubs am Kapitalmarkt
Manchester United ist in Großbritannien, was der FC Bayern München in der Bundesliga ist. Im Vordergrund Stürmerstar Wayne Rooney Quelle: dapd
ManU gehört dem Milliardär Malcolm Glazer Quelle: dpa/picture-alliance
Fußballübertragung der Bezahlsenders Sky Quelle: dapd
Dortmund-Spieler Sebastian Kehl und Mats Hummels nach dem Sieg im DFB-Pokalfinales 2012 Quelle: REUTERS
In Dortmund wurde geklotzt: Mit dem Signal Iduna Stadion entstand im Revier das größte Fußballstadion Deutschlands. Es fasst 81.000 Besucher. In der Finanznot wurde es verkauft, zurückgemietet und schließlich wieder zurückgekauft - jedesmal, um Geld zu sparen Quelle: dpa
Borussia Dortmund: Kevin Groskreutz feiert sein Tor im DFB-Pokalfinale in Berlin Quelle: REUTERS
Auch der bei Dortmundfans verhasste Rivale Schalke 04 aus dem nahen Gelsenkirchen gönnte sich ein großes, teures Stadion. Die hohen Schulden des Vereins sollten neu strukturiert werden, um die Kreditkosten zu senken. Die Vereinsführung entschloss sich, 100 Millionen Euro von Anlegern einzusammeln. Allerdings nicht mittels Börsengang und der Ausgabe neuer Aktien. (Im Bild die Schalke-Spieler Jefferson Farfán und Klaas-Jan Huntelaar) Quelle: dpa

Fußball ist ein einträgliches Geschäft – zumindest für die besten Spieler und ihre Berater. Sie verdienen vor allem in den Transferperioden gut. Spielerwechsel dürfen in Europa nur im Sommer und im Winter durchgeführt werden. Derzeit läuft die Transferperiode vor der neuen Saison, auch spektakuläre Deals wie der des Belgiers Eden Hazard (für 40 Millionen Euro von Lille nach Chelsea) oder des Brasilianers Thiago Silva (für 42 Millionen Euro vom AC Mailand zum neureichen Paris Saint Germain) waren schon wieder einige dabei - obwohl die Periode noch bis 31. August läuft, also gerade mal Halbzeit hat. Wechselt ein begehrter Kicker für mehrere Millionen Euro Ablösesumme den Verein, können Spieler und Berater oft Handgelder in Millionenhöhe einstreichen, vor allem, wenn gleich mehrere Clubs und einen Kicker buhlen.

Für Anleger, die in die Aktien und Anleihen der Proficlubs investierten, war des Spiel mit dem Runden, das ins Eckige soll, hingegen in der Vergangenheit meist kein Gewinn: Nur wenige Aktien, wie die von Manchester United, bevor die Eigentümerfamilie den Club von der Börse nahm, waren ein Erfolg; viele andere Anteilsscheine von Fußballclubs aber verloren mehr als 90 Prozent an Wert. Der Index der weltweiten Fußballaktien liegt 50 Prozent unter seinem Höchststand von 2008. Von den 45 europäischen Fußball-Aktien liegt seit dem jeweiligen Börsengang nur jeder Fünfte im Plus. Nicht wenige Fußballaktien verloren seit dem jeweiligen Börsengang gar 95 Prozent und mehr an Wert.

Fußball-Investment ohne Umwege -- klingt gut

Der Transfermarkt wächst ständig. Galten in den 1980ern noch die umgerechnet 24 Millionen D-Mark als inflationär, die der SSC Neapel dem FC Barcelona für Diego Armando Maradona bezahlte, so musste Real Madrid 2009 schon 94 Millionen Euro für Christiano Ronaldo überweisen.

Fußball ist zudem ein weitgehend krisensicheres Geschäft. Da scheint es lukrativ, sich als Anleger direkt an den Transferrechten aussichtsreicher Talente zu beteiligen. Einige Hedgefonds machen genau das: Sie kaufen sich in die Transferrechte von jungen Talenten ein und verdienen bei einem späteren Vereinswechsel mit. Angeblich (laut eigener Aussage der Fonds) liegen die Renditen bei mehreren 100 Prozent in drei bis vier Jahren; so lange ist in der Regel die Anlageperiode. Klingt nicht schlecht, einen Nachweis liefern wollen oder können die Fonds jedoch nicht.

Talentemarkt Lateinamerika

In Argentinien und Brasilien, wo die meisten Clubs hoch verschuldet sind und es deshalb schon seit den 1960er-Jahren Gang und Gäbe ist, dass die besten Talente Lateinamerika in Richtung Europa verlassen, ist das Phänomen finanzkräftiger vereinsfremder Investoren im Spielermarkt weit verbreitet. Nun versuchen die Investoren auch in Europa Fuß zu fassen. Hauptabnehmerländer sind Spanien und Portugal.

Vor allem in Portugal finanzieren Fonds  wie Quality Sports und Doyen Capital Partners den (oft klammen und hoch verschuldeten) Vereinen wie Benfica Lissabon, Sporting und Porto teure Neuzugänge, die die Clubs alleine nicht stemmen könnten; im Gegenzug bekommen sie eine Beteiligung an möglichen Gewinnen, wenn die Spieler – meist aufstrebende Talente aus Lateinamerika -- später an einen finanzstärkeren Groß-Club wie Madrid oder Barcelona wechseln. In der Vergangenheit klappte das sporadisch. Die portugiesischen Clubs gelten als Talent-Veredler und Durchgangsstationen auf dem Weg zu den ganz großen Clubs. So soll ein Fonds eine hohe zweistellige Rendite beim Transfer des argentinischen Nationalspielers Angel di María von Benfica Lissabon zu Real Madrid verdient haben.

Fonds für das Fußball-Land Nummer eins

Die umsatzstärksten Fußballclubs der Welt
Platz 10: FC Schalke 04 Quelle: REUTERS
Platz 9: FC Liverpool Quelle: dapd
Platz 8: Inter Mailand Quelle: dpa
Platz 7: AC Mailand Quelle: dpa
Platz 6: FC Chelsea Quelle: dpa
Platz 5: Arsenal London Quelle: dapd
Platz 4: FC Bayern München Quelle: dpa

Die meisten Beteiligungsfonds, die Spieler von Argentinien und Brasilien nach Portugal und Spanien holen, sind für Privatanleger geschlossen. Anders der Schweizer Fonds Evolution Squad 2012. Der  Fonds investiert ausschließlich in Talente aus Argentinien. Das Pampaland ist noch vor Brasilien Exportland Nummer eins für Kickertalente, weltweit arbeiten derzeit nach Angaben des argentinischen Verbandes 2228 Argentinier als Profifußballer außerhalb ihres Heimatlandes.

Mit Kun Aguero (Manchester City, geschätzter Marktwert 52 Millionen Euro) und Gonzalo Higuaín (Real Madrid, 35 Millionen Euro Marktwert) gehören zwei der teuersten Kicker der Welt dazu. Evolution Squad sichtet nach eigenen Angaben mit Hilfe zweier argentinischer Scouts ständig den dortigen Jugendfußball, erwirbt teilweise oder ganz die Transferrechte an den Talenten und verdient bei einem späteren Wechsel des Spielers. Wie viele und vor allem welche Talente man konkret im Portfolio hat, sagt das Management nicht.

Erfolge für Transferrechte-Investoren sind selten

Doch Erfolge wie die mit di María scheinen eher die Ausnahme zu sein. In England sind entsprechende Deals seit 2008 sogar verboten, womit die mit Abstand finanzkräftigste Vereinsliga der Welt als Abnehmermarkt für die Fonds ausfällt. Jeweils rund 300 Millionen Euro investierte die Premier League in den beiden abgelaufenen Transferperioden in neues Personal.

In Deutschland versucht die Schweriner "Hanseatische Fußballkontor" seit Ende 2010 über ein klassisches Geschlossener-Fonds-Konstrukt, den Markt der Transferrechte für Privatanleger zu öffnen. Der Fonds will in erster Linie Transferrechte an jungen deutschen Talenten erwerben und beim Weiterverkauf verdienen. Laut Management will man die Rechte nie ganz erwerben, sondern höchstens zu 80 Prozent, weil sonst die Vereine und Spielerberater kein Interesse mehr an einem Weiterverkauf hätten.

Bislang läuft es für die Norddeutschen aber schleppend. Statt der geplanten 10 Millionen Euro mit dem ersten Geschlossenen Fonds konnten die Schweriner, die von zwei ex-HSV-Profis beraten werden, nur eine halbe Million Euro einsammeln. Dennoch schloss man den Fonds und erwarb laut eigener Aussage die Rechte an drei jungen Drittligaspielern. Welche genau, sagt das Management nicht. Man wolle den jungen Spielern nicht "den Stempel Fonds-Spieler" aufdrücken. Nach dem großen Aufschlag klingt das aber noch nicht.

Neuer Versuch mit Genussrechten

Die Siegprämien der deutschen Nationalmannschaften
WM der Männer 1954 Quelle: dpa
WM der Männer 1974 Quelle: dpa
EM der Frauen 1989 Quelle: dpa
WM der Männer 1990 Quelle: dpa
WM der Frauen 1995 Quelle: dpa
EM der Männer 2000 Quelle: dpa
WM der Männer 2002 Quelle: AP

Dennoch legten die Hanseaten einen zweiten Fonds auf und versuchen derzeit erneut ihr Glück bei den Anlegern. Zusätzlich zu der Beteiligung am zweiten Fonds können Anleger nun auch Genussrechte erwerben. Durch die kleinere Stückelung zielt Fußballkontor mit den Genussrechten wohl nun auch auf den klassischen Fan. Das über die Genussrechte eingesammelte Geld fließt ebenfalls in den neuen Fonds.

Das Management verspricht Renditen bis 9,75 Prozent mit den Genussrechten. Genussrechte sind eine beliebe Finanzierungsalternative zu den wegen ihrer hohen Nebenkosten etwas in Verruf geratenen Geschlossenen Fonds; auch Windpark- und Solarpark-Betreiber nutzen sie gerne. Die Rendite ist in der Regel an den Geschäftserfolg gekoppelt. Ein kleiner Zins ist fix, das meiste gibt es nur, wenn das Unternehmen üppig Gewinn macht. Insofern ist der Genussschein ein Zwitter zwischen Aktie und Anleihe. Bei Fußballkontor gab es im vergangenen April die erste Ausschüttung; auf‘s Jahr hochgerechnet erhielten Anleger immerhin eine Rendite von acht Prozent.

Großinvestoren versuchen einzugreifen

Auch der Hamburger SV versucht seit einiger Zeit, ein ähnliches System mit dem in die Schweiz ausgewanderten Logistik-Unternehmer und Milliardär Klaus-Michael Kühne auf die Beine zu stellen; Kühne steckte 2010 12,5 Millionen in den HSV, damit der sich Spieler wie Paolo Guerrero und Heiko Westermann leisten konnte, die die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllten. Vereinsführung und Kühne zerstritten sich jedoch schnell und so flossen keine weiteren Millionen an den Club. Bislang. Vor kurzem versuchte Kühne, den HSV zum Rückkauf des Holländers Raffael van der Vaart zu überreden, was in der Clubführung auf wenig Begeisterung stößt.

Fazit: Gewinne mit Spielertransfers bleiben schwierig für fußballferne Schichten - egal ob Kleinanleger oder Logistik-Milliardär.

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