Kein Wunder, schließlich scheuen die meisten deutschen Sparer bei der Geldanlage das Risiko. Das gilt auch für Investmentfonds. Eine Anfang des Jahres veröffentlichte Umfrage des Fondsverbands BVI zeigte, dass zwar mehr als drei Viertel der Befragten Investmentfonds für eine gute langfristige Geldanlage hielten, allerdings erachten sie fast genauso viele gleichzeitig für spekulativ.
Gerade risikoscheue Anleger bevorzugen deshalb Mischfonds, die renditeträchtige Aktien mit anderen, als sicherer geltenden Anlageprodukten wie Renten, Rohstoffen oder Währungen kombinieren. Auch die WirtschaftsWoche hat ihren Lesern schon mehrfach zu einem Mischdepot bestehend aus Aktien, Anleihen, Tagesgeld und Gold geraten.
Wie einsteigen?
Schön und gut, aber angesichts der landläufigen Börseneuphorie fragt sich so mancher Privatanleger, ob sich ein Einstieg zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt noch lohnt. Und vor allem wie. Schließlich ist der Satz „Aktien sind alternativlos“ in den vergangenen Wochen und Monaten fast schon stammtischtauglich geworden. Weil festverzinsliche Anlagen wie etwa Staats- oder Unternehmensanleihen entweder zu wenig Rendite abwerfen oder wegen eines möglichen Schuldnerausfalls zu riskant sind, Zertifikate oder andere Aktienderivate als zu heiße Wette für langfristig orientierte Anleger gelten und wegen mittelfristig drohender Inflation Sachwerte gefragt sind, stürzten sich Investoren auf Aktien – vorrangig solide Top-Konzerne mit stabiler Dividendenausschüttung.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Auch entscheidende Wahlen sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Die Börsenrally, die nun mit Unterbrechungen seit dem Sommer 2012 läuft und im Mai 2013 nochmal deutlich an Tempo zugelegt hat, haben dennoch viele Privatanleger verpasst. Wer jetzt noch einsteigen will, steht vor einer besonderen Herausforderung. Denn gerade die soliden, dividendenstarken Aktien sind nicht mehr unbedingt billig. Unterbewertete Aktien aufzuspüren wird immer schwieriger, die Märkte sind zunehmend abgegrast.
Dennoch ist das Aufwärtspotenzial der Börsen noch nicht erschöpft. Solange die Notenbanken weiter Geld in die Märkte pumpen, dürfte die Rally noch weitergehen. Je länger sie läuft, umso größer wird andererseits das Risiko massiver Rückschläge. Kleine Vorboten gab es bereits, als die Börsen am Freitag vergangener Woche deutlich nach unten korrigierten.
Gut informieren
Wer erstmalig in einen Fonds investieren möchte, der sollte sich vorher gut informieren. Bloß nicht einfach einen Fonds kaufen, nur weil der Bankberater in den höchsten Tönen davon schwärmt. Oft will Ihnen der vermeintliche Experte einfach nur das Produkt andrehen, bei dem für ihn die höchste Provision rausspringt. Oder der Vermittler ist nur auf bestimmte Fonds eines oder weniger Anbieter beschränkt. Den passenden Fonds für die eigene Risikoneigung mit dem gewünschten Anlageschwerpunkt und niedrigen Gebühren zu bekommen, wird so zum Glücksspiel.