Dax, Dow, Stoxx & Co.: Börsenindizes spiegeln die Performance ganzer Märkte wider, werden gern und oft zitiert und gelten als Gradmesser und Maßstab des Erfolges für die Börse. An den vielbesungenen Indizes orientieren sich nicht nur Anleger, Fondsmanager oder andere Finanzmarktanalysten, sondern auch die mehr oder weniger kompetenten Experten unserer Wirtschaftspolitik.
Dafür, welche Aktien oder Anleihen in einen Index aufgenommen werden, haben die Indexanbieter klare Kriterien und ein festes Regelwerk. Weil diese Kriterien oft über Jahrzehnte unangetastet bleiben, eignen sich Indizes hervorragend zur Betrachtung langfristiger Börsenentwicklungen. Wertpapiere beziehungsweise Unternehmen, die in einen renommierten Index aufgenommen werden, erhalten somit den Ritterschlag.
Für die Herausgeber von Börsenindizes sind die Kursbarometer ein Riesen-Geschäft: Nicht nur Banken berappen für die benötigen Indexdaten in ihren Handelssälen, sondern vor allem auch die zahllosen Indexfondsanbieter, die diese nachbilden.
Die wichtigsten Fondstypen im Überblick
Wie der Name schon sagt, legen diese Investmentfonds in Aktien an. Aufgrund der breiten Anlagestreuung ist ein Investment in Aktienfonds weniger risikoreich als eine Direktanlage in Einzeltitel. Aktienfonds haben spezielle Anlageschwerpunkte – etwa bestimmte Branchen, Länder, Regionen oder Anlagestile.
Dieser Investmentfonds – auch Exchange Traded Funds (kurz ETF) genannt – bildet einen Index wie beispielsweise den Dax eins zu eins nach. Die Zusammensetzung dieses Fonds verändert sich nur, wenn sich die Zusammensetzung des zugrunde liegenden Index verändert. Deshalb spricht man von einem passiven Investment. ETFs können fortlaufend über die Börse gehandelt werden. Ihre Verwaltungsgebühren sind sehr gering, Ausgabeaufschläge wie bei „aktiv“ gemanagten Fonds entfallen.
Für die kurzfristige Anlage eignen sich vor allem Geldmarktfonds. Sie investieren in Geldmarktinstrumente wie beispielsweise Festgeld und kurz laufende, festverzinsliche Wertpapiere. Die Kursschwankungen dieser Fonds sind gering, die Renditeaussichten allerdings auch.
Offene Immobilienfonds legen das Geld der Anleger in Grundstücken, Erbbaurechten und Beteiligungen an Büro- und Geschäftsimmobilien an. Anleger profitieren von den Miet- und Zinseinnahmen sowie den Wertsteigerungen der Immobilien. Die Anzahl der ausgegebenen Anteile ist anders als bei geschlossenen Immobilienfonds nicht begrenzt.
Sogenannte Lebenszyklusfonds sind im Grunde Mischfonds mit einem bestimmten Anlageziel beziehungsweise -horizont. Die Lebenszyklusfonds haben eine feste Laufzeit, gegen Ende dieses Zeitraums – das können 20, 25 oder 30 Jahre sein – schichtet das Fondsmanagement schrittweise von Aktien in Anleihen um, um das Kapital und die angefallenen Kursgewinne zu sichern.
Diese Fonds legen in Aktien und Anleihen an. Der Fondsmanager kann so in stagnierenden oder fallenden Märkten verzinsliche Wertpapiere übergewichten, bei steigenden Akteinkursen den Anlageschwerpunkt aber wieder verlagern. Das Ziel: einen höheren Ertrag als reine Rentenfonds zu erzielen und beim Risiko niedriger als bei einem Aktienfonds zu liegen. Der typische Aktienanteil liegt zwischen 30 und 70 Prozent – je nach Geschmack der Anleger.
Rentenfonds investieren ausschließlich oder überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere wie Pfandbriefe, Kommunalobligationen oder Länder- beziehungsweise Unternehmensanleihen. Da regelmäßig Erträge in Form von Zinszahlungen anfallen, bieten Rentenfonds in der Regel stetige Erträge.
Aktive gemanagte Fonds, bei denen ein Fondsmanager ein Portfolio aus handverlesenen Wertpapieren zusammenstellt, benötigen die Indexdaten hingegen nicht. Das Problem: Inzwischen fallen viele aktiv gemanagte Fonds dadurch auf, dass sie im Wesentlichen nur einen Index nachbilden. Anleger zahlen also hohe Fondsgebühren für eine Wertpapierauswahl, die auch vollkommen automatisiert stattfinden könnte. Und der Fondsmanager kann sich zurücklehnen und überlässt das "Stock Picking" im Grunde dem Indexanbieter, ohne diesen dafür zu bezahlen.
Ein Grund für diesen Indexmissbrauch liegt in den Kosten. Nehmen wir etwa die Deutsche Börse AG. Die Deutsche Börse ist nicht nur selbst Bestandteil des deutschen Leitindex Dax, sondern auch dessen Herausgeber. Viel mehr noch: Über die Stoxx Ltd. vertreibt der Konzern Kursbarometer, die Entwicklung der Märkte auf der ganzen Welt spiegeln. Maßgeschneiderte Indizes, die sich etwa nach Regionen, Anlagethemen, Strategien, Anlageklassen oder Branchen unterscheiden lassen, ermöglichen relativ exakte Marktanalysen in Echtzeit.
Das ganz große Geschäft mit den Indizes
Laut Geschäftsbericht der Deutschen Börse verdiente der Geschäftsbereich Market Data & Services 2016 vor Steuern und Zinsen rund 191 Millionen Euro – was einer Marge von immerhin knapp 47 Prozent entspricht. Indizes sind ein höchst lukratives Geschäft, aber auch ein sehr prestigeträchtiges. Denn wer akzeptierte und verbreitete Indizes wie den Dax oder den EuroStoxx 50 auflegt, gilt als Instanz in der Finanzwelt. Finanzdienstleister und Fonds, die den Index für Anleger nachbilden wollen, bezahlen dafür hohe Summen an den Indexanbieter.
Die Index-Lizenzen finden reißenden Absatz: Die Stoxx-Indizes werden weltweit an mehr als 500 Unternehmen als Basiswerte für börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds, kurz ETFs), Futures und Optionen, strukturierte Produkte und passiv verwaltete Investmentfonds lizenziert. Drei der größten ETFs in Europa und rund 25 Prozent alles verwalteten Vermögens basieren auf Stoxx-Indizes. Stoxx ist damit die Nummer eins in Europa und die Nummer zwei im globalen Geschäft mit Derivaten.
Für Matteo Andreetto, Vorstandschef von Stoxx, dienen Indizes dabei sowohl als Hilfsmittel zur Diversifizierung von Portfolios als auch als Messlatte (Benchmark) für Investments. Daran angelehnte Produkte erleichtern den Zugang zu vielen Märkten und Anlageklassen. „Der bekannte EuroStoxx 50 bündelt beispielsweise die führenden Unternehmen der Eurozone in einem einzigen Index, den wir an Finanzinstitute lizenzieren und der als Basis für eine große Bandbreite an Finanzprodukten dient“, sagt Andreetto.