Fondsmanager-Ranking Deutschlands beste Geldmanager verraten ihre Anlagestrategie

Der Geldmanager-Test der WirtschaftsWoche zeigt: Die Klügsten und Besten sind oftmals kleine Spezialisten, die im Verborgenen wirken. Die Sieger verraten, welche Aktien sie kaufen und was Anleger beachten sollten.

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Die besten Geldmanager Deutschlands
Hendrik Leber Quelle: Presse
Frankfurt Performance Management (Martin Wirth, Manfred Piontke) +47,9 ProzentPlatz 2 in der Kategorie "Aktien nach Ertrag"Anlageempfehlungen:Sto: Dämmstoffspezialist, profitiert vom Bau- und SanierungsboomSartorius: Laborausstatter, Gewinnziele mehrfach gehobenLeoni: Übernahmegerüchte halten sich hartnäckig, günstig bewertetNorma: Neu in den Portfolios, expandiert erfolgreich nach AsienFreenet: Strategie, auf mehr umsatzstarke Kunden zu setzen, greift „Gute Aktien ziehen weiteres Kapital an, schlechte Anlagen werden trotz Liquiditätsschwemme weiter vor sich hindümpeln“, formuliert Martin Wirth sein derzeitiges Anlage-Credo. Deswegen ist dem Spezialisten für kleine deutsche Aktien auch nicht bange, dass dem seit 2009 schon steigenden Markt bald die Puste ausgehen könnte. „Wer eine Wahl hat zwischen Aktien und Bonds und keinen strengen Regeln unterliegt, wird weiterhin zur Aktie greifen, denn dort bekommt er einen flüssig handelbaren, inflationsgeschützten Sachwert, der im Bestfall auch noch eine regelmäßige Rendite abwirft.“ Wirth und Piontke bevorzugen Aktien von Mittelständlern aus der näheren Umgebung, von denen sie sich vor Ort ein genaues Bild machen können. In den Fonds – individuell betreute Großkunden spielen bei ihnen eine Nebenrolle – halten sie nur deutsche Aktien. „Die kennen wir, die können wir einschätzen.“ Quelle: Klaus Weddig für WirtschaftsWoche
Stephan Simmroß Quelle: Presse
Jens Ehrhardt Quelle: Bert Bostelmann für WirtschaftsWoche
Bert Flossbach Quelle: LAIF/Thomas Rabsch
Tim Schmiel Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche
Michael Demmel, hadi Saidi, Rüdiger Fries Quelle: Andreas Chudowski für WirtschaftsWoche

Arbeiten die hier überhaupt? Statt Nadelstreifen dominieren Jeans. Ein Mitarbeiter des Berliner Investmenthauses Accura liest Zeitung, einer sortiert Papiere, zwei machen sich Notizen, in der Ecke zischelt eine Espressomaschine. Michael Demmel, einer der Chefs, Arbeitsplatz im selben Raum, wippt entspannt und mit im Nacken verschränkten Händen auf seinem Bürostuhl. Er studiert die Ziffern und Kurven auf seinem Monitor. „New York hat gerade ganz schwach eröffnet – jetzt kriegt natürlich auch der Dax noch mal einen mit“, kommentiert er. Dax-Tagesverlust an diesem Tag bisher: 1,6 Prozent.

Dass gerade in aller Welt, in Fonds, Banken und Pensionskassen, Milliarden von Euro den Bach runtergehen, weiß der frühere Aktienhandelschef einer Investmentbank genau. Auch, was jetzt in den Handelsräumen bei seinen Ex-Kollegen los ist: Jeder zwei Telefone am Ohr, Herumgeschreie und -gerenne, hektisches Gefuchtel. Demmel und seine Leute bleiben cool: „Unser letzter Kauf am Aktienmarkt ist Gott sei Dank schon ein paar Tage her.“

Bei aller demonstrativen Gelassenheit: Accura Consult, tätig in einer Charlottenburger Zweiraumwohnung, bewegt seit Jahren ein paar Hundert Millionen Euro durch die Euro-Krise – unfallfrei und mit Gewinn „An den meisten Tagen ist es besser, gar nicht im Markt zu sein“, sagt Demmel „zumal, wenn man das Geld erzkonservativer Kunden, wie Stiftungen oder Versicherungen, anzulegen hat.“

Erfolgreiche Anti-Hektik-Strategie

Wer Erfolg hat, hat meist recht: Die Berliner fahren gut mit ihrer Anti-Hektik-Strategie: Im aktuellen Vermögensmanager-Ranking der WirtschaftsWoche belegt das Accura-Depot in gleich zwei Kategorien einen der beiden vordersten Plätze. Für das Ranking hat die WirtschaftsWoche zusammen mit der WSH Deutsche Vermögens-treuhand und Portfolio Consulting aus Frankfurt rund 800 Depots von etwa 400 Banken und Vermögensverwaltern ausgewertet.

WSH und Portfolio Consulting sind sogenannte Family Offices, auf die Verwaltung sehr großer Vermögen spezialisierte Dienstleister, die das Geld der Superreichen auf mehrere Vermögensmanager verteilen. In die Wertung gelangen nur reale Portfolios, keine Musterdepots. Das Ergebnis ist der größte Geldmanager-Test im deutschsprachigen Raum.

Die Methode

Bewertet werden zwei Gruppen:

  • Aktienspezialisten mit auf hohe Rendite bedachter Strategie,
  • Manager von Misch-Depots, denen der Werterhalt der Kundenvermögen noch wichtiger ist als das Ziel, möglichst viel Gewinn zu schaffen.

In beiden Gruppen wird berechnet,

  • wer über drei Jahre den höchsten Ertrag geschafft hat (beste Wertentwicklung);
  • wer den höchsten Ertrag bei niedrigem Risiko geschafft hat (beste Rendite/Risiko-Relation). So zeigt das Ranking nicht nur, wer für seine Kunden am meisten Gewinn herausholte, sondern auch, welche Risiken die Geldmanager dafür eingehen. Auf den folgenden Seiten stellt die WirtschaftsWoche die besten Profi-Anleger vor. Sie gewähren detaillierte Einblicke in ihre Strategien und nennen ihre Anlagefavoriten.

Das Accura-Team erwirtschaftete durchaus ansehnliche 35,4 Prozent Rendite in drei Jahren, vor allem aber schafften es die Berliner, die zeitweise anfallenden Verluste zu begrenzen. Das zeigt sich an den von Portfolio Consulting ausgewerteten Risiko-Kennziffern, etwa am maximalen Verlust von 5,44 Prozent des Depotwertes. Selbst wer den Accura-Fonds in den vergangenen drei Jahren zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt gekauft und nach seinem stärksten ununterbrochenen Kursrutsch wieder verkauft hätte, hätte nur 5,4 Prozent seines investierten Gelds verloren. Bei anderen Geldmanagern wären zeitweise bis zu 30 Prozent des Kapitals weg gewesen.

Hin und her macht Taschen leer

Die wichtigsten Fakten zum Tagesgeld
Tagesgeld gehört bei deutschen Sparern zu einer der beliebtesten Geldanlagen, schließlich gilt es als eine der sichersten Formen des Sparens. Gleichzeitig bleiben die Sparer flexibel, das Geld ist täglich verfügbar. Das ist gerade für jüngere Anleger ein entscheidender Vorteil. Drohen einmal unvorhergesehene hohe Ausgaben, kann auf die Reserven auf dem Tagesgeldkonto zugegriffen werden. Quelle: gms
Einen Haken gibt es allerdings, denn die Sicherheit des Tagesgeldkontos hat für Anleger ihren Preis. Die Zinsen sind immer weiter gesunken, zieht man die aktuelle Preissteigerung ab, bleiben für Anleger kaum Zinserträge übrig. Im Gegenteil, bei einigen Anbietern sind nach inflationsbereinigt sogar Verluste möglich. Quelle: dpa
Am Markt wimmelt es an Angeboten für Tagesgeldkonten. Mit Hilfe eines Tagesgeldrechners lassen sich die Angebote am besten miteinander vergleichen. Rechner wie der von WirtschaftsWoche Online zeigen nicht nur die besten Angebote für Neukunden, sondern auch für Kunden, die bereits ein Konto bei der jeweiligen Bank haben. Quelle: dpa
Aktuell bietet RaboDirect, die Direktbanktochter der niederländischen Rabobank, mit 1,85 Prozent die höchsten Zinsen für Bestandskunden mit einer Anlagesumme von 10.000 Euro. Für dreimonatige Einlagen in Höhe von 10.000 Euro zahlt die Bank also rund 46 Euro Zinsen und ist damit Spitzenreiter. Quelle: REUTERS
Etwas besser sieht es für Neukunden aus. Hier zahlt Wüstenrot immerhin zwei Prozent Zinsen auf die Einlagen der Sparer. Normalerweise liegen die Zinssätze für Neukunden etwas über denen für Bestandskunden. So soll den Verbrauchern die Eröffnung eines neuen Kontos schmackhaft gemacht werden. Von diesem Neukundenbonus sollten Anleger sich aber nicht blenden lassen, denn nach den ersten Monaten fällt der erzielte Zins normalerweise auf das Niveau der Bestandskunden zurück. Einziger Ausweg: Der erneute Wechsel des Anbieters. Quelle: dpa
Neben der RaboDirect bietet auch die Renault Bank einen Zinssatz von 1,85 Prozent. Erst seit wenigen Tagen bietet die Hausbank des französischen Autoherstellers über ihre deutsche Zweigstelle ein Tagesgeldkonto an. Auch andere Auto-Banken sind auf dem Markt aktiv, beispielsweise die VW-Bank oder die Hausbank von BMW. Quelle: REUTERS
Insgesamt sind auf dem Markt für Tagesgeldkonten viele Auslandsbanken aktiv. Dazu gehören neben der niederländischen ING DiBa auch die Bank of Scotland oder die ebenfalls aus den Niederlanden stammende Moneyou. Die ausländischen Banken bieten in der Regel vergleichsweise hohe Zinsen. Sie sammeln das Geld der deutschen Sparer ein und nutzen es dann zur Refinanzierung. Quelle: dpa

Star-Investor Warren Buffett warnt: „Aktivität korreliert an der Börse nicht mit Erfolg“ – im Volksmund: „Hin und her macht Taschen leer.“ Doch so gut wie niemand beherzige die Regel, sagt Hadi Saidi, Co-Gründer von Accura. „Banken und Fonds kaufen und verkaufen permanent“, so der Ex-Investmentbanker, „das Geld der Kunden muss jeden Tag neu investiert werden.“

Die Accura-Manager haben dieses Anlageprinzip umgedreht: Sofern nichts Außergewöhnliches geschieht, unternehmen sie nichts, sie parken Geld in kurzfristigen Anleihen und am Geldmarkt. Die wenigen Tage, an denen sie aktiv handeln, finden sie über Zeitreihen-Analysen: Aus früheren Kursbewegungen schließen sie auf statistische Muster und versuchen, diese auszunutzen. Dazu analysieren die Accura-Computer täglich Millionen von Marktdaten zu Aktienindizes, Anleihemärkten, Rohstoffen und Währungen.

Nur Marktdaten im Visier

„Jeden Abend um 22 Uhr laufen die Daten in unsere Rechner, die sie über Nacht auswerten“, erklärt Saidi. Die Manager interessieren sich nicht für gängige Kennziffern wie Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV). „Wir verwenden nur Marktdaten“, sagt Demmel, „also etwa Tageshöchst- und -tiefstkurse, Handelsvolumina, 52-Wochen-Hochs.“

Die Computer identifizieren aus diesen Handelsdaten günstige und ungünstige Tage für Käufe, auch typische Formationen im Kursverlauf, etwa Gaps (Lücke). „Wenn der Dax unter dem Tiefstkurs des Vortages eröffnet, ist das ein Gap“, so Demmel. Die Chance, dass diese Lücke am selben Tag geschlossen wird, der Dax also auf den Wert des Vortages-Tiefpunkts steigt, liegt bei 55 Prozent und an Montagen sogar bei 63 Prozent. Nur an 3 von 24 Handelstagen im Monat sind die Berliner aktiv. Und auch das nur mit angezogener Handbremse: Jeden Kauf sichern sie durch Stop-Loss-Orders ab, die ein Papier automatisch verkaufen, wenn dessen Kurs unter einen bestimmten Wert fällt.

Die erfolgreichsten Depotmixer der Kategorie konservativ nach Ertrag

„Man sollte Stopp-Kurse aber nicht zu eng am aktuellen Kurs setzen, sonst wird man leicht aus guten Papieren geworfen“, rät Saidi. Es gebe Hedgefonds, die sich über Broker die Stopp-Kurse der anderen Marktteilnehmer besorgten und versuchten, Aktien für kurze Zeit unter die Stopp-Marken zu drücken, um diese dann billig einzusammeln. „Viele Stopp-Orders liegen recht knapp unter dem aktuellen Kurs“, sagt Saidi. Zu leicht durchschaubar: „Den Gefallen, sich leicht aus guten Investments rauswerfen zu lassen, sollte man den Hedgefonds nicht tun.“

Auf fallende Kurse setzen die Berliner nie – aus Prinzip. „Mit Short-Spekulationen Geld zu verdienen ist schwieriger als mit steigenden Kursen“, erklärt Demmel. Verlustphasen seien an der Börse kurz und heftig. Deswegen müsse man Short-Spekulationen sehr genau zeitlich anpassen, was meist misslinge.

Luxusproblem Wachstum

Bert Flossbach, Gründer des Vermögensverwalters Flossbach von Storch, hat ein Luxusproblem: Sein Unternehmen wächst und wächst. Mit mehr als zehn Milliarden Euro Kundengeldern ist Flossbach einer der größten unabhängigen Geldmanager Europas. „Die Erfahrung zeigt, dass Spezialisten, die klein anfangen, oft Probleme mit starkem Wachstum bekommen“, sagt Family-Office-Inhaber Michael Stegmüller, „denn meist ist das Anlagemodell nur schwer skalierbar.“ Soll heißen: Was mit 40 Millionen Euro Kundengeld funktioniert, zum Beispiel hohe Renditen mit kleinen Nebenwerten, klappt nicht unbedingt mit 20 Milliarden.

Verteilen der Kundengelder als Königsdisziplin

Sparer würden für mehr Sicherheit bezahlen
Deutschland ist eine Nation der Sparer. Wie wichtig den Deutschen die Sicherheit ihres Ersparten ist, zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Forsa, welche die Business-Softwarefirma SAS in Auftrag gegeben hat. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass 84 Prozent der deutschen Bankkunden von ihrer Bank verlangen mit ihrem Geld vorsichtig umzugehen. Sie wären sogar bereit dafür bei kurzfristigen Geldanlagen niedrigere Zinsen hinzunehmen. Quelle: dpa
28 Prozent der befragten Bankkunden mit einer höheren Risikoaversion wären mit einem um 0,4 Prozent niedrigeren Zins einverstanden, wenn dadurch ihre Bank mehr Wert auf die Sicherheit ihres Geldes legen würde. 20 Prozent würden 0,6 Prozent weniger Zinsen hinnehmen und immerhin 17 Prozent würden sogar auf ein Prozent Rendite verzichten. Quelle: ZB
Viele Bürger bemängeln zudem, dass seit der Bankenkrise 2008/2009, die unter anderem durch die Pleite der Traditionsbank Lehman Brothers ausgelöst wurde, die Banken kaum etwas an ihrer Geschäftspolitik geändert haben. SAS beziffert die Zahl auf 67 Prozent. Der Protest zeigte sich im vergangen Jahr vor allem in der Occupy-Bewegung. Monatelang harrten in Deutschland die Protestler in Zelten vor der Europäischen Zentralbank aus. Die Umfrage ergab, dass sich 70 Prozent der Bürger vom Staat eine stärkere Regulierung im Bankensektor wünschen. Quelle: dapd
Ein anderes Bild ergab sich bei den unter 30-jährigen. Dort fiel die Zustimmung für eine Bankenregulierung deutlich niedriger aus. Quelle: dpa
Lange galten Transparenz und Risikoeindämmung als unprofitabel. Die Studie könnte diese Ansicht ändern. Denn die deutschen Sparer erwarten nicht nur moderne Systeme für die Risikostreuung, sie sind sogar bereit, diese mitzufinanzieren. Für die Geldhäuser könnte das sogar ein Anreiz sein, ihr Geschäft darauf auszurichten. Die Geldhäuser, die jetzt ihr Risikomanagement und ihre Transparenz verbessern und dies auch glaubwürdig gegenüber den Sparern kommunizieren, könnten daraus langfristig Vorteile im Privatkundengeschäft ziehen. Quelle: dpa
Auf die Frage, ob die Bürger eher den Sparkassen beziehungsweise den Volks- und Raiffeisenbaken oder den privaten Finanzinstituten vertrauen, antworteten 80 Prozent, dass sie eher bei Ersteren ihr Geld anlegen würden. Nur 14 Prozent hielten die Privatbanken für vertrauenswürdig. Allerdings zeigt die Studie auch, dass die gesamte Branche an einem zweifelhaften Image leidet. So waren 47 Prozent der Befragten der Ansicht, dass sich die Banken insgesamt ihren Kunden gegenüber nicht verantwortungsvoll verhalten würden. Quelle: REUTERS
94 Prozent der befragten Bürger fordern von den Banken ein risikoarmes Wirtschaften und Sicherheiten vor Wertverlust. "Die Forsa-Umfrage ist ein klarer Appell an die Banken, sich mit den Themen Risikosteuerung und Transparenz auseinanderzusetzen", erklärt Mona Beck, Director Financial Industries bei SAS Deutschland. "Die Bankkunden haben die Krise und ihre Auswirkungen nicht vergessen - und sie wollen Gewissheit darüber, dass ihre Spareinlagen bei ihrer Bank gut aufgehoben sind. Gleichzeitig ist ihnen bewusst, dass sie die Kosten dafür zumindest teilweise selbst übernehmen müssen. Für die Banken ist das eine große Chance." Quelle: dpa

Die Manager sind oft gezwungen, ihr erfolgreiches Modell zu verändern. Flossbach von Storch scheinen aber gut mit dem Wachstum zurechtzukommen; bislang zeigt sich in ihren Depots nicht das mit zunehmendem Volumen typische Abflauen der Performance. Im Gegenteil: Anders als viele Konkurrenten beherrscht Flossbach nicht nur die Aktienanalyse, sondern auch das Verteilen der Kundengelder auf Aktien, Rentenpapiere, Cash, Gold und Rohstoffe. „Das ist die Königsdisziplin, denn sie entscheidet auf lange Sicht über die Wertentwicklung des Gesamtdepots weit mehr als die gute Auswahl der Einzeltitel“, sagt Stegmüller.

Derzeit empfiehlt Flossbach „einem durchschnittlich risikotoleranten“ Anleger, sein Geld überwiegend in Aktien zu stecken; 10 bis 20 Prozent würde Flossbach in Gold anlegen, „und zwar grundsätzlich physisch“, den Rest in Cash. Attraktive Anleihen seien kaum noch zu finden, weder von Staaten noch von Unternehmen.

Vor allem Flossbachs Aushängeschild, der Mischfonds Multiple Opportunities, ist populär; mehr als drei Milliarden Euro hat Flossbach damit am Markt unterzubringen. Zu viel Geld, sagen kritische Konkurrenten, um auf Dauer weiter den Gutteil der Wertentwicklung mit kleinen Aktien zu machen: Der Immobilienbestandshalter TAG und der Telekomkonzern Freenet sind zwei der fünf größten Positionen in Flossbachs Depots, auch der IT-Dienstleister Bechtle ist prominent vertreten.

Kurse zum Selbermachen

Das Problem: Ab einer gewissen Größe machen Fonds den Kurs solcher Nebenwerte fast alleine, denn sie sind mit Abstand der größte Nachfrager nach diesen Aktien. Umgekehrt kämen sie nur schwer aus den Papieren wieder heraus, wenn etwa das Unternehmen die Börse mit schwachen Zahlen überrascht; Dritte als potenzielle Abnehmer gäbe es dann zu wenige.

Die erfolgreichsten Depotmixer der Kategorie konservativ nach Ertrag plus Sicherheit

Flossbach sagt, dass er solche Papiere „natürlich nicht über die Börse verkaufen würde“, wo er selbst den Kurs drückte. „Wir sind gut vernetzt und haben für jedes Papier eine Liste mit potenziellen Käufern und Verkäufern“, sagt Flossbach. Das seien große Fonds, Hedgefonds oder auch Pensionskassen, mit denen er Aktien en bloc außerhalb der Börse handele. „Das geht relativ reibungslos, und es beeinflusst den Börsenkurs dieser Papiere nicht“, sagt der Ex-Banker von Goldman Sachs. Außerdem streue er seine Kundengelder auf bis zu 80 Titel, von denen die meisten internationale Dickschiffe seien, wie Nahrungs-Multi Nestlé oder Reckitt Benckiser („Calgon“).

Flossbach kann als größter Aktionär erheblichen Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen nehmen. So erzwang er bei Freenet höhere Dividenden und setzte bei TAG seinen guten Bekannten Rolf Elgeti als Chef durch. „Mit der Professionalität im Immobiliensektor ist es generell nicht so weit her wie in anderen Branchen“, lästert er, „wenn man die Chance hat, einen Experten wie Elgeti an eine Position zu bringen, in der er etwas bewegen kann, dann muss man sie nutzen.“

Zum Wohl und Frommen aller Aktionäre, versichert Flossbach. TAG etwa sei vor dem Management-Wechsel „extrem unterbewertet“ gewesen, und Elgeti habe wiederholt hervorragende Marktkenntnis bewiesen, er habe einen Riecher für gute Lagen. „Das ist ja nicht gerade unwichtig in Zeiten wie diesen, da die meisten Immobilien in den Ballungsräumen zu teuer geworden sind, um noch eine vernünftige Rendite abzuwerfen.“

Bei TAG am Ball bleiben

Wo Deutsche investieren – und wovor sie sich fürchten
Die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Euro-Zone und die Probleme rund um Griechenland haben bei den deutschen Sparern ihre Spuren hinterlassen. Bei der Geldanlage sind die Deutschen heute deutlich vorsichtiger gestimmt, als zu Beginn der Finanzkrise. Das ist das Ergebnis des fünften Schroders Investmentbarometers. Auf den folgenden Seiten zeigen wir, wo die Deutschen ihr Geld heute investieren - und wovor sie sich fürchten.Quelle: Schroders Investment Management GmbH Quelle: REUTERS
EuropaDie Untergangspropheten für den Euro haben ganze Arbeit geleistet. Mittlerweile sehen 40 Prozent der deutschen Anleger Europa als die Region mit dem höchsten Risiko. Damit liegt der europäische Staatenverbund vor allen übrigen Regionen und Ländern. Die gestiegene Risikoaversion macht sich auch bei der Geldanlage der Deutschen bemerkbar. Im Vergleich zum Vorjahr wurden Investitionen in Europa um 15 Prozent zurückgefahren. Als sicher sehen die Deutschen im Moment nur ihr eigenes Heimatland. Gerade einmal 3 Prozent der deutschen Sparer würden ihr Geld nicht in der Bundesrepublik investieren. Quelle: dapd
ImmobilienImmobilien gelten momentan als einer der sichersten Anlagen. In den europäischen Metropolen überteigt die Nachfrage oftmals das Angebot. Dadurch klettern die Preise seit Jahren auf immer neue Rekordwerte. Auch für viele deutsche Anleger sind trotz der Krise Immobilien der Fels in der Brandung. 32 Prozent halten europäische Immobilien für besonders sicher. Quelle: dpa
AktienmärkteDas ständige Auf und Ab an den europäischen Aktienmärkten hielt viele deutsche Anleger in den letzten Jahren von einem Investment ab. Gerade einmal jeder fünfte Kleinanleger investierte sein Erspartes in Aktien. Trotzdem werden europäische Aktien von 21 Prozent der Befragten als sicher eingestuft. Quelle: dapd
DeutschlandDie Vorliebe für Deutschland als Anlageregion ist mit der Sorge um die Euro-Zone gestiegen. Mittlerweile investieren mehr als 80 Prozent der Befragten den größten Teil ihres Geldes in der Bundesrepublik. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von neun Prozent. Dagegen sehen die Deutschen internationale Anlagen als zu risikoreich. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten gab an, keine Inventionen im Ausland tätigen zu wollen. Das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Quelle: dpa
AsienDie asiatischen Länder mussten sich im letzten Jahr mit einem geringeren Wachstum zufrieden geben. Trotzdem sehen 46 Prozent der deutschen Anleger die Region als Wachstumsmarkt von morgen an. Das heißt aber nicht, dass sie dort auch tatsächlich investieren. Der Anteil der Anleger, die in der Region (ohne China und Japan) investiert sind, schrumpfte von fünf auf ein Prozent. Quelle: dapd
ChinaKnapp 20 Prozent der deutschen Privatanleger halten eine Investition in China für sinnvoll. Die Zahl der in China investierten Anleger halbierte sich dennoch im vergangenen Jahr von vier auf zwei Prozent. Quelle: AP

Bei TAG will er am Ball bleiben, auch wenn die Aktie schon gut gelaufen ist. „Vor allem gemessen am Cash-Flow ist die Aktie günstig.“ Gelinge es dem Management, den Leerstand weiter zu verringern, was in der Vergangenheit stets der Fall gewesen sei, habe TAG „einen enormen Hebel nach oben, denn jede Neuvermietung bringt sofort Cash“. Auch den IT-Dienstleister Bechtle hat Flossbach ins Herz geschlossen: „Das Unternehmen wirtschaftet solide, hat kaum Schulden und ist sehr gut geführt“, lobt er. Ihm gefalle, „dass sie bei Bechtle nicht nach der Pfeife der Analysten-Mehrheitsmeinung tanzen“, sagt Flossbach, „sondern ihre eigene Marktkompetenz umsetzen“.

Wie Flossbach steckt auch Tim Schmiel von VM Vermögens-Management den Großteil seiner Kundengelder in Aktien. Und er kann das Risiko unten halten: Schmiels Aktiendepot weist im Ranking die beste Rendite/Risiko-Relation auf, schon zum zweiten Mal nach 2011 belegt er deshalb hier den ersten Platz.

Ohne Aktien keine Chance

An Aktien führe, trotz der jüngsten Kursgewinne, kein Weg vorbei. „Mit Anleihen und Tagesgeld alleine werden Sie in den kommenden Jahren ihre Kaufkraft nicht erhalten können“, sagt Schmiel. Neben einem Anteil Bargeld als flexible Reserve im Depot rät Schmiel zu einer selbst genutzten Immobilie und einem – allerdings kleinen – Anteil Edelmetalle. „Gold ist eine Versicherung gegen den worst case“, sagt Schmiel, „keine Anlageklasse. Aber es gibt einen weltweiten Konsens, dass Gold im Falles einer wirtschaftlichen Katastrophe als Ersatzwährung funktionieren würde. Um mich gegen ein solches extrem unwahrscheinliches, im Falle seines Eintretens aber verheerendes Szenario wappnen zu können, brauche ich nicht mehr als zehn Prozent meines Vermögens in Gold.“

Bei Aktien klinkt sich der 51-Jährige bevorzugt in laufende Übernahmeprozesse ein. Das Risiko von Verlusten sei hier recht klein, sagt Schmiel: „Die meisten Anleger glauben, man müsse die Aktien des Übernahmekandidaten früh haben, um zu profitieren; sobald ein Übernahmeangebot vorliege, sei der Drops gelutscht.“

Die besten Aktien-Profis der Kategorie dynamisch nach Ertrag

Stimmt nicht. Schmiel steigt mitunter Monate nach einem Übernahmeangebot ein. „Oft gibt es gute Chancen, dass der Aufkäufer sein Gebot erhöht“, sagt er, „während mögliche Kursverluste auf die Höhe des Übernahmeangebots begrenzt sind.“ Nur in etwa zehn Prozent der Fälle verliere er Geld, weil die Übernahme platze und die Aktie wieder falle. Bis zu zehn Prozent pro Jahr seien mit Übernahmen drin.

Zieht sich ein Übernahmekampf länger hin, ist er für die Aktionäre oft besonders lukrativ. Aufkäufer, die 75 Prozent der Aktien besitzen, wollen einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag, also das Sagen im Unternehmen und das Recht, Gewinne in die eigene Tasche zu lenken.

Minderheitsaktionäre klagen dabei oft eine höhere Abfindung ein. Aktuell ist das zum Beispiel beim Kranbauer Demag Cranes der Fall. Derartige Verfahren können Jahre dauern. Aktionäre haben eine Chance auf Nachbesserung, sind vor einem Absturz der Aktie unter den vom Aufkäufer gebotenen Preis fast immer abgesichert und bekommen während der Dauer des Verfahrens statt Dividende einen Barausgleich, dessen Höhe ein Gericht festlegt – „und die Gerichte urteilen oft anlegerfreundlich“, sagt Schmiel. Risiko: Unternehmens- und Anwaltslobbyisten arbeiten fortlaufend daran, Aktionärsrechte durch neue gesetzliche Regeln einzuschränken – leider oft mit Erfolg.

Übernahmeziele finden

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
Aktien waren 2012 der Renner an der Börse. Trotzdem griff gerade einmal jeder fünfte deutsche Anleger zu den Anteilsscheinen. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Bankenverbandes, die das Anlageverhalten der Deutschen untersuchte. Handelsblatt Online zeigt, wo die Deutschen 2012 ihr Geld investierten und welche Anlageprodukte die Anleger dieses Jahr im Visier haben. Quelle: gms
Senioren sind Top-AnlegerDer Anteil der Deutschen, die 2012 einen nennenswerten Geldbetrag angelegt haben, steigt mit zunehmenden Alter erkennbar an. Im Gesamtdurschnitt gibt mit 54 Prozent etwas mehr als die Hälfe der Befragten an, über entsprechende Finanzanlagen zu verfügen. Unter den Frauen beträgt der Anteil 53 Prozent, unter den Männern 55 Prozent. Mit 47 Prozent bilden Anleger im Alter von 18 bis 39 Jahren die kleinste Anlegergruppe. Die größte Gruppe bilden mit 65 Prozent Anleger ab 60 Jahren. Quelle: gms
Freud und Leid bei den AnlegernTrotz eines weiteren Euro-Krisenjahr stieg der Dax 2012 auf ein neues Allzeithoch. Auf das gesamte Jahr hochrechnet legte der Leitindex um gut 30 Prozent zu. Knapp die Hälfte (48 Prozent ) der deutschen Anleger zeigte sich trotz der guten Kursentwicklung mit der Werteentwicklung ihrer Finanzanlage unzufrieden. Quelle: dpa
Festgeld und Tagesgeld besonders beliebtIm laufenden Jahr 2012 waren bei den deutschen Anlegern Festgeld und Tagesgeld die beliebtesten Anlageprodukte. Obwohl der Dax in diesem Jahr um rund 30 Prozent zulegte, rangieren börsennotierte Finanzprodukte erst deutlich danach. Gerade einmal jeder fünfte Deutsche investierte sein Geld in Aktien. Darauf folgten Immobilien mit knapp 17 Prozent. Das in der Krise besonders beliebte Anlageobjekt Gold, war mit gerade einmal neun Prozent ebenfalls auf den hinteren Plätzen. Quelle: gms
Frauen mögen Festgeld und meiden AktienWährend Frauen tendenziell stärker in Festgeld sowie Tagesgeld investiert sind, meiden sie Aktienanlagen noch in stärkerem Maße als Männer. Bei Fonds sind hingegen nur geringfügige, bei Immobilien, Gold und anderen Edelmetallen sogar überhaupt keine Unterschiede im Anlageverhalten von Männern und Frauen feststellbar. Quelle: dpa
Potenzial für Immobilien und GoldNeben Festgeld und Tagesgeld würden die Verbraucher 2013 auch stärker in Immobilien, Gold und andere Edelmetalle investieren, wenn sie einen größeren Geldbetrag dafür zur Verfügung hätten. Den größten Zuwachs im Vergleich zu 2012 erleben Immobilien. 46 Prozent aller deutschen Anleger würden sich ein Haus oder eine Wohnung anschaffen. 2012 investierten gerade einmal 17 Prozent in Immobilien. Auch die Krisenwährung Gold ist 2013 deutlich beliebter. Knapp 30 Prozent der deutschen Anleger würden sich größere Goldbestände zulegen. Quelle: obs
Geringe Risikobereitschaft bei der AnlageTrotz des derzeit allgemein niedrigen Zinsniveaus können sich nur neun Prozent der Anleger vorstellen, bei künftigen Finanzanlagen mit einer höheren Risikobereitschaft gegebenenfalls eine höhere Renditen zu erzielen. Mit 91 Prozent legt die Mehrheit der deutschen Sparer einen großen Wert auf Sicherheit. Quelle: gms

Auch VW strebt beim Maschinenbauer MAN einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag an – für Schmiel eine „der interessantesten Übernahmegeschichten der vergangenen Jahre“. Er hält in seinen Depots sowohl MAN-Stämme, die zur Abstimmung auf der Hauptversammlung berechtigen, als auch stimmrechtlose Vorzüge. Geklagt wurde zwar bei MAN noch nicht. Aber die geplante Übernahme durch VW zieht sich ebenfalls schon seit Jahren hin. Besonders MAN-Vorzüge haben davon immer wieder durch stufenweise Kursschübe profitiert: „Inklusive der Dividenden haben wir derzeit eine Rendite von gut vier Prozent pro anno mit MAN-Aktien; bei einer MAN-Unternehmensanleihe mit vergleichbarer Restlaufzeit bekämen wir nur 1,5 Prozent“, rechnet Schmiel vor.

Übernahmeziele zu finden bedeutet viel Recherche- und Analysearbeit, weswegen Schmiel in seinem „Netzwerk mehr Juristen als Ökonomen hat“, wie er sagt; Wertgutachten müssen auf ihre Stimmigkeit und Klageschriften auf Erfolgsaussichten geprüft werden.

Schmiel kauft aber auch Aktien, von denen er glaubt, sie könnten irgendwann zum Übernahmeziel werden. „Je früher man einsteigt, desto höher das Risiko, dass man danebenliegt, aber natürlich auch die Renditechance.“ Aktuell kocht die Gerüchteküche zum Beispiel hoch beim TV-Hersteller Loewe (an dem angeblich Apple interessiert ist, Loewe dementiert das), bei Kabel Deutschland, an dem der britische Mobilfunker Vodafone Interesse zeigt, und beim Chemiekonzern Lanxess.

Familiengeführte Firmen würden leicht zum Übernahmeziel, „wenn viele Erben über einen Poolvertrag wider Willen aneinander gebunden sind“, sagt Schmiel. So waren es bei Wella bis zu 150 Familien-Aktionäre, die Pakete an dem Shampoohersteller hielten, als sich Procter & Gamble anschickte, die Darmstädter zu schlucken. In Aktionärsfamilien herrsche „oft Zwist“, sagt Schmiel: „Die einen wollen weiter Unternehmer sein und den Gewinn investieren, die anderen lieber Philantrop sein oder Golf spielen und die Gewinne ausschütten.“

Eine Aktionärsstruktur, die einem Übernehmer die Sache einfach machen könnte, haben etwa Metro, der Pharmagroßhändler Celesio, SGL Carbon, Biotest und Puma; die Kurse der vier Aktien dümpeln zudem weit unter ihren früheren Höchstkursen.

Die besten Aktien-Profis der Kategorie dynamisch nach Ertrag und Sicherheit

Jederzeit wieder aufflammen könnte ein Übernahmekampf bei Rhön-Klinikum, nachdem die Übernahme durch Fresenius vorerst gescheitert war. „Dass ein Gebot gescheitert ist, heißt nicht , dass kein ernstes Interesse mehr besteht“, sagt Schmiel „die Konsolidierungswelle im Gesundheitsbereich sollte sich fortsetzen.“ Konkurrent Asklepios könnte Interesse an Rhön haben; aktuell hält er zwar nur gut fünf Prozent, möchte aber auf das Doppelte aufstocken.

Übernahmegerüchte ranken sich auch um den Generikahersteller Stada. Die Arznei-Kopisten leiden schwer unter dem Schwund der Gewinnmargen in ihrer Branche, was in erster Linie daran liegt, dass moderne rezeptpflichtige Medikamente komplexer und nicht mehr so leicht nachzubauen sind wie in den Anfängen des Geschäftsmodells. Die Stada-Aktie hatte in den vergangenen Jahren zwischenzeitlich 68 Prozent eingebüßt, zieht seit Kurzem aber wieder an. „Ohne Reiz ist das Unternehmen nicht, Stada ist stark in einigen Schwellenländern, vor allem in Russland, wo man die Nummer zwei in einem stark wachsenden Markt ist“, sagt Schmiel.

Interviews und Marktprognosen überlassen sie anderen, sie haben noch nicht einmal eine Homepage: FPS in Heidelberg wirkt im Verborgenen. „Im Rampenlicht zu stehen, das ist nichts für uns“, sagt Gregor Zours, Geschäftsführer des in der Klasse der aktienlastigen Mandate siegreichen Heidelberger Geldmanagers FPS. Zours, der den Heidelberger Finanzmanager FPS 1991 von dessen Gründern übernahm, und Portfoliomanager Stephan Simmroß sind Spezialisten für Mittelständler an der Börse: „Wir suchen nach Aktien, bei denen die Masse der Anleger gerade etwas Positives übersieht“, sagt Simmroß, „und die deswegen vorübergehend günstig zu haben sind.“

Geschäftsberichte durchkämmen

Hier kaufen die Investoren
StuttgartDie Großstädte stehen auf dem Einkaufszettel der Wohnimmobilien-Investoren ganz oben. 20 Prozent der Banken, Versicherer, Fonds oder anderen professionellen Marktteilnehmern sehen Stuttgart „besonders im Investmentfokus“. 23 Prozent der Befragten nehmen die Landeshauptstadt aber nicht ins Visier. Quelle: DPA
MünchenMünchen gilt schon lange als teuerstes Pflaster Deutschlands. Daran dürfte sich auf Sicht nichts ändern. 24 Prozent der Marktteilnehmer nehmen die bayerische Metropole in den Fokus. 23 Prozent zeigen kein Interesse. Quelle: dapd
KölnFür Frohsinn sorgt auch die Karnevalsmetropole Köln bei den Investoren. 23 Prozent planen ein Investment. der gleiche Anteil ist nicht interessiert. Quelle: DAPD
HamburgDer Blick auf die Elbe und der Nachfrageüberschuss machen Hamburg bei Wohnimmobilieninvestoren beliebt. 24 Prozent der Marktteilnehmer planen ein Investment. 16 Prozent zeigen kein Interesse. Quelle: dpa
UmfrageWelche Städte sind bei Investoren für Wohnimmobilien besonders begehrt? Diese Frage stellte die Wirtschaftsprüfer und Berater von Ernst & Young mehr als 250 Marktteilnehmern, darunter Banken, Fonds, Versicherungen und Wohnungsgesellschaften. Quelle: dapd
FrankfurtAn Investments in der Bankenmetropole sind 24 Prozent der Immobilieninvestoren interessiert. 19 Prozent winken ab. Quelle: dpa
DüsseldorfDüsseldorf macht seinem Ruf als Luxusstadt alle Ehre. 23 Prozent möchten investieren, 19 Prozent nicht. Quelle: dpa

Wie finden sie die? Zu 90 Prozent durch Handarbeit, sagt Simmroß. Fünf Aktienanalysten – neben drei Festangestellten arbeiten ihnen zwei externe Berater zu – durchkämmen Geschäftsberichte und Bilanzen von kleinen und mittleren Firmen. „Die beiden Externen sollen uns auf neue, zusätzliche Ideen bringen“, erklärt Zours.

Viele ihrer Aktien werden nicht von Banken analysiert; in den Finanzteilen der Zeitungen tauchen sie kaum auf. „Da muss man sich selbst ein Bild von den Firmen machen“, sagt Zours – und dass dies meist kein Nachteil sei: „Je weniger die Investor-Relations-Arbeit professionalisiert ist, desto größer die Chance, eine lukrative Aktie zu finden. Bei einem Dax-Wert, den 25 Analysten ständig durchleuchten, muss man auch den Gesamtmarkt einschätzen, nicht nur das Unternehmen selbst. Bei einem kleinen Nebenwert lohnt sich noch die klassische Unternehmensanalyse: Was taugen Bilanz, Management, Produkte?“

Branchen und Trends sind kaum interessant

Welche Branchen, Regionen oder Trends gerade an der Börse laufen, interessiere ihn kaum, sagt Simmroß. „Nur, ob ein Unternehmen teuer oder billig ist.“ Dabei schaut er weniger auf den Gewinn als vor allem auch auf den Cash-Flow des Unternehmens, sagt Simmroß. „Der Cash-Flow zeigt, ob ein Geschäftsmodell prinzipiell rentabel ist“, erklärt Simmroß.

Fündig werden sie häufig bei Beteiligungsgesellschaften, die verschiedene Unternehmen unter einem Dach bündeln, und die oft an der Börse weniger wert sind als die Summe ihrer Einzelfirmen. So hält FPS derzeit Anteile an der skandinavischen Investor AB, der Deutschen Beteiligungsgesellschaft und AdCapital. „Uns gefallen Holdings, die in kleine mittelständische Industriebetriebe investieren, etwa in Maschinenbauspezialisten“, sagt Simmroß.

Von häufigem Umschichten hält auch Simmroß wenig. Im Durchschnitt halten die FPS-Manager ihre Aktien zwei bis vier Jahre. „Dieser Ansatz erfordert viel Geduld.“ Bei Porsche etwa liegen die Heidelberger seit Jahren auf der Lauer. Interessant hier vor allem die Beteiligung an VW: „Die ist an sich schon attraktiv; trotz des guten operativen Geschäfts ist sie weit günstiger bewertet als zum Beispiel BMW“, sagt Simmroß. Über den Umweg Porsche-Holding bekomme man die VW-Aktie dazu noch mit einem Abschlag: Porsche hält laut jüngstem Geschäftsbericht 150 Millionen VW-Stammaktien, was zum aktuellen VW-Kurs einem Marktwert von gut 25 Milliarden Euro entspräche; dazu kommen rund 2,5 Milliarden Euro Cash und 70.000 VW-Vorzugsaktien. „Das allein rechtfertigte schon einen Börsenwert von 28 Milliarden Euro für Porsche“, meint Simmroß. Tatsächlich kostet die Porsche-Holding nur knapp 20 Milliarden Euro an der Börse. Zwar sei bei Holdings ein Abschlag gerechtfertigt, aber auf keinen Fall 50 Prozent, wie bei Porsche bis vor Kurzem.

Für ihre Kunden verwaltet FPS zusammen rund 350 Millionen Euro – verhältnismäßig wenig für die Branche, in der Große wie Jens Ehrhardt oder Bert Flossbach schon mit zehn Milliarden unterwegs sind. „Als kleinerer Fonds können wir in kleine Titel investieren, die für die Großen kaum handelbar sind, weil die sich in dem wenig liquiden Handel selbst die Kaufkurse in die Höhe treiben würden“, sagt Simmroß. Beim hessischen Medikamenten-Entwickler Biotest etwa sind die FPS-Vermögensmanager seit vielen Jahren engagiert. „Die Kooperation mit dem US-Branchenriesen AbbVie bringt stabile und regelmäßige Mittelzuflüsse“, sagt Simmroß. Biotest könnte aber auch zum Übernahmeziel werden: „Große Pharmakonzerne suchen nach Unternehmen mit interessanten Entwicklungen aus dem Biotech-Bereich.“

Von den üblichen Rezepten zur Risikobegrenzung hält Simmroß nicht viel: Streuung auf Dutzende von Branchen und Hunderte Aktien? Frühe und stetige Gewinnmitnahmen? „Machen wir alles nicht“, sagt Simmroß, „Kursschwankungen muss man aushalten.“ Wer das bei seinen Aktien nervlich nicht schafft, sollte sich einen guten Vermögensverwalter oder Fonds suchen.

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