Selbst wenn die Deka einen herausragenden Service hätte, stellt sich die Frage, ob sich der für den Kunden auszahlt. Ein Beispiel: Die Transaktionskosten eines Fonds der Wertkonzept-Familie mit einem Fondsvermögen von 145 Millionen Euro lagen im Geschäftsjahr 2014 bei 1,06 Millionen Euro. Dem Deutsche Postbank Protekt Plus, einem Fonds mit vergleichbarer Größe und Kapitalschutz-Strategie, reichten 928 Euro für den An- und Verkauf von Wertpapieren – und er lief etwas besser als das Deka-Produkt.
Fonds-Gebühren im Überblick
Der Ausgabeaufschlag fällt beim Kauf an. Je nach Anlagestrategie des Investmentfonds kann er relativ gering sein, bei Geldmarktfonds liegt der Satz etwa häufig bei rund ein Prozent. Er kann aber auch deutlich höher sein wie bei Aktienfonds, wo fünf Prozent keine Seltenheit sind. Dies bedeutet, dass bei einer monatlichen Sparrate von 50 Euro beim Geldmarktfonds für 49,50 Euro Anteile erworben werden, beim Aktienfonds hingegen nur für 47,61 Euro.
Fondskäufer können den Ausgabeaufschlag aber reduzieren. Direktbanken oder Fondssupermärkte im Internet bieten niedrigere Sätze an oder verzichten sogar ganz auf diese Gebühr. Zu den bekanntesten Fondssupermärkten zählen beispielsweise fondssupermarkt.net, avl-investmentfonds.de und infos.com. Gute Kunden dürfen außerdem auf Sonderkonditionen bei der Hausbank hoffen.
Je länger der Anleger investiert bleibt, desto weniger stark wirkt die Kaufgebühr. Wer monatlich 100 Euro in einen Sparplan mit 5 Prozent Ausgabeaufschlag einzahlt und durchschnittlich fünf Prozent Jahresrendite erzielt, steht nach drei Jahren bei 3.690 Euro. Ohne Kaufgebühren wären es 3.885 Euro. Wer zehn Jahre investiert bleibt, kommt mit dem Ausgabeaufschlag auf ein Guthaben von 14.725 Euro, ohne Gebühr wären es 15.500 Euro.
Die Verwaltungsgebühr liegt im Regelfall zwischen null und zwei Prozent. Oft ist dieser Satz etwas höher, wenn der Ausgabeaufschlag gering ist und umgekehrt. Die Verwaltungsgebühr wird - einmal im Jahr oder auch monatlich - aus dem Fonds bezahlt. Wenn die Gebühr zum Beispiel 1,2 Prozent ist und der Fondswert 10.000 Euro, beträgt die Gebühr 120 Euro im Jahr und das neue Fondsvermögen noch 9.880 Euro.
Die Investmentgesellschaft hinterlegt das Fondsvermögen bei einer sogenannten Depotbank. Für das Führen dieses Depots wird eine Gebühr erhoben, die im Regelfall aus dem Fondsvermögen bezahlt wird. Diese Gebühr kann bei großen Fonds bis zu 0,3 Prozent des Fondsvolumens per anno ausmachen.
Zusätzlich ist die Depotbank berechtigt, eine Transaktionsgebühr von bis zu 100 Euro je Transaktion, die nicht über die Depotbank getätigt wird, zu erheben. Auch eine zusätzliche Verwahrgebühr von bis zu 0,1 Prozent pro Jahr ist rechtens. Neben den genannten Vergütungen verlangen einige Gesellschaften eine weitere tägliche Vergütung in Höhe von bis zu 0,75 Prozent pro Jahr.
Die Performance Fee ist eine erfolgsabhängige Gebühr. Wenn ein aktiv gemanagter Fonds eine bessere Wertentwicklung aufweist als ein vorher festgelegter Vergleichsindex, wie zum Beispiel der DAX, wird die Performance Fee gezahlt. Wenn eine Performance Fee von 20 Prozent vorgesehen ist, bedeutet das zum Beispiel: Ein Kunde hat ein Fondsvermögen in Höhe von 20.000 Euro. Der Fonds hat in diesem Jahr sechs Prozent Plus gemacht, der Vergleichsindex nur vier Prozent. Das Mehr an Rendite von zwei Prozent sind 400 Euro. Davon bekommt die Gesellschaft 20 Prozent, also 80 Euro.
Performance Fees sind an ganz unterschiedliche Bedingungen geknüpft. Die Investmentgesellschaft profitiert von einem besseren Abschneiden im Vergleich zum Vergleichsindex, muss sich aber nicht zwangsweise auch an Verlusten beteiligen, falls der Index besser war.
Es ist auch möglich, dass Anleger Performance Fee`s zahlen müssen, obwohl der Fonds Verluste gemacht hat. Wenn der Vergleichsindex zehn Prozent Minus gemacht hat, der Fonds aber nur sechs Prozent Minus, war er besser als der Vergleichsindex. Dann lässt die
Investmentgesellschaft es sich vergüten, dass der Fond zwar Verluste gemacht hat, aber eben nicht so viel wie andere.
Transaktionskosten entstehen, wenn im Fonds eine Umschichtung der Wertpapiere stattfindet, also beispielsweise Aktien verkauft und andere dafür gekauft werden. Bei einer solchen Umschichtung entstehen Transaktionskosten, die von den Anlegern bezahlt werden. Je öfter umgeschichtet wird, desto mehr Gebühren müssen gezahlt werden und desto geringer ist die Rendite.
Wegen mangelnder Transparenz bleibt die Höhe der Transaktionskosten in der Regel im Dunkeln. Eine Ausweisung der relevanten Daten im Fondsprospekt geschieht laut Studie der Verbraucherzentrale NRW kaum oder nur unzureichend.
Der Fantasie sind bei den sonstigen Kosten keine Grenzen gesetzt. Rechtliche Vorgaben gibt es so gut wie nicht. So kann es passieren, dass Anleger nicht nur den Ausgabeaufschlag beim Kauf bezahlen, sondern auch einen Rücknahmeabschlag bei der Rückgabe der Anteilsscheine. Und wenn ein Fonds Geld einnimmt, weil er Wertpapiere verleiht, dann kassiert die Gesellschaft dafür oft auch eine Gebühr. Hier empfiehlt sich eine genaue Prüfung der Fondsunterlagen und des amtlichen Verkaufsprospekts um herauszufinden, welche sonstigen Kosten anfallen können.
Eine Hilfe beim Vergleich von Fonds anhand der anfallenden Kosten ist die Total Expense Ratio (TER). Die TER ist eine Gesamtkostenquote, die für Transparenz sorgen soll. Das gelingt allerdings nur zum Teil. Grund ist, dass in der TER nicht alle Kosten enthalten sind. So sind weder die Ausgabeaufschläge enthalten, noch die erfolgsabhängigen Gebühren (Performance Fees). Die Aussagekraft der TER ist daher begrenzt. Laut Morningstar liegt sie bei Aktienfonds bei gut zwei Prozent.
„Fondsgesellschaften sind gesetzlich verpflichtet, im bestmöglichen Interesse ihrer Anleger zu handeln. Dazu gehört, dass sie die Kosten für die Ausführung der Geschäfte gering halten“, sagt Jochen Eichhorn, Bankrechtsanwalt bei Lachner Westphalen Spamer. Wie das im Einzelfall umzusetzen sei, bliebe allerdings weitgehend der Gesellschaft überlassen. Deshalb müssten sie in der Regel keine Konsequenzen fürchten. Wer seinem Wirtschaftsprüfer einen einigermaßen geeigneten Prozess zur Findung eines günstigen Preises präsentiere, bekomme keinen Druck. Eine EU-Richtlinie, die auch eine Entflechtung von Konzernstrukturen zwischen Treuhänder und Depotbank durchsetzen sollte, wurde von der Fondslobby erfolgreich torpediert.
So konnte der Manager des 13,2 Milliarden Euro schweren Deka-Immobilien Europa, dem größten deutschen offenen Immobilienfonds, im vergangenen Geschäftsjahr sämtliche Währungssicherungsgeschäfte über 3,8 Milliarden Euro an die Dekabank vergeben. Sie hätten so Risiken und kostenintensive Sicherheiten, die gegenüber externen Vertragspartnern gestellt werden müssten, vermieden, und die Konditionen seien marktüblich gewesen, erklärt die Deka. Dennoch ist das Verhalten mindestens auffällig. Unter Experten ist bekannt, dass es bei Währungsgeschäften hohe Preisdifferenzen zwischen günstigen und teuren Anbietern gibt. Die Immobilienfonds von Union Investment oder Deutsche Bank kaufen denn auch bei verschiedenen Dienstleistern ein.
Das Zaudern der Sparkassen
Nachdem der Gesetzgeber also eher nicht so druckvoll agiert, könnte Veränderungsdruck in erster Linie von den Sparkassen auf die Deka zukommen. Doch deren Interesse, ihren Kunden auf Kosten der eigenen Fondstochter beizuspringen, darf als begrenzt gelten. Sparkassen leiden, so wie jeder Privatanleger auch, unter den niedrigen Zinsen. Umso wichtiger sind für sie die Provisionen, die sie von der Deka für den Verkauf der Fonds erhalten – und die Dividende, die die Deka an die Sparkassen ausschüttet. Je mehr Gewinn die Dekabank etwa durch hohe Transaktionskosten macht, desto mehr kann sie am Ende an die Sparkassen weiterreichen. Im vergangenen Jahr waren es immerhin 155 Millionen Euro. „Erste Priorität ist, unseren Anteilseignern eine stabile Ausschüttung zu gewährleisten“, sagte Deka-Chef Michael Rüdiger der „Börsen-Zeitung“.
Völlig unkritisch sind die Sparkassen-Berater aber nicht. Dass sie auf einem schmalen Grat wandern, wenn sie die Produkte ihrer Tochter verkaufen, obwohl die der Wettbewerber besser sind, ist vielen bewusst. „Unsere Geduld ist endlich“, sagt der Mitarbeiter eines Sparkassenverbands. „Als Marktführer muss die Deka den Anspruch haben, eine überdurchschnittliche Leistung abzuliefern.“ Vorstandschef Michael Rüdiger werde daran gemessen, ob er das hinbekommt.
Doch der hat zunächst größere Pläne. Rüdiger will ins Hedgefondsgeschäft einsteigen – in die Königsklasse im Fondsgeschäft. Hedgefonds wetten auf steigende wie auf fallende Kurse und sollen so in jeder Börsenlage Rendite erwirtschaften. Wer sieht, wie die Deka schon im vergleichsweise begrenzt komplexen Geschäft der klassischen Investmentfonds so recht nicht hinterherkommt, der ahnt: Voller wird die Vitrine mit den Pokalen durch einen Einstieg ins Geschäft der ganz großen Geschäftemacher wohl eher nicht.