Fondstochter der Sparkassen Der große Deka-Bluff

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Guter Service?

Selbst wenn die Deka einen herausragenden Service hätte, stellt sich die Frage, ob sich der für den Kunden auszahlt. Ein Beispiel: Die Transaktionskosten eines Fonds der Wertkonzept-Familie mit einem Fondsvermögen von 145 Millionen Euro lagen im Geschäftsjahr 2014 bei 1,06 Millionen Euro. Dem Deutsche Postbank Protekt Plus, einem Fonds mit vergleichbarer Größe und Kapitalschutz-Strategie, reichten 928 Euro für den An- und Verkauf von Wertpapieren – und er lief etwas besser als das Deka-Produkt.

Fonds-Gebühren im Überblick

„Fondsgesellschaften sind gesetzlich verpflichtet, im bestmöglichen Interesse ihrer Anleger zu handeln. Dazu gehört, dass sie die Kosten für die Ausführung der Geschäfte gering halten“, sagt Jochen Eichhorn, Bankrechtsanwalt bei Lachner Westphalen Spamer. Wie das im Einzelfall umzusetzen sei, bliebe allerdings weitgehend der Gesellschaft überlassen. Deshalb müssten sie in der Regel keine Konsequenzen fürchten. Wer seinem Wirtschaftsprüfer einen einigermaßen geeigneten Prozess zur Findung eines günstigen Preises präsentiere, bekomme keinen Druck. Eine EU-Richtlinie, die auch eine Entflechtung von Konzernstrukturen zwischen Treuhänder und Depotbank durchsetzen sollte, wurde von der Fondslobby erfolgreich torpediert.

So konnte der Manager des 13,2 Milliarden Euro schweren Deka-Immobilien Europa, dem größten deutschen offenen Immobilienfonds, im vergangenen Geschäftsjahr sämtliche Währungssicherungsgeschäfte über 3,8 Milliarden Euro an die Dekabank vergeben. Sie hätten so Risiken und kostenintensive Sicherheiten, die gegenüber externen Vertragspartnern gestellt werden müssten, vermieden, und die Konditionen seien marktüblich gewesen, erklärt die Deka. Dennoch ist das Verhalten mindestens auffällig. Unter Experten ist bekannt, dass es bei Währungsgeschäften hohe Preisdifferenzen zwischen günstigen und teuren Anbietern gibt. Die Immobilienfonds von Union Investment oder Deutsche Bank kaufen denn auch bei verschiedenen Dienstleistern ein.

Das Zaudern der Sparkassen

Nachdem der Gesetzgeber also eher nicht so druckvoll agiert, könnte Veränderungsdruck in erster Linie von den Sparkassen auf die Deka zukommen. Doch deren Interesse, ihren Kunden auf Kosten der eigenen Fondstochter beizuspringen, darf als begrenzt gelten. Sparkassen leiden, so wie jeder Privatanleger auch, unter den niedrigen Zinsen. Umso wichtiger sind für sie die Provisionen, die sie von der Deka für den Verkauf der Fonds erhalten – und die Dividende, die die Deka an die Sparkassen ausschüttet. Je mehr Gewinn die Dekabank etwa durch hohe Transaktionskosten macht, desto mehr kann sie am Ende an die Sparkassen weiterreichen. Im vergangenen Jahr waren es immerhin 155 Millionen Euro. „Erste Priorität ist, unseren Anteilseignern eine stabile Ausschüttung zu gewährleisten“, sagte Deka-Chef Michael Rüdiger der „Börsen-Zeitung“.

Völlig unkritisch sind die Sparkassen-Berater aber nicht. Dass sie auf einem schmalen Grat wandern, wenn sie die Produkte ihrer Tochter verkaufen, obwohl die der Wettbewerber besser sind, ist vielen bewusst. „Unsere Geduld ist endlich“, sagt der Mitarbeiter eines Sparkassenverbands. „Als Marktführer muss die Deka den Anspruch haben, eine überdurchschnittliche Leistung abzuliefern.“ Vorstandschef Michael Rüdiger werde daran gemessen, ob er das hinbekommt.

Doch der hat zunächst größere Pläne. Rüdiger will ins Hedgefondsgeschäft einsteigen – in die Königsklasse im Fondsgeschäft. Hedgefonds wetten auf steigende wie auf fallende Kurse und sollen so in jeder Börsenlage Rendite erwirtschaften. Wer sieht, wie die Deka schon im vergleichsweise begrenzt komplexen Geschäft der klassischen Investmentfonds so recht nicht hinterherkommt, der ahnt: Voller wird die Vitrine mit den Pokalen durch einen Einstieg ins Geschäft der ganz großen Geschäftemacher wohl eher nicht.

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