
WirtschaftsWoche: Herr Assenmacher, angefangen haben Sie vor 20 Jahren mit der ökologischen Aufforstung tropischer Mischwälder. An diesen können sich Anleger direkt beteiligen. Das reicht Ihnen nicht mehr. Sie haben Ihre Liebe zum Kakao entdeckt und bauen nun verstärkt Kakao an in Ihren Mischforsten. Wo liegt der Gewinn?
Assenmacher: Mit dem Kakao entsteht ja auch wieder Wald. Vorteil: Er liefert nach etwa fünf Jahren regelmäßige Erträge für den Investor. Bei Wald zur Holzerzeugung dauert das zum Teil Jahrzehnte.
Trotz allgemeiner Rohstoffbaisse ist der Kakaopreis nicht eingebrochen. Warum?
Erfreulicherweise entwickeln sich die Preise positiv, vor allem für sehr gute Qualitäten, wie wir sie produzieren. In Zukunft könnten bis zu 30 Prozent weniger Kakao verfügbar sein, als der globale Markt heute nachfragt. Wir erwarten weiter gute Verkaufspreise. Fast alle Schokoladenhersteller suchen hochwertige Ware und verlässliche Lieferanten.
Zur Person
Harry Assenmacher,60, gründete 2005 ForestFinance. Das Bonner Unternehmen hat für seine inzwischen 15.000 Kunden rund 100 Millionen Euro in ökologische Aufforstungsprojekte investiert.
Welchen Mehrwert bieten Sie?
Hohe und stabile Erträge pro Hektar und eine bestätigte Qualität des Kakaos. Unser Know-how verschafft uns einen Vorsprung. Gefragt sind wir auch als Berater zur Verbesserung bestehender Plantagen oder zu deren Aufbau. Gerade Kleinbauern-Kooperativen haben sehr viel Beratungsbedarf.
Ihr Edelkakao ist fair produziert. Wie stark drückt das auf die Rendite?
Wir handeln sozial verantwortlich, entlohnen unsere Mitarbeiter fair und arbeiten ökologisch. Das bringt keine zweistelligen Renditen wie in der intensiv betriebenen Land- und Forstwirtschaft.
Was Anleger bei Kakao-Investments beachten müssen
Wer über Zertifikate oder Futures in Kakao investiert ist, sollte daran denken, dass die Gefahr besteht, einen billigen Kontrakt in einen teureren tauschen zu müssen, der zu einem anderen Zeitpunkt fällig ist.
Der Ertrag einer Kakao-Ernte hängt von diversen Faktoren ab, eine wichtige Rolle spielt das Wetter. Sowohl Überschwemmungen als auch Dürreperioden können zu massiven Ernteeinbußen führen.
Dementsprechend wichtig für Qualität und Ertrag der Ernte ist Wasser. Kommt es - egal ob witterungs- oder konfliktbedingt - zu einer Wasserknappheit, nimmt auch die Kakaoernte Schaden. Dann steigt der Preis.
Rohstoffe wie Kakao oder Kaffee stammen überwiegend aus politisch instabilen Regionen. So sorgten politische Krisen an der Elfenbeinküste, dem weltweit größten Anbieter von Kakao, immer wieder für Preisausschläge.
Wie bei allen anderen Agrarrohstoffen auch, ist die Qualität der Kakaoernte oft abhängig von winzig kleinen Tieren und Organismen. Sind die Pflanzen von Pilzen wie dem sogenannten Hexenbesen oder der Kakaomotte befallen, bringen sie keine gesunden Früchte mehr hervor.
Doch selbst, wenn den Kakaobohnen an sich nichts geschehen ist, sollten Anleger auch an das Risiko des Transports von Südafrika oder Lateinamerika nach Europa denken. Unwetter und Streiks in Häfen können die Reise verlängern und so den Preis beeinflussen.
Wie viel ist drin?
Als einziger Anbieter prognostizieren wir eine Rendite-Range und keine Zielrendite. Land- und forstwirtschaftliche Erträge können, den natürlichen Bedingungen folgend, stark schwanken. Über alle unsere Produkte können es im Mittel vier bis sieben Prozent sein, gemessen an der internen Zinsfußmethode IRR. Das ist fair und ordentlich. Bei unserem Produkt CacaoInvest erwarten wir gar eine mittlere Rendite von 7,5 Prozent.
Was lässt sich sonst noch anbauen im tropischen Mischwald?
Wir arbeiten mit der TU München zusammen, um Agroforstsysteme, also die Kombination aus Feldfrüchten und Wald, zu erforschen und unser Know-how anzureichern. Wir wollen Produkte entwickeln, die auf Basis seriöser wissenschaftlicher Arbeit Anlegern, den Menschen vor Ort und der Natur Vorteile bringen. Sehr weit sind wir mit unseren Bienenhonigprojekten. Die ersten Ernten in Kolumbien waren erfolgreich. Dort werden wir jetzt größere Mengen produzieren, letztlich gut 150 Tonnen pro Jahr. Die Vermarktung vor Ort ist gesichert. Wir experimentieren jetzt mit Vanille, mit einigen Feldpflanzen wie Rizinus, aber auch mit Bananen als Vor- oder Begleitfrucht zum Kakao. In Peru setzen wir Bananen als Schattenspender ein. Unsere Mitarbeiter vor Ort probieren in den Flächen, was geht und mit welchem Erfolg. Wir begleiten das wissenschaftlich, werten die Ergebnisse aus und erarbeiten Vorschläge für Agroforstprodukte.