Frustrierter Bankkunde Wie ein Fremdwährungskredit zum teuren Streitfall wurde

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Die Bank rechnet anders als ihr Kunde

Doch zu seiner Überraschung rechnet die Bank ganz anders.

Laut einer automatisierten Mitteilung vom Januar 2009 legt das Institut einen insgesamt aufgenommenen Kreditbetrag von nur 120.924 Euro zugrunde. Das könnte man für einen Bankirrtum zu Gunsten des Kunden halten, denn Costa hat laut seinem Kontoauszug mit insgesamt 133.769 Euro deutlich mehr Geld von der Bank erhalten.

Die unerklärliche Abweichung hat eine für den Kreditnehmer verhängnisvolle Folge, wie sich zeigen soll. Wegen der ab 2008 einsetzenden Eurokrise mit den wachsenden Sorgen der Investoren um überschuldete Euroländer steigt der Schweizer Franken deutlich. Deshalb will Costa seine Frankenschuld Ende 2008 in US-Dollar und japanische Yen wechseln, um sein Währungsrisiko aufzuteilen.

Weniger Filialen, weniger Mitarbeiter
Kreditbanken Alle deutschen Privatbanken – sowohl die Großbanken, Regionalbanken wie auch die Zweigstellen ausländischer Banken – haben die Zahl ihrer Beschäftigten drastisch verringert. Von 171.200 Beschäftigten im Jahr 2014 waren Ende 2016 noch 166.050 übrig: Das ist ein Abbau von rund 5.000 Beschäftigten in drei Jahren. Bei der Entwicklung der Institutszahlen und der Zweigstellen ergibt sich jedoch kein einheitliches Bild. Quelle: Deutsche Bundesbank Quelle: dpa
GroßbankenDeutschlands Großbanken, zu denen die Bundesbank die Commerzbank, die Deutsche Bank, die Deutsche Postbank und Hypovereinsbank zählt, haben die Zahl der Zweigstellen rapide verringert. 7.443 Zweigstellen gab es noch 2014, im vergangenen Jahr waren es nur noch 7.005. Quelle: REUTERS
RegionalbankenDie Zahl der deutschen Regionalbanken – private Kreditinstitute, die mit oder ohne Zweigstellennetz nur in einer bestimmten Region Geschäfte betreiben – verringerte sich von 176 Instituten im Jahr 2014 auf 166 Institute. Im selben Zeitraum wurden 118 Zweigstellen geschlossen, damit gibt es 2016 noch 2.245 Filialen deutscher Regionalbanken. Quelle: dpa
Zweigstellen ausländischer Banken Besser sieht die Bilanz ausländischer Banken aus. Zwar hat sich auch bei ihnen die Zahl der in Deutschland tätigen Institute in den letzten drei Jahren von 115 auf 110 verringert. Gleichzeitig wurde jedoch das Zweigstellennetz ausgebaut. Nun haben ausländische Banken 156 Niederlassungen in Deutschland. 2014 waren es nur 148. Quelle: REUTERS
LandesbankenAuch bei den deutschen Landesbanken ist vieles in Bewegung: Die Institute, die gemeinsam vom jeweiligen Bundesland und den regionalen Sparkassen- und Giroverbänden getragen werden, reduzierten die Zahl der Zweigstellen von 408 auf 384. Knapp 2.000 Beschäftigte mussten in den letzten drei Jahren gehen. Ende 2016 zählte die Bundesbank noch 31.800 Stellen. Quelle: dpa
SparkassenAufmerksam verfolgt wurde in den letzten zwei Jahren der Rückbau des Zweigstellennetzes bei den Sparkassen. Wo früher in jedem noch so kleinen Ortsteil eine Sparkassenfiliale zu finden war, müssen Kunden für eine persönliche Beratung nun häufig bis ins Stadtzentrum fahren. Kein Wunder: Von ehemals 11.951 Zweigstellen sind 2016 nur noch 10.555 vorhanden, also rund 1.500 weniger. Das hatte auch Auswirkungen auf die Beschäftigtenzahl: Knapp 15.000 Sparkassenmitarbeiter mussten gehen, Ende 2016 waren noch 224.700 Menschen in Voll- oder Teilzeit bei einem öffentlich-rechtlichen Geldinstitut beschäftigt. Quelle: dpa
KreditgenossenschaftenAuch die Zahl der genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken ist leicht gesunken. Die noch 975 Institute (2015: 1.050) bauten gut 100 Zweigstellen ab. Fast 7.000 der ehemals 158.700 Mitarbeiter mussten gehen. Auf den Sparkassen und Kreditgenossenschaften, deren Geschäftsmodelle auf das traditionelle Kreditgeschäft ausgerichtet sind, lastet ein zunehmender Margendruck. Dieser fällt im Vergleich zu den meisten anderen Bankengruppen höher aus, wofür die hohen Anteile der Sichteinlagen von inländischen privaten Haushalten sowie zahlreiche langfristige Wohnungsbaukredite verantwortlich sind, schreibt die Bundesbank in ihrem Bericht. Quelle: dpa

Der Bankberater aber verweigert den Umtausch in Yen und Dollar, weil Costa laut Rechnung der Bank zu tief ins Minus geraten sei und empfiehlt dem Kunden eine Umwandlung in Euro. Bei Fremdwährungskrediten vereinbaren Banken üblicherweise einen Korridor, in dem sich Gewinn und Verlust des Schuldners bewegen dürfen, ohne dass zusätzliche Kreditsicherheiten verlangt werden können. Die Grenzen dieses Korridors habe Costa überschritten.

Nach der Finanzkrise steigt der Franken

Die Bank hat das in einer Mitteilung an den Kunden wie folgt begründet: Zum Kurs vom 31. Dezember 2008 sei die ursprüngliche Schuld von 120.924 Euro auf 126.509 Euro gestiegen, wodurch beim Kunden Costa ein Währungsverlust von 5.585 Euro entstanden sei. Verglichen mit seinem ursprünglich aufgenommenen Kreditbetrag von 133.769 Euro ist Costa jedoch im Plus. Wieso hat die Bank trotzdem anders gerechnet?
Dieser Frage ist ein von Costa engagierter Finanzsachverständiger nachgegangen. Weil das Gutachten nicht vom Gericht angefordert wurde, handelt es sich nur um ein Parteigutachten, dem juristisch geringe Relevanz zukommt. Die Bank sagt dazu gegenüber der WirtschaftsWoche, dass sie nicht gewillt sei, auf Behauptungen und sogenannte Gutachten einzugehen, die sich vor Gericht allesamt als unwahr, unhaltbar oder irrelevant herausgestellt hätten.

Costas Sachverständiger kam in einem zwölfseitigen Gutachten aus dem Jahr 2015 zu dem Schluss, dass die Bank die Kredithistorie unvollständig dargestellt habe. In den Dokumenten und Gesprächsprotokollen seien nur die Kursveränderungen in der jeweiligen Währung dargestellt, in die der Kreditnehmer zuletzt gewechselt habe.
Wir erinnern uns: Costa hatte sein Konto zunächst in Yen, dann in Franken geführt. Die seiner Auffassung nach unvollständige Darstellung seitens der Bank berücksichtigt nur die Kursverluste nach der Aufwertung des Franken im Anschluss an die Finanzkrisenjahre 2007/2008. Die Gewinne, die Costa davor unter anderem im Yen erzielte, sind nach Ansicht des Gutachters unter den Tisch gefallen.

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