Doch zu seiner Überraschung rechnet die Bank ganz anders.
Laut einer automatisierten Mitteilung vom Januar 2009 legt das Institut einen insgesamt aufgenommenen Kreditbetrag von nur 120.924 Euro zugrunde. Das könnte man für einen Bankirrtum zu Gunsten des Kunden halten, denn Costa hat laut seinem Kontoauszug mit insgesamt 133.769 Euro deutlich mehr Geld von der Bank erhalten.
Die unerklärliche Abweichung hat eine für den Kreditnehmer verhängnisvolle Folge, wie sich zeigen soll. Wegen der ab 2008 einsetzenden Eurokrise mit den wachsenden Sorgen der Investoren um überschuldete Euroländer steigt der Schweizer Franken deutlich. Deshalb will Costa seine Frankenschuld Ende 2008 in US-Dollar und japanische Yen wechseln, um sein Währungsrisiko aufzuteilen.
Der Bankberater aber verweigert den Umtausch in Yen und Dollar, weil Costa laut Rechnung der Bank zu tief ins Minus geraten sei und empfiehlt dem Kunden eine Umwandlung in Euro. Bei Fremdwährungskrediten vereinbaren Banken üblicherweise einen Korridor, in dem sich Gewinn und Verlust des Schuldners bewegen dürfen, ohne dass zusätzliche Kreditsicherheiten verlangt werden können. Die Grenzen dieses Korridors habe Costa überschritten.
Nach der Finanzkrise steigt der Franken
Die Bank hat das in einer Mitteilung an den Kunden wie folgt begründet: Zum Kurs vom 31. Dezember 2008 sei die ursprüngliche Schuld von 120.924 Euro auf 126.509 Euro gestiegen, wodurch beim Kunden Costa ein Währungsverlust von 5.585 Euro entstanden sei. Verglichen mit seinem ursprünglich aufgenommenen Kreditbetrag von 133.769 Euro ist Costa jedoch im Plus. Wieso hat die Bank trotzdem anders gerechnet?
Dieser Frage ist ein von Costa engagierter Finanzsachverständiger nachgegangen. Weil das Gutachten nicht vom Gericht angefordert wurde, handelt es sich nur um ein Parteigutachten, dem juristisch geringe Relevanz zukommt. Die Bank sagt dazu gegenüber der WirtschaftsWoche, dass sie nicht gewillt sei, auf Behauptungen und sogenannte Gutachten einzugehen, die sich vor Gericht allesamt als unwahr, unhaltbar oder irrelevant herausgestellt hätten.
Costas Sachverständiger kam in einem zwölfseitigen Gutachten aus dem Jahr 2015 zu dem Schluss, dass die Bank die Kredithistorie unvollständig dargestellt habe. In den Dokumenten und Gesprächsprotokollen seien nur die Kursveränderungen in der jeweiligen Währung dargestellt, in die der Kreditnehmer zuletzt gewechselt habe.
Wir erinnern uns: Costa hatte sein Konto zunächst in Yen, dann in Franken geführt. Die seiner Auffassung nach unvollständige Darstellung seitens der Bank berücksichtigt nur die Kursverluste nach der Aufwertung des Franken im Anschluss an die Finanzkrisenjahre 2007/2008. Die Gewinne, die Costa davor unter anderem im Yen erzielte, sind nach Ansicht des Gutachters unter den Tisch gefallen.