FXdirekt "more silver... push... push..."

Interne E-Mails geben einen schockierenden Einblick in das Innenleben des Internet-Brokers FXdirekt. Ein Geschäftsführer treibt Mitarbeiter mit Druck an, Kunden in riskante Produkte zu jagen.

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Screenshots von der WirtschaftsWoche vorliegenden E-Mails

Am Freitag bereitete Saber Daboussi seine Leute auf die kommende Woche vor. Der Kundenservice müsse endlich aus dem Sturm ins Trockene kommen („out of the storm“), alle sollten ab sofort um 7.30 kommen und bis 20 Uhr arbeiten. „Wir müssen zusammen vier Konten am Tag aktivieren“, schrieb der Geschäftsführer des Oberhausener Online-Brokers FXdirekt am 18. Mai auf Englisch an die Mitarbeiter. Und: „Schönes Wochenende.“

Ob die Betreuer ein solches hatten, lässt sich nicht rekonstruieren. Dass die folgende Woche jedoch wenig entspannt ablief, belegen interne E-Mails. Geschäftsführer Daboussi persönlich treibt darin den Kundenservice an, mehr Kontrakte auf Silber zu verkaufen. Setzte die Truppe die bizarren Anweisungen in die Tat um, wäre es Anlageberatung gewesen, die die Bank nach eigenen Angaben nicht betreibt.

Mitarbeiter der von der Finanzaufsicht BaFin regulierten Bank hatten berichtet, auf welche Weise Kunden bei der Bank Geld verloren haben sollen. Die Bank hat alle Unregelmäßigkeiten abgestritten.

Nach dem Bericht haben die Redaktion zahlreiche Briefe erreicht, in vielen berichten Kunden von ihrer Erfahrung mit FXdirekt: „Ich habe bei jedem einzelnen Trade nie den Kurs bekommen, der auf dem Bildschirm angezeigt war“, berichtet ein Rechtsanwalt. Beim Kauf hätten zu seinen Lasten mindestens zwei bis vier Punkte gefehlt, beim Verkauf mindestens drei bis fünf. „So konnte man selbst bei richtiger Einschätzung der Marktrichtung nie auf einen grünen Zweig kommen. Am Ende hieß es auch für mich: Verlust von 15.000 Euro.“

Der Internet-Broker soll über Jahre Kunden ausgeplündert haben – unter den Augen der Finanzaufsicht. Gerichtsakten erhärten den Verdacht, die Bank bestreitet Unregelmäßigkeiten. Ein Report.
von Annina Reimann

Ein Steuerberater sagte, er habe den Verdacht, dass Kurse manipuliert worden seien. Er habe oft bei FXdirekt angerufen, aber „deren Standardausrede“ sei gewesen, dass sich der Markt eben bewegt habe. Ein Ehepaar hat nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei bis drei Jahren „mehr als 150.000 Euro“ verloren. „Stetes Kapital-Nachschießen in der Hoffnung, nun doch mal einen Gewinn realisieren zu können, haben zu dem großen Verlust geführt.“

Die BNP-Paribas-Tochter Cortal Consors, die bislang mit FXdirekt kooperiert hat und über deren Internet-Seite Consors-Kunden ein Konto in Oberhausen eröffnen konnten, hat das Angebot von der Homepage genommen. Consors-Kunden können derzeit kein Konto mehr über ihre Direktbank eröffnen.

FXdirekt hat Fehlverhalten in der Stellungnahme zum letzten Bericht der WirtschaftsWoche bestritten.

Spektakuläre Urteile gegen Anlagebetrüger

Unterlagen, die der Redaktion vorliegen, geben erschreckende Einblicke ins Innenleben der Bank, etwa am Dienstag, 22. Mai.

Um 13.14 Uhr schickt Daboussi seinen Leuten ihre bisherigen Tagesergebnisse. Zwei Mitarbeiter sollen ihren Absatz schnell verdreifachen („we need 3 times this !!!“), einen anderen stellt der Chef vor Kollegen als schwach hin: „Thomas.. still low Richard is catching you !!!“ (die echten Namen sind der Redaktion bekannt).

Nur vier Minuten später die nächste Nachricht. Betreff: Ziel heute („target TODAY !!!“). Inhalt: „SILVER !!!!!!!“ Damit die Betreuer nicht übersehen, dass sie telefonieren sollen, was das Zeug hält, sendet der Chef die Nachricht in riesigen Buchstaben.

Wer falsch berät, ist haftbar

So fühlt man dem Finanzberater auf den Zahn
Nachbarn unterhalten sich Quelle: dpa
Fangfrage 2: "Wenn etwas schief läuft, dann ersetzen Sie mir doch den Schaden?" Solch eine Versicherung gegen Verluste wünscht sich jeder Anleger, doch keine Bank mag das versprechen. Wenn ein Berater sich darauf einlässt, überschreitet er seine Kompetenzen – und will unbedingt etwas verkaufen. Dafür ist ihm jedes Mittel recht, auch eine Fehlinformation an den Kunden. Quelle: dpa
Fangfrage 3: "Welche Produkte brauche ich denn nun?"Gute Berater entwickeln eine Strategie , und sie schauen sich die Vermögens- und Finanzsituation eines Kunden an. Dann reden sie mit ihm über seine Ziele und seine Risikobereitschaft. Einzelne Produkte kommen – wenn überhaupt – immer ganz zuletzt. Berater, die sich sofort darauf einlassen, denken vor allem an ihre Provision. Diese ist häufig davon abhängig, wie viel Produkte in einem bestimmten Zeitraum von ihm verkauft werden. Quelle: dpa
Uhr Zifferblatt Quelle: dpa
Fangfrage 5: "Ich bin risikoscheu und möchte mindestens fünf Prozent Rendite. Das ist doch für Sie kein Problem?" Es sollte ein Problem für Berater sein. Wer diese Frage sofort bejaht, hat sich als unsolide geoutet. Denn fünf Prozent Rendite sind aktuell meist nur mit einem recht hohen Risiko oder anderen Nachteilen zu erzielen. Wer als Anleger gar kein Risiko möchte, muss sich aktuell eher mit einem bis zwei Prozent begnügen – den Konflikt zwischen Risiko und Rendite sollte ein Berater darstellen und nicht schamhaft überspielen. Quelle: dpa
zerrissener Euro-Schein Quelle: dpa
Fangfrage 7: "Ich vertraue Ihnen, das Kleingedruckt ist sicher in Ordnung. Wo soll ich unterschreiben?" Geldanlagen sollten gut überlegt sein. Berater, die ihren Kunden wenig Zeit lassen, wollen ein Gespräch schnell abhaken. Häufig verbergen sie diese Absicht. Durch diese Fangfrage können Anleger dem Berater auf die Schliche kommen. Jeder Berater sollte das Kleingedruckte erklären, und hinterher sollte es der Anleger noch mal lesen. Einfach zu unterschreiben, ist keinesfalls in Ordnung. Quelle: dpa

Doch Daboussi bekommt nicht genug. Keine drei Stunden später legt er nach: „Was ist los? Es ist 16 Uhr, und wir haben erst 370 Lots...“ Lot ist eine Mengenangabe, in der man das gehandelte Volumen der Silberkontrakte messen kann.

Der erfahrene Münchner Anwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, Peter Mattil, sagt, dass die Bank Anleger auf diese Weise durchaus beraten könne. „Ruft man einen Kunden an und empfiehlt den Kauf von Silber, ist das Anlageberatung“, sagt Mattil. Es reiche dazu bereits aus, dem Kunden nur zu sagen: „Schauen Sie mal auf Silber.“ Wer fehlerhaft berät, der haftet für Verluste.

FXdirekt schrieb in der Stellungnahme zum ersten Bericht der WirtschaftsWoche, dass die Bank keine Anlageberatung anbiete: „Zuwiderhandlungen durch Mitarbeiter würden unverzügliche arbeitsrechtliche Konsequenzen für den Mitarbeiter nach sich ziehen.“

Daboussi macht auf den ersten Blick einen seriösen Eindruck. Im Internet findet sich ein Foto eines wohltätigen Daboussi, der vor einem Jungen kniet und ihm ein knallgelbes Geschenk entgegenstreckt.

Nach außen mag Daboussi sich so präsentiert haben. Nach innen aber zeigt er andere Seiten.

Das sind die besten Banken der Welt
Banken in 136 Ländern hat das US-Magazin „Global Finance“ für seine Rangliste der besten Banken 2012 unter die Lupe genommen. In die Wertung flossen dabei objektive Kriterien wie das Wachstum des verwalteten Vermögens oder die Profitabilität ebenso ein wie subjektive Einschätzungen von Bankberatern oder Analysten. Schließlich wurden in zwölf Kategorien Gewinner gekürt. Dies seien nicht immer die größten, aber sicher die besten Banken, betont das Magazin.Beste Sub-Depotbank: Citibank In der Kategorie beste Sub-Depotbank wurde die Citibank ausgezeichnet. Die US-Großbank verfüge vermögensrechtlich über das größte Depot-Netzwerk der Welt und decke damit 61 Märkte sowie 98,5 Prozent der globalen Marktkapitalisierung ab. Als Sub-Depotbanken bezeichnet man Depotbanken, die von anderen Finanzinstituten in Ländern beauftragt werden, in denen diese selbst nicht tätig sind. Quelle: rtr
Bester Devisenhändler: Deutsche BankDie Deutsche Bank ist Dauer-Sieger in der Kategorie bester Devisenhändler. Das größte deutsche Finanzinstitut habe den größten, vielseitigsten und profitabelsten Devisenbereich aller Banken, heißt es bei „Global Finance“. Es ist nicht die einzige Kategorie, in der die Deutsche Bank gewonnen hat. Quelle: dapd
Bester Handelsfinanzierer: CitibankCitigroup-Chef Vikram Pandit kann sich auch in der Kategorie bester Handelsfinanzierer über einen Erfolg freuen. Citibank biete ihren Service in Sachen Handelsfinanzierung in 86 Ländern an und ermögliche es Unternehmen damit, in einer globalisierten Wirtschaftswelt und sich verschiebenden Handelsströmen stets über Geld zu verfügen. Quelle: dapd
Cash Management: CitibankUnd noch in einer dritten Kategorie siegt die Citibank. Auch beim Cash Management sieht „Global Finance“ die US-Großbank ganz vorne. Die entsprechende Sparte der Bank verfüge über eine beeindruckende Kundenliste, heißt es in der Begründung. Es umfasse multinationale Firmen ebenso wie Finanzinstitute, Regierungen und Notenbanken. Quelle: REUTERS
Beste Investmentbank: Goldman SachsDie bekannteste Investmentbank der Welt ist laut „Global Finance“ auch die beste. Vorstandschef Lloyd Blankfein und Goldman Sachs hätten im Jahr 2011 durch kreative Lösungen bei der Kapitalbeschaffung Marktanteile hinzugewonnen. Auf öffentlichen Aktienmärkten habe die Bank für ihre Kunden 54 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Keine andere Investmentbank komme an Goldman heran. Außerdem habe Goldman Sachs im zweiten Quartal 2012 trotz eines Rückgangs des Ergebnisses die Erwartungen der Analysten übertroffen. Quelle: dapd
Beste Depotbank: Bank of New York MellonLaut „Global Finance“ ist die BNY Mellon mit einer verwalteten Vermögenssumme von mehr als 27 Billionen Dollar die größte Depotbank der Welt. Die Bank habe die Prozessrisiken gemindert. Trotz eines Gewinneinbruchs im zweiten Quartal sei BNY Mellon die beste Depotbank der Welt. In einer Depotbank werden Sondervermögen wie Wertpapiere von Investmentfonds unabhängig verwahrt. Quelle: rtr
Beste Vermögensverwaltung: BlackrockDer US-Finanzdienstleister Blackrock gewinnt in der Kategorie beste Vermögensverwaltung. Blackrock sei mit 3,6 Billionen Dollar verwalteten Vermögens der größte Dienstleister der Welt in diesem Bereich. Das Geschäft mit der Beratung von Regierungen, Zentralbanken und Unternehmen in Sachen Risikomanagement floriere seit der Finanzkrise. Quelle: rtr

16.09 Uhr. Die nächste E-Mail landet im Postfach der Betreuer. „MORE !!!!!!!!! Thomas !!!!“ Während Timos Kunden schon 88 Lots Silber gehandelt haben, schaffte Thomas erst eins – so muss man die Tabellen in den Mails mit den Namen und Umsätzen der Betreuer wohl interpretieren.

FXdirekt hat eine eigene Handelsabteilung, die Kurse stellt. Generell gilt: Broker, die einen solchen Dealing Desk haben, können die Handelsgeschäfte von Kunden an Börsen absichern – oder es lassen. Wettet der Kunde auf steigende Kurse und tut das auch der Broker, verdient der nur am Aufschlag auf den Einkaufspreis. Sichert er sich nicht ab, sind Verluste des Kunden seine Gewinne. In dem Fall hätte die Bank Interesse daran, dass Kunden verlieren.

Anwalt Mattil sagt, es sei verboten, bei Kunden unrichtige oder irreführende Angaben zu machen. „Wenn Chance und Risiko zwischen Kunde und Bank ungleich verteilt sind, kann es sich um eine vorsätzliche, sittenwidrige Schädigung handeln. Das rechtfertigt Schadensersatz“, sagt er.

FXdirekt teilte schon vergangene Woche mit, dass die Bank „nicht gegen ihre Kunden“ wette. Es sei „sachlich und betriebswirtschaftlich unsinnig und vor allem falsch“, dass die Bank ein Interesse daran habe, dass Kunden Geld verlören.

Untätigkeitsgebühr für Kunden

Taugt Gold als Krisenwährung?
1980Zu Beginn des Jahres 1980 steigt der Goldpreis erstmalig auf 850 US-Dollar (inflationsbereinigt 2.100 US-Dollar). Steigende Ölpreise und die damit verbundene hohe Inflation, der sowjetische Einmarsch in Afghanistan und die Revolution in Iran sorgen weltweit für Verunsicherung.Goldpreis am Ende des Jahres: 589,8 US-Dollar 392,4 Euro 119.823,1 Yen 246,7 Pfund 1.047,8 Schweizer Franken Quelle: ap
1997Die Finanz- und Wirtschaftskrise der Tigerstaaten von 1997-1998 (Asienkrise) ließ einen Großteil Asiens in eine Rezession verfallen. Gründe für die Krise waren exzessive Kreditaufnahme und maßlose Investitionen der Tigerstaaten. Die asiatischen Banken nahmen Kredite in US-Dollar auf und vergaben Kredite in inländischen Währungen. Das ging aber nur so lange gut, so lange der Dollar gegenüber dem Yen und anderen asiatischen Währungen schwach war. Als der Dollar ab 1995 anfing aufzuwerten, hatten die asiatischen Institute Probleme ihre Schulden zurückzuzahlen. Als die Gläubiger dies witterten zogen, sie ihr Kapital im großen Stil aus Asien ab, was wiederum die asiatischen Währungen schwächte. Eine sich selbst verstärkende Kapitalflucht ließ die Wirtschaft der Tigerstaaten einknicken.Goldpreis am Ende des Jahres: 290,2 US-Dollar 266,1 Euro 37.733Yen 176,4 Pfund 423,3 Schweizer Franken Quelle: ap
1998Wirtschaftliche Probleme kamen in Russland bereits nach der Asienkrise 1997 auf. Doch als dann 1998 massiv Kapital, unter anderem auch von asiatischen Investoren, abgezogen wurde, brach die Wirtschaft Russlands endgültig ein. Der Rubel geriet massiv unter Druck und Unternehmen konnten ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen, weil sie für die Waren kein Geld mehr bekamen. Der Großteil der Bürger konnte keine Steuern mehr zahlen. Folge: Russland wurde zahlungsunfähig. In den USA erholt sich dagegen die Wirtschaft und die Inflation des US-Dollars lässt nach. Dies drückte in den vorangegangenen Jahren den Goldpreis deutlich nach unten.Goldpreis am Ende des Jahres: 287,8 US-Dollar 245,1 Euro 32.463,8 Yen 173,0 Pfund 395,3 Schweizer Franken Quelle: Reuters
1999Gordon Brown verkaufte von 1999 bis 2002 systematisch einen Großteil der Goldbestände Großbritanniens - und das obwohl der Goldpreis bei einem 20-Jahres-Tief lag. Zu der Zeit war er noch Schatzkanzler. Als er später Premierminister wurde, holte ihn die Vergangenheit ein: er erntete viel Kritik wegen der Goldverkäufe. Doch eine Schädigungsabsicht konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Großbritannien sind durch die Auktionen, verglichen mit dem heutigen Goldpreis, mehr als sieben Milliarden Dollar entgangen -der Goldpreis hat sich seit dem vervierfacht Brown wird deshalb vorgeworfen Großbritannien bewusst geschädigt zu haben. Zumal er die Verkäufe im Vorfeld ankündigte, was den Preis bereits vor der Auktion fallen ließ und ihm eine schlechte Verhandlungsposition einräumte. Es gibt Gerüchte, dass Brown vor der Einführung des Euro mithelfen wollte den Goldpreis zu drücken. Diese These konnte aber bisher niemand beweisen. Insgesamt verkaufte Gordon Brown 395 von 715 Tonnen. Die Zeit wird in England als „Gordon Bottom“ bezeichnet. Bis heute ist dieses Kapitel nicht endgültig durchleuchtet - die Motivation Browns bleibt damit ein Rätsel.Goldpreis am Ende des Jahres: 290,3 US-Dollar 289,6 Euro 29.708 Yen 180,1 Pfund 464,6 Schweizer Franken Quelle: dapd
2000Im März des neuen Jahrtausends platzte die Dotcom-Blase. Anleger waren die Jahre zuvor nahezu versessen in Aktien von Internetunternehmen. Firmen mit nur einem PC und einem Büro hatten plötzlich einen höheren Börsenwert, als Firmen mit ganzen Lagerhallen, die materielle Güter produzierten. Grund war die Annahme, dass ein neues Zeitalter angebrochen sei: die New Economy. Man dachte, dass Produktion und Material weniger wert würden und Ideen das Gut der Zukunft seien. Aktien von Internet-Start-Ups waren deshalb teurer, als die von Traditionsunternehmen. Doch der Irrtum flog auf, als die ersten Internetfirmen Insolvenz anmeldeten und Anleger scharenweise aus Internetaktien flüchteten und die Blase zum platzen brachten. Der Goldpreis fiel in den Neunzigerjahren stetig. Vor allem wegen der guten wirtschaftlichen Entwicklung (auch dank der New Economy) der USA von 1994 bis 2001. Anleger misstrauten Aktien nach der Dotcom-Blase und begannen in ein altbewährtes Gut zu investieren: Gold. Der Goldpreis wird seitdem rapide steigen.Goldpreis am Ende des Jahres: 274,5 US-Dollar 292,3 Euro 31.342 Yen 183,7 Pfund 444,7 Schweizer Franken Quelle: ap
2001Am 11. September 2001 stürzten wegen eines Terroranschlags die Zwillingstürme des World-Trade-Centers ein. Die westliche Welt wurde grundlegend erschüttert und das Sicherheitsgefühl vieler Menschen zerstört. Die wachsende Unsicherheit schlug sich auch im Goldpreis nieder, der seit 2001 nur noch eine Richtung kannte: aufwärts. Für den ständig ansteigenden Goldpreis ist auch die Geldpolitik der USA verantwortlich, die mit ihrer Politik des billigen Geldes seit 2000 die Finanzmärkte mit Geld überflutete. Grund war der Versuch das Leistungsbilanzdefizit durch eine Entwertung des Dollars zu reduzieren. Folge des billigen Geldes war, dass Finanzinstitute exzessiv (Immobilien-)Kredite vergaben und diese Privatschulden schließlich an Investoren weiterverkauften - die perfekte Blase wuchs und wuchs, bis sie schließlich 2007 platzte.Goldpreis am Ende des Jahres: 276,5 US-Dollar 310,5 Euro 36.238 Yen 190 Pfund 459,1 Schweizer Franken Quelle: dpa
2008Am 15.September 2008 beantragte die US-Bank Lehman Brothers das Insolvenzverfahren. Da die US-Regierung vorher bereits drei großen Banken geholfen hatte, tat sie dies bei Lehman nicht mehr. Die Pleite blieb nicht ohne Folgen: Banken fingen an sich gegenseitig kein Geld mehr zu leihen, Anleger zogen ihr Geld von Banken ab. Die Finanzkrise, die 2007 als Immobilienkrise begann, spitzte sich daraufhin weiter zu.Goldpreis am Ende des Jahres: 869,8 US-Dollar 625,7 Euro 78.842 Yen 604,9 Pfund 925,7 Schweizer Franken Quelle: dapd

Fest steht, dass die Bank Kunden sogar Gebühren berechnet, wenn sie nicht handeln. In einem Tagesbericht der Handelsabwicklung, der der Redaktion vorliegt, heißt es, bei einer Prüfung sei ein neues Kundenkonto mit „negativem Cash-Bestand“ gefunden worden, das aufgrund der Untätigkeitsgebühr ins Minus geraten sei.

16.32 Uhr. Daboussi macht erneut Druck, will 2000 Lots: „I want 2000 Today.. Few hours to go... let s do it !!!!!“

Kunden handeln bei FXdirekt auch außerhalb von Börsen – vor allem wetten sie mit Differenzkontrakten (Contracts for Difference, CFDs) auf steigende und fallende Kurse von Aktien oder Rohstoffen. Wetten sind gehebelt, mit kleinem Einsatz ist ein Vielfaches an Gewinnen möglich. Beim CFD setzen Anleger nur einen Bruchteil der bewegten Summe ein und überlassen dem Broker nur eine Sicherheit (Margin). Gewinne und Verluste potenzieren sich so rasant. Viele Broker sind wie FXdirekt Market Maker, die Kunden An- und Verkaufskurse stellen. In den Geschäftsbedingungen der Bank steht, dass sie berechtigt sei, „nach Eingang des Kundenantrages einen veränderten Kurs zu quotieren, der von dem ursprünglich quotierten Kontraktkurs abweicht“. Allgemein gilt: Stellt ein Broker die Preise beim Verkauf oder Rückkauf schlechter, kann der Kunde mehr verlieren oder weniger gewinnen – und der Broker seine Marge anheben. Wie, verdeutlicht eine Musterrechnung:

Der Silber-Preis von FXdirekt lag in der Stichprobe der WirtschaftsWoche bei 28,15 Dollar (Verkauf) zu 28,20 (Kauf) US-Dollar. Wettbewerber IG Markets handelte zur gleichen Zeit mit 28,05 zu 28,08 Dollar – der Silber-Verkaufskurs von FXdirekt lag damit zwölf Cent über dem von IG Markets. Klingt wenig, macht aber beim Geschäft mit CFDs, bei denen Kunden nur die Differenz zwischen Ein- und Ausstiegskurs gewinnen oder verlieren, hohe Summen aus.

Ein hypothetisches Beispiel: Angenommen, ein Kunde wettet auf steigende Kurse. Er steigt bei 28,08 Dollar mit Kontrakten über 10.000 Unzen in den Markt ein. Kurz darauf verkauft er zu 27,90 Dollar. Der Kunde hat dann die Differenz von 18 Cent verloren (28,08 – 27,90 = 0,18). Gehebelt multipliziert sich der Verlust mit der Zahl der gekauften Unzen: 0,18 Dollar x 10.000 = 1800 Dollar Verlust.

Warum Kunden ihrem Banker misstrauen
Die Finanzkrise hat das Vertrauen der Finanzanleger negativ beeinflusst. Zu diesem kommt die aktuelle Studie der Nürnberger Puls Marktforschung unter 1.000 deutschen Bankkunden. Deren deutliche Mehrheit ist inzwischen der Meinung, sich eigenständig über Geldanlagen informieren zu müssen. Quelle: dpa
74 Prozent der Befragten geben an, dass man bei reinem Vertrauen in den Berater ohne eigene zusätzliche Information „selbst Schuld“ bei Verlusten sei. Dies sehen speziell Männer, Ältere und Besserverdienende so. Quelle: dpa-tmn
Beratungsgespräch in einer Bank Quelle: Fotolia
Auch bei der Frage, welchen Informationsquellen die Bankkunden vertrauen, kommt die Studie zu einem ernüchterndem Ergebnis: Eigentlich keiner so richtig. Aber: „Die persönliche Beratung bei unabhängigen Stellen, wie etwa der Verbraucherberatung, werden von heutigen Kunden noch am ehesten als vertrauenswürdig angesehen,“ fasst Dr. Konrad Weßner, Puls-Geschäftsführer, zusammen. Quelle: picture-alliance
Gerade mal 17 Prozent der Befragten vertrauen dem persönlichen Berater, 15 Prozent unabhängigen Institutionen. Quelle: dpa
Die Weiten des Internets taugen bei der Mehrheit auch nicht für Anlagetipps, sondern als reine Informationsplattform wie etwa zu Aktienkursen. Quelle: dpa
Das Beratungsprotokoll findet bei Anlegern mehr Anklang als vermutet: 95 Prozent derjenigen, die ein Protokoll erhalten haben, lesen es durch. Die Hälfte von ihnen ausführlich, die anderen überfliegen es zumindest. Quelle: dpa

Hat der Handel ihm beim Kauf mehr abgeknöpft, etwa 28,20 Dollar, liegt sein Verlust beim Ausstieg höher. Die Rechnung geht so: 28,20 – 27,90 = 0,30 Dollar; 0,30 x 10 000 = 3000 Dollar Verlust. Beim Handel mit hohem Hebel zählt also bei Ein- und Ausstieg jeder Cent – für Kunde und Broker. Gemessen am in diesem Fall üblicherweise eingesetzten Kapital (Margin) von rund 2800 Dollar, brächten die 1200 Euro Unterschied etwa 43 Prozent mehr Verlust.

17.06 Uhr, Mail aus der Chefetage. Noch drei Stunden, er bräuchte mindestens 800 Lots, die Betreuer sollten die Kunden härter rannehmen, schreibt Daboussi: „3 hours to go... we need at least 800 Lots !!! time to push harder !!!! PRIME TIME“

17.39 Uhr. Daboussi hat immer noch nicht genug. „COME ON>>>> more more more silver... push... push...“

Bislang ging aus Oberhausen keine Stellungnahme zu den E-Mails und anderen Punkten ein. Doch wie hieß es noch mal in der alten Stellungnahme? Falsch sei „die Behauptung, Kunden würden gezielt in Positionen“ wie Silber gelenkt.

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