Euro und Dollar sind funktional auf dem Weg zu reinen Tauschmitteln und Rechnungseinheiten. Dagegen löst sich die dritte und wichtigste Funktion des Geldes, nämlich Wertaufbewahrungsmittel zu sein, immer mehr in Luft auf. Das hat zum Teil mit der Inflation zu tun, zum Teil mit den extrem niedrigen Nominalzinsen; beide zusammen führen zu negativen Realzinsen. Insofern nimmt es nicht wunder, dass Anleger scharenweise in Sachwerte flüchten, von denen sie positive reale Erträge erwarten, sei es in Immobilien, sei es in Aktien, Edelmetalle, Oldtimer oder Kunstwerke.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Dabei spielen Erwartungen die entscheidende Rolle, und zwar in einer Art, die den meisten Anlegern gar nicht so recht bewusst ist. Lassen wir selbst genutzte Wohnimmobilien außen vor und konzentrieren wir uns zunächst auf Mietshäuser, die reale Erträge in Form von Mieten nach Abzug der Nebenkosten bringen sollen. Hier gehen die Erwartungen dahin, dass unter dem Strich dauerhaft ein positives Ergebnis herauskommt. Dreht jedoch die nächste Bundesregierung an der Steuerschraube, indem sie etwa die Mieten noch mehr deckelt als bisher und zukünftige Wertsteigerungen ohne Rücksicht auf die Haltedauer abschöpft, können aus hochgesteckten Erwartungen schnell Enttäuschungen über negative Realrenditen werden.
Entscheidend sind die Erwartungen
Anders verhält es sich bei Erwartungen zu Aktien. Hier zielen Anleger zwar ebenfalls auf laufende Erträge ab, in diesem Fall auf Dividenden, aber sie erhoffen sich auch Kursgewinne. Diese fallen umso höher aus, je niedriger der Kauf- und je höher der Verkaufskurs ist – scheinbar eine Binsenweisheit, in Wirklichkeit aber meistens entscheidend für die aus Dividenden und Kursgewinnen bestehende gesamte Rendite. Kursgewinne sind Bestandteile der Rendite, das Timing beim Kauf und Verkauf ist also enorm wichtig. Ein weiterer Unterschied zu vermieteten Immobilien: Aktien haben täglich variierende Kurse, wohingegen der Wert von Mietshäusern erst bei jedem Kauf oder Verkauf feststeht.
Edelmetalle haben mit Oldtimern, Kunstwerken und anderen Hobbyanlagen nur eines gemeinsam: die Erwartung, dass der Preis in Euro, Dollar, Franken oder in einer sonstigen Währung steigt. Doch während Edelmetalle täglich in Bargeld getauscht werden können und Gold darüber hinaus auch eine Geldfunktion hat, sind Hobbyanlagen eine Spekulation darauf, dass irgendwann – möglicherweise erst in Jahrzehnten – jemand bereit ist, den doppelten, dreifachen oder sogar zehnfachen Preis für sie zu bezahlen.
Die Geldfunktion des Goldes lässt seinen Preis und in dessen Gefolge die Preise der anderen Edelmetalle auch in Zukunft umso höher steigen, je mehr sogenanntes Papiergeld durch die Welt vagabundiert. Oder aus dem Blickwinkel von Edelmetallanlegern betrachtet: Sollen Politiker und Zentralbanker getrost Währungen kaputtgehen lassen - solange Edelmetalle die Funktion der Wertaufbewahrung erfüllen, kann nichts schief gehen.