Gbureks Geld-Geklimper

Super-Mario in Hochform

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Die bittere Freude über Geldgeschenke


Bundeskanzlerin Angela Merkel Quelle: dapd

Aber warum haben dann Politiker und EU-Bürokraten nicht rechtzeitig gegengesteuert? Abgesehen von ihrem ständigen Zwist untereinander, der klare Entscheidungen verhindert, aus einer ganzen Reihe von Gründen, die dummerweise ineinander greifen. Da ist zunächst die Überschuldung der meisten Euro-Länder. Diese können eine durchgreifende Rettung ihrer Banken, deren einzelne Bilanzsummen das jeweilige Bruttoinlandsprodukt des Landes zum Teil weit überschreiten, nicht mehr stemmen. Dennoch müssen sie sich weiter verschulden, um ihre sogenannten systemrelevanten Banken, die immense Risiken eingegangen sind, vor dem Kollaps zu bewahren. Das spricht sich an den Märkten natürlich schnell herum, sodass die Länder, zusätzlich von den Ratingagenturen in der Bonität herabgestuft, für ihre Anleihen immer höhere Zinsen berappen müssen. Alles in allem also ein Teufelskreis.

Endstation deutscher Michel

Es kommt indes noch dicker, denn den Schuldensündern unter den Ländern wurden als Gegenleistung für jedwede Rettung seitens der EFSF-, ESM- oder sonstigen gemeinschaftlichen Feuerwehr der Euro-Zone rigorose Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen aufgebrummt. Deren Folgen gipfeln nun immer wieder in Protestmärschen, sozialen Unruhen und in einer noch höheren Verschuldung, weil die Spar- und Steuerattacken in den betroffenen Ländern eine Wirtschaftskrise ausgelöst haben, die zwangsläufig zu noch höheren Defiziten in den Staatshaushalten führt.
Die Lösung aller bisher genannten Probleme besteht in der bereits viel diskutierten, aber längst noch nicht realisierten Fiskalunion, also in einem gemeinsamen Haushalt der Euro-Länder mit Transferleistungen ähnlich dem deutschen Modell, das solche Leistungen zwischen reichen und armen Bundesländern vorsieht. Kanzlerin Angela Merkel plädiert für diese Lösung, muss jedoch gewärtig sein, ihr Amt zu verlieren, sobald sie mit dem Vorschlag in den nächsten Wahlkampf zieht, der deutsche Michel solle doch bitteschön den armen Griechen, Portugiesen, Iren, Spaniern, Italienern und so weiter helfen. Die Opposition wartet nur darauf, würde allerdings im Zweifel für eine ähnliche Lösung plädieren.

Anleger brauchen noch etwas Geduld

Kein Wunder, dass Super-Mario von der EZB wegen der politisch noch nicht durchsetzbaren Fiskalunion den Weg beschritten hat, sie mit der Entscheidung für die gigantische Geldschöpfung auf dem Umweg über die Bankenhilfe de facto zu erzwingen. Dafür wird ihm später niemand ein Denkmal setzen. Denn entweder geht die Aktion schief, weil die Banken mit dem Geldgeschenk der EZB weder den Unternehmen noch den Staaten in gebührender Höhe beistehen und dadurch neben einer Wirtschaftskrise noch eine weitere Staatsschuldenkrise auslösen, die auch eine Bankenkrise ist. Oder das Geldgeschenk erzielt die erhoffte Wirkung, aber mit dem Nebeneffekt der danach nicht mehr zu stoppenden Inflation.
Was sollten Anleger in Anbetracht solch divergierender Aussichten unternehmen? Am besten erst einmal gar nichts, vorausgesetzt, sie haben ihr Geld zwecks Risikostreuung über die relevanten Anlageklassen gut verteilt, also eine selbst bewohnte Immobilie, Cash, Gold und vielleicht schon die eine oder andere Aktie. Denn welche Folgen der Mario-Monetarismus hat, wird sich im ersten Quartal 2012 zeigen, und das ist ja nicht mehr weit entfernt. Das Verfolgen der Märkte, ohne dass man kauft oder verkauft, erfordert Geduld und Disziplin. Es wird sich auszahlen.

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