Gbureks Geld-Geklimper

Euro, Dollar und Sachwerte auf dem Prüfstand

Manfred Gburek Freier Finanzjournalist

Immer mehr Anleger misstrauen dem Euro und dem Dollar; sie investieren in Alternativen. Die einen kaufen Edelmetalle, andere tricksen sich selbst aus.

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Ausgerechnet die Bundesbank lobt die Euro-Krisenländer. Von Fortschritten ist die Rede, vom Rückgang der Lohnstückkosten und von verbesserter Wettbewerbsfähigkeit. Hurra, die Reformen greifen. Jedoch: Dass Deutschland die Griechen, Portugiesen, Spanier, Iren – und wahrscheinlich auch andere Europäer - finanziell unterstützen wird, gilt bereits seit geraumer Zeit als ausgemacht; nur an den Modalitäten wird noch gefeilt. Derweil muss Kanzlerin Angela Merkel die Hilfsaktionen zugunsten der armen Euroländer den deutschen Wählern zehn Monate vor der Bundestagswahl schonend beibringen. Während sie am Mittwoch mit ihrem Herausforderer Peer Steinbrück die Klingen kreuzte, kam sie allerdings kaum über Andeutungen hinaus.

Das alles erweckt nicht gerade den Eindruck, als gehe ein Ruck durch Europa. Wie denn auch? Der Euro war von vornherein eine Fehlkonstruktion, weil seine Schöpfer mit ihm Länder vereinigen wollten, die allein schon wirtschaftlich nicht zusammenpassten. Und Altkanzler Helmut Schmidt wies am Dienstag in der „Münchner Runde“ zu Recht auf zwei Hindernisse hin, die auch in Zukunft ein einheitliches Europa illusorisch erscheinen lassen: die unterschiedlichen Sprachen und das Streben nach Autonomie durch Separatisten in Ländern wie Belgien, Spanien und anderswo.

Euro und Dollar Flop, Fernost-Währungen Top

Der Euro wird nun um so gut wie jeden Preis verteidigt. Das Ende dieser – nicht allein finanziellen, sondern in höchstem Grad auch politischen - Aktion ist kaum absehbar. So viel steht indes fest: Die jetzt regierenden Politiker der Eurozone werden, ebenso wie ihre Nachfolger und die Zentralbanker, alles unternehmen, um weiter zusammenzukitten, was eigentlich nicht zusammenzukitten geht. Und sie werden sich darin bestätigt fühlen, solange der Euro gegenüber der Leit- und Leid-Währung Dollar nicht gerade total abtaucht. Warum sollte er das auch? Schließlich haben die USA nicht eben geringere Schuldenprobleme als Europa, und ihre Notenbank Fed betreibt eine noch expansivere Geldpolitik als die Europäische Zentralbank.

Die wichtigsten Fakten zu Gold

Wer die Devisenmärkte verfolgt, wird registriert haben, dass die Schweizerische Nationalbank den Franken nur mit Mühe und Not durch Interventionen daran gehindert hat, dem Euro wie schon 2011 erneut davonzulaufen. Das kann nicht auf Dauer so weiter gehen. Und wer die Fernost-Währungen im Visier hat, stellt fest, dass Chinas Yuan (auch Renminbi genannt) dort nicht die einzige Valuta war, die im Vergleich zum Dollar und Euro aufgewertet wurde, sondern dass die Aufwertungen sich auch über die Währungen Südkoreas, Taiwans, Singapurs und weiterer Länder erstreckten. Das sind Indizien dafür, dass im Fernen Osten ein Wirtschaftsraum entsteht, der den USA eines Tages gefährlich werden könnte und der trotz unterschiedlicher Währungen – oder besser gesagt, gerade deswegen - de facto mehr realwirtschaftliche Konvergenz erkennen lässt als der Euroraum.

Anleger flüchten scharenweise in Sachwerte

Wie viel der Euro verliert - und gegen wen er gewinnt
Der Wert des Euros schmilzt - so sehen derzeit viele Experten die Zukunft des Euros. Die Probleme der Währungsunion, insbesondere in den Staaten Portugal, Italien, Spanien und Griechenland sorgen für die pessimistischen Prognosen. Doch wie sich der Euro gegenüber anderen Währungen wirklich geschlagen hat, kann nur ein Blick auf die Zahlen verraten.Alle Kursangaben zeigen die Veränderung seit Jahresanfang. Quelle: dpa
Real (Brasilien)Das rasante Wachstum ist vorbei. Ausländische Investoren ziehen ihr Kapital ab. Der Aktienmarkt knickt ein. Brasilien kann sich der Krise im Rest der Welt nicht entziehen. Die brasilianische Notenbank hat zur Stützung der Wirtschaft den Leitzins auf ein Rekordtief gesenkt. Dadurch hat der brasilianische Real sogar gegen den Euro verloren.Real/Euro: - 5,2 Prozent Quelle: Reuters
Peso (Argentinien)Argentinien sorgte in letzter Zeit mit der staatlichen Übernahme der Repsol-Tochter YPE international für Aufsehen. Das südamerikanische Land braucht wieder mal dringend Geld. Es hat seit Jahren mit einer hohen Geldentwertung zu kämpfen. Die Inflationsrate lag 2011 bei fast zehn Prozent. Das Land ist seit 1985 einer der größten Dauerkreditnehmer beim IWF. Argentinien war in seiner Geschichte bereits fünfmal Pleite. Pesos/Euro: - 3,1 Prozent Quelle: dapd
Rupie (Indien)Die indische Währung befindet sich seit Monaten auf Talfahrt. Ein Grund dafür ist die wachsende Zurückhaltung ausländischer Investoren gegenüber Indien, dessen Wirtschaft im ersten Quartal mit einer Wachstumsrate von 5,3 Prozent den geringsten Zuwachs in neun Jahren verzeichnete. Die Ratingagentur S&P sieht bei Indien schwächeres Wachstum und mangelnder Reformeifer. Dem Land droht eine Herabstufung. Rupie/Euro: - 2,1 Prozent Quelle: Reuters
Rubel (Russland)Die Sorge um eine globale Abschwächung der Wirtschaftsdynamik dürfte den Öl- und Gaspreis weiter belasten. Davon ist die russische Wirtschaft sehr stark abhängig. Etwa die Hälfte des Steuereinkommens generiert der Staat aus dem Energiesektor. Den ganzen Mai befand sich der Rubel im freien Fall. Inzwischen hat sich der Rubel-Kurs zwar wieder gefangen. Doch der Wertverlust weckte in Russland Erinnerungen an die Rubel-Krise von 1998.Rubel/Euro: - 1,5 Prozent Quelle: ap
Yen (Japan)Japans Wirtschaft durchlief in seiner jüngsten Geschichte immer wieder Phasen der Deflation. Seit 2009 befindet sich die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt wieder in so einer Deflationsphase. Diese soll Schätzungen zufolge allerdings 2012 beendet werden können. Dennoch sind die Probleme von Japans Wirtschaft kaum zu übersehen. Die Staatsverschuldung betrug 2011 immerhin 230 Prozent des BIP.Yen/Euro: - 1,3 Prozent Quelle: Reuters
Franken (Schweiz) Der Schweizer Franken gilt als eine der letzten harten Währungen der Welt, als sichere Reserve für Investoren. Das hat dem Franken im vergangenen Jahr so viel Zulauf beschert, dass die Schweizer Unternehmen erhebliche Wettbewerbsnachteile erlitten und Touristen die Schweiz mieden. Der Schweizer Nationalbank (SNB) wurde es irgendwann zu viel. Sie versuchte die Franken-Rally erst mit Liquiditätsspritzen für die Märkte zu stoppen. Als das nicht funktionierte, koppelte sie die Landeswährung an den Euro. Sie werde keine Kurse unter 1,20 Franken je Euro zulassen, erklärte die SNB. Die Maßnahme ließ den Franken zwar im Jahr 2011 nachgeben, allerdings holt er diese Verluste wieder auf.Franken/Euro: + 1,2 Prozent Quelle: dpa

Euro und Dollar sind funktional auf dem Weg zu reinen Tauschmitteln und Rechnungseinheiten. Dagegen löst sich die dritte und wichtigste Funktion des Geldes, nämlich Wertaufbewahrungsmittel zu sein, immer mehr in Luft auf. Das hat zum Teil mit der Inflation zu tun, zum Teil mit den extrem niedrigen Nominalzinsen; beide zusammen führen zu negativen Realzinsen. Insofern nimmt es nicht wunder, dass Anleger scharenweise in Sachwerte flüchten, von denen sie positive reale Erträge erwarten, sei es in Immobilien, sei es in Aktien, Edelmetalle, Oldtimer oder Kunstwerke.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln

Dabei spielen Erwartungen die entscheidende Rolle, und zwar in einer Art, die den meisten Anlegern gar nicht so recht bewusst ist. Lassen wir selbst genutzte Wohnimmobilien außen vor und konzentrieren wir uns zunächst auf Mietshäuser, die reale Erträge in Form von Mieten nach Abzug der Nebenkosten bringen sollen. Hier gehen die Erwartungen dahin, dass unter dem Strich dauerhaft ein positives Ergebnis herauskommt. Dreht jedoch die nächste Bundesregierung an der Steuerschraube, indem sie etwa die Mieten noch mehr deckelt als bisher und zukünftige Wertsteigerungen ohne Rücksicht auf die Haltedauer abschöpft, können aus hochgesteckten Erwartungen schnell Enttäuschungen über negative Realrenditen werden.

Entscheidend sind die Erwartungen

Anders verhält es sich bei Erwartungen zu Aktien. Hier zielen Anleger zwar ebenfalls auf laufende Erträge ab, in diesem Fall auf Dividenden, aber sie erhoffen sich auch Kursgewinne. Diese fallen umso höher aus, je niedriger der Kauf- und je höher der Verkaufskurs ist – scheinbar eine Binsenweisheit, in Wirklichkeit aber meistens entscheidend für die aus Dividenden und Kursgewinnen bestehende gesamte Rendite. Kursgewinne sind Bestandteile der Rendite, das Timing beim Kauf und Verkauf ist also enorm wichtig. Ein weiterer Unterschied zu vermieteten Immobilien: Aktien haben täglich variierende Kurse, wohingegen der Wert von Mietshäusern erst bei jedem Kauf oder Verkauf feststeht.

Edelmetalle haben mit Oldtimern, Kunstwerken und anderen Hobbyanlagen nur eines gemeinsam: die Erwartung, dass der Preis in Euro, Dollar, Franken oder in einer sonstigen Währung steigt. Doch während Edelmetalle täglich in Bargeld getauscht werden können und Gold darüber hinaus auch eine Geldfunktion hat, sind Hobbyanlagen eine Spekulation darauf, dass irgendwann – möglicherweise erst in Jahrzehnten – jemand bereit ist, den doppelten, dreifachen oder sogar zehnfachen Preis für sie zu bezahlen.

Die Geldfunktion des Goldes lässt seinen Preis und in dessen Gefolge die Preise der anderen Edelmetalle auch in Zukunft umso höher steigen, je mehr sogenanntes Papiergeld durch die Welt vagabundiert. Oder aus dem Blickwinkel von Edelmetallanlegern betrachtet: Sollen Politiker und Zentralbanker getrost Währungen kaputtgehen lassen - solange Edelmetalle die Funktion der Wertaufbewahrung erfüllen, kann nichts schief gehen.

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