
Es gibt Anleger, die gerade jetzt, zur Dividendensaison, Stein und Bein auf die Dividendenrendite schwören, also auf die Formel: Ausschüttung je Aktie dividiert durch den Kurs und das Ergebnis mal 100. Heraus kommt dann in der Regel eine Zahl zwischen zwei und drei.
Das ist mehr als das Zehnfache von dem, was zehnjährige Bundesanleihen an Rendite abwerfen. Daran lassen sich allerhand extreme Gedanken anknüpfen. Zum Beispiel: Die Aktienkurse könnten weiter so rasant steigen wie bisher, ohne dass die Dividendenrendite in absehbarer Zeit auf das Niveau der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiele. Oder: Würden die Aktienkurse fallen, stiege die Dividendenrendite.
Dividendenstarke Aktien mit Kurspotenzial 2015
Unternehmen: Aareal Bank
Sektor: Finanzdienstleister
Land: Deutschland
Marktkapitalisierung: 2,0 Mrd. Euro
Rendite 2015e: 3,6%
Rendite 2016e: 6,6%
Ausblick: ⇑
DZ Bank Anlageurteil: Kaufen
Quelle: FactSet, DZ BANK
Unternehmen: Evonik Industries
Sektor: Chemie
Land: Deutschland
Marktkapitalisierung: 12,5 Mrd. Euro
Rendite 2015e: 3,7%
Rendite 2016e: 3,9%
Ausblick: ⇒
DZ Bank Anlageurteil: Kaufen
Unternehmen: Sixt
Sektor: Industrie / Transport
Land: Deutschland
Marktkapitalisierung: 1,2 Mrd. Euro
Rendite 2015e: 3,7%
Rendite 2016e: 4,0%
Ausblick:
DZ Bank Anlageurteil: Kaufen
Unternehmen: Wincor Nixdorf
Sektor: Industrie
Land: Deutschland
Marktkapitalisierung: 1,2 Mrd. Euro
Rendite 2015e: 4,0%
Rendite 2016e: 4,31,2%
Ausblick: ⇒
DZ Bank Anlageurteil: Kaufen
Unternehmen: Drillisch
Sektor: Telekommunikation
Land: Deutschland
Marktkapitalisierung: 1,5 Mrd. Euro
Rendite 2015e: 5,1%
Rendite 2016e: 5,2%
Ausblick: ⇗
DZ Bank Anlageurteil: Kaufen
Spätestens das zweite Beispiel lässt am Sinn der Dividendenrendite als isoliertem Anlagekriterium zweifeln. Denn die Freude über den Renditeanstieg durch fallende Kurse dürfte im Gegenzug bereits nach kurzer Zeit vom Ärger über den Kursrückgang kompensiert werden.
Aber wenn nicht isoliert, in Verbindung mit welchen anderen Kennzahlen sollte die Dividendenrendite denn beurteilt werden? Mit Kursgewinnen pur, das ergibt keinen Sinn, wie wir gerade festgestellt haben. Eher schon und oft praktiziert: mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, das heißt, mit der Beziehung zwischen dem täglich schwankenden Kurs und dem nicht täglich, sondern über Quartale und Jahre schwankenden Gewinn je Aktie eines Unternehmens. Zu Recht?
Den wahren Gewinn gibt es nicht
Spätestens von hier an betreten private Aktionäre unbekanntes Terrain. Sie sind gut beraten, es den Anlageprofis zu überlassen, die sich ohnehin genug damit abquälen müssen. Denn bekanntlich kann man darüber streiten, was Gewinn ist. Das liegt zum einen daran, dass ein nach HGB (Handelsgesetzbuch) ermittelter Gewinn erheblich von einem nach IFRS (International Financial Reporting Standards) ermittelten abweichen kann. Und zum anderen ist der IFRS-Gewinnbegriff derart dehnbar, dass private Anleger und sogar viele Analysten überfordert sind, wenn es darum geht, so etwas wie den wahren Gewinn zu ermitteln, ganz gleich, ob nach HGB oder nach IFRS.





Versetzen wir und nur kurz in die Lage potenzieller Anleger, die mit allerlei Gewinnbegriffen konfrontiert werden. Zu den bis hierher genannten Kursgewinnen und HGB- oder IFRS-Gewinnen gesellen sich Brutto- und Nettogewinne, Ebit (Earnings before interest and tax = Gewinn vor Zinsen und Steuern) bis Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern und zusätzlich vor depreciation = normalen und amortisation = Firmenwert-Abschreibungen), Betriebsergebnis, operativer Gewinn, außerordentlicher Gewinn, Jahresüberschuss, Buchgewinn, Scheingewinn und Spezialitäten wie Schlussgewinn (bei Versicherungen) oder FFO (Funds from operations, das heißt, laufender Gewinn, oft von Immobilienunternehmen verwendet, verwandt mit der Mietrendite).