
Der Mittwoch war im Großen und Ganzen eher ein langweiliger Börsentag. Eigentlich. Doch bei näherem Hinsehen erwiesen sich einige Aktien als ziemlich spannend, weil ihre Kurse abseits vom Mainstream nach oben sprangen. Zum Beispiel IVG, Gagfah, TAG und weitere Immobilienaktien. Bleiben wir bei dem Trio.
IVG hat am Mittwoch den Jahresabschluss für 2011 vorgelegt, der neu zusammengesetzte Vorstand ist keiner kritischen Frage ausgewichen und arbeitet fleißig Altlasten aus vergangenen Zeiten ab. Gagfah hat am selben Tag einen erneuten Aktienrückkauf beschlossen, schon wieder einen Wechsel an der Unternehmensspitze angekündigt und das alles in eine lange Ad hoc-Mitteilung gepackt. TAG schließlich, ansonsten mit Abstand Ad hoc-Meister unter den Immobilien-AGs, hatte ausnahmsweise nichts Neues zu vermelden, so dass der Aktiensprung hier ein wenig bescheidener ausfiel – angesichts der Versiebenfachung des Kurses innerhalb von nur drei Jahren durchaus verständlich.
Also drei Aktien, drei ganz verschiedene Geschichten. Wer weiter in die Materie eindringt, entdeckt immer wieder neue, zum größten Teil spannende Geschichten. Wie die von der Berliner Wohnungsgesellschaft GSW, die praktisch in einem Ruck den Sprung von der Neuemission in das mittlere Börsensegment MDax geschafft hat, aus dem IVG sich nach 95 Prozent Kursverlust innerhalb weniger Jahre zunächst in das kleinere Börsensegment SDax verabschieden musste. Oder die von Franconofurt, einem Frankfurter Wohnungsspezialisten, der in besten Lagen Häuser aufteilt. Oder die des Immobilienverwalters Patrizia aus Augsburg, Sieger beim knallharten Wettbewerb um LBBW-Immobilien in Baden-Württemberg.
Es bleibt spektakulär
Man könnte annehmen, die spektakulären Deals müssten allmählich zu Ende gehen. Doch eher das Gegenteil ist der Fall, was leicht aus den Börsenumsätzen abzulesen ist: Sie steigen und steigen, in den Fällen IVG und TAG sind sie während der vergangenen Monate geradezu explodiert. Über kurz oder lang werden beide Aktien den Sprung aus dem SDax in den MDax schaffen, wo sich neben GSW bereits Deutsche EuroShop, Deutsche Wohnen und Gagfah tummeln.
Gagfah fiel zuletzt in der Öffentlichkeit vor allem dadurch auf, dass man sich wegen eines von Dresden übernommenen Wohnungsbestands erst mit der sächsischen Hauptstadt zerstritt, bevor es dann endlich zum Vergleich kam. Der lange Streit war für das Image schädlich, und zwischenzeitlich gingen an die 4800 Wohnungen in den Besitz von GSW über.
Auch IVG hatte lange – und hat immer noch – mit einem Imageschaden zu kämpfen: Das spektakuläre Projekt Squaire, ein riesiger Gebäudekomplex über dem ICE-Bahnhof am Frankfurter Flughafen, erwies sich als gigantisches Verlustgeschäft mit Auswirkungen bis weit ins nächste Jahr.