Gbureks Geld-Geklimper

Super-Mario in Hochform

Manfred Gburek Freier Finanzjournalist

Der EZB-Chef macht Ernst, er stellt den Banken eine gigantische Geldsumme zur Verfügung. Was Anleger davon zu erwarten haben.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
EZB-Präsident Mario Draghi Quelle: REUTERS

Wenn eine Maßnahme der Europäischen Zentralbank die Bezeichnung „historisch“ verdient, dann ist es ihre am Mittwoch gestartete Bankenhilfe. Danach dürfen sich etwa 6000 Institute der Euro-Zone drei Jahre lang für den Zinssatz von nur 1 Prozent so viel Geld bei der EZB leihen, wie sie wollen. Einfach so und indem sie der EZB Sicherheiten zur Verfügung stellen, die zum Teil nur sie als solche akzeptiert.
Die Maßnahme, von der so gut wie alle infrage kommenden Banken Gebrauch gemacht und damit fast eine halbe Billion Euro eingeheimst haben, ist mutig, aber unausweichlich. Denn EZB-Präsident Mario Draghi hat es mittlerweile satt, von Seiten der EU-Gremien sowie von Staats- und Regierungschefs mit unausgegorenen Plänen zur Euro-Rettung konfrontiert zu werden. Die Aktion ist fürs Erste gelungen, weil die Chance besteht, dass durch sie der Geldkreislauf endlich in Bewegung kommt. Sie kann aber unangenehme Folgen haben, falls sich durch die gigantische Geldschöpfung am Ende der Inflationsbazillus auszubreiten beginnt.

Was Gold und Aktien verraten

Bezeichnend war denn auch, was eine Woche vor dem Start der Bankenhilfe und dann sozusagen termingerecht wieder am Mittwochmittag mit dem Goldpreis geschah, dem klassischen Inflationsindikator: Er wurde bereits nach der ersten Aufwärtsreaktion wie von Zauberhand geführt über den Terminmarkt gedrückt. Wäre er emporgeschossen, hätte das als Indiz für die nahende Inflation gegolten und noch mehr Kritiker als ohnehin schon auf den Plan gerufen. Dies galt es zu verhindern, Wiederholung beim nächsten Emporschießen möglich.
Anleger, die neben dem Goldpreis auch die anderen relevanten Indikatoren verfolgen, sollten jetzt besonders auf die Aktienkurse achten. Deren seit Monaten anhaltende Achterbahnfahrten, inzwischen immer häufiger sogar von einem Tag auf den anderen, zeugen nämlich von großer Unsicherheit der institutionellen Vermögensverwalter. Dahinter steckt aktuell die Überlegung: Wenn die EZB so massiv wie jetzt Geld in den Bankenkreislauf pumpt, kann das einerseits als Warnung vor einer schlimmen Finanz- und Wirtschaftskrise, andererseits als versteckte Aufforderung zur nächsten Runde im Spiel um viel Geld interpretiert werden. Private Anleger sind da gut beraten, vorerst alles nur zu beobachten.

Der Schulden-Teufelskreis

Die Gefahr, die von der EZB-Aktion ausgeht, besteht nicht nur in der Ausbreitung einer allgemeinen Inflationsmentalität, sondern auch darin, dass Banken das frische Geld, statt es in hoch rentierende Staatsanleihen der angeschlagenen Euro-Länder zu investieren oder über Unternehmenskredite in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen, wieder bei der EZB anlegen. Doch gerade jetzt über diese Gefahr zu lamentieren, erübrigt sich schon deshalb, weil Euro-Länder und Banken im Euro-Raum sich allein im ersten Quartal 2012 mit einer halben Billion Euro refinanzieren müssen. Es gilt also, einen Bankencrash zu verhindern.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%