Warum Draghi die Inflationsrate von zwei Prozent minus x wirklich anpeilt – und nicht nur um des schönen Scheins der Arithmetik willen -, ist müßig zu fragen. Wahrscheinlich orientiert er sich an der Peilmarke von genau zwei Prozent, wie die US-Notenbank Fed sie im Visier hat. Das passt zu einer Beobachtung aus den vergangenen Jahren: Wortwahl, Instrumente und Methoden von EZB und Fed gleichen sich immer mehr an.





Kampf dem Anlageschrott!
Wie lässt sich Inflation, außer generell durch expansive Geldpolitik, speziell sonst noch erzeugen? Aus aktueller Sicht auf mehrfache Weise, Nebenwirkungen und Gegenbewegungen inbegriffen.
Über die Eintrittswahrscheinlichkeit der dafür zur Verfügung stehenden folgenden Maßnahmen kann man streiten: negative Zinsen, Zwangsanleihen, Misstrauen in den Euro schüren, die hedonistische Inflationsberechnung aufgeben, für Inflationsmentalität sorgen, den Deflationsteufel an die Wand malen, die Globalisierung der Wirtschaft zurückführen, Sanktionen, Devisenbewirtschaftung, Zölle, drastische Erhöhung der Umsatzsteuer, Schuldenwirtschaft, Krieg.
Notenbanken können nur einen Teil zu all dem beitragen, darüber hinaus sind vor allem Regierungen gefragt. Eine Kernfrage lautet: Wie lässt sich Inflationsmentalität in breiten Bevölkerungskreisen erzeugen?
Die Abkehr von der hedonistischen Methode wäre die nächstliegende Lösung: Dann fließen in den Verbraucherpreisindex statt abgespeckter nur noch tatsächliche Preise für Autos, Computer, Smartphones ein.
Darüber hinaus wäre ein Rückgriff auf Erfahrungen aus den vergangenen Jahrzehnten hilfreich. Zum Beispiel war der Steuerspartrieb der Deutschen in der ersten Hälfte der Neunzigerjahre derart ausgeprägt, dass sie dank Fördergebietsgesetz wegen hoher Sonderabschreibungen zu Phantasiepreisen massenweise Schrottimmobilien in den neuen Bundesländern kauften. Nicht einmal ein halbes Jahrzehnt später trieb die schiere Gier Anleger in Schrottaktien am Neuen Markt.
Geldanlage
Zugegeben, Inflationsmentalität zu erzeugen, ist als internationale Aufgabe viel schwieriger als die Gier nach nationalem Anlageschrott zu wecken. Dennoch wird den Notenbanken im Bündnis mit den Regierungen nichts anderes übrig bleiben, zumal sie sich längst öffentlich dafür entschieden haben.
Anleger können daraus nur den Schluss ziehen: Traut keiner Notenbank und damit keiner Währung, keiner Regierung und damit keinem Gesetz (wie die eigentlich illegale Freigabe deutscher Waffenexporte in Krisengebiete gerade belegt), und hortet lieber Sachwerte.
Von denen sind wieder einmal die aktuell unterbewerteten Edelmetalle an der Reihe, besonders Gold. Es hat sich längst als Indikator der Inflationsmentalität bewährt. Das hat schon Alan Greenspan, ehemals Chef der Fed, während seiner besten Jahre festgestellt und in die Geldpolitik umgesetzt.