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Gbureks Geld-Geklimper

Vorsicht bei Aktien und Anleihen

Manfred Gburek Freier Finanzjournalist

Ukraine und Israel im Kriegszustand, wie sollen Anleger reagieren? Auf Nummer sicher gehen! Dazu gehört nicht zuletzt, bekannte Dogmen der Banker und anderer Anleger infrage zu stellen.

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Aktien und Anleihen könnten aufgrund der vielen Konflikte in der Welt leiden. Quelle: dpa

Unter Börsianern kursiert seit Jahrzehnten ein Spruch, der aus Anlass der Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen scheinbar an Aktualität gewonnen hat: Aktien kaufen, wenn die Kanonen donnern! Ich finde ihn widerlich. Außerdem ist er überhaupt nicht schlüssig zu begründen. Dennoch plappern ihn junge Börsenhändler gerade jetzt den alten nach. Man könnte ja auch ganz einfach empfehlen: Antizyklisch investieren! Doch dieser Rat, der ähnlich trivial ist wie der mit dem Kanonendonner, lässt Anleger erst recht verzweifelt nach dem richtigen Ein- und Ausstieg suchen.

Da trifft es sich augenscheinlich gut, wenn die Commerzbank in ihrem neuen Werbespot – der alte mit den leibhaftigen Fußballweltmeistern hat seine Schuldigkeit getan – die vermeintlich vorhandenen eigenen Geldanlage-Qualitäten hervorhebt und neuen Kunden obendrein 500 Euro verspricht. Aber war da nicht noch etwas? Genau, ausgerechnet die auf staatliche Kapitalhilfe angewiesene, unter hohen Kosten leidende  Commerzbank soll in der Lage sein, Kunden besser zu beraten als diese sich selbst? In Wahrheit ist es doch immer wieder dieselbe Crux: Banken erfinden irgendwelche Finanzprodukte, die sie verkaufen wollen; und damit das funktioniert, behaupten sie, das sei Beratung.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln

Anleger kontra Fondsmanager

Allzu oft werden aus solchen Gedankenspielereien geradezu Dogmen. Ein Dogma, das sich besonders zäh hält, besteht in der Behauptung, dass Fonds durch die Verteilung ihrer Portfolios auf viele Wertpapiere das Risiko der Anleger mindern und dadurch abfedern. Kosten? Na ja, Leistung muss bezahlt werden, argumentieren Fondsmanager gern. Aber auch, wenn die Mehrheit der gemanagten Fonds nachweislich schlechter abschneidet als ihr Referenzindex? Irgendwie unlogisch. Zumal Anleger im Zeitalter der preiswerten Direktbanken - zum Beispiel comdirect, Tochter der Commerzbank - schon dann ihr Risiko kostengünstig mindern können, wenn sie nur über einen vierstelligen Betrag verfügen.

Außerdem: Wer kann der Analyse einzelner Aktien mehr Zeit widmen, ein Fondsmanager mit hundert bis zweihundert oder ein privater Anleger mit fünf bis zehn Aktien? Komme mir niemand mit dem Argument, der durch Vorgaben zur Performance gestresste, vom Anlageausschuss zur Rechtfertigung angehaltene, durch die Ausgabe oder Rücknahme von Fondsanteilen prozyklischer Anleger gepeinigte und zum Vorhalten von Liquidität gezwungene Manager! Eine Frage, die sich aufdrängt: Ist da nicht der als ETF (Exchange Traded Fund) verpackte börsengehandelte Indexfonds die Lösung schlechthin? Und schon sind wir beim nächsten Dogma, nämlich dass Aktien im Durchschnitt (etwa als Index)  langfristig – die einen behaupten, nach 15 Jahren, die anderen, erst nach 20 Jahren – immer im Gewinn landen, auch wenn sie zum allerfalschesten Zeitpunkt gekauft wurden. Ich kenne bislang allerdings niemanden, der die Nerven besaß, so lange durchzuhalten.

Willkommen in der Anlegerfalle!

Da wir gerade bei Dogmen sind: Zertifikate gelten als Alleskönner. Ganz gleich, ob es an der Börse rauf, runter oder seitwärts geht, ob erst rauf und danach runter oder umgekehrt, ob in großen oder kleinen Schwingungen - für alles gibt es Zertifikate. Willkommen in der Anlegerfalle! Lassen wir die zum Teil horrenden Nebenkosten beiseite, bleibt immer noch die traurige Erkenntnis: Welches Zertifikat garantiert schriftlich, dass es im realen Leben während der nächsten Zeit rauf, runter oder seitwärts gehen wird und so weiter? So eines wird es nie geben.

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