Hartmann von Bantleon rechnet zwar damit, dass Löhne und Preise „mit der globalen Belebung nach oben drehen“ sollten. Die Teuerungsrate der Euro-Zone sollte demnach in diesem März bei rund 0,5 Prozent ihren Tiefpunkt erreichen, danach aber in einen nur flachen Aufwärtstrend einschwenken. Selbst bei mäßig steigender Inflation bliebe für Anleger, die bei der Bank entsparen und in kurzlaufende Anleihen gehen, noch etwas übrig.
Das Risiko, das Sparer hier eingehen, ist überschaubarer als das, was manche für ein paar Zehntel Prozentpünktchen bei Banken auf sich nehmen. Beispielsweise bei Banken, die im Tagesgeld-Test als „Finanzinstitute mit beschränkter Einlagensicherung“ gelten. Deren Sicherung für den Pleitefall soll bis 100 000 Euro greifen. Anleger müssen sich bei starken Verwerfungen aber, so wie 2008, an ausländische Behörden wenden, um an ihr Geld zu kommen. Für 1,63 Prozent Zins gingen 2013 gut 200 000 deutsche Sparer solche Risiken beim Testsieger RaboDirect aus den Niederlanden ein.
Holland ist ja nicht Island, oder? Bis 2008 brachten seinerzeit 34 000 deutsche Sparer 308 Millionen Euro zur Kaupthing-Bank nach Reykjavik. Die dortigen Sicherungssysteme versagten im Herbst 2008. Nach langer Hängepartie erhielten die deutschen Tagesgeldzocker teilweise erst nach über einem Jahr ihr Geld zurück, und das auch nur, weil der kleine Inselstaat schließlich mit Milliardenkrediten gestützt wurde.
Gefahr aus Russland
Viele Kunden lockt nicht nur RaboDirect, sondern auch die VTB Direktbank. Bei Bonussparwochen gab es bis 3. März Zinsen für drei Jahre von 2,30 Prozent. Das ist mehr als das Dreifache des üblichen Marktzinses: Die Nord-Ostsee-Sparkasse etwa bietet ihren Kunden für diese Laufzeit 0,7 Prozent, die Deutsche Bank über zwei Jahre 0,6 Prozent. VTB-Neukunden, die ein Tagesgeldkonto eröffneten, erhielten 1,5 Prozent Zinsen für sechs Monate garantiert – bei der Commerzbank gab es zur selben Zeit Anfang März mit 0,25 Prozent gerade mal ein Sechstel.
Doch ob die Kunden wissen, dass sie bei einer letztendlich vom Moskauer Kreml gesteuerten Bank ihr Geld anlegen? Denn die VTB Gruppe ist eine internationale Finanzholding, mehrheitlich im Besitz des russischen Staates. Binnen eines Monats hat der Kurs der VTB-Aktie in Euro um ein knappes Drittel nachgegeben. Grund: Die VTB Gruppe ist auch in der Ukraine engagiert. Die VTB Direktbank sitzt zwar in Frankfurt, ist aber eine Zweigniederlassung der österreichischen VTB Bank (Austria) AG, die wiederum der Moskauer Holding untersteht.
Zwar gibt es auch eine VTB Bank (Deutschland) AG, die ehemals Ost-West-Handelsbank hieß. Diese bietet aber keine Tagesgelder an. Sparer vertrauen damit dem Schutz der Einlagensicherung der Banken & Bankiers GmbH in Österreich – und hoffen darauf, dass bei einem Crash die Moskowiter Führung den kleinen Anleger in Winsen an der Luhe nicht vergessen wird.