Geld parken Kurzlaufende Anleihen sind das bessere Tagesgeld

Krim-Krise und China-Probleme machen es ratsam, Geld aus riskanteren Anlageklassen zu nehmen und zu parken. Statt von einem Tagesgeld-Lockangebot zum nächsten zu wechseln, sollten Anleger in kurzlaufende Anleihen investieren. Das ist vor allem für diejenigen interessant, die sich von ihrer Bank unabhängiger machen wollen.

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Entscheidend ist die Rendite beim Zieleinlauf: Wer auf kurzlaufende Anleihen setzt, kann mit begrenztem Risiko hohe Zinsen kassieren - und trotz festem Zins flexibel über sein Geld verfügen. Quelle: dpa, Montage

Die Angst vor den Folgen der Schuldenkrise und Turbulenzen weltweit treibt Sparer ausgerechnet in die Hände derjenigen, die Hauptverursacher für Niedrigzins und Billionenverluste sind: Banken. Anleger horten ihr Geld zunehmend auf meist täglich verfügbaren Konten, ermittelte die Bundesbank jüngst. Auch Bargeld und Anlagen bei Versicherungen und Pensionskassen hätten in der Finanzkrise an Bedeutung gewonnen, heißt es im Bundesbankbericht vom Februar.

Die neueste Erhebung zum dritten Quartal 2013 zeigt, dass Anleger in ihren Depots den Anteil von langfristigen festverzinslichen Wertpapieren und Aktien stark zurückgefahren haben. Nur noch 22,3 Prozent ihres Vermögens haben die Deutschen in den beiden Klassikern investiert. Zum Start der Währungsunion 1999 habe der Anteil noch bei 35 Prozent gelegen, so die Bundesbank. Insbesondere während der Finanz- und Staatsschuldenkrise sei privates Geldvermögen aus ertragreicheren Langfristanlagen in liquidere und vermeintlich weniger riskante Anlagen umgeschichtet worden.

Mit Anleihen mehr kassieren

Kurse von Anleihen mit kurzer Restlaufzeit

Dabei nehmen Anleger nicht nur in Kauf, deutlich weniger als die Inflationsrate zu kassieren, sondern riskieren sogar möglicherweise einen Teil ihres Vermögens. Denn ob und wie weit Garantien für Bankeinlagen im Fall der Fälle wirklich gelten, ist unsicher. Viel steht auf dem Spiel: 5070 Milliarden Euro haben die Deutschen derzeit angelegt, davon entfallen gut 2000 Milliarden Euro auf Bargeld und Bankeinlagen; rund 1500 Milliarden Euro stecken in Versicherungsverträgen. Dass aber kurzfristige Einlagen selbst im besten Fall nur wenig bringen, zeigt ein aktueller Test von 74 Tagesgeldangeboten des Finanzportals Tagesgeldvergleich.net. Für den Vergleich wurden die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen von 74 Banken über Zeiträume von einem Jahr sowie von drei und fünf Jahren analysiert. Verglichen wurden die Zinssätze für Anlagen von 5000 und 50 000 Euro bei jeweils einem Monat Laufzeit. Bester in der Fünfjahreswertung war die 1822direkt. Die Direktbank der Frankfurter Sparkasse bot ihren Kunden zwischen Januar 2009 und Januar 2014 durchschnittlich 2,115 Prozent Zinsen pro Jahr.

Zum Vergleich: Wer vor fünf Jahren beispielsweise eine Anleihe des Handelsriesen Metro mit Laufzeit bis 2015 kaufte, der kassiert seither 7,625 Prozent pro Jahr – glatt das Dreieinhalbfache des besten Tagesgeldzinses; mit deutschen Aktien hätten Anleger ihr Geld von Januar 2009 bis Januar 2014 sogar verdoppelt, und der Goldpreis liegt rund die Hälfte höher als Anfang 2009. Sicher, Aktienkurse schwanken stark, Gold ist mehr Versicherung gegen Krisen denn kurzfristige Parkstation für Geld, und Anleihekapital kann flöten gehen, wenn der Gläubiger in die Insolvenz muss.

Wer Hochzinspapiere meidet und auf nur noch kurze Laufzeiten bis zur Rückzahlung setzt, kann dieses Pleiterisiko aber weitgehend ausschalten. Anleger können mit Unternehmensanleihen deutlich mehr Zins als der Durchschnitt der Bankangebote erzielen und sich gleichzeitig unabhängig von den Finanzinstituten machen. Der Aufwand dafür ist für Privatanleger geringer als das ständige Wechseln von einem potenziell lukrativen Tagesgeld-Lockangebot zum nächsten. Anleger benötigen ein Wertpapierdepot und einen vernünftigen Mix an Anleihen, die binnen ein bis drei Jahren recht sicher zurückgezahlt werden.

Kurzläufer schwanken kaum

Die Investment-Lieblinge der Deutschen
Platz 20: SAPEuropas größter Softwarehersteller SAP befindet sich gerade in einer Umbauphase. Cloudcomputing und die Smartphone-Ära zwingen den Konzern ihre Programme an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen. So eine Restrukturierung ist natürlich nicht umsonst. Das erkennt man auch am Aktienkurs. SAP musste in den vergangenen zwölf Monaten ein Minus von knapp neun Prozent verkraften. Insgesamt kommen die gehandelten Zertifikate mit dem Basiswert SAP im Februar im Hinblick auf das Gesamtvolumen der Kundenorder mit einem Handelsvolumen von 11,5 Millionen Euro auf den 20. Platz. Bei den derivativen Produkten überwogen dabei die Discount-Papiere.Lesen Sie in unserem Ratgeber alles Wichtige rund ums Thema Geldanlage: Wie viel Risiko sollte ich gehen? Welche Chancen habe ich? Wann lohnt ein Kauf? Und wann steige ich besser aus? 111 Seiten mit Tipps und Tricks, erhältlich als eBook im Kaufhaus der Weltwirtschaft. Quelle: rtr
Platz 19: SilberDer Überhitzung des Silbermarktes liegt nun knapp drei Jahre zurück. Damals schoss der Silberpreis auf über 45 Dollar. Danach beruhigte sich die Lage wieder, die Kursschwankungen nahmen ab. Gemessen am gesamten Handelsvolumen derivativer Produkte wurden im Februar Kundenorder im Wert von 12,4 Millionen Euro getätigt. Es lohnt sich allerdings auch ein Blick auf die spekulativen Produkte. Silber-Hebelpapiere kamen im vergangenen Monat auf ein ähnliches Volumen. Rund 12,2 Millionen Euro flossen durch Optionsscheine und Knock-Out-Papiere. Letztere, riskantere, Anlagemöglichkeit machte im spekulativen Bereich sogar den Löwenanteil aus. Quelle: dpa
Platz 18: BMWDer Münchener Autokonzern hatte jüngst zuversichtlich stimmende Bilanzen vorgelegt. Im Premiumbereich gehört BMW zu den führenden Marken. Auf dem Genfer Autosalon präsentierte man sich selbstbewusst. Ein Blick auf den Chart der BMW-Aktie rechtfertigt dieses Selbstbewusstsein. Der Kurs konnte in der wirtschaftlich schwierigen Zeit innerhalb der vergangenen zwölf Monaten über 15 Prozent zulegen. Im Februar machten vor allem Discount-Papiere einen Großteil der getätigten Kundenorder aus. Insgesamt wurden im vergangenen Monat derivative Anlageprodukte in Höhe von 13,1 Millionen Euro ge- und verkauft. Quelle: dpa
Platz 17: Münchener RückHagel in Deutschland, Kälteeinbruch in den USA und Überschwemmung in Osteuropa – auch wenn sich die Liste endlos lang weiterführen ließe. 2013 kam die Münchener Rück vergleichsweise glimpflich davon. Die Naturkatastrophen schlugen sich nicht so stark wie erwartet in den Bilanzen wider. Die Aktionäre zeigten sich erleichtert. Der Rückversicherer gehört im Dax zu den eher weniger volatilen Papiere. Deswegen verwundert es auch nicht, dass Anleger im Februar kaum Hebelprodukte der Münchener Rück investiert haben. Zu den beliebtesten Anlageprodukten gehörte das Discount-Papier. Insgesamt wurden im Februar Kundenorder im Volumen von 13,7 Millionen Euro getätigt. Quelle: dpa
Platz 16: BayerDie Aktien des Chemiekonzerns hinken im laufenden Jahr etwas hinterher. Bayer büßte seit Jahresanfang knapp zwei Prozent seines Wertes ein. Insgesamt haben die Anleger an der Börse Stuttgart im Februar Zertifikate auf den Basiswert im Volumen von über 14 Millionen Euro umgesetzt. Neben Discount-Papieren waren Aktienanleihen von Bayer besonders beliebt bei den Aktionären. Quelle: dpa
Platz 15: AdidasDer deutsche Sportartikelhersteller setzt auf Bewährtes. Zuletzt wurde der Vertrag mit dem jetzigen Adidas-Vorstand Herbert Hainer bis 2017 verlängert. Der 59-jährige ist schon jetzt mit seinen 13 Jahren bei Adidas der am längsten amtierende Vorstand eines Dax-Konzerns. Der Erfolg gibt ihm recht. Langfristig befindet sich der Sportkonzern auf der Gewinnstraße. In Stuttgart wurden im Februar überwiegend Discount-Zertifikate gehandelt. Insgesamt betrug das Handelsvolumen 14,9 Millionen Euro. Quelle: dpa
Platz 14: SiemensDie Korruptionsaffäre hat am Image des Unternehmensriesen Siemens genagt. Zwar spricht der Vorstand bereits schon von einem Kulturwandel, doch dass dieser innerhalb von nicht einmal einem Jahr abgeschlossen sein soll, ist mehr als zu bezweifeln. In Stuttgart wurden im Februar Siemens-Papiere im Wert von insgesamt 15,3 Millionen Euro gehandelt. Besonders beliebt waren Discount-Papiere, gefolgt von Anleihen und Bonus-Zertifikaten. Quelle: REUTERS

Die Kurse solcher sogenannten Kurzläufer, so das Hamburger Analyseunternehmen Absolut Research, schwanken kaum; sie eignen sich deshalb gut als Parkstation außerhalb des Bankkontos.

Maßgeblich beeinflussen der Studie zufolge die Notenbanken die Wertentwicklung der Anleihemärkte. So mussten 2013 zwischen Mai und September nahezu alle Anleiheklassen erhebliche Kursverluste hinnehmen, als die Angst umging, die US-Notenbank würde ihre geldpolitischen Zügel straffen. Einzig kurzlaufende Anleihen verzeichneten kaum Verluste.

Welche Geldsünden Deutsche am meisten bereuen
Platz 5:Geld auf einem schlecht verzinsten Sparbuch oder Tagesgeldkonto liegen gelassen? Da kann man es auch gleich unter die Matratze oder in den Sparstrumpf stecken. Im Durchschnitt bereuen 8,9 Prozent der Befragten solche Schludereien. Vor allem Männer "vergessen" ihr Geld: 10,6 Prozent gaben an, ungenutzte Zinschancen zu bereuen. Bei Frauen waren es nur 6,9 Prozent, die sich nicht darum gekümmert hatten.Datenquelle: Die GfK-Marktforschung hat im Auftrag der Gothaer Versicherung über 1000 Menschen gefragt, was die Deutschen als ihre größten Sünden im Jahr 2013 betrachten. Quelle: dpa
Platz 4:Wird die Rente später reichen? Dafür muss man schon privat vorsorgen. 13,1 Prozent der Deutschen plagen sich mit Selbstvorwürfen, im vergangenen Jahr zu wenig für die eigene Altersvorsorge getan zu haben. Frauen und Männer liegen bei dieser Sorge fast gleich auf. Dieser Punkt wurde auch genauer nach Berufsgruppen aufgeschlüsselt. Demnach sind Selbstständige bei der verpennten Altersvorsorge mit 19,5 Prozent ganz vorne dabei, dicht gefolgt von Arbeitern (19,2 Prozent). Beamte sorgten sich am wenigsten darum, zu wenig für das Alter getan zu haben (10,1 Prozent). Quelle: dpa
Platz 3:Immer wieder saftige Preiserhöhungen - beim Wechsel des Strom- oder Gasanbieters lässt sich bares Geld sparen. Dass sie einfach zu faul waren, solche Chancen zu nutzen, bereuen im Nachhinein 14,8 Prozent der Befragten. Frauen fuchst das allerdings weniger (10,8 Prozent) als Männer (18,0 Prozent). Quelle: AP
Platz 2:Rauscht das Konto in die roten Zahlen, fallen deftige Überziehungszinsen an. Grund genug, sich über die mangelnde Selbstkontrolle zu ärgern ist das für 17,7 Prozent der Befragten. Männer ärgern sich häufiger darüber, dass sie ihr Konto überzogen haben (18,4 Prozent, Frauen: 16,8 Prozent). Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Platz 1:Das 40. Paar Schuhe, dekadente Restaurant-Besuche, ein Urlaub, der eigentlich zu teuer war - darüber ärgern sich die Deutschen am meisten. Im Schnitt ärgern sich 27,3 Prozent der Befragten im Nachhinein über diese Ausgaben. Vor allem Frauen bereiten Shopping-Exzesse und Co. Sorgen (28,4 Prozent), bei Männern ist der Anteil etwas geringer (26,3 Prozent). Quelle: Reuters

Auch historisch gesehen schlagen sich die Kurzfristpapiere gut: Sowohl während der Leitzinsanhebungsphase in der Euro-Zone zwischen November 2005 und Juli 2008 als auch in der jüngsten Korrektur zwischen Mai und September 2013 zeigten sich laut Absolut Research Kurzläufer-Anleihen resistent und konnten Investoren vor Kursverlusten schützen. „Kurzlaufende Anleihen bieten eine von der Zinsentwicklung nahezu losgelöste Kursentwicklung. Gerade in Phasen steigender Zinserwartungen können Investoren ihr Verlustrisiko erheblich reduzieren und von einer stabilen Wertentwicklung profitieren“, sagt Michael Busack, Geschäftsführer von Absolut Research.

Langfristige Anleihen verloren deutlich

Der maximale temporäre Wertverlust für ein- bis dreijährige Restlaufzeiten lag in den vergangenen fünf Jahren bei nur 2,24 Prozent. Das sogenannte lange Ende von Anleihen mit Restlaufzeiten zwischen sieben und zehn Jahren dagegen verlor im selben Zeitraum in der Spitze mit minus 16,64 Prozent fast achtmal so viel. Auch 2013 mussten Anleihen mit mehr als fünf Jahren Restlaufzeit Kursverluste von mindestens drei Prozent hinnehmen. Kurzläufer-Anleihen dagegen lagen maximal ein Prozent im Minus. Während in der Phase steigender Zinserwartungen zwischen Mai und September 2013 fünf- bis siebenjährige Restlaufzeiten im Mittel 1,7 Prozent einbüßten, gewannen ein- bis dreijährige Titel sogar minimal.

Für Anleger in solchen Anleihen bedeutet das: Auch wer zwischenzeitlich aussteigen möchte, muss Verluste kaum fürchten, was den Charakter der Kurzläufer als Tagesgeldersatz unterstreicht.

Anleihen sind Wertpapiere, die von Staaten oder Unternehmen herausgegeben werden und die Anleger in ihren Depots über die Börse kaufen und verkaufen. Anders als auf Sparbüchern, Fest- oder Tagesgeldkonten wird das dort angelegte Kapital als Sondervermögen des Anlegers geführt. Bei Bankturbulenzen oder Pleiten geht es deshalb nicht mit unter.

Eine traditionelle Anleihe hat eine bestimmte Laufzeit und einen bestimmten Zinssatz. Im Gegensatz zu anderen Wertpapieren wie Aktien wird sie jedoch in Prozent und nicht in Euro notiert. Zu Beginn notiert die Anleihe üblicherweise bei 100 Prozent. Wer also 10 000 Euro in eine neue Anleihe investiert, zahlt bei einem Kurs von 100 Prozent entsprechend auch 10 000 Euro. Angenommen, die Laufzeit der Anleihe beträgt fünf Jahre; dann zahlt der Emittent der Anleihe, also ein Staat oder ein Unternehmen, die 10 000 Euro nach fünf Jahren zurück. Über die Laufzeit, meist einmal pro Jahr, erhält der Käufer einen festen Zinskupon von zum Beispiel vier Prozent. Die Zinszahlung beträgt also 400 Euro jährlich. Wenn sich das Zinsniveau auf den Finanzmärkten über die gesamte Laufzeit nicht ändert, tut sich nichts. Da allerdings die Zinsen schwanken, kann die Anleihe im Kurs gewinnen oder verlieren.

Mehr als Inflationsausgleich ist nicht drin

So verschulden sich die Europäer
Wenn man Geld braucht und keines hat, dann hilft die Bank. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der ING-DiBa nutzt jeder fünfte Deutsche seinen Dispokredit permanent oder mindestens einmal im Monat. In anderen Ländern werden hingegen überwiegend Ratenkredite in Anspruch genommen. Doch nicht nur Finanzinstitute werden angepumpt. In vielen Ländern haben Menschen Schulden bei Freunden und Familie. Vor allem in der Türkei und Rumänien wird auf das persönliche Umfeld gesetzt. Quelle: dpa
NiederlandeRatenkredit: Zehn Prozent Kreditkarte: Sechs ProzentDispokredit: 13 Prozent Kredit bei Freunden oder Familie: Fünf Prozent Quelle: REUTERS
DeutschlandRatenkredit: 20 ProzentKreditkarte: Sieben Prozent Dispokredit: 18 Prozent Kredit bei Freunden oder Familie: Sieben Prozent Quelle: dpa
ÖsterreichRatenkredit: 22 ProzentKreditkarte: Sechs Prozent Dispokredit: 16 Prozent Kredit bei Freunden oder Familie: Acht Prozent Quelle: dpa
BelgienRatenkredit: 20 ProzentKreditkarte: 14 Prozent Dispokredit: 14 Prozent Kredit bei Freunden oder Familie: Sieben Prozent Quelle: REUTERS
FrankreichRatenkredit: 26 ProzentKreditkarte: Acht Prozent Dispokredit: 15 Prozent Kredit bei Freunden oder Familie: Sieben Prozent Quelle: AP
LuxemburgRatenkredit: 38 ProzentKreditkarte: Neun Prozent Dispokredit: Neun Prozent Kredit bei Freunden oder Familie: Drei Prozent Quelle: dpa

Dabei gilt: Sinkt der Marktzinssatz etwa von vier Prozent auf drei Prozent, wird unsere Anleihe, relativ zu anderen Papieren, die neu auf den Markt kommen, wertvoller: Der Kurs der fünfjährigen Anleihe steigt auf 105 Prozent. Wer jetzt verkauft, erhält also 10 500 Euro. Zusätzlich verändern Stückzinsen, in denen anteilig Zinszahlungen des laufenden Jahres vorweggenommen werden, dieses Ergebnis. Die Laufzeit der Anleihe ist bei der Kursveränderung entscheidend. Wer etwa ein 20 Jahre laufendes Papier mit einer jährlichen Verzinsung von vier Prozent erwirbt, der gewinnt 14 Prozent oder 1400 Euro, falls die Zinsen von vier auf drei Prozent fallen. Wer allerdings die Kursgewinne mitnimmt, verkauft und dann wieder festverzinst anlegt, der gewinnt am Ende nichts: Denn der Sparer erhält ja auf sein neu angelegtes Kapital von 11 400 Euro nur noch drei Prozent.

Selbstverständlich kann das Zinsniveau auch klettern. Steigt der Marktzins auf fünf Prozent, dann sinkt der Kurs einer Anleihe mit fünf Jahren Laufzeit auf 96 Prozent. Bei einer Laufzeit von 20 Jahren fiele der Kurs sogar auf 88 Prozent. Deshalb sollten Anleger, die kurzfristig Kapital parken wollen, nicht in langlaufende Anleihen gehen.

Wer allerdings in Anleihen umschichtet, sollte sich keine Illusionen machen: Mehr, als die niedrige Inflation auszugleichen, ist nicht drin. Aber Furcht vor deutlich mehr Preissteigerung als von zuletzt gut einem Prozent müssen Sparer nicht haben. Denn „der globale Konjunkturaufschwung verfügt über deutlich weniger Substanz und Dynamik, als viele Anleger glauben“, sagt Heinz-Werner Rapp, Chef-Anleger des Bad Homburger Investmentexperten Feri. Rapp stellt sogar „deflationäre Unterströmungen der Weltwirtschaft“ fest und liegt damit im Trend. Einer neuen Umfrage der Ratingagentur Fitch unter 108 Geldmanagern zufolge, die zusammen 5900 Milliarden Dollar verwalten, sind deren Sorgen vor Deflation so hoch wie seit vier Jahren nicht.

Bei Deflation sind die Anleiheinhaber die Gewinner

Bei Deflation, also allgemein fallenden Preisen, wären Anleiheinhaber die großen Gewinner. Denn in diesem Fall würde sich ihr Kapital trotz Niedrigzins real mehren. „Eine wesentliche Ursache der abnehmenden Inflation ist der nachlassende außenwirtschaftliche Teuerungsdruck“, sagt Daniel Hartmann, Senior Analyst bei Bantleon, einem Schweizer Spezialisten für Anleihemanagement. Vor allem der Preis des wichtigsten Importgutes – Rohöl – befindet sich seit 2012 auf dem Rückzug. „Mittlerweile sind die Benzin-, Heizöl- und Gaspreise sogar billiger als im Vorjahr und dämpfen damit die allgemeine Teuerung“, sagt Hartmann.

„Viele Annahmen, Szenarien und Prognosen der Marktteilnehmer könnten sich im weiteren Jahresverlauf als falsch oder irreführend erweisen“, so Rapp. Anleger müssten daher in diesem Jahr mit „abrupten Korrekturen“ an den globalen Finanzmärkten rechnen. Die Krim-Krise und Irritationen über China haben davon einen ersten Vorgeschmack gegeben. Ein Einbruch speziell bei Aktien würde zu eher positiven Entwicklungen bei Anleihen führen. „Anleger sollten deshalb momentan besonderes Augenmerk auf eine risikobewusste Grundhaltung legen“, so Rapp.

Finanzinstitute mit beschränkter Einlagensicherung

Wenn das Gewissen über die Geldanlage entscheidet
Euromünzen Quelle: Fotolia
Platz 17: Bergbau (6 Prozent)Die großen Bergbaukonzerne der Welt stehen häufig am Pranger – nicht nur wenn es um Nachhaltigkeit geht. Anleger mit Nachhaltigkeitsfokus haben trotzdem eher wenige Bedenken bei der Branche: Nur Sechs Prozent würden hier kein Geld investieren. Quelle: dpa
Platz 16: Hersteller von Verhütungsmitteln/Betreiber von Abtreibungseinrichtungen (6 Prozent)Ebenfalls 6 Prozent finden Verhütungen und Abtreibungen ethisch bedenklich und würden hier kein Geld investieren. Erfahrungen mit ethisch-ökologischen Geldanlagen hatte übrigens nur jeder zwanzigste der Befragten. Quelle: AP
Platz 15: Autobranche (7 Prozent)Knapp ein Drittel der übrigen Befragten hat aber generell Interesse. Diejenigen, die aus dem Osten der Bundesrepublik stammen oder älter als 60 Jahre sind, sind seltener für ethisch-ökologische Geldanlagen zu begeistern. Sieben Prozent der Verbraucher haben ein grundsätzliches Problem damit, Geld in die Automobilbranche zu investieren. Quelle: dpa
Platz 14: Chemiebranche (9 Prozent)Vor die Wahl gestellt hielt fast die Hälfte der Teilnehmer ethische Aspekte für wichtiger als ökologische. Nur ein gutes Viertel gab der Umwelt den Vorzug, der Rest mochte sich nicht entscheiden. Fast zehn Prozent der Befragten können sich nicht vorstellen, ihr Geld in der Chemiebranche anzulegen. Quelle: dpa
Platz 13: Pharmabranche (12 Prozent)Trotz ihrem Beitrag zum medizinischen Fortschritt: In der Bevölkerung herrscht traditionell das Bild der bösen Pharmaindustrie vor. Das spiegelt sich auch in der Umfrage wieder: Für 12 Prozent der Befragten käme eine Investition in das Geschäft mit den Medikamenten nicht in Frage. Quelle: dpa
Platz 12: Biogas- und Biosprit-Herstellung (13 Prozent)Ein Großteil der landwirtschaftlich angebauten Lebensmittel wird mittlerweile für die Produktion von Biogas und Biosprit verwendet. Das ist in manchen Regionen der Welt problematischer als in anderen, denn die Verknappung der Lebensmittel kann die Konkurrenz zwischen Teller und Tank verschärfen. 13 Prozent der Befragten schließen die Branche bei ihren Geldanlagen deshalb kategorisch aus. Quelle: dpa

Hartmann von Bantleon rechnet zwar damit, dass Löhne und Preise „mit der globalen Belebung nach oben drehen“ sollten. Die Teuerungsrate der Euro-Zone sollte demnach in diesem März bei rund 0,5 Prozent ihren Tiefpunkt erreichen, danach aber in einen nur flachen Aufwärtstrend einschwenken. Selbst bei mäßig steigender Inflation bliebe für Anleger, die bei der Bank entsparen und in kurzlaufende Anleihen gehen, noch etwas übrig.

Das Risiko, das Sparer hier eingehen, ist überschaubarer als das, was manche für ein paar Zehntel Prozentpünktchen bei Banken auf sich nehmen. Beispielsweise bei Banken, die im Tagesgeld-Test als „Finanzinstitute mit beschränkter Einlagensicherung“ gelten. Deren Sicherung für den Pleitefall soll bis 100 000 Euro greifen. Anleger müssen sich bei starken Verwerfungen aber, so wie 2008, an ausländische Behörden wenden, um an ihr Geld zu kommen. Für 1,63 Prozent Zins gingen 2013 gut 200 000 deutsche Sparer solche Risiken beim Testsieger RaboDirect aus den Niederlanden ein.

Holland ist ja nicht Island, oder? Bis 2008 brachten seinerzeit 34 000 deutsche Sparer 308 Millionen Euro zur Kaupthing-Bank nach Reykjavik. Die dortigen Sicherungssysteme versagten im Herbst 2008. Nach langer Hängepartie erhielten die deutschen Tagesgeldzocker teilweise erst nach über einem Jahr ihr Geld zurück, und das auch nur, weil der kleine Inselstaat schließlich mit Milliardenkrediten gestützt wurde.

Gefahr aus Russland

Viele Kunden lockt nicht nur RaboDirect, sondern auch die VTB Direktbank. Bei Bonussparwochen gab es bis 3. März Zinsen für drei Jahre von 2,30 Prozent. Das ist mehr als das Dreifache des üblichen Marktzinses: Die Nord-Ostsee-Sparkasse etwa bietet ihren Kunden für diese Laufzeit 0,7 Prozent, die Deutsche Bank über zwei Jahre 0,6 Prozent. VTB-Neukunden, die ein Tagesgeldkonto eröffneten, erhielten 1,5 Prozent Zinsen für sechs Monate garantiert – bei der Commerzbank gab es zur selben Zeit Anfang März mit 0,25 Prozent gerade mal ein Sechstel.

Doch ob die Kunden wissen, dass sie bei einer letztendlich vom Moskauer Kreml gesteuerten Bank ihr Geld anlegen? Denn die VTB Gruppe ist eine internationale Finanzholding, mehrheitlich im Besitz des russischen Staates. Binnen eines Monats hat der Kurs der VTB-Aktie in Euro um ein knappes Drittel nachgegeben. Grund: Die VTB Gruppe ist auch in der Ukraine engagiert. Die VTB Direktbank sitzt zwar in Frankfurt, ist aber eine Zweigniederlassung der österreichischen VTB Bank (Austria) AG, die wiederum der Moskauer Holding untersteht.

Zwar gibt es auch eine VTB Bank (Deutschland) AG, die ehemals Ost-West-Handelsbank hieß. Diese bietet aber keine Tagesgelder an. Sparer vertrauen damit dem Schutz der Einlagensicherung der Banken & Bankiers GmbH in Österreich – und hoffen darauf, dass bei einem Crash die Moskowiter Führung den kleinen Anleger in Winsen an der Luhe nicht vergessen wird.

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