Gold läuft nicht an wie Silber. Die Barren und Unzen verlieren ihren Glanz nicht. Der Satz „Gold glänzt wieder“ ist eher ein Stoßseufzer, wenn der Goldpreis mal wieder steigt. Doch meistens sind die Erholungsphasen des Goldpreises in den vergangenen Jahren schnell wieder verpufft. Und so haben Anleger auch in diesem Jahr wieder eine erstaunliche Rallye des Edelmetalls erlebt, die aber ebenso abrupt endete wie sie begonnen hatte. Nach dem starken Anstieg im ersten Halbjahr bis zum Brexit-Votum ging es ab August mit dem Goldpreis abwärts.
Nach dem Zwischenhoch in diesem Jahr von 1375 Euro und einem Plus von 29 Prozent seit Jahresbeginn rutschte der Preis auf aktuell 1141 US-Dollar ab. Unterm Strich bleibt Anlegern aus dem Euroland noch ein Plus von elf Prozent. Eine übertriebene Entwicklung ist das nicht. Goldpreis und Minenaktienkurse sind noch immer weit entfernt vom Allzeithoch aus 2011. Damals wurden für eine Feinunze 1900 US-Dollar gezahlt. Fondsmanager von Minenfonds und Analysten gingen nach der Erholung in diesem Jahr eigentlich von einem weiterhin anhaltenden drei- bis fünfjährigen Aufwärtszyklus aus.
Meilensteine des Goldpreises
Die Goldgewinnung beginnt.
Rund 6.000 Jahre alt sind Funde aus Ägypten, die eine Bearbeitung des Edelmetalls belegen. Im Land der Pharaonen entsteht die erste große Goldkultur. Ein Großteil der Techniken, die zur Verarbeitung des Goldes notwendig sind, wird im antiken Ägypten entwickelt.
Gold gilt den Ägyptern als „Sonnenmetall“. Sowohl die Sonne als auch das Gold werden mit derselben Hieroglyphe bezeichnet. Ursprünglich kommt das Gold der alten Ägypter aus dem Nil, an dessen Ufern es in Form von Waschgold gewonnen wird. Später betreibt man in Nubien, Ägyptens Goldland, Bergbau, um an das kostbare Metall zu kommen.
Nach dem Ende der Spätantike um 600 bleibt der Solidus im Oströmischen Reich die wichtigste Währung. Sie ist bis zum beginnenden 12. Jahrhundert die Leitwährung in Europa, Nordafrika und Vorderasien. Gründe dafür sind der hohe Goldgehalt und die daraus folgende Stabilität der Goldwährung. Mit dem Niedergang von Byzanz verfällt auch dessen Währung.
Die Goldzirkulation im Rahmen der staatlichen Institutionen nimmt im frühen Mittelalter ab. Andererseits entwickelt sich das Geld in zunehmendem Maße zu einem Tauschmittel, welches dem Handels- und Marktgeschehen dient. Die ursprüngliche Goldwährung verliert als Zahlungsmittel an Bedeutung und wird nur noch als eine Art Wertspeicher gehortet. Die meisten Wohlhabenden wechseln zur Silberwährung, da Gold seltener und teurer ist als Silber. Silber weist lediglich den reinen Rechenbezug zum Gold auf.
Portugals Entdeckungsfahrten und die nachfolgende Kolonialisierung bringen afrikanisches Gold nach Europa. Jedoch gelingt es Portugal nicht, Goldvorkommen unter seine Kontrolle zu bringen. Die eingeführten Goldvorräte von von etwa 700 Kilogramm im Jahr kommen durch Tauschhandel zustande.
Funde belegen, dass in Westafrika seit mindestens 2.000 Jahren Gold gewonnen wird. Neben dem Königreich Mail (Gebiet im nordöstlichen Guinea) verfügt das Ashanti-Reich auf dem Territorium des heutigen Ghana, das vom Ende des 17. bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert besteht, über reiche Goldvorkommen. Die 1897 gegründete Ashanti Goldfields Corporation ist unter dem Namen AngloGoldAshanti noch heute einer der größten Goldproduzenten der Welt.
Das 19. Jahrhundert steht im Zeichen des Goldes. Der Goldrausch beginnt in den 1820er Jahren in Russland, wo im Uralgebirge und später auch in Sibirien Goldvorkommen entdeckt werden. Im Januar 1848 findet man im kalifornischen Sacramento Valley Gold. Viele Menschen aus aller Herren Länder kommen in die Region, um ihr Glück zu versuchen. Weiter geht es 1851 mit der Entdeckung von Goldlagerstätten in Australien, wo in verschiedenen Gebieten in den folgenden Jahrzehnten weitere Lager erschlossen werden. Im März 1886 stößt man im südafrikanischen Transvaal, am so genannten Witwatersrand, auf die ergiebigste Goldlagerstätte der Welt. Der letzte Goldrausch des Jahrhunderts spielt sich in Alaska ab, wo im August 1896 am Mündungsgebiet des Klondike River in den Yukon River Gold gefunden wurde. Die reichen Vorkommen, die den Goldrausch ausgelöst haben, gewinnen erhebliche Bedeutung für die Wirtschaftskraft des jeweiligen Landes.
In den Jahren 1944 bis 1971 ist der US-Dollar an Gold gebunden. Jedes Land, das dem so genannten Bretton Woods System beitritt, hat das Recht, Dollar-Reserven zu einem fixen Preis von 35 USD je Unze in Gold umzutauschen. Vorrangige Ziele der Konferenz in Bretton Woods, New Hampshire, sind die Wiederherstellung der Wirtschaftsmacht Europa und die Belebung und Vereinfachung des Welthandels. Zu diesem Zweck sollen die Wechselkurse zwischen den Währungen stabilisiert werden. Trotz wirtschaftlicher Erfolge treten in der Folge die Mängel der Währungsordnung immer deutlicher zutage. Das Fehlen von Mechanismen der Zahlungsbilanzanpassung und die Vormachtstellung des US-Dollars lassen das System bröckeln...
Im August 1971 beendet US-Präsident Richard Nixon eine Ära: Er hebt die Bindung des US-Dollars an Gold auf und beendet das in Bretton Woods festgezurrte Weltwährungssystem.
Im März 1973 werden die Devisenbörsen in vielen Ländern Europas geschlossen, da das Bretton Woods System zusammenzubrechen droht. In der Folge wird das System offiziell außer Kraft gesetzt. Die Mehrzahl der großen Industrienationen geht zu einem System flexibler Wechselkurse über. Den Anfang machen die Schweiz und Großbritannien.
Zu Beginn des Jahres 1980 steigt der Goldpreis erstmalig auf 850 US-Dollar (inflationsbereinigt 2.100 US-Dollar). Steigende Ölpreise und die damit verbundene hohe Inflation, der sowjetische Einmarsch in Afghanistan und die Revolution in Iran treiben Anleger weltweit in den "sicheren" Hafen Gold.
In der Folge schaffen es die USA, die Inflation stark zu verringern. In einer langjährigen Phase des Aufschwungs sinkt der Goldpreis. Spekulationen über eine Reduzierung der Gold-Reserven der Notenbanken drücken ihn im August 1999 auf 251,70 US-Dollar.
Nur zwei Monate später einigen sich 15 europäische Zentralbanken auf eine Begrenzung der Gold-Verkäufe. Die Folge: Der Goldpreis steigt auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 338 US-Dollar.
Seit Beginn der 2000er-Jahre steigt der Goldpreis stetig. Experten sind der Meinung, der Anstieg hängt mit der wachsenden Schuldenlast der USA und der Schwächung des US-Dollars gegenüber anderen Währungen zusammen. Der Einmarsch der US-Truppen in den Irak und die damit verbundene Angst vor einem Flächenbrand in der Region treibt Gold auf den höchsten Stand seit viereinhalb Jahren: 388,50 Dollar.
In den folgenden beiden Jahren nimmt der Goldpreis die Marken von 400 und 500 US-Dollar.
Der schwächelnde Dollar, steigende Ölpreise und der Atom-Konflikt mit Iran treiben Gold auf 730 US-Dollar. Das ist der höchste Stand seit 26 Jahren. Im Juni drücken Gewinnmitnahmen den Preis wieder auf 543 Dollar.
Der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers verändert die globale Finanzwelt - und beschert dem Goldpreis den größten Tagesgewinn der Geschichte: Am 17. September 2008 steigt Gold binnen 24 Stunden um 90 Dollar.
Im Zuge der weltweiten Finanzkrise erreicht der Goldpreis ungeahnte Höhen. Im Februar 2009 schießt Gold über 1.000 US-Dollar. Drastische Kursverluste an den internationalen Aktienmärkten und die Gefahr einer weltweiten Rezession lassen Anleger in den sicheren Hafen flüchten.
Von Januar bis März 2009 verbuchen börsennotierte Gold-Fonds (ETFs) Rekord-Mittelzuflüsse. Die Goldbestände des weltgrößten Gold-Fonds, SDPR Gold, steigen um 45 Prozent auf 1127,44 Tonnen.
Ende 2009 verliert der Dollar weiter an Boden. Zudem sorgen Spekulationen um eine Ausweitung der Gold-Reserven durch Notenbanken dafür, dass der Goldpreis auf über 1.200 US-Dollar steigt.
Der Goldpreis steigt von Rekord zu Rekord. Vor allem die Angst vor einer Ausweitung der europäischen Schuldenkrise treibt das Edelmetall. Die Nachfrage der Anleger beschert Gold im Gesamtjahr ein sattes Plus von fast 30 Prozent. Ende des Jahres lässt das milliardenschwere Fed-Anleihenkaufprogramm den Goldpreis auf über 1.400 Dollar steigen.
Im August beschleunigt sich die Rekordjagd des Goldpreises. Einbrechende Aktienkurse weltweit verstärken die Flucht in Sicherheit. Binnen weniger Wochen legt der Goldpreis kräftig zu und steigt bis auf 1912 Dollar. Ein Anstieg über 2.000 Dollar gilt für die meisten Experten als ausgemacht. Doch tatsächlich folgt erst einmal ein langer Kursrutsch.
Die Spekulationen auf eine nachlassende Schwemme billigen Notenbank-Geldes aus den USA setzen den Edelmetallen zu. Der Preis für Gold fällt in Richtung 1200 Dollar je Feinunze. Es droht der größte Quartalsverlust seit dem Zusammenbruch des Währungssystems von Bretton Woods Anfang der 1970er Jahre.
Der Goldpreis erleidet den ersten Jahresverlust seit 13 Jahren. Der Preis des Edelmetalls gibt um 28 Prozent nach und fällt auf 1201 Dollar. Die Goldrally findet ihr vorläufiges Ende. Und die Analysten bleiben skeptisch. Sie prognostizieren weitere Verluste: So rechnet Goldman Sachs bis Ende 2014 mit einem Preis von 1050 Dollar. Einer Morgan Stanley-Studie zufolge wird sein Preis 2014 im Schnitt 1313 Dollar pro Unze betragen - und damit niedriger ausfallen als die Prognose von 1420 Dollar für 2013. Grund ist die Geldpolitik der Fed: Investoren fürchten, dass die Rücknahme der Bondkäufe durch die Notenbank „verschoben, aber nicht aufgehoben” sei, was wenig Aufwärtspotenzial für das Edelmetall verspreche.
Der Goldpreis kann in den ersten zwei Monaten des Jahres 2014 wieder etwas an Boden gewinnen. Er steigt von Anfang Januar bis Ende Februar um zehn Prozent auf 1330 Dollar pro Feinunze. Vor allem die steigende Nachfrage nach börsengehandelten Gold-Indexfonds, die das Edelmetall physisch erwerben, führt zu dem Preisanstieg. Zudem notiert der Goldpreis wieder über der wichtigen 200-Tage-Linie. Für technisch orientierte Investoren gilt dies als wichtiges Signal für eine Trendwende.
Als der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine Mitte März zu eskalieren droht, suchten Anleger wieder verstärkt den sicheren Hafen Gold. Am 14. März stieg der Preis für eine Feinunze Gold bis auf 1383 Dollar an. Seither ging es aber permanent abwärts. Ende Mai liegt der Preis für eine Feinunze Gold mit 1294 Dollar leicht unter seinem Stand Ende Februar. Hedgefonds haben in der Woche zum 13. Mai ihre Wetten auf steigende Goldpreise (Netto-Long-Positionen) um 8,3 Prozent auf 94.329 Kontrakte reduziert, wie Zahlen der U.S. Commodity Futures Trading Commission zeigen. Short-Positionen legten dagegen um zehn Prozent auf 31.283 zu und markierten damit den höchsten Stand seit Februar.
Anfang 2015 stieg der Goldpreis wieder auf 1.300 Dollar. Doch die Wirtschaft in den USA läuft rund und die Wachstumszahlen für 2015 sind erfreulich. Anleger gehen deshalb von einer baldigen Zinserhöhung der US-Notenbank Fed aus. Das würde den Dollar stärken und den Goldpreis belasten. Dementsprechend ging der Goldpreis im Vorfeld der Entscheidung seit Januar auf Talfahrt und notierte Ende März bei 1.190 Dollar.
Verdient hätten die Anleger den, denn sie hatten in den vergangenen Jahren hohe Verluste. Sowohl niedrige Zinsen als auch aufkeimende Inflationsangst oder politische Unsicherheit sprächen für Goldinvestments, meinten viele Experten und riefen schon eine neue Hausse aus. Nach jahrelanger Kostensenkung und Bilanzsanierung böten viele Goldminen ein Investment mit soliden Cashflows, verbesserter Kapitalrendite und mehr Kontrolle. Manche seien nicht einmal mehr auf einen steigenden Goldpreis angewiesen, um ihren Wert zu erhöhen. Doch jetzt – zum Jahresende – bleibt von der Euphorie wenig übrig.
Je stärker der US-Dollar wurde, desto mehr verlor der Goldpreis. Weil Gold keine Zinsen abwirft, leidet der Kurs unter den Zinserhöhungen in den USA. Andererseits: Gold gilt als Substanzwert und als Schutz vor einem Wertverzehr durch stärker steigende Inflationsraten. Und von Krisen profitiert der Goldpreis meist ebenfalls. Anleger müssten sich aber ebenso wie bei Aktien auf stark schwankende Kurse einstellen, meint Ernst Konrad, beim Vermögensverwalter Eyb&Wallwitz zuständig für die Anlagestrategie. Es ist also gut möglich, dass der Preis für eine Unze Feingold in einem Umfeld leicht steigender Zinsen sogar noch einmal Tiefstkurse um 1050 Dollar auslotet. Dann wäre das Edelmetall allerdings wieder ein Kauf.
Dividenden sind die neuen Zinsen
Es klingt salopp und flexibel: Belgrad ist das neue Berlin, Filz ist das neue Leder. Wer also hip sein will und keine Zinsen mehr von seiner Bank bekommt, der versucht es mit Dividenden. Das kann auch 2017 nicht schaden und ist nicht schwer. Für die Aktie der Daimler AG zahlen Aktionäre aktuell 70,98 Euro und damit knapp das Neunfache des Jahresgewinns. Bezogen auf den Kurs entspricht die erwartete Dividende für das Jahr 2016 einer Rendite von 4,6 Prozent. Also weit mehr, als ein Anleger mit sicheren Zinsanlagen erzielen könnte. Die Deutsche Asset Management Investment (besser bekannt als DWS) erwartet für den Deutschen Aktienindex Dax 2017 ein Plus von insgesamt 5,8 Prozent. Dividenden sollen an diesem Plus einen Anteil von 55 Prozent haben und Kursgewinne nur für 45 Prozent des gesamten Anlageerfolges sorgen. Üblicherweise haben die Dividenden der 30 Dax-Aktien in den vergangenen fünf Jahren einen Anteil von einem Viertel am gesamten Anlageerfolg ausgemacht. Sollten die Aktienkurse 2017 allerdings weniger stark steigen, nimmt die Bedeutung der Dividende zu.
Wer den Aktienkurs allerdings ständig im Blick behält, braucht gute Nerven. Tages-Kursverluste in Höhe der Dividendenrendite sind möglich. Da die Autobranche aktuell vor großen Herausforderungen steht, weil sie viel Geld in den Bau von sauberen Antrieben stecken muss, können die Kurse zweitweise stark unter Druck geraten. Sehr teuer sind die Aktien nicht, was dafür spricht, dass die Kurse mittel- und langfristig steigen.
Um Dividenden zu kassieren, muss ein Anleger zunächst bei einer Bank ein Depot eröffnen (Formulare ausdrucken und bei der Post den Identitätscheck machen) und im nächsten Schritt Aktien kaufen. Dadurch wird aus dem Sparer, dem bisher eine Bank Zinsen auf das Tagesgeld versprochen und jährlich gutgeschrieben hat, ein Aktionär. Ihm gehört mit der Aktie ein Teil des Grundkapitals einer Aktiengesellschaft (AG) und er ist damit quasi ein Mitunternehmer, der in guten Zeiten profitiert und in schlechten darben muss. Erzielt die AG einen Gewinn, kann sie einen Teil davon dem Aktionär als Dividende ausschütten, sie muss aber nicht. Manche Unternehmen investieren die Gewinne lieber ins Geschäft.
Andere beteiligen ihre Aktionäre sehr regelmäßig am Erfolg und halten die Dividenden auch dann stabil, wenn der Gewinn mal zurückgehen sollte. Mitunter ist der Aktienkurs dieser Unternehmen in turbulenten Phasen am Aktienmarkt besonders widerstandsfähig, dadurch kommt es zur Analogie zwischen Zinsen und Dividenden. Blake Hutchins ist Fondsmanager des Investec global Quality Equity Income Fund und sucht weltweit nach Unternehmen, denen er eine hohe und verlässliche Ausschüttung zutraut. Schlüssel zum Erfolg sei bei dieser Strategie, dass die Unternehmen stets genug Geld in das zukünftige Geschäftswachstum investierten, denn nur so könnten sie dauerhaft erfolgreich sein und ihre laufenden Einnahmen sichern, sagt Hutchins. 30 bis 40 Unternehmen nimmt er in den Fonds auf, die sich durch stabile Profite, geringe Verschuldung und gutes Wachstum auszeichnen wie etwa der US-IT-Riese Microsoft oder der britische Pharmahersteller GlaxoSmithkline, Kreditkartenunternehmen Visa sowie der Aufzughersteller Kone. Für den Anleger verringert der Mix vieler Unternehmen in dem Fonds das Risiko, sich von ein paar wenigen Aktien abhängig zu machen.