Finanzratgeber gibt es ja eigentlich schon genug. Nicht für Frauen, meint Katja Eckardt, Autorin des Buches „Reichtum ist Frauensache – Werde eine Finanzdiva“. Mit ihrem Buch will die Münchenerin deshalb eine Lücke schließen. „Werdet endlich reich“ ruft sie den Frauen zu.
Männern unterstellt sie dagegen, nicht mit Geld umgehen zu können. Zu viele Statussymbole, zu viel spekulieren. Die Autorin weiß eben, zu provozieren. Im ersten Teil des Buches erklärt Eckardt, warum sie trotz eines Nettogehalts von 2400 Euro pro Monat weiterhin auf finanzielle Unterstützung seitens der Familie angewiesen war und macht einen radikalen Kassensturz. Einige ihrer Spartipps – nur alle zwei Monate ein Friseurbesuch, nicht mehr ins Nagelstudio und Einkäufe beim Discounter – dürften auch bescheidenere und vor allem geringer verdienende Frauen verschrecken.
Was Investoren für die lukrativste Geldanlage halten
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt einmal jährlich im Auftrag von pro aurum die Deutschen nach ihren Anlagestrategien. Hier die Ergebnisse vom Juni 2015 - im Vergleich zu den Vorjahren. Zuerst wurden den Bürgern fünf Geldanlagen genannt, mit der Bitte, anzugeben, welche davon aus ihrer Sicht derzeit am besten als langfristige Geldanlage mit mindestens drei Jahren Laufzeit geeignet ist.
Gold platziert sich zum fünften Mal in Folge an erster Stelle, diesmal allerdings deutlicher vor Aktien, die seit 2011 Zuwächse erzielten, aber aktuell in der Anlegergunst gesunken sind: 30 Prozent der Bürger würden sich heute für Gold entscheiden, weil sie vermuten, dass diese Anlage nach mindestens drei Jahren Laufzeit im Vergleich zu den vier anderen Geldanlagen den meisten Gewinn bringt. Gold konnte somit um zwei Prozentpunkte zulegen.
Nur noch 23 Prozent halten Aktien für besonders lukrativ, wenn es um langfristige Geldanlagen geht. Im Vorjahr hatte dieser Wert mit 27 Prozent offenbar einen Gipfel erreicht.
Es folgen Fondsanteile mit zwölf Prozent. Fonds sind in der Gunst der Anleger wieder leicht gegenüber dem Vorjahr gestiegen. 2013 hatte dieser Wert mit 13 Prozent noch ein Hoch erreicht, war aber 2014 auf elf Prozent zurückgefallen.
Fest- beziehungsweise Termingeld hielten sieben Prozent der Befragten für die lukrativste langfristige Geldanlage. Seit 2011 ist diese Anlageklasse deutlich ins Hintertreffen geraten, damals glaubten noch 22 Prozent der Befragten, Termin- und Festgelder würden auf drei Jahre betrachtet den meisten Gewinn abwerfen.
Drei Prozent nannten Anleihen als aussichtsreichste Anlageklasse, im Vorjahr waren es nur zwei Prozent. Anleihen spielen somit für Privatanleger praktisch keine Rolle. Ernüchternd: Knapp jeder vierte Bürger (24 Prozent) kann nicht sagen, welche dieser Anlagen am besten geeignet wäre, um langfristig möglichst viel Gewinn zu erzielen. Die Angaben "weiß nicht" oder "keine davon" kamen bereits in den Vorjahren ähnlich häufig vor.
Man (beziehungsweise Frau) muss eben auch ein kleines bisschen Diva werden wollen, um sich mit dem Ratgeber anzufreunden. Wer allerdings über ein paar Oberflächlichkeiten hinwegsehen kann, findet dank der ungezwungenen Erzählweise am Ende möglicherweise einen Zugang zum oft sperrigen Thema Geldanlage und versucht es dann doch mal mit der Börse. Warum Frauen aus ihrer Sicht dort die besseren Anleger sind, erklärt Eckardt im Interview.
WirtschaftsWoche Online: Frau Eckardt, Ihr Buch „Reichtum ist Frauensache – Werde eine Finanzdiva“ richtet sich explizit an Frauen. Brauchen Frauen wirklich andere Geldanlage-Ratgeber als Männer?
Katja Eckardt: Ja. Zum einen gab es sowas bisher noch nicht. Als ich im Buchladen nach einem Finanzbuch gesucht habe, waren auf den Covern ausschließlich Männer in teuren Anzügen zu sehen, die Buchtitel klangen kompliziert. Das hat mich nicht angesprochen. Außerdem gibt es durchaus Unterschiede: Frauen verdienen im Schnitt weniger als Männer und legen anders an. Sicherheit spielt eine große Rolle. Ich wollte ein Buch schreiben für junge Leute, insbesondere Frauen, die mit seriöser Leichtigkeit in das Thema einsteigen möchten. „Investainment“ sozusagen.
Und männliche Leser wollten Sie nicht? Auf der ersten Seite schreiben Sie: „Mal ehrlich: Welcher Mann kann schon mit Geld umgehen?“
Wer nicht provoziert, wird nicht wahrgenommen. Die Frage ist: Wollen Männer ein Finanzbuch für Frauen lesen? Ich denke, dass es auch Männern Spaß machen kann, diesen Ratgeber zu lesen. Sie können etwas daraus lernen – vor allem, nicht so ungeduldig zu sein und nicht wild herum zu spekulieren, sondern zunächst einen Plan mit geeigneten Investments zu erstellen.
In diese Geldanlagen stecken die Deutschen ihr Geld
Ende Juni 2015 hatten die privaten Haushalte in Deutschland nach Zahlen der Deutschen Bundesbank ein Geldvermögen von 5224 Milliarden Euro. Ein Großteil davon steckte in risikoarmen Anlagen. Anbei ein Überblick über die wichtigsten Anlageformen (Stand 2. Vierteljahr 2015, in Mrd. Euro)
2041,9 Milliarden Euro (davon Bargeld und Sichteinlagen 1172,2 Milliarden Euro, Termineinlagen 250,9 Milliarden Euro, Spareinlagen und Sparbriefe 618,9 Milliarden Euro).
149,2 Milliarden Euro
537,0 Milliarden Euro
481,3 Milliarden Euro
1978,8 Milliarden Euro
Warum denken Sie, dass Männer nicht mit Geld umgehen können?
Viele Männer, die ich kenne, haben teure Hobbies und legen großen Wert auf Statussymbole. In ihrer Rolle als Ernährer möchten sie zeigen, was sie sich leisten können. Die neue Breitling-Uhr, ein Porsche, teure Möbel…
Da haben Sie aber einen anspruchsvollen Freundeskreis…
Das mag sein. Aber Reichtum steigt Männern schnell zu Kopf. Bei Frauen sehe ich dieses zur-Schau-stellen von Werten weniger. Beispiele zeigen auch, dass Frauen mit viel Geld es nicht einfach verspekulieren.
Nämlich?
Etwa Susanne Klatten, die nicht nur Erbin, sondern auch eine erfolgreiche Unternehmerin ist.
„Werdet endlich reich“, fordern Sie in Ihrem Buch. Sprechen wir zu wenig über Geld?
Reich sein ist schon ein Tabuthema. Die Neiddebatte empfinde ich in Deutschland stärker als in anderen Ländern. Das könnte religiös geprägt sein. Und in der Schule spielt das Thema Geld auch kaum eine Rolle. Bei ein bis zwei Jahren Wirtschaftsunterricht und vielen Jahren Religionsunterricht ist es kein Wunder, dass die meisten glauben, Vermögen bilde sich wie von selbst auf ihrem Sparbuch.
„Das Thema Geldanlage ist für Frauen heute viel wichtiger“
Würden Sie ein Fach Vermögensbildung fordern?
Ja. Junge Leute sollten sich mit dem Thema Geld beschäftigen, anstatt nur irgendwelchen Mist im Fernsehen zu schauen.
So hoch ist das Gehaltsniveau in Deutschland
Das Vergleichsportal Gehalt.de hat die Gehälter von 448.997 Arbeitsverhältnissen analysiert und dabei nach Bundesland, Hauptstadt, Region, Geschlecht, Firmengröße, Wirtschaftssektor, Führungsverantwortung und Berufseinstiegsgehalt differenziert. Quelle: Gehaltsatlas http://www.gehalt.de/downloads/presse/gehaltsatlas-2015-Gehalt-de.pdf
In München werden die höchsten Löhne gezahlt: Das Lohnniveau in der bayerischen Landeshauptstadt liegt 20,4 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Auch in Stuttgart (+19 Prozent) und Düsseldorf (+14 Prozent) sind die Gehälter überdurchschnittlich. Und das gehaltsstärkste Bundesland ist Baden-Württemberg. „Im Süden und im Westen werden zwar sehr gute Löhne gezahlt, allerdings sind hier die Lebenshaltungskosten entsprechend hoch. Arbeitnehmer, die ihren Job wechseln möchten, sollten diesen Aspekt stets vor Augen haben und gut kalkulieren“, sagt Artur Jagiello von Gehalt.de.
Noch immer herrschen große Unterschieden zwischen Ost und West. Die Gehaltsspanne zwischen dem vergütungsschwächsten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und Baden Württemberg mit dem höchsten Lohnniveau in Deutschland liegt bei 33 Prozent. Laut Untersuchung von Gehalt.de befinden sich alle neuen Bundesländer auf einem unterdurchschnittlichen Vergütungsniveau.
Im Vergleich der Landeshauptstädte belegen entsprechend Erfurt (-20 Prozent), Magdeburg (-23 Prozent) und Schwerin (-26 Prozent) die letzten Plätze. Die Gehaltslücke zwischen München und Erfurt liegt demnach bei 46 Prozent.
Bei der Betrachtung der regionalen Unterschiede nach ihren Postleitzahlen befinden sich die Gebiete mit den Anfangsziffern 0 und 1 auf den hinteren Rängen. Diese decken zum größten Teil die neuen Bundesländer ab. Dahinter folgen die Regionen mit der Postleitzahl 9 am Anfang. Hierzu gehören auch Teile des gehaltsstarken Bayerns sowie strukturschwächere Gebiete in Thüringen. Die besten Gehälter werden in Regionen mit den Anfangsziffern 8, 6, 7, 4 und 5 gezahlt.
Stadtstaaten wie Hamburg oder Berlin sind zwar beliebt, die Löhne jedoch geringer. In Berlin zahlen Arbeitgeber rund sieben Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt. „Durch die Beliebtheit von Großstädten müssen die dort ansässigen Unternehmen nicht ganz so stark mit dem Gehalt locken, wie es im ländlichen Bereich der Fall ist“, erklärt Jagiello.
Die höchsten Gehälter können Akademiker in den südlichen Bundesländern erwarten. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt verdienen Uniabsolventen in Baden-Württemberg mit einem Plus 7,5 Prozent mehr Lohn am besten. Die hinteren Ränge belegen auch bei dieser Vergleichsgruppe die neuen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Nach wie vor verdienen Frauen weniger als Männer. Je nach Bundesland ergeben sich laut Studie unterschiedliche Entgeltlücken – die größte in Baden-Württemberg. Hier bekommen Arbeitnehmerinnen 37 Prozent weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Allerdings werden hier die höchsten Löhne gezahlt. Einzig in Hessen (93,3 Prozent) und Hamburg (89,4 Prozent) verdienen Frauen im Schnitt besser als in Baden-Württemberg (87,1 Prozent). Mit rund 17 Prozent ist die Lücke in Mecklenburg-Vorpommern am kleinsten. Hier werden jedoch auch die geringsten Gehälter gezahlt.
Ist es nicht Aufgabe der Eltern, dem Nachwuchs einen vernünftigen Umgang mit Geld beizubringen?
Grundsätzlich schon. Aber die Zeiten haben sich geändert. Meine Eltern haben noch ihr gesamtes Berufsleben in einem Unternehmen verbracht, diese Sicherheit gibt es mittlerweile nicht mehr. Die Mütter waren damals noch viel zu Hause und selten berufstätig. Schon allein deshalb ist das Thema Geldanlage für Frauen heute viel wichtiger.
Sie starten Ihr Buch sehr ehrlich und räumen ein, am Anfang Ihres Berufslebens trotz eines Gehalts von 2400 Euro netto auf Unterstützung Ihrer Eltern angewiesen gewesen zu sein. Fürchten Sie nicht um Ihre Glaubwürdigkeit, was das Thema Geld angeht?
Nein. Ich wollte zeigen, dass man auch mit viel Geld in der Schuldenfalle landen kann. Denn man gewöhnt sich ans Geldausgeben. Die Werbeindustrie zeigt uns ständig, welche Wünsche wir uns erfüllen sollen. Ein neues iPhone, schicke Möbel – dank günstiger Bankkredite können wir uns das alles leisten, auch wenn wir es eigentlich nicht können.
Deshalb starten Sie mit einem Kassensturz – Carsharing statt BMW, Airbnb statt teurem Hotel, kochen daheim statt schickem Dinner im Restaurant. Welche Spartipps haben Sie für Frauen, die wenig verdienen?
Können kommt durch Wollen. Ich denke, jeder kann etwas einsparen, auch wenn die Beispiele selbstverständlich nicht für jeden realistisch sind. Wichtig ist eine Notfallreserve auf dem Tagesgeldkonto. Die sollte jeder haben. Danach rate ich, mit einem ETF-Sparplan weiterzumachen. Da sind die Gebühren niedrig und ich habe eine gute, langfristige Anlage.
Sie schreiben auch über Ihre Investments in einzelne Aktien. Müssen Frauen bei der Geldanlage mutiger werden?
Vor allem muss jeder wissen, wie viel Risiko er einzugehen bereit ist. Mithilfe eines Musterdepots, das mit Spielgeld betrieben wird, lässt sich das leicht herausfinden. Dazu rate ich zunächst. Grundsätzlich ist der Aktienhandel so einfach wie ein Einkauf bei Zalando.
„Schrei vor Glück“ am Aktienmarkt? Dann müssten da doch mehr Frauen unterwegs sein, oder nicht?
Das Problem ist doch, dass kaum jemand über Geld und über seine Investments spricht. Es heißt: Börsengeschäfte sind zu riskant. Und jemand, der Aktien hält, gilt immer noch als Spieler. Dabei haben gerade Frauen ein gutes Bauchgefühl, was die richtigen Aktien angeht. Sie investieren langfristiger und halten Papiere von Unternehmen, deren Geschäftsmodell sie verstehen. Ich kenne zum Beispiel einige, die Aktien von Tupperware haben…
…deren Kurs innerhalb der vergangenen zwei Jahre fast 40 Prozent verloren hat.
Die Börse ist keine Einbahnstraße! Tupperware ist ein exzellenter Wert für den langfristigen und dividendenorientierten Aktionär. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei rund 5,3 Prozent. Nicht schlecht, oder? Nach ihrem explosiven Kursanstieg von 10 auf 70 Euro erlebte die Aktie 2014 eine Kurskorrektur. Aber was sind schon zwei Börsen-Jahre? Machen Sie es wie André Kostolany! Sein Motto lautete: Aktien kaufen, Schlaftabletten schlucken und sich nach ein paar Jahren über einen hübschen Gewinn freuen.
Raten Sie trotzdem zu Einzelaktien?
Ich selber halte langfristig ungefähr fünf Einzelwerte als Beimischung im Depot, für einen Betrag, den ich auch bei einer Kurskorrekturphase verkrafte. Jeder muss dabei selbst entscheiden, ob er das Risiko eingehen will. Aber ich finde, Erfolg kommt eben auch durch Leidenschaft und Spaß. Meine erste Aktie war die von Xing, die ich bei 30 Euro gekauft habe. Mittlerweile notiert das Papier bei über 160 Euro. Kein großer Schritt für die Menschheit, aber für mein Depot.