Geldanlage Die besten Vermögensmanager und ihre Strategien

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"Bitte nichts verlieren"

Jede Zinssenkung spült ihm neues Geld in seine Fonds. An manchen Tagen dürften es bis zu 20 Millionen frische Euro sein, die zumeist vorsichtige, gleichwohl nach Rendite hungernde Anleger ihm anvertrauen: „Sehr viele Privatanleger sind dabei“, sagt Pesarini, „manche haben Tausend Euro auf der hohen Kante; sie geben uns ihr ganzes Geld und hoffen, dass wir mehr draus machen – und bitte auf keinen Fall etwas verlieren.“ Diese Erwartung, dieses Hoffen der Leute und natürlich auch das Bangen, das spüre er, sagt Pesarini, „jeden Tag“.

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Seine oberste Priorität: Verluste vermeiden. „Viele Geldmanager erzählen ihren Kunden, Volatilität, also das starke Schwanken der Kurse, gehöre dazu, man müsse sie eben aushalten“, sagt Pesarini. „Wir sind da eher wie unsere Kunden gestrickt: Wir mögen Schwankungen nicht, nehmen sie raus, so gut wir können.“ Geht das überhaupt, in einer von politischen und Finanzkrisen geschüttelten Welt? Und wie erzielt man noch genügend Rendite, nach Steuern und Gebühren (Pesarinis Fonds gehören zu den teuren der Branche), wenn es keine Zinsen mehr auf halbwegs sichere Anleihen gibt und Aktien alle paar Wochen auf Allzeithochs seiltanzen?

„Wir sind nie mit mehr als zwei Prozent des Portfolios in einer einzelnen Aktie oder Anleihe“, sagt Pesarini. Bis zu 60 Aktien und 130 Anleihen halte er im Depot. Also breit streuen. „Unsere Rezepte sind die klassischen“, Pesarini scheint den Gedanken zu erraten, „wir haben das Rad nicht neu erfunden, aber man muss sein Konzept diszipliniert durchziehen.“ Bei ihm keine Floskel, sagt Pesarini, „selbst, wenn wir einen sicheren Tipp bekämen, dass Siemens übernommen wird, würden wir nie zehn Prozent in eine einzelne Aktie stecken“. Weitere Prinzipien: Nicht in die Aktie und die Anleihe desselben Konzerns investieren – und keine Wetten mit geliehenem Geld auf steigende oder fallende Kurse.

Pesarini und Valsangiacomo rechnen so schnell nicht mit steigenden Zinsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) fange gerade erst an, die Geldmenge auszuweiten, die US-Notenbank steuere nicht wirklich gegen. „Japan, Großbritannien, Australien: Weltweit wird die Geldpolitik noch auf Jahre hinaus locker sein. Das Wachstum ist schwach, der Ölpreis wirkt preissenkend; von Inflation und steigenden Zinsen ist weit und breit nichts zu sehen.“ Die Konsequenz: Die beiden sind „stark in Aktien investiert, mit 36 Prozent des Depots, was für uns ein deutliches Übergewicht ist“.

Bei Aktien müssen sie inzwischen auf Großkonzerne setzen: Wer täglich mehrere Millionen Euro neu anlegen muss, kann nicht nur Nebenwerte kaufen, bei denen er sich selbst die Kaufkurse in die Höhe triebe. „Wir kaufen am liebsten Werte mit mehr als zehn Milliarden Euro Börsenwert, oder sehr liquide Futures auf den Dax oder den Euro Stoxx“, sagt Pesarini. Besonders gefallen ihm jetzt Konsum- und Pharmapapiere. „Die Pharmabranche hat nach einer schwachen Phase wieder viele neue patentgeschützte Medikamente in der Pipeline, dazu stabile Gewinne; auch Übernahmen werden die Kurse in der Pharmabranche treiben“, erklärt Valsangiacomo.

"Was Junk ist, bestimmen wir"

„Wir investieren gerne in nachhaltige Trends; ein solcher ist der Internet-Handel“, ergänzt Pesarini. Mit der Amazon-Aktie etwa spekulierten sie kurz vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen auf steigende Kurse; die Wette ging auf. Ebenso wie das Kalkül, dass die Anleihen des US-Internet-TV-Senders Netflix sich erholen würden: „Netflix hat nur ein mäßiges Risikorating, BB, aber wir trauen uns selbst zu, die Pleitegefahr einzuschätzen, und die ist sehr gering; das Produkt ist bombig“, sagt Pesarini. Auch Anleihen von Heinz (Ketchup) halten sie im Depot, obwohl deren Bonität (BB-) von Analysten sogar mit „Junk“ bewertet wird, zu Deutsch: Schrott. Pesarini mag den Ausdruck nicht, hält es lieber mit Star-Investor Warren Buffett, der 50 Prozent an Heinz gekauft hat. „Am Ende des Tages“, sagt Pesarini, „verlassen wir uns trotz aller aufwendigen Analysen auch auf unser Marktgespür.“ Kennzahlen lesen könne schließlich jeder. „Ginge es nur um Kennzahlen, hätte jeder dieselben Aktien.“

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