Geldanlage "Das Endspiel hat begonnen"

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Der Abwertungswettlauf wird kommen

Bert Flossbach:

... Forderungen der Bundesbank an die Südländer innerhalb des Euro-Systems.

Mayer: Der Ertrag für Deutschland ist der Gewinnanteil der Bundesbank am EZB-Gewinn, im besten Fall eine Verzinsung von einem halben Prozent – wenn alles glattgeht. Stellen Sie da mal die Risiken dagegen, die diese Investments haben.

Totalausfall bei einer Staatspleite.

Mayer: Da stellen sich einem die Haare zu Berge, wenn man das als nationales Portfolio, als deutschen Staatsfonds, betrachtet.

Die Bundesbank ist gezwungen, Geld im Süden anzulegen, sonst bricht die Euro-Zone auseinander, sagen die Retter...

Mayer: Nein, die Alternative wäre, die Überschüsse global zu streuen. Verkauft Deutschland Euro gegen andere Währungen, sinkt der Euro-Wechselkurs. Nur so, wenn deren Exporte billiger werden, haben schwache Länder eine Chance, sich zu erholen. Und der deutsche Steuerzahler hat sein Geld breiter diversifiziert.

Flossbach: Andere Industrieländer haben ähnliche Probleme. Alle drucken Geld. Es ist unwahrscheinlich, dass allein der Euro schwächelt. Japaner, Amerikaner oder Engländer bekommen dann Angst um ihre Exporte. Es wird zwangsläufig zum Abwertungswettlauf kommen.

So würde Bert Flossbach ein Depot aufteilen (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Mayer: Der Euro wird ihn gewinnen. Ohne einen schwachen Euro wird die Krise im Süden nicht zu lösen sein.

Ehrhardt: Aber die Amerikaner wollen nicht, dass der Euro schwach ist. Die haben selber massive Probleme und brauchen einen schwachen Dollar.

Mayer: Wir müssen die Euro-Land-Leistungsbilanz aufbrechen. Deutschland hat strukturell etwa sechs Prozent Überschuss. Zusammengenommen kommt der Rest auf drei Prozent Defizit, unter dem Strich ist die Bilanz der Euro-Zone ausgeglichen.

Bosomworth: Die Botschaft der Euro-Retter an die Südländer aber ist, dass diese alle einen Handelsbilanzüberschuss erwirtschaften sollen, so wie wir in Deutschland. Aber wie soll das gehen? Sollen in Europa alle einen Überschuss erwirtschaften, müssen die 40 Prozent, die Deutschland in Euro-Länder exportiert, plötzlich woanders hingehen. Viele Unternehmen müssten komplett andere Absatzmärkte finden.

Mayer: Eigentlich müssten wir jetzt den Swing machen. Deutschland müsste ins Minus kommen. Doch das ist nicht darstellbar. Zumindest nicht in dem Zeitraum, der uns bleibt, den Euro zu retten.

Wie viel Zeit bleibt denn?

Mayer: In sechs bis zwölf Monaten müssen die Weichen gestellt sein. Im Norden gibt es Rettungsmüdigkeit, im Süden grassiert angesichts gefühlt harter Sparschnitte die Anpassungsmüdigkeit. Wer weiß, was nach Mario Monti in Italien kommt. Wir laufen auf das Entscheidungsspiel zu.

Ehrhardt: Theoretisch kann die EZB den Euro zusammenhalten, solange sie will.

Flossbach: Die Energiewende hat gezeigt, wie schnell Politiker umschwenken, wenn sie ihre Macht gefährdet sehen. 2013 ist Bundestagswahl. Spätestens dann entscheidet sich das Endspiel um den Euro.

Mayer: Nein, entschieden wird die Zukunft des Euro in Italien und Spanien, den Ländern, die Anpassungsprogramme machen. Scheitern sie, wird die EZB in Richtung Lira und Banca d‘Italia gezogen.

Ehrhardt: Ich glaube, dass der Internationale Währungsfonds irgendwann aussteigt. Sagt der IWF, wir machen nicht mehr mit, haben die Deutschen auch einen Grund, weiteres Geld zu verweigern.

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