Geldanlage Die besten Vermögensmanager und ihre Strategien

Nullzins auf sichere Anlagen, Aktien weit oben und immer wieder Krise: Die aktuellen Märkte verlangen Profianlegern alles ab. Unser Ranking stellt die besten Vermögensmanager, ihre Strategien und Anlagefavoriten vor.

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Auf der Couch: Valsangiacomo und Pesarini (rechts) haben Zehntausende verunsicherte Sparer im Nacken, deren elf Milliarden Euro sie sicher und rentabel durch das Zeitalter von Niedrigzins und Schuldenkrise bringen sollen. Quelle: Tanja Demarmels für WirtschaftsWoche

Luca Pesarini weiß, bei wem er sich bedanken muss. „Wir sind auch Krisenprofiteure“, sagt der Wahlschweizer und strahlt mit dem Schnee vor seinem Bürofenster um die Wette. „Ohne die Schuldenkrise und die Rettungsaktionen der Zentralbanken bekämen die Leute noch fünf Prozent Zinsen auf ihr Tagesgeld, dann würden Geldmanager wie wir bestimmt nicht derartig mit Anlegergeld überflutet.“ Von einer Flut zu sprechen, ist nicht übertrieben: Pesarini hat seit 2002 mehr als elf Milliarden Euro angelockt; damit verwaltet er mehr Kundengeld als manche Bank.

Die besten von 400 Vermögensverwaltern im Ranking

Exklusives Ranking

Bislang konnten die Kunden zufrieden sein: 25 Prozent Rendite holten Pesarini und sein Team in drei Jahren aus ihrem größten Depot, dem Mischfonds Ethna Aktiv. Zwischenzeitlich lagen die Verluste bei maximal zwei Prozent. Im Geldmanager-Ranking der WirtschaftsWoche und des Analysehauses MMD ist das die beste Leistung in der Kategorie „Ausgewogen“. Für das Ranking haben MMD-Chef Klaus-Dieter Erdmann und sein Team mehr als 1100 reale Depots von 400 Banken und Vermögensverwaltern aus dem deutschsprachigen Raum untersucht.

Die Analyse hebt aber nicht einfach den Manager mit der größten Rendite seit dem Jahresbeginn 2012 auf den Schild. Denn „derzeit laufen viele Depots gut“, sagt Erdmann. Der Dax hat gerade bei 10 911 Punkten ein neues Hoch hingelegt, so gut wie alle Aktien bringen den Verwaltern Rückenwind – viele Aktien zu kaufen ist keine Leistung an sich. „Die Erfahrung zeigt“, warnt Erdmann, „dass die Aktien-Überflieger herbe Verluste einfahren, wenn an den Börsen der Wind dreht.“

Deshalb misst das Ranking, welches Risiko die Manager eingehen, um ihre Performance zu erreichen: Hohe Schwankungen des Depotwerts und ein großer Drawdown (theoretischer Verlust, wenn Anleger ihre Depotanteile zur ungünstigsten Zeit verkauften) bringen Negativpunkte. Auf den folgenden Seiten stellen die besten Geldmanager ihre Strategien vor, nennen ihre Lieblingsaktien und -anleihen; sie erklären, wie sie trotz Negativzinsen und Krisen rentabel anlegen – und was Anleger in den kommenden Jahren zu erwarten haben.

Luca Pesarini, Arnoldo Valsangiacomo: Rampensau aus Wollerau

Luca Pesarini ist ein Meister der Balance von Chancen und Risiken. Und der Selbstvermarktung: Dem charismatischen Glatzkopf fliegen die Herzen der Anleger zu, man kann es so schwülstig sagen: Auf Anlegermessen wie jüngst in Mannheim füllt er mühelos 500er-Säle, darin Rentner, Zahnärzte und Ingenieure, die an seinen Lippen hängen. So mancher Entertainer kann bei Pesarini in die Lehre gehen. Interaktives Einbinden des Publikums, kleine Witze an der richtigen Stelle, Fachwissen zeigen, aber nie langweilen: Pesarini beherrscht das ganze Repertoire der Rampensau.

Welch ein Kontrast zum anderen Pesarini, dem kühlen Analysten der Firmenbilanzen und Wertpapierprospekte. Ganz nach hinten, tief hinunter an den Südzipfel des Zürichsees hat er sich verzogen, wo die Dörfer Unterägeri heißen, Samstagern und Oberägeri und sogar die Kuhställe rote Fensterläden haben. Schwyzer Voralpen: sanfte Hügel, Bimmelbahn und Schindelhaus. Man kommt kaum hin, es gibt nur einen Taxibetrieb; bei der zweiten Fahrt ist man mit dem Fahrer per Du und kriegt den Sonderpreis bis Pfäffikon. Hier in Wollerau hat er die kurzen Wege. Sein Partner und Co-Gründer Arnoldo Valsangiacomo wohnt ums Eck, ebenso seine Frau und die fünf Kinder. Mit Valsangiacomo legte er 2001 den ersten eigenen Fonds auf.

"Bitte nichts verlieren"

Jede Zinssenkung spült ihm neues Geld in seine Fonds. An manchen Tagen dürften es bis zu 20 Millionen frische Euro sein, die zumeist vorsichtige, gleichwohl nach Rendite hungernde Anleger ihm anvertrauen: „Sehr viele Privatanleger sind dabei“, sagt Pesarini, „manche haben Tausend Euro auf der hohen Kante; sie geben uns ihr ganzes Geld und hoffen, dass wir mehr draus machen – und bitte auf keinen Fall etwas verlieren.“ Diese Erwartung, dieses Hoffen der Leute und natürlich auch das Bangen, das spüre er, sagt Pesarini, „jeden Tag“.

Die besten Vermögensverwalter: Platz 1 in der Kategorie

Seine oberste Priorität: Verluste vermeiden. „Viele Geldmanager erzählen ihren Kunden, Volatilität, also das starke Schwanken der Kurse, gehöre dazu, man müsse sie eben aushalten“, sagt Pesarini. „Wir sind da eher wie unsere Kunden gestrickt: Wir mögen Schwankungen nicht, nehmen sie raus, so gut wir können.“ Geht das überhaupt, in einer von politischen und Finanzkrisen geschüttelten Welt? Und wie erzielt man noch genügend Rendite, nach Steuern und Gebühren (Pesarinis Fonds gehören zu den teuren der Branche), wenn es keine Zinsen mehr auf halbwegs sichere Anleihen gibt und Aktien alle paar Wochen auf Allzeithochs seiltanzen?

„Wir sind nie mit mehr als zwei Prozent des Portfolios in einer einzelnen Aktie oder Anleihe“, sagt Pesarini. Bis zu 60 Aktien und 130 Anleihen halte er im Depot. Also breit streuen. „Unsere Rezepte sind die klassischen“, Pesarini scheint den Gedanken zu erraten, „wir haben das Rad nicht neu erfunden, aber man muss sein Konzept diszipliniert durchziehen.“ Bei ihm keine Floskel, sagt Pesarini, „selbst, wenn wir einen sicheren Tipp bekämen, dass Siemens übernommen wird, würden wir nie zehn Prozent in eine einzelne Aktie stecken“. Weitere Prinzipien: Nicht in die Aktie und die Anleihe desselben Konzerns investieren – und keine Wetten mit geliehenem Geld auf steigende oder fallende Kurse.

Pesarini und Valsangiacomo rechnen so schnell nicht mit steigenden Zinsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) fange gerade erst an, die Geldmenge auszuweiten, die US-Notenbank steuere nicht wirklich gegen. „Japan, Großbritannien, Australien: Weltweit wird die Geldpolitik noch auf Jahre hinaus locker sein. Das Wachstum ist schwach, der Ölpreis wirkt preissenkend; von Inflation und steigenden Zinsen ist weit und breit nichts zu sehen.“ Die Konsequenz: Die beiden sind „stark in Aktien investiert, mit 36 Prozent des Depots, was für uns ein deutliches Übergewicht ist“.

Bei Aktien müssen sie inzwischen auf Großkonzerne setzen: Wer täglich mehrere Millionen Euro neu anlegen muss, kann nicht nur Nebenwerte kaufen, bei denen er sich selbst die Kaufkurse in die Höhe triebe. „Wir kaufen am liebsten Werte mit mehr als zehn Milliarden Euro Börsenwert, oder sehr liquide Futures auf den Dax oder den Euro Stoxx“, sagt Pesarini. Besonders gefallen ihm jetzt Konsum- und Pharmapapiere. „Die Pharmabranche hat nach einer schwachen Phase wieder viele neue patentgeschützte Medikamente in der Pipeline, dazu stabile Gewinne; auch Übernahmen werden die Kurse in der Pharmabranche treiben“, erklärt Valsangiacomo.

"Was Junk ist, bestimmen wir"

„Wir investieren gerne in nachhaltige Trends; ein solcher ist der Internet-Handel“, ergänzt Pesarini. Mit der Amazon-Aktie etwa spekulierten sie kurz vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen auf steigende Kurse; die Wette ging auf. Ebenso wie das Kalkül, dass die Anleihen des US-Internet-TV-Senders Netflix sich erholen würden: „Netflix hat nur ein mäßiges Risikorating, BB, aber wir trauen uns selbst zu, die Pleitegefahr einzuschätzen, und die ist sehr gering; das Produkt ist bombig“, sagt Pesarini. Auch Anleihen von Heinz (Ketchup) halten sie im Depot, obwohl deren Bonität (BB-) von Analysten sogar mit „Junk“ bewertet wird, zu Deutsch: Schrott. Pesarini mag den Ausdruck nicht, hält es lieber mit Star-Investor Warren Buffett, der 50 Prozent an Heinz gekauft hat. „Am Ende des Tages“, sagt Pesarini, „verlassen wir uns trotz aller aufwendigen Analysen auch auf unser Marktgespür.“ Kennzahlen lesen könne schließlich jeder. „Ginge es nur um Kennzahlen, hätte jeder dieselben Aktien.“

Robert Karas: Aktien mit Burggraben

Robert Karas streckt die Beine von sich und lehnt sich weit in seinen Stuhl zurück. Draußen setzt die gleißende Vormittagssonne die verschneite Festung Hohensalzburg majestätisch in Szene. „Wissen Sie“, sinniert Karas und blickt zum Fenster, „es kommt doch gar nicht darauf an, bei der Geldanlage immer das letzte Prozentpünktchen Rendite rauszukitzeln.“ Das sieht er wie Pesarini: Viel wichtiger sei es, Verluste zu minimieren. Das hohe Risiko, mit dem sich manchmal auch viel Geld verdienen lässt, ist seine Sache nicht.

Vermögensmanager Robert Karas. Quelle: Wolf Heider-Sawall für WirtschaftsWoche

Alexander von Schoeller, ein deutscher Unternehmer, gründete die Salzburger Schoellerbank 1833. An der Wand hängt ein schweres Ölgemälde, das seinen Nachfahren Paul Schoeller zeigt. Karas leitet die Vermögensverwaltung; rund 2,5 Milliarden Euro managen er und sein 14-köpfiges Team. Das meiste davon legen die Österreicher in Aktien mit „hoher Qualität“ an. „Dafür muss man halt ein bisschen mehr bezahlen“, sagt Karas, der viele Jahre als Hedgefondsmanager gearbeitet hat. Doch der Österreicher ist alles andere als ein Draufgänger. Er formuliert sachlich, kommt in der Analyse fast trocken daher.

42 Titel liegen derzeit in den Depots von Karas’ Kunden, die Hälfte davon US-Werte, etwa Coca-Cola, Microsoft und der Softwarekonzern Oracle. In Europa investiert das Schoeller-Team in den Schweizer Pharmakonzern Novartis, den Rückversicherer Munich Re und in Nestlé. Als Karas 2007 zu Schoeller kam, hat er zuerst die Liste der Aktien halbiert. „Ich habe dafür den Aufwand für die Analyse einzelner Papiere erhöht“, sagt er. Vor Kurzem hat er den Mischkonzern Cheung Kong aus Hongkong ins Portfolio genommen, aber erst, nachdem der seine Strukturen entflochten, etwa das Immobiliengeschäft von den übrigen Aktivitäten getrennt hatte.

Die besten von 400 Vermögensverwaltern im Ranking

Erfolgreiche Aktienanlage ist kein Hexenwerk, eher Kleinarbeit: Von zehn Papieren, die das Salzburger Team diskutiert, schafft es eines in die Kundenportfolios. Karas hat eine Checkliste mit 100 Punkten, anhand derer das Team eine Aktie analysiert. Dazu gehören Pensionslasten genauso wie weiche Faktoren, etwa die emotionale Kraft der Marke. Fällt ein Wert bei wesentlichen Punkten durch, diskutieren Karas und seine Leute ihn nicht weiter. Nimmt eine Aktie diese erste Hürde, beginnt die eigentliche Auslese: Ein System mit sechs Sternen hat Karas dafür entwickelt. Dazu gehören: solide Bilanz, bewährtes Management, langfristige Wettbewerbsvorteile. Karas bezeichnet das als „Burggraben, den ein Unternehmen um sich zieht“. Wer vier der sechs Sterne bekommt, schafft es ins Schoeller-Portfolio.

Die besten Vermögensverwalter: Platz 1 in der Kategorie

Starke Bindungen

Beim Softwarekonzern Oracle ist der Burggraben die gute Kundenbindung: Große Firmen und Behörden wechseln schon aus Sicherheitsgründen kaum den Anbieter. Oracle profitiert so von der großen installierten Basis, die regelmäßig gewartet und auf den neuesten Stand gebracht werden muss. 70 Prozent der operativen Erträge erzielt Oracle so. Die Bilanz des Konzerns ist solide, im Management ist Gründer Larry Ellison immer noch treibende Kraft. Nur den letzten Stern, für die geringe Abhängigkeit von Wirtschaftszyklen, bekommt Oracle nicht. Die Apple-Aktie dagegen fand Karas vor sechs Jahren zu teuer; sie ist weiter gestiegen. „Ich habe die langfristige Bindung der Kunden an Apple durch Dinge wie iTunes unterschätzt“, gibt er zu. Auch die Fähigkeit, Fehler einzugestehen, gehört zu einem guten Geldmanager.

Bernhard Ebert, Dorothee Elsell: Grün und zuckerfrei

Ausgerechnet in der altehrwürdigen Bethmann-Bank soll die nachhaltige „grüne“ Geldanlage ein Zuhause haben? Wie eine Trutzburg liegt sie seit 1748 in Frankfurts altem Stadtkern, nahe der Paulskirche und angeschmiegt an die Rückseite des Frankfurter Rathauses Römers, wo im Mittelalter deutsche Kaiser gekrönt wurden. Der dreigeschossige unter Denkmalschutz stehende Bau umschließt einen ruhigen Innenhof, den der Besucher durch ein schmiedeeisernes Hoftor betritt. Alles sehr gediegen. Goethe war Kunde bei der Gründerfamilie von Bethmann, den Bau des Eiffelturms zur Weltausstellung in Paris 1889 hat die Bank mitfinanziert. Jahrhundertelang hat sich die Bank im hart umkämpften Geschäft mit vermögenden Kunden durchgeboxt. Heute gehört sie zur niederländischen Großbank ABN Amro und verwaltet 35 Milliarden Euro Anlegergeld.

1. Platz in der Kategorie

Nachhaltigkeit zieht Geld an

Immer mehr davon fließt in Aktien und Anleihen von Unternehmen, die strenge ökologische, soziale und ethische Kriterien einhalten müssen. Für eine Stiftung, die sich die Bekämpfung der Fettleibigkeit zur Aufgabe gemacht hat, haben Bernhard Ebert, Chef der Vermögensverwaltung, und seine Kollegin Dorothee Elsell kürzlich ein quasi zuckerfreies Depot zusammengestellt: Investments in Unternehmen die süße Dickmacher in Umlauf bringen, sind dort ausgeschlossen - Coca Cola etwa geht nicht und Danone oder Nestlé möchte dieser Kunde auch nicht in sein Depot kaufen.

Ganz so strikt mit Süßigkeiten ist Dorothee Elsell beim Bethmann Stiftungsfonds dann doch nicht. Er allerdings darf nicht in Unternehmen investieren, die zu folgenden Branchen gehören: Atomindustrie, Tabakverarbeiter, Glückspiel-Anbieter, Waffenproduzenten oder Pornografie. Der Rendite haben die Ausschlusskriterien nicht geschadet: Der Fonds ist der Spitzenreiter unter den defensiven, also eher sicherheitsorientierten Portfolios. Der von Berhard Ebert gelenkte Bethmann Nachhaltigkeitsfonds ist ähnlich erfolgreich. Er erreicht bei den ausgewogenen Depots den zweiten Platz, erzielte sogar ein höheres Plus als der Erstplatzierte Ethna-Fonds, verliert aber Punkte beim Risiko, weil die Kursschwankungen höher sind.

Bis zu 180 Prozent mit Aktien

Weltweit werden geschätzt acht Billionen Euro nach nachhaltigen Kriterien angelegt – vor allem von Kirchen, Stiftungen oder Pensionskassen. Unternehmen, die aus Nachhaltigkeitsindizes herausfallen, haben weniger potenzielle Investoren.

Elsell und Ebert verbindet mit der Ökobewegung ansonsten wenig. Beide sind Portfoliomanager aber inzwischen überzeugt, dass die Aktienauswahl nach Nachhaltigkeits-Kriterien Vorteile hat.

Sie arbeiten bei der Vorauswahl der Aktien mit dem Research des darauf spezialisierten Hauses Sustainalytics zusammen. Vorschläge von Sustainalytics durchlaufen dann den üblichen Finanz-Check. „Die interessantesten Aktien der vergangenen drei Jahre – insbesondere aus Skandinavien – kamen aus dem Nachhaltigkeitsresearch“, sagt Ebert. Die Aktien der dänischen Unternehmen Novozymes (führenderEnzymproduzent), Coloplast (medizinische Hygieneartikel) sowie der Pharmahersteller Novo Nordisk (Weltmarktführer in der Insulinherstellung) gewannen in drei Jahren zwischen 80 und 180 Prozent. Die Produkte des Biotechunternehmens Novozymes gelten als besonders innovativ, weil sie durch den Einsatz von Enzymen in Produktionsprozessen natürliche Ressourcen schonen können und chemische Stoffe ersetzen. Etwa bei der Ethanolproduktion aus Pflanzenabfällen oder indem die Enzyme es ermöglichen, die Waschtemperatur für Textilien zu verringern.

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Coloplast profitiert mit Inkontinenz- und Stomaprodukten von der demographischen Entwicklung. Sie punkten mit einem effizienten Energieeinsatz in der Produktion, guten Arbeitsbedingungen und mit Initiativen zur Gesundheitsförderung in Schwellenländern. Novo Nordisk ragt unter den Pharmaunternehmen durch Maßnahmen zur Sicherstellung der Langzeitverfügbarkeit von Medikamenten heraus, informiert besonders transparent über Studien zur Medikamenten-Wirksamkeit und in der energieintensiven Insulinproduktion Windenergie ein.

Rundum-Blick auf Risiken

Ihr-Rundum-Blick auf Risiken bewahrte die Bethmann-Fondsmanager beim italienischen Öldienstleister Saipem vor hohen Verlusten. Sie waren früh auf Korruptionsvorwürfe aufmerksam geworden und verkauften die Aktie sofort Anfang 2013. Damals kostete sie noch mehr als 30 Euro, kurz danach sank der Kurs auf 20 Euro und steht heute bei acht. „Durch die hohen Strafzahlungen bei Preisabsprachen oder Korruption bekommt die korrekte Unternehmensführung eine große wirtschaftliche Bedeutung“, sagt Elsell. Üblicherweise stellten Kunden der Delinquenten heute rasch die Zusammenarbeit ein, weil sie sonst ebenfalls ihren guten Ruf aufs Spiel setzten.

Beirat lässt Disney prüfen

Jedes Quartal diskutiert ein vierköpfiger unabhängiger Beirat die Positionen im Fonds und lotet aus, was noch als vertretbares Investment gilt. Besetzt ist das Gremium mit der evangelischen Pröbstin der Rhein-Main Region Gabriele Scherle, dem Geschäftsführer der Frankfurter Theologischen Hochschule St. Georgen, Peter Roche, dem Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik Ulf Dörner aus München sowie der Biologin und Autorin Christine von Weizsäcker. Im Jahr 2012 ließen sie prüfen, ob etwa Walt Disney in den Filmen oder Spielen Gewalt verherrlicht. Disney hatte damals die Produktionsfirma der Star-Wars-Filme übernommen. Da dies aber nach Ansicht von Elsell und Ebert nur in einem geringen Umfang der Fall war, durften sie investieren.

Die besten Vermögensverwalter: Platz 1 in der Kategorie

Bei der Aktie des Bergbauunternehmens BHP Billiton legte der Beirat ein Veto ein weil dem Unternehmen in Australien das weltgrößte Uranvorkommen gehört und die Nähe zur Atomwirtschaft zu groß war.

Ebenfalls nicht gestattet hat der Beirat die Wertpapierleihe. Es ist für Fonds ein alltägliches Geschäft, dass sie Wertpapiere an Hedgefonds oder die Anbieter von Optionsscheinen und Hebelzertifikaten verleihen. Sie bekommen dafür eine Leihgebühr und Sicherheiten – meistens Anleihen. Dem Beirat war das zu heikel, weil er zu wenig Einfluss darauf habe, was als Sicherheit in das Fondsportfolio eingeliefert wird. Es könnten ja schlimmstenfalls Anleihen von Atomkonzernen sein.

Bei Bethmann soll Nachhaltigkeit kein Feigenblatt sein. Immer ernster nehmen das auch die Kunden. Wer schon im Bioladen einkauft, möchte mit einer nachhaltigen Geldanlage seinen Einfluss als Anleger geltend machen. „Insbesondere jüngere Erben sprechen uns auf das Thema an“, sagt Elsell. Wer viel Geld bekommt, will nicht gleich als hedonistischer Egoist gelten, der dem Yolo-Prinzip („You only live once“) frönt.

Genug Anlagespielraum

Der Bewegungsspielraum der Fondsmanager bleibt trotz Nachhaltigkeits-Research und Eingriffen des Beirats groß genug, um aktiv Chancen am Markt zu nutzen. Der maximale Aktienanteil im Stiftungsfonds von 30 Prozent wurde bereits im Jahr 2014 ausgeschöpft. Auch wenn der Anlageschwerpunkt im Euroraum liegt, waren US-Aktien stark vertreten. Dadurch profitierte der Fonds von Währungsgewinnen. Durch die Dollarstärke sind exportorientierte US-Unternehmen jetzt allerdings im Nachteil. Deshalb favorisieren die Fondsmanager inzwischen Unternehmen, die einen höheren US-Inlandsanteil haben und landete etwa bei Nike. Der Sportartikelhersteller profitiert vom anziehenden Binnenkonsum in den USA. Auch Walt Disney ist jetzt für sie wieder interessant, weil durch einen hohen US-Umsatzanteil der starke Dollar nicht so weh tut. Zudem verspricht der Start eines neuen Star-Wars-Films noch im Jahr 2015 gute Geschäfte.

Die hohen Kursbewegungen haben die Portfoliomanager 2014 mutig ausgesessen: „Wer etwa beim Kursrutsch im August die Nerven verloren hat, der hat von der rasanten Aufholjagd anschließend nicht profitiert“, sagt Ebert.

 In diesem Jahr trauen die Fondsmanager dem Euroland und Europa wieder mehr zu. Durch den schwachen Euro könne etwa die schwedische Assa Abloy seine Schließsysteme günstiger als US-Konkurrenten anbieten, auch Linde habe Vorteile gegenüber dem US-Konkurrenten Praxair. Vom niedrigen Ölpreis profitiere etwa die Reifenherstellung bei Continental.

Die besten Vermögensverwalter über 5 Jahre

Günstiger Inflationsschutz

Bei Anleihen schrecken die Vermögensverwalter vor vielen kleinen unkonventionellen Deals nicht zurück. Als sie im September zehnjährige französische Staatsanleihen gekauft hatten, wurden sie von manchem Broker für verrückt erklärt, weil die Rendite der Papiere bereits sehr niedrig war. Aber die Kurse der Anleihen stiegen weiter und brachten dem Fonds in wenigen Wochen zwei Prozent Plus.

Jetzt, wo alle über die Deflation reden, schauen Ebert und Elsell weit nach vorne. „Man muss für vieles gerüstet sein, was unvorstellbar erscheint“, sagt Ebert. Dazu gehört eine Zinswende und wieder aufkommende Preissteigerungen, auf die sie sich mit einer kleinen Position in speziellen Bundesanleihen vorbereiten, deren Kurs steigt, wenn die Inflationsrate ansteigen sollte. Die Papiere sind derzeit noch günstig zu haben.

Hendrik Leber: "Das wird nicht gut gehen"

Laut sind die anderen: Hendrik Leber spricht leise, hält oft inne, neigt den Kopf zur Seite, um seine Worte mit Sorgfalt abzuwägen. In der Geldanlage handelt der sanfte Herr Leber entschlossen, mitunter aggressiv. Darüber, wie viele Mitarbeiter er beschäftigt, muss der Ex-McKinsey-Manager nachdenken: „Circa 25.“ Die Summe, die er für seine Kunden anlegt, kommt wie aus der Pistole geschossen: 3,195 Milliarden Euro. Mit seiner Datini-Strategie, benannt nach einem Kaufmann der Frührenaissance, die Anlegern in fünf Jahren 88 Prozent Rendite brachte, verzichtet Leber auf die üblichen Sicherheitsgurte, auf Absicherungsgeschäfte oder automatische Verkaufsorders. „Die nehmen zwar die Schwankungen aus dem Depot, kosten aber zu viel Rendite.“ Und um die gehe es seinen Kunden und nicht um das möglichst nervenschonende Erreichen irgendwelcher bescheidenen Anlageziele.

Bester Geldmanager über 5 Jahre: Hendrik Leber. Quelle: Bert Bostelmann für WirtschaftsWoche

Der Höhenflug der Märkte sei „trügerisch“, meint Leber, die Finanz- und Schuldenkrise nicht ausgestanden. „Die Rechnung für die Exzesse mit dem billigen Geld werden die Anleger bezahlen; je länger wir den Zahltag hinauszögern, desto höher wird sie.“ Das wahrscheinlichste Ende sei ein weltweiter Schuldenschnitt; dann würden alle Anleger verlieren, die mit Staatsanleihen am meisten. Den unmittelbaren Preis für die Geldexzesse zahlten konservative Anleger schon jetzt, weil sie auf sichere Anlagen keinen Zins bekämen. Für Privatanleger gilt: „Nur ein Depot mit Aktien bietet Schutz vor einem Totalverlust.“

Aber welche Aktien? „Wir beobachten 19.000“, sagt Leber. Jeden Monat filtert er jene mit besonders krassen Kursbewegungen heraus. Ob die steigen oder fallen, ist egal, Leber findet beide interessant: „Wenn eine Aktie stark steigt, steckt oft eine Firma dahinter, die sich aus einer Phase großer Probleme befreit.“ Auch Absteiger prüft er, wie die Schweizer Aktien, die nach der Entscheidung der Notenbank, den Franken nicht mehr an den Euro zu koppeln, zweistellig verloren, weil Anleger einen Einbruch des Exportgeschäfts fürchten. Leber verdoppelte die Schweiz-Positionen, kaufte zum Beispiel den Bauchemiekonzern Sika: „Der Markt übertreibt, viele Schweizer Unternehmen werden den Schock verdauen“, hofft er.

Bester Geldmanager über 5 Jahre: Hendrik Leber. (zum Vergrößern bitte anklicken)

Über die Aktien mit den stärksten Kursbewegungen lassen Lebers Portfoliomanager bis zu 20 Filter laufen, die Kennziffern abfragen, etwa Buchwert je Aktie oder Cash-Flow-Rendite. So filterten die Acatis-Leute neben dem Computerkonzern HP („die Aktie war zu billig“) den Pharmawert Medivation heraus. Die Amerikaner haben ein neues Medikament gegen Prostatakrebs. Auf den US-indischen Technologiekonzern Cognizant wurden Lebers Leute wegen dessen Umsatzwachstums von 40 Prozent in drei Jahren aufmerksam. Bei Heidelberger Druck wettet Leber auf eine erfolgreiche Sanierung: „Der neue CEO baut die Ingenieurfirma zu einer nach kaufmännischen Prioritäten geführten um; das gefällt mir. Wenn Ingenieure das Sagen haben, sind die Produkte tendenziell zu teuer.“

Leber misstraut dem ausgewiesenen Gewinn. „Der kann verdient sein – oder ertrickst.“ Rocket Internet etwa lasse sich Dividenden von Töchtern bezahlen und weise die als Gewinn aus. „Unterm Strich verdient das Konglomerat, Töchter und Mutter zusammen, kein Geld.“ So eine Aktie würde Leber nie kaufen und wenn sie noch so lange steigt. Sein Credo: Das Unternehmen muss echtes Geld verdienen und ihm als Aktionär auch etwas davon abgeben, „entweder Dividenden oder über Kursgewinne“ – und idealerweise beides.

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