Geldanlage "Das Endspiel hat begonnen"

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Europas Achillesferse

Andrew Bosomworth:

Scheidet Griechenland bald aus?

Bosomworth: Viele Beobachter unterschätzen die Möglichkeiten der Politik. Es würde mich nicht überraschen, wenn wir in 24 Monaten immer noch über Griechenland diskutieren. Kein Staat kann den Griechen sagen, was zu tun ist. Allerdings werden die Euro-Retter so harte Bedingungen stellen, dass die Regierung in Griechenland selbst zu dieser Entscheidung kommen könnte.

Ehrhardt: Die Achillesferse Europas ist von den Märkten noch gar nicht entdeckt worden. Das größte Problem ist Frankreich.

Warum Frankreich?

Ehrhardt: Spanien und Italien haben inzwischen Handelsbilanzüberschüsse nach Frankreich wie noch nie. Frankreich tut nichts, um die Staatsfinanzen zu verbessern, im Gegenteil: Rentenerhöhungen und sonstige Geschenke! Kommt in Frankreich das Defizit nicht runter, werden die Renditen für die französische Staatsfinanzierung wesentlich anziehen. Bislang haben die Schweizer das durch ihre Interventionen verdeckt. Ich glaube nicht, dass die Zentralbank italienische oder spanische Anleihen gekauft hat, wohl eher französische und deutsche. Hört die SNB wie skizziert damit auf, könnte der Zins für Frankreich bald ziemlich nach oben schießen.

Flossbach: Es gibt keinen Grund für die vier Prozentpunkte Zinsunterschied zwischen Italien und Frankreich. Macht Italien einen Schuldenschnitt von 25 Prozent, ist jede französische Bank platt. Verließe Italien gar den Euro, hätte Frankreich einen massiven Wettbewerbsnachteil gegenüber dem Nachbarn. Dann sähen Renault oder Peugeot ziemlich alt aus.

Bosomworth: Was auch keiner sieht, sind die Accounts Payable. Das sind die kurzfristigen Forderungen, die der französische Staat noch nicht bezahlt hat. Sie liegen absolut und relativ zur Wirtschaftsleistung höher als in Spanien.

Welche anderen versteckten Risiken gibt es in Euro-Land?

Bosomworth: Wie viele Länder gibt es im Euro?

17.

Bosomworth: Das ist so ungefähr die Zahl der Risiken.

So würde Andrew Bosomworth ein Depot aufteilen (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Ehrhardt: Slowenien ist ein Risiko. Bald sind mehr Länder unter den Rettungsschirmen als nicht. In Spanien haben die Banken 3.700 Milliarden Euro an Krediten ausstehen. Gehen nur zehn Prozent kaputt – und das ist eine optimistische Rechnung –, kommt noch einiges auf Europa zu. Spanien hat sein Immobilienproblem lange geschickt versteckt. Die Banken haben Forderungen ausgegliedert in Zweckgesellschaften. In den Büchern hatte man also nur eine Forderung gegen die Zweckgesellschaft. Keiner hat gesehen, dass es in Wirklichkeit Immobilien sind. Spanien sehe ich als erhebliches Risiko. Das sind am Schluss 400 bis 500 Milliarden Euro an Problemen.

Dann hilft Anlegern nur noch Gold.

Flossbach: Skeptiker, die das anders sehen, waren bei der Goldpreisrally der letzten Jahre alle nicht dabei. Das ideale Umfeld für Gold ist Inflation ohne Zinsen.

Roelli: Wir kaufen seit 2003 physisches Gold für Kunden. Als Absicherung gehört Gold zu einem vernünftig strukturierten Portfolio. Wir behandeln es bei der Vermögensstreuung im Vorgriff auf zukünftige Entwicklungen als separate Währung.

Bosomworth: In unseren globalen Multi-Asset-Strategien investieren wir in Gold und Öl.

Physisch oder als börsengehandelte Indexfonds, also ETFs?

Bosomworth: Mit Gold gedeckte Indexfonds.

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