Am Samstag ist Deutschland Fußball-Land. Noch nie war der Kampf um den Abstieg so offen und spannend wie in diesem Jahr. Definitiv abgestiegen ist noch keiner, nicht mal die Kicker aus Paderborn. Der FC Augsburg kann sich freuen, mit dem Gerangel am Tabellenende hat der Verein nichts zu tun. Im Gegenteil, es bestehen gute Chancen auf eine Europa-League-Teilnahme in der kommenden Saison.
Auch finanziell ist der Ausblick auf die neue Spielzeit positiv. Wie das "Manager Magazin" berichtet, investiert der neue Präsident des Klubs, Klaus Hofmann, zusammen mit einigen Ko-Investoren einen zweistelligen Millionenbetrag in den Verein. Zusammen gehören ihnen dann 99 Prozent an dem bisher überschuldeten Bundesligisten. Dank einer geplanten Kapitalspritze soll das Eigenkapital der "Fußball-Club Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA" aber im Verlauf der kommenden Spielzeit positiv sein, wird Hofmann von dem Magazin zitiert.
Das Investment von Hofmann ist sicherlich eher mit Verantwortung und als Herzensangelegenheit zu bewerten denn als Geldanlage. Nichtsdestotrotz bieten viele Fußballvereine auch Privatanlegern die Chance, ihren Lieblingsklub finanziell zu unterstützen und damit möglicherweise auch Renditen zu erzielen. Möglicherweise, denn zuletzt liefen einige der Investments nicht so rund wie erhofft. Viele Anlagen waren mehr Liebhaberinvestments denn Renditekracher. Wie haben sich Fußballaktien zuletzt entwickelt? Und was taugt das Investment Fußballklub für Privatanleger?
Die bekannteste Fußballaktie in Deutschland gehört ins Ruhrgebiet zu Borussia Dortmund. Der mittelmäßige Saisonverlauf der Borussen hat der Aktie nicht gerade Auftrieb verliehen, aber insgesamt zeigt sie im Zeitraum von einem Jahr eine Seitwärtsbewegung. Nicht nur der Abgang von Trainer Jürgen Klopp belastete den Kurs, auch die Zahlen überzeugen nicht. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahrs 2014/15 summierte sich der Verlust auf 4,7 Millionen Euro. Grund ist laut BVB der Schuldenabbau, welcher das Ergebnis mit 4,3 Millionen belastete. Im vergangenen Monat deutete die Tendenz für das Papier allerdings nach oben, das Erreichen des DFB-Pokalfinales in Berlin verlieh Auftrieb. Aktionäre können zudem darauf hoffen, dass auch Dortmund noch die internationalen Ränge in der Tabelle erreicht. Das würde nicht nur Geld in die Kasse spülen, sondern dürfte auch der Aktie Auftrieb verleihen. Wer darauf spekulieren will, sollte am Freitag noch einsteigen, um die potenziellen Kursgewinne mitzunehmen.
Spielbestimmter Kurs
Das Beispiel Dortmund zeigt, dass verlässliche Erträge mit Fußballaktien schwierig sind, weil die Kursentwicklung stark von den Spielergebnissen bestimmt wird. Während die BVB-Aktie seit 2012 lange von den guten Ergebnissen der Schwarz-Gelben profitierte, folgte im vergangenen Herbst der Einbruch, als der Verein sich plötzlich am Ende der Tabelle wiederfand.
Deshalb sind die meisten Fußballaktien nur etwas für Fans, für eine langfristige Geldanlage schwanken sie zu stark. Ausnahmen gibt es nur wenige – beim einzigen deutschen Börsenclub, Borussia Dortmund, der im S-Dax notiert, halten auch viele institutionelle Investoren Anteile. Aber spielerische Erfolge sind für Privatanleger noch schwerer einzuschätzen als Gewinne in anderen Branchen. Nur wenige Clubs schaffen es über Jahre, konstant starke Leistungen zu bringen.
Als erster Verein in Europa ging der Londoner Club Tottenham Hotspur 1983 an die Börse. Auch Jürgen Klinsmann spielte Mitte der 1990er Jahre zwei Saisons bei den Hotspur. Der große Erfolg der Aktie blieb aber aus. Und als der Verein 2012 sein Stadion sanieren wollte, machte die Börsennotierung eine Finanzierung schwierig, so die Geschäftsführung. Also nahm Tottenham seine Aktien vom Parkett.
Bei ausländischen Vereinen wird's kompliziert
"Wirtschaftliche Prognosen über die kommende Saison hinaus lassen sich für die Vereine nicht seriös berechnen", sagt Analyst Alexander Langhorst von GSC Research. Von rund 30 Fußballaktien weltweit könnten deutsche Anleger etwa drei Viertel direkt kaufen. In Istanbul sind zwar alle großen Vereine an der Börse, Galatasaray, Fenerbahçe und Besiktas bleiben ohne Depotkonto in der Türkei aber tabu. Denn für den Handel bräuchten Anleger eine türkische Steuernummer. Auch Aktien zweier Vereine aus Chile können bislang nicht in Deutschland gehandelt werden. Die Informationslage ist auch in Europa dünn: Wer einen Club analysieren will, muss auch mal Jahresabschlüsse auf Dänisch, Portugiesisch oder Niederländisch durchforsten.
Wer darf aufs Parkett?
Ob Fußballvereine überhaupt an die Börse dürfen, bestimmen die nationalen Verbände. In Deutschland darf ein Bundesligateam als AG aus dem Sportverein ausgegliedert werden. Der Verein muss aber weiter 50 Prozent der Stimmrechte plus einen weiteren Anteil besitzen. Nur wenn ein Team als Kommanditgesellschaft auf Aktien organisiert ist - wie Borussia Dortmund - gelten Sonderregeln, und der Anteil darf unter 50 Prozent fallen.
Die dänische Superliga spielt in Europa sportlich zwar keine große Rolle; wohl aber an der Börse. Zehn dänische Clubs bieten Anlegern und Anhängern Aktien an, sogar kleinere Teams aus unteren Ligen. "Die Uefa hat mich oft gefragt, warum es in Dänemark so viele börsennotierte Vereine gibt", sagt Peter Ebbesen, der jahrelang in der Lizenzabteilung des Dänischen Fußballbunds arbeitete. "Meine Antwort lautete immer: Ich weiß es nicht. Es muss daran liegen, dass wir keine strikten Vorschriften für die Eigentumsstrukturen der Vereine haben."
Der FC Kopenhagen wird auch an der Börse in Frankfurt gehandelt, die meisten Dänen-Aktien aber müssten deutsche Anleger über ihre Bank an der Börse GXG Markets kaufen. Das ist teuer, zumal viele Fußballaktien als Pennystocks notieren, ihr Kurs liegt unter einem Euro. Der Kurs des Teams aus Vejle liegt gar bei 0,02 Dänischen Kronen, das ist weniger als ein Eurocent. Der FC Nordtsjaelland und Viborg FF sind nur außerbörslich über Dansk OTC erhältlich.
Anleger können sich also nicht darauf verlassen, dass ihnen jemand ihre Aktien wieder abkauft. Und selbst kleinere Verkäufe können auf den meist nicht sehr liquiden Märkten für Fußballaktien schon großen Einfluss auf die Kurse haben. Oft sind die Heimatbörsen der einzig verlässliche Markt, um die Fußballclubs zu handeln. Ausländische Vereine machen an deutschen Börsen kaum Umsätze. Um nicht auf den Aktien sitzen zu bleiben, sollten Anleger den Schritt an die ausländische Börse wagen.
Geschäftsmodell der Vereine prüfen
Ist die Aktie handelbar, gilt es als Nächstes, das Unternehmen zu analysieren. "Wer keine emotionale Anlageentscheidung trifft, etwa als Dortmund-Fan die Aktie kauft, sondern spekulativ anlegen möchte, muss das nachhaltige Ergebnis der Vereine prüfen", sagt Marc Hayn, Partner Unternehmensbewertung beim Berater Deloitte. Entscheidend ist, ob der Club in den vergangenen Jahren einen positiven freien Cash-Flow abgeliefert hat. Ist dies der Fall, spricht einiges dafür, dass trotz hoher Investitionen in neue Spieler auch langfristig Geld für die Aktionäre übrig bleibt.
Internationale Spiele hübschen die Bilanz auf
Zweiter wichtiger Punkt sind die Schulden. Sie bestimmen letztlich darüber, ob die Teams eine Lizenz für die neue Saison bekommen oder nicht. Besonders attraktiv sind an der Börse Vereine, die junge Spieler ausbilden und mit ihnen später hohe Transfereinnahmen erzielen. Der dänische Club Brøndby etwa gilt als Ausbildungsclub, auch Ajax Amsterdam baut erfolgreich die eigene Jugend auf.
Talente günstig einzukaufen und nach einigen erfolgreichen Jahren teuer weiterzuverkaufen kann sich ebenfalls lohnen. Hier sollte ein Blick auf das Scoutingteam zeigen, was der Club drauf hat. Kurzfristig können erfolgreiche Transfers durchaus den Aktienkurs treiben.
Um die Kennzahlen von Teams vergleichen zu können, sollten die wenig verlässlichen Millioneneinnahmen durch Transfers herausgerechnet werden. "Man kann darüber philosophieren, ob Transfereinnahmen zum regulären Geschäft der Vereine gehören", sagt Karsten Hollasch, Leiter der deutschen Sport Business Gruppe von Deloitte. "Viel wichtiger ist, ob ein Club aus seinen verschiedenen Erlösquellen nachhaltig positive Ergebnisse erzielen kann." Zu diesen Erlösquellen gehören etwa der Verkauf von Tickets (gerade in Italien bleiben die Ränge in den Stadien oft leer), Sponsoringverträge, der Verkauf von Fanartikeln und Fernsehrechten.
Solide Teams zeichnen sich durch eine lange Historie in europäischen Ligen aus. Wer seit Jahren ununterbrochen in der Champions League spielt, hat konstantere Prämieneinnahmen als etwa ein unbekannter Club aus der ersten dänischen Profiliga.
Am Ende aber gilt, was Alfred Preißler, BVB-Stürmer der Fünfzigerjahre, sagte: "Grau ist alle Theorie, entscheidend ist auf'm Platz." Soll heißen: Trotz aller verlässlichen und steuerbaren Cash-Flows bestimmen auch die Ergebnisse internationaler Spiele und der Ligaplatz den Börsenwert. "Natürlich beeinflussen auch sportliche Ergebnisse den Kurs, weil der Fußballsport nun einmal unser Unternehmensgegenstand ist", sagt Robin Steden, der beim BVB Investoren betreut. "Für Anleger sind aber ebenso die wirtschaftlichen Kennzahlen maßgeblich."
Bei Wettbewerben wie der Champions League bestimmt der sportliche Erfolg maßgeblich die wirtschaftlichen Kennzahlen. Und so haben sich die Dortmunder nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg auch gegen schlechte Spielergebnisse versichert, sollte ihnen, wie in diesem Jahr, die Qualifikation für die Champions League nicht gelingen.