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In Erwartung einer deutlichen Verbesserung der Lage erholte sich der Aktienmarkt etwa auch an der New York Stock Exchange jedoch bereits von seinen Tiefständen. Quelle: Bloomberg

Diesmal gilt: „Buy in May and stay“

Quelle: PR
Maximilian Kunkel Chief Investment Officer, UBS Wealth Management Germany & Global Family Office Zur Kolumnen-Übersicht: Geldanlage global

Nachdem in diesem Frühjahr viele Aktienmärkte neue Höchststände erreicht haben, befürchten nun viele Anleger, dass es für Aktien schwieriger wird voranzukommen. Vielleicht sind auch Sie versucht, dem alten Sprichwort „Sell in May and go away“ zu folgen. Ich würde hiervon abraten.

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Die Strategie „Sell in May and go away“ geht im Sechsmonatszeitraum zwischen Mai und Oktober von einer stark unterdurchschnittlichen Entwicklung von Aktien aus. Anleger, die dieser Strategie folgen, verkaufen ihre Aktien im Mai und investieren in Barmittel, um im Spätherbst wieder in den Markt einzusteigen. Jedoch ist eine Anlagestrategie, nur weil sie sich in einem Reim zusammenfassen lässt, nicht unbedingt eine gute Strategie.

Über die vergangenen Jahre gab es größere Unterschiede in der Entwicklung einzelner Märkte zwischen Mai und Oktober. Die Zahlen wären natürlich konsistenter, wenn jedes Jahr gleich verlaufen würde. Doch dem ist nicht so. Letztes Jahr wurde die Wirtschaft zu diesem Zeitpunkt noch durch die Pandemie im Atem gehalten. In Erwartung einer deutlichen Verbesserung der Lage erholte sich der Aktienmarkt jedoch bereits von seinen Tiefständen. Dieses Jahr stehen wir vor einer boomenden Wirtschaft, in der rasch steigende Unternehmensgewinne für den Großteil der Kursavancen verantwortlich sind.

Dennoch deuten nach den Anstiegen der vergangenen Monate erhöhte Stimmungs- und technische Indikatoren auf eine Konsolidierungsphase der Aktienmärkte über die kommenden Wochen hin. Diese konnte bereits im April beobachtet werden.

Konsolidierung, keine deutliche Korrektur

Ich gehe aber davon aus, dass diese Konsolidierung weder besonders lange anhalten, noch in einer deutlichen Korrektur münden wird. Solch starke Kursrückgänge haben in der Regel drei Ursachen: einbrechende Unternehmensgewinne, nachhaltig steigende Zinsen oder vollkommen überzogene Bewertungen. Nichts hiervon ist derzeit auf breiter Ebene zu beobachten. Wir haben weiterhin einen unterschätzten Wirtschafts- und Gewinnaufschwung, wie in der ablaufenden Quartalsberichtssaison eindrücklich aufgezeigt wurde. Unternehmen in den USA und Europa übertrafen die bereits erhöhten Erwartungen um durchschnittlich mehr als 20 Prozent. Zusätzlich haben so viele Unternehmen wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr die Gewinnerwartungen der Analysten übertroffen.

Diese rasche Erholung wird von weiterhin enorm günstigen Finanzierungsbedingungen begleitet. Und die Notenbanken haben klar gemacht, dass sie diese in naher Zukunft nicht straffen werden. Von einer Normalisierung des Zinsumfelds, die diesen Namen verdienen würde, ist sowieso aufgrund der erhöhten Verschuldung nach der Pandemie nicht auszugehen. Aktienmarktbewertungen reflektieren ein solch nachhaltig niedriges Zinsumfeld noch nicht, wie an der Differenz zwischen den Gewinnrenditen (Kehrwert der Kurs-Gewinn-Verhältnisse) und Anleiherenditen zu erkennen ist. Beispielsweise würde bei unseren aktuellen Jahresendzielen für den S&P 500 von 4400 Punkten und der Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen von zwei Prozent diese Differenz 288 Basispunkte betragen. Der 35-Jahresdurchschnitt liegt bei 200 Basispunkten.

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Zyklische Titel bevorzugen

Ich gehe davon aus, dass höhere Unternehmensgewinne – nicht höhere Bewertungen – die treibende Kraft hinter zusätzlichen Kursanstiegen in naher Zukunft sein werden. Entsprechend können Anleger die derzeitige Konsolidierungsphase nutzen, um verstärkt auf die Branchen zu setzen, die den größten Gewinnanstieg im Zusammenhang mit der Wiedereröffnung von Wirtschaftsräumen verzeichnen werden. Ich würde weiterhin Finanz- und Rohstofftiteln innerhalb dieser Zykliker den Vorzug geben. Sie sind noch relativ günstig und profitieren überdurchschnittlich von einem Umfeld, das geprägt ist durch stärkeres Wachstum, höhere Inflation und steilere Zinskurven.

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