Geldanlage Die besten Vermögensmanager und ihre Strategien

Seite 6/6

Hendrik Leber: "Das wird nicht gut gehen"

Laut sind die anderen: Hendrik Leber spricht leise, hält oft inne, neigt den Kopf zur Seite, um seine Worte mit Sorgfalt abzuwägen. In der Geldanlage handelt der sanfte Herr Leber entschlossen, mitunter aggressiv. Darüber, wie viele Mitarbeiter er beschäftigt, muss der Ex-McKinsey-Manager nachdenken: „Circa 25.“ Die Summe, die er für seine Kunden anlegt, kommt wie aus der Pistole geschossen: 3,195 Milliarden Euro. Mit seiner Datini-Strategie, benannt nach einem Kaufmann der Frührenaissance, die Anlegern in fünf Jahren 88 Prozent Rendite brachte, verzichtet Leber auf die üblichen Sicherheitsgurte, auf Absicherungsgeschäfte oder automatische Verkaufsorders. „Die nehmen zwar die Schwankungen aus dem Depot, kosten aber zu viel Rendite.“ Und um die gehe es seinen Kunden und nicht um das möglichst nervenschonende Erreichen irgendwelcher bescheidenen Anlageziele.

Bester Geldmanager über 5 Jahre: Hendrik Leber. Quelle: Bert Bostelmann für WirtschaftsWoche

Der Höhenflug der Märkte sei „trügerisch“, meint Leber, die Finanz- und Schuldenkrise nicht ausgestanden. „Die Rechnung für die Exzesse mit dem billigen Geld werden die Anleger bezahlen; je länger wir den Zahltag hinauszögern, desto höher wird sie.“ Das wahrscheinlichste Ende sei ein weltweiter Schuldenschnitt; dann würden alle Anleger verlieren, die mit Staatsanleihen am meisten. Den unmittelbaren Preis für die Geldexzesse zahlten konservative Anleger schon jetzt, weil sie auf sichere Anlagen keinen Zins bekämen. Für Privatanleger gilt: „Nur ein Depot mit Aktien bietet Schutz vor einem Totalverlust.“

Aber welche Aktien? „Wir beobachten 19.000“, sagt Leber. Jeden Monat filtert er jene mit besonders krassen Kursbewegungen heraus. Ob die steigen oder fallen, ist egal, Leber findet beide interessant: „Wenn eine Aktie stark steigt, steckt oft eine Firma dahinter, die sich aus einer Phase großer Probleme befreit.“ Auch Absteiger prüft er, wie die Schweizer Aktien, die nach der Entscheidung der Notenbank, den Franken nicht mehr an den Euro zu koppeln, zweistellig verloren, weil Anleger einen Einbruch des Exportgeschäfts fürchten. Leber verdoppelte die Schweiz-Positionen, kaufte zum Beispiel den Bauchemiekonzern Sika: „Der Markt übertreibt, viele Schweizer Unternehmen werden den Schock verdauen“, hofft er.

Bester Geldmanager über 5 Jahre: Hendrik Leber. (zum Vergrößern bitte anklicken)

Über die Aktien mit den stärksten Kursbewegungen lassen Lebers Portfoliomanager bis zu 20 Filter laufen, die Kennziffern abfragen, etwa Buchwert je Aktie oder Cash-Flow-Rendite. So filterten die Acatis-Leute neben dem Computerkonzern HP („die Aktie war zu billig“) den Pharmawert Medivation heraus. Die Amerikaner haben ein neues Medikament gegen Prostatakrebs. Auf den US-indischen Technologiekonzern Cognizant wurden Lebers Leute wegen dessen Umsatzwachstums von 40 Prozent in drei Jahren aufmerksam. Bei Heidelberger Druck wettet Leber auf eine erfolgreiche Sanierung: „Der neue CEO baut die Ingenieurfirma zu einer nach kaufmännischen Prioritäten geführten um; das gefällt mir. Wenn Ingenieure das Sagen haben, sind die Produkte tendenziell zu teuer.“

Leber misstraut dem ausgewiesenen Gewinn. „Der kann verdient sein – oder ertrickst.“ Rocket Internet etwa lasse sich Dividenden von Töchtern bezahlen und weise die als Gewinn aus. „Unterm Strich verdient das Konglomerat, Töchter und Mutter zusammen, kein Geld.“ So eine Aktie würde Leber nie kaufen und wenn sie noch so lange steigt. Sein Credo: Das Unternehmen muss echtes Geld verdienen und ihm als Aktionär auch etwas davon abgeben, „entweder Dividenden oder über Kursgewinne“ – und idealerweise beides.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%