Geldanlage in Krisenzeiten "Bei Aktien bleiben Kapitalströme unberechenbar"

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So gut es geht dabei sein

Sie sagten, die Aussichten für Aktien seien gut. Worauf warten Sie?

Wir können nicht ignorieren, dass das Umfeld im Moment auch für größere Korrekturen gut ist. Wenn ich an der Börse investiere, aber keine Anleihecoupons mit einem Zins von vier Prozent wie früher mehr im Portfolio habe, muss ich aufpassen, dass ich nicht von einem Ereignis so getroffen zu werde, dass ich das faktisch in den nächsten 24 Monaten gar nicht mehr aufholen kann. Ich brauche aber die Renditen des Kapitalmarktes. Also geht es darum, in haussierenden Märkten so gut es geht dabei zu sein, aber vor allem in den Korrekturphasen sich keine Hypothek anzuheften, die uns dann jahrelang begleitet.

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Ab welchem Zins sind Anleihen wieder interessant?

Wir sind nicht die typischen Buy-and-hold-Investoren, bei denen der Coupon im Mittelpunkt steht. Nicht erst seitdem die Coupons nahe Null liegen, ist der Kursgewinn die Zielgröße für Anleiheinvestoren. Aber in der jetzigen Situation stellt sich die Frage, lohnt es sich, mutig zu sein? Das hängt dann von der Rendite ab. Ich muss schon schauen, ob die Rendite zum konjunkturellen Umfeld passt. Viele glauben, dass es bei Anleiherenditen ein absolutes Hoch oder Tief gibt. Das sehen wir anders. Wenn der Aufschwung noch im Gange ist, muss ich bei einem Prozent Rendite noch vorsichtig sein und fange gegebenenfalls an, schon mal erste Positionen aufzubauen. In der Rezession waren zehnjährige Bundesanleihen mit zwei Prozent Rendite ein super Investment, zumal die EZB die Leitzinsen senkte. Anfang 2014 hatten wir bei Anleihen deshalb fast durchgehend lange Laufzeiten - entgegen der allgemeinen Marktmeinung. Zu den zwei Prozent kamen die Kursgewinne noch oben drauf.

Wäre es dann nicht einfacher, US-Staatsanleihen zu kaufen, wo doch die Renditen dort schon höher sind?

Wer in US-Staatsanleihen investiert, kauft dann nicht nur den Coupon, sondern eben auch eine fremde Währung mit dem zugehörigen Wechselkursrisiko. Wenn ich mich gegen Wechselkursverluste seriös absichere, bleibt von den Zinsvorteilen nicht mehr viel übrig.

In den USA werden die Zinsen außerdem mittelfristig stärker steigen als in Deutschland. Die Konjunktur ist dort auf gutem Wege, die amerikanische Notenbank hinkt hinterher. Wir erwarten, dass die US-Notenbank den Leitzins in einem ersten Schritt im September und nochmal vor Jahresende erhöht. Noch etwas zu warten, könnte sich also lohnen.

Womit rechnen sie beim Euro-Wechselkurs?

So lange sich die Zinsdifferenz zwischen dem Euroraum und den USA ausweitet, wird der Dollar eher zur Stärke und der Euro zur Schwäche neigen.

Ist Anlegen in diesen Zeiten eher schwieriger oder einfacher, wenn der Staat im Markt massiv mitmischt?

Es ist schwierig, weil die Erträge auf der Anleiheseite – und damit für das Gros der sicheren Geldanlagen – nur noch über den Zinscoupon zu generieren sind. Anleihen stehen trotzdem immer im Mittelpunkt des Investierens, da sie die einzige Anlageklasse mit zuverlässig kalkulierbarem Cash-flow ist. Bei Aktien bleiben die Kapitalströme allen markigen Sprüchen zum Trotz unberechenbar. Dadurch bleiben Anleiheinvestments der größte Block, allerdings müssen sie aktiv bewirtschaftet werden. Das macht es mühsam – aber auch interessant.

Sind Aktien für institutionelle Anleger pflegeleichter?

In dem Moment, wo ich auf die Aktie ausweiche, um da laufenden Ertrag zu generieren, ist es genauso mühsam. Dann versuche ich den Aktieninvestments ein vergleichbares Risikoprofil zu geben, weil der institutionelle Investor gar kein höheres Risiko tragen kann. Also baue ich Sicherungssysteme und ein aktives Management ein, damit die Kursschwankungen nicht größer werden, als bei einem lang laufenden Anleiheportfolio. Das bedarf schon einer Menge aktiven Anlagemanagements, um zu guten Ergebnissen zu kommen. Und es ist auch die Erklärung für die Volatilität, die wir auf den Kapitalmärkten sehen.

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