Kommt eine höhere Inflation?
Mayer: Die muss es geben, ohne die klappt’s nicht.
Ehrhardt: Kommt sie wirklich? Globalisierung führt zu mehr Wettbewerb und drückt deshalb auf die Preise. Es gibt Faktoren, die deflationär wirken, also auf sinkende statt steigende Preise hindeuten. Im Moment fallen etwa die Preise für Kohle, Gas oder Erz. In China kam die Teuerungsrate runter, von 6,5 auf 1,8 Prozent. China hat seine Konjunktur bislang immer auf Vordermann gebracht und massiv staatlich investiert. Da wurden neue Flughäfen gebaut und so weiter. Hören die jetzt auf, könnte es auch mal in Richtung Deflation gehen.
Mayer: Die Preise von Vermögenswerten wie Gold oder Immobilien steigen. Solche Preissteigerungen sind die Vorläufer der Konsumentenpreis-Inflation.
Flossbach: Die Entschuldung der Staaten geht nur über Inflation, alles andere ist logisch ausgeschlossen. Die Frage ist nur noch, wann sie kommt. Tatsächlich sehen wir sie seit geraumer Zeit in Immobilien, allerdings ist das ein gespaltener Markt, der sich aufteilt in schlechte und gute Lagen. In München, Hamburg oder Frankfurt haben sich die Grundpreise locker verdoppelt. Allerdings fließt dort eher Fluchtgeld rein. Es investieren Leute, die sagen: Das Geld soll weg vom Konto.
Empfohlene Aktien- und Anleihepositionen
- Stark vertreten in Depots der Pictet-Kunden sind Aktien des weltgrößten Prüf- und Inspektionskonzern SGS aus der Schweiz
- Gesundheitskonzern Fresenius, dessen US-Geschäft sich hervorragend entwickelt
- Brillenglashersteller Essilor aus Frankreich, ein Profiteur des globalen Demografietrends (mehr Ältere, mehr Brillen)
- Fast-Food-Gigant McDonald’s, ein wahrhaft globales Unternehmen
- Versender Amazon, im Internet-Handel etabliert und, „anders als Facebook“, eine Marke mit Umsatz und Profiten
- Nahrungsmittelmulti PepsiCo, der vom zunehmendem Massenkonsum in Schwellen- und Entwicklungsländern profitiert
- Technologiewerte, die Ehrhardt, auch wegen ihrer hohen Cash-Reserven, noch als günstig einstuft, sind unter anderem die Schwergewichte der Branche – Apple und Google
- Globale Nahrungsmittelkonzerne, denn „Trends laufen an der Börse länger, als man denkt“
- Hoch kapitalisierte Goldförderer wie Yamana und Agnico Eagle, denn am Ende einer Goldrally werden, so hofft Ehrhardt, auch die Goldaktien anziehen
- Agrarwerte wie Düngemittelproduzent Mosaic und Agrarhändler Bunge
- Technologiewerte findet er günstig, in seinen Fonds hält er etwa Microsoft
- Regelrecht ins Schwärmen gerät er beim US-Chipverkäufer Qualcomm, der praktisch an jedem Handy Geld verdiene, eine „echte Cashcow“
- Konsumaktien wie Nestlé oder Haushaltsmittelhersteller Reckitt Benckiser sieht er als „Tresor-Werte“, geeignet zur Wertaufbewahrung für Anleger, „nicht für den schnellen Zock“
- Coca-Cola hätten für ihre Verhältnisse im Kurs ungewöhnlich stark korrigiert
- Imperial Tobacco, geraucht wird immer
- Pharmawerte wie die Schweizer Roche und Novartis
- Staatsanleihen von Schwellenländern wie Brasilien, Mexiko oder Südafrika, jeweils in heimischen Währungen
- Nachrangige Anleihen der niederländischen Rabobank, die deutlich mehr Zinsen biete als etwa der niederländische Staat, aber in Europa wohl die Bank mit dem niedrigsten Pleiterisiko sei
- Anleihen des russischen Gaskonzerns Gazprom
- Papiere der Sberbank, die aus einem Verbund russischer Sparkassen entstand
Bosomworth: Der leichteste Weg aus der Schuldenmisere ist Inflation.
Mayer: Wir erleben eine gigantische Ausweitung der Geldmenge, bei der kein Ende abzusehen ist. Es gibt keine Anzeichen, dass die Zentralbanken Geldverknappung zulassen. Höhere Inflation wird kommen.
Flossbach: Die letzte Phase der Vermögenspreis-Inflation kommt, wenn der deutsche Anleger Aktien nicht mehr kauft, um Gewinne zu erzielen, sondern zum Werterhalt, weil er sagt, Coca-Cola und Nestlé haben über alle Krisen hinweg mein Geld gesichert, da schieb ich es rein.
Ehrhardt: Wer nicht an Gelddrucken glaubt, darf keine Aktien haben. Man muss daran glauben, dass die Notenbanken Gas geben. Die haben kapiert, dass kein Weg an der Liquiditätsschwemme vorbeiführt. Damit ist eher die inflationäre statt die deflationäre Richtung eingeschlagen, stimmt.
Also muss ich deutsche Aktien kaufen?
Ehrhardt: Wie deutsche Aktien laufen, hängt davon ab, wie sich die Euro-Krise entwickelt. 40 Prozent ihrer Güter exportieren deutsche Unternehmen in Euro-Länder, 70 Prozent nach Europa. Die Gewinne hängen also davon ab, ob sich die Krise durch die EZB meistern lässt. Zerbricht der Euro, bin ich mit ausländischen Exporttiteln besser bedient als mit deutschen, jedenfalls dann, wenn in dem Land eine schwache Währung zu erwarten wäre.
Die schwache Währung würde die Produkte auf dem Weltmarkt billiger machen, wäre also ein Wettbewerbsvorteil.
Flossbach: Ja, wenn etwa Spanien aus dem Euro raus müsste, würden die Aktien spanischer Exportwerte anziehen, die des Textilkonzerns Inditex etwa würde, in Peseten gerechnet, durch die Decke gehen.