Das klingt kaum machbar; das müsste in einer Nacht- und Nebel-Aktion durchgeführt werden, sonst käme es wohl vorher zu Kapitalflucht.
Immobilien können schon mal nicht flüchten. Aber Sie haben schon recht: es müssten sofort Kapitalverkehrskontrollen eingeführt werden; wahrscheinlich müsste man auch für kurze Zeit die Grenzen schließen.
Was sagen ihre Kunden, Manager von Dax-Konzernen etwa, zu diesen Szenarien?
Da gibt es zwei Gruppen: Die einen sagen: ’Schön und gut, aber damit hab ich nichts zu tun; ich sitze nur noch hier, weil ich muss. Privat habe ich mein Geld längst in Singapur, der Schweiz oder in Kanada.’ Das ist aber zum Glück eine Minderheit. Die größere Gruppe, ist zunächst skeptisch, dass derart drastische Maßnahmen drohen. Dann gehen wir die Fakten durch, und am Ende sagen sie: ’Gut, was kann jeder von uns tun? Ich bin bereit, meinen Teil zur Lösung der Schuldenkrise beizutragen.’
Was können die Manager denn tun?
Mehr Druck ausüben über ihre Lobbyverbände auf die Politik: Hört auf mit dem Schuldenmachen und dem Spiel auf Zeit! Aber auch: Tut mehr für reales Wachstum. Schafft endlich mehr Kita-Plätze und bessere Bedingungen für ältere Arbeitnehmer, wir brauchen das Know-how der Eltern und der Älteren. Macht eine vernünftige Einwanderungspolitik. Wir brauchen nicht ’Kinder statt Inder’, ein extrem dummer Spruch übrigens, sondern Kinder und Inder. Was wir nicht brauchen, ist ungesteuerte Zuwanderung in unser Sozialsystem, das muss man allerdings auch sagen. Die Politik muss mehr tun für Bildung und gezielte Integration, zugleich aber sollten wir ineffiziente Bereiche radikal beschneiden.
Welche?
Den ganzen Lohn-Ersatz-Sektor. Ich plädiere für ein bedingungsloses Grundeinkommen.
Wollen Sie für die Piraten kandidieren?
Keineswegs, ich folge als Unternehmensberater einer rein wirtschaftlichen Logik: Der größte Ausgabenbatzen im Haushalt sind, neben den Beamtenpensionen, Sozialleistungen wie Hartz IV. Ich mache Ihnen hier nicht den Sarrazin und sage: Das kann man mit dem Rasenmäher kürzen. Aber Fakt ist: Ein großer Teil des Sozialetats geht für Verwaltungsaufwand drauf. Wenn wir jedem, sagen wir, 800 netto Euro geben, ohne ihn zu kontrollieren, was er damit macht, zahlen wir nicht mehr als zurzeit aus, sparen aber sofort Milliarden an Verwaltungskosten. Und ich bin sicher: 95 Prozent der Menschen würden trotzdem arbeiten gehen, 60 bis 70 Prozent weiter Karriere machen wollen und mehr leisten für mehr Geld. Die letzten fünf Prozent, die nichts tun wollen, mogeln sich auch schon durchs jetzige System. Die muss man dann eben auch aushalten können als aufgeklärte Gesellschaft. Zugleich erhöhen wir den Anteil der Arbeitskräfte die für den produktiven Sektor der Wirtschaft zur Verfügung stehen und nicht nur Umverteilen. Gerade vor dem Hintergrund der Demographie ist das wichtig.
Schön und gut, aber: mehr Bildung, mehr Integration, das alles kostet. Gleichzeitig wettern Sie gegen neue Schulden.
Deswegen müssen wir ja einen Teil der alten Schulden streichen, damit wir wieder Luft bekommen. Statt für Zins und Tilgung müssen wir Geld in die Zukunft investieren können; es klingt ein bisschen pathetisch. Zugleich muss der Staat das Geld anders verwenden. Weniger konsumtive Ausgaben und dafür mehr Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Wenn wir das nicht tun, gehen wir in Europa den Weg des späten Roms.
Was heißt das für die Anleger?
Sie werden vermutlich einen Teil ihres Vermögens verlieren, egal, wie sie sich aufstellen. Eine individuelle Lösung, mit der sich Einzelne vor dem Schicksal der Masse retten können, gibt es nicht.