Geldanlage Die besten Vermögensmanager und ihre Strategien

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Robert Karas: Aktien mit Burggraben

Robert Karas streckt die Beine von sich und lehnt sich weit in seinen Stuhl zurück. Draußen setzt die gleißende Vormittagssonne die verschneite Festung Hohensalzburg majestätisch in Szene. „Wissen Sie“, sinniert Karas und blickt zum Fenster, „es kommt doch gar nicht darauf an, bei der Geldanlage immer das letzte Prozentpünktchen Rendite rauszukitzeln.“ Das sieht er wie Pesarini: Viel wichtiger sei es, Verluste zu minimieren. Das hohe Risiko, mit dem sich manchmal auch viel Geld verdienen lässt, ist seine Sache nicht.

Vermögensmanager Robert Karas. Quelle: Wolf Heider-Sawall für WirtschaftsWoche

Alexander von Schoeller, ein deutscher Unternehmer, gründete die Salzburger Schoellerbank 1833. An der Wand hängt ein schweres Ölgemälde, das seinen Nachfahren Paul Schoeller zeigt. Karas leitet die Vermögensverwaltung; rund 2,5 Milliarden Euro managen er und sein 14-köpfiges Team. Das meiste davon legen die Österreicher in Aktien mit „hoher Qualität“ an. „Dafür muss man halt ein bisschen mehr bezahlen“, sagt Karas, der viele Jahre als Hedgefondsmanager gearbeitet hat. Doch der Österreicher ist alles andere als ein Draufgänger. Er formuliert sachlich, kommt in der Analyse fast trocken daher.

42 Titel liegen derzeit in den Depots von Karas’ Kunden, die Hälfte davon US-Werte, etwa Coca-Cola, Microsoft und der Softwarekonzern Oracle. In Europa investiert das Schoeller-Team in den Schweizer Pharmakonzern Novartis, den Rückversicherer Munich Re und in Nestlé. Als Karas 2007 zu Schoeller kam, hat er zuerst die Liste der Aktien halbiert. „Ich habe dafür den Aufwand für die Analyse einzelner Papiere erhöht“, sagt er. Vor Kurzem hat er den Mischkonzern Cheung Kong aus Hongkong ins Portfolio genommen, aber erst, nachdem der seine Strukturen entflochten, etwa das Immobiliengeschäft von den übrigen Aktivitäten getrennt hatte.

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Erfolgreiche Aktienanlage ist kein Hexenwerk, eher Kleinarbeit: Von zehn Papieren, die das Salzburger Team diskutiert, schafft es eines in die Kundenportfolios. Karas hat eine Checkliste mit 100 Punkten, anhand derer das Team eine Aktie analysiert. Dazu gehören Pensionslasten genauso wie weiche Faktoren, etwa die emotionale Kraft der Marke. Fällt ein Wert bei wesentlichen Punkten durch, diskutieren Karas und seine Leute ihn nicht weiter. Nimmt eine Aktie diese erste Hürde, beginnt die eigentliche Auslese: Ein System mit sechs Sternen hat Karas dafür entwickelt. Dazu gehören: solide Bilanz, bewährtes Management, langfristige Wettbewerbsvorteile. Karas bezeichnet das als „Burggraben, den ein Unternehmen um sich zieht“. Wer vier der sechs Sterne bekommt, schafft es ins Schoeller-Portfolio.

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Starke Bindungen

Beim Softwarekonzern Oracle ist der Burggraben die gute Kundenbindung: Große Firmen und Behörden wechseln schon aus Sicherheitsgründen kaum den Anbieter. Oracle profitiert so von der großen installierten Basis, die regelmäßig gewartet und auf den neuesten Stand gebracht werden muss. 70 Prozent der operativen Erträge erzielt Oracle so. Die Bilanz des Konzerns ist solide, im Management ist Gründer Larry Ellison immer noch treibende Kraft. Nur den letzten Stern, für die geringe Abhängigkeit von Wirtschaftszyklen, bekommt Oracle nicht. Die Apple-Aktie dagegen fand Karas vor sechs Jahren zu teuer; sie ist weiter gestiegen. „Ich habe die langfristige Bindung der Kunden an Apple durch Dinge wie iTunes unterschätzt“, gibt er zu. Auch die Fähigkeit, Fehler einzugestehen, gehört zu einem guten Geldmanager.

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