Geldanlage "Am Aktienmarkt lässt sich nicht üppig verdienen"

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Zinserhöhungen der EZB erst ab 2019?

Sie erwarten Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank erst ab 2019?
Hatzius: Ja, von April an werden die EZB-Anleihekäufe auf 60 Milliarden Euro gesenkt, ab Anfang 2018 werden sie weiter langsam zurückgeführt und 2019 könnte die Zinserhöhung kommen.

Kann die EZB Inflationstendenzen ignorieren?
Hatzius: Ja, denn die Kerninflation liegt bei einem Prozent und damit unter dem Inflationsziel der EZB von knapp zwei Prozent. Die Arbeitslosigkeit ist immer noch fast zehn Prozent und hat noch Luft für zwei Prozentpunkte nach unten. Das Euroland steht im Konjunkturzyklus da, wo die USA vor drei Jahren standen.
Kaldemorgen: Die Gesamtinflation dürfte im Jahresdurchschnitt 2017 in etwa bei 1,6 Prozent liegen und damit nahe am Zwei-Prozent-Ziel. Die öffentliche Meinung wird aggressiver und die bestimmt den Markt. EZB-Präsident Mario Draghi hat immer den Rückgang des Ölpreises als Grund genannt, die Zinsen nicht zu erhöhen. Jetzt muss er berücksichtigen, dass der Ölpreis steigt.

Der X-Faktor für deutsche Konzerne
Der künftige US-Präsident Donald Trump Quelle: dpa
Der Sitz der Deutschen Bank in New York Quelle: REUTERS
Deutschen Bank Quelle: AP
Donald Trump Quelle: REUTERS
Die US-Fahne spiegelt sich im Logo und Kühlergrill eines Volkswagen-Fahrzeugs Quelle: dpa
Volkswagen-Verkaufszentrum in den USA Quelle: dpa
Donald Trump Quelle: dpa

Die Zinsen bei kurzfristigen Anleihen sind stärker gestiegen als die Langfristzinsen. In der Finanzkrise war das eine Gefahr, weil alle zu kurzfristig finanziert waren. Sind Unternehmen und Staaten jetzt dafür gerüstet?
Hatzius: Ja, heute sind Großbritannien und die USA längerfristig finanziert, im Schnitt auf etwa sieben Jahren. Deshalb dauert es, bis sich höhere Finanzierungskosten der Staaten bemerkbar machen. Die ausstehenden Staatsschulden der USA betragen 75 Prozent des BIP. Wenn das durchschnittliche Zinsniveau um ein Prozent nach oben geht, dann kommen mittelfristig 0,75 Prozent an zusätzlichem Defizit hinzu. Das ist nicht erfreulich, aber nicht dramatisch.
Kaldemorgen: Auch in Europa sind die Laufzeiten der Staatsanleihen verlängert geworden. Die Zinsen werden nicht so dramatisch steigen, dass die Staatsfinanzierungen zum Problem werden. Aber die starke Zinsdifferenz zu den USA wird dazu führen, dass wir in Europa bei Anleihen Kursverluste sehen werden. Wir haben jetzt bei den 10-jährigen Bundesanleihen schon 0,28 Prozent Rendite und wenn sich die verdoppeln sollte, ist das für Fondsmanager schon eine Herausforderung.

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Wo lauern weltweit besondere Gefahren?
Hatzius: Das Risiko der protektionistischen Handelspolitik steht oben auf der Liste und der Konflikt mit China. Heute lässt China zwar die Abwertung seiner Währung zu, aber die negative Seite ist, dass 2016 die Verschuldung um mehr als 15 Prozent gestiegen ist, also doppelt so stark wie das nominale Bruttoinlandsprodukt. Daher geht das Verhältnis Verschuldung zum BIP steil nach oben. Historisch ist das eine Veränderung, die über fünf bis sieben Jahre in Rezessionen und Finanzkrisen führt. Turbulenzen bei Wahlen in Europa sind auch als Thema weit oben.
Kaldemorgen: Mittlerweile hat sich doch die Meinung durchgesetzt, dass jede schlechte Wahlnachricht eine gute sein wird.
Hatzius: Würden sie das auch bei einer Wahl von Marine Le Pen in Frankreich so sehen?
Kaldemorgen: Nein. Aber dort ist François Fillon der Hoffnungsträger. Er ist eine kleine Kopie von Trump. Auf der einen Seite setzt er sich für bittere Wirtschaftsreformen ein, berücksichtigt den Nationalstolz und gleichzeitig nähert er sich Russland an. Das könnte alles gut passen. Ein starkes Frankreich wäre wünschenswert und könnte Europa guttun.

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