Geldmanager Jens Ehrhardt "Den Dax würde ich nicht mehr kaufen"

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"Der monetäre Rückenwind lässt nach"

...außerhalb der Banken zirkulierendes Bargeld und täglich kündbare Einlagen...

...ist einer der besten Börsenindikatoren, die ich kenne. Es läuft den Kursen um sechs Monate voraus, es flacht sich in der Euro-Zone deutlich ab. Zuletzt betrug es gegenüber dem Vorjahr noch 5,6 Prozent, vor einem Jahr waren es noch fast neun, 2009 auch schon mal 13 Prozent.

Favoritenaktien der Anlageprofis

Wie sieht es mit der Geldversorgung der Börsen aktuell aus?

Da müssen wir nach Wirtschaftsräumen differenzieren. Die Stammtischmeinung, es werde weltweit immerzu Geld gedruckt, die Geldmenge explodiere, und das fließe alles in die Kapitalmärkte, stimmt so pauschal nicht. Ansatzweise ist das in den USA der Fall, hierzulande nicht. Unbestritten ist, dass die lockere Geldpolitik der vergangenen Jahre den Aktienkursen geholfen hat. Sehr viel besser kann es für die Börse monetär aber nun nicht mehr werden. Da drohen Enttäuschungen, sollte die Geldpolitik auch nur geringfügig konservativer sein als von den Anlegern erwartet.

Und, wird sie konservativer?

Der monetäre Rückenwind lässt jedenfalls nach. Die USA verringern ihre Anleihekäufe. In Japan verpuffen die Gelddruckprogramme, weil die Banken das neue Geld bei der Notenbank zurückparken, anstatt Kredite zu vergeben – ähnlich wie in Südeuropa, wo starke deflationäre Kräfte wirken. Und in den Schwellenländern ist das Geldmengenwachstum eingebrochen. Insgesamt kann also von einer Liquiditätsflut derzeit keine Rede sein.

Was sollten Privatanleger tun?

Wer noch keine Aktien hat, sollte trotz der gestiegenen Kurse einige kaufen. Wie viel, hängt stark von persönlichen Umständen wie Alter, Anlageziele und Risikofreude ab. 25 Prozent des Vermögens in Aktien ist aber sicher nicht zu viel.

Aber eine ganze Menge, wenn man von null kommt...

Man sollte jetzt auch nicht alles auf einmal investieren, sondern in mehreren kleinen Schritten, besonders nach Rückschlägen. Mit solchen ist jederzeit zu rechnen. Generell wäre ich derzeit vorsichtig mit deutschen Aktien, lieber sollte man international breit gestreut kaufen.

Warum das?

Der Dax hat in den letzten sechs Jahren stärker als andere Börsen von zwei starken Treibern profitiert: Von der lockeren Geldpolitik in den USA und dem Boom Chinas; beide aber schwächen sich ab. Gekauft haben im Dax vor allem angelsächsische Großinvestoren, munitioniert mit dem frischen Geld der US-Notenbank. Teilweise sind sie auch im Nebenwerteindex MDax engagiert, der noch teurer ist als der Dax. Die Amerikaner sind jetzt entsprechend stark in Europa und speziell in Deutschland investiert und dürften künftig eher daheim kaufen, auch weil sich die US-Konjunktur besser entwickelt als die europäische. US-Anleger, die jetzt aus Dax-Aktien aussteigen, würden zudem gute Währungsgewinne realisieren.

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