Geldpolitik unter Trump Für Fed-Chefin Yellen steht es 1:0

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Tauziehen Yellen gegen Trump

Es ist etwa fraglich, ob Trump ein Konjunkturprogramm überhaupt innerhalb seiner Partei durchsetzen kann. Außerdem beschäftigten den Republikaner zuletzt andere Themen: Er wettert gegen Konzerne, droht mit Strafzöllen. In einer düsteren Rede unmittelbar nach der Vereidigung bekräftigte Trump sein Wahlkampfcredo „America first“ - ob oder wie weit er den US-Markt abschotten will, bleibt aber offen.

Verunsicherung darüber zeigte sich auch an den Finanzmärkten. „Vielleicht muss man sich Sorgen darüber machen, dass das vergiftete politische Umfeld weiter bestehen bleibt“, sagte kürzlich Dennis Lockhart, einer der führenden US-Notenbanker.

Trotzdem bleibt es bislang beim Preisauftrieb - und das färbt auf den Euroraum und Deutschland ab. Hierzulande ist die Teuerungsrate mit 1,7 Prozent wieder so hoch wie seit über drei Jahren nicht mehr. Für Verbraucher und Sparer bedeutet dies zunächst nichts Gutes, denn der Einkauf wird teurer, und das Ersparte verliert an Wert. Andererseits könnte aber die höhere Teuerung den Sparern die Zinsen zurückgeben. Denn die Notenbanken könnten reagieren und ihre Leitzinsen erhöhen.

In der Eurozone dürfte dies allerdings noch dauern. Bei der jüngsten Zinsentscheidung in der vergangenen Woche sah EZB-Chef Mario Draghi keinen Grund, vom lockeren Kurs abzuweichen. Die höhere Inflation sei vor allem auf die jüngste Erholung bei den Energiepreisen zurückzuführen, sagte er. „Draghi wird wohl weiter auf Zeit spielen“, glaubt Christoph Kutt, Experte bei der DZ Bank.


In den USA dagegen könnten die Währungshüter durch Trump unter Zugzwang geraten und wegen stark steigender Preise zu schnelleren Zinserhöhungen gezwungen sein. Dies würde wiederum dämpfend auf die Konjunktur wirken. Konfliktpotenzial scheint also vorprogrammiert. Schon im Wahlkampf war Trump die Fed-Chefin mehrfach harsch angegangen. Beobachter bangen um die Unabhängigkeit der Fed.

Zuletzt zeigte sich an den Finanzmärkten ein - womöglich ungewolltes - Kräftemessen zwischen Trump und Yellen. Der Republikaner beklagte sich in der vorigen Woche über den „zu starken“ Dollar. Da dieser US-Produkte im Ausland teurer mache, seien amerikanische Unternehmen nicht konkurrenzfähig. „Das bringt uns um“, schimpfte Trump.

Prompt sackte der Dollar um ein halbes Prozent ab. Dann folgte eine Rede Yellens, in der sie Zinserhöhungen andeutete - und der Dollar legte mehr zu, als er zuvor nachgegeben hatte. Im Tauziehen Yellen gegen Trump stehe es 1:0, sagt Lutz Karpowitz von der Commerzbank.

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