Welche?
In welcher Region will ich zuhause sein? Wo sind die Schmerzen am geringsten, die auf mich zukommen? In welcher Währung will ich engagiert sein? Mit welchen Vermögensklassen kann ich am besten überleben? Das höchste Gut ist eigentlich, handlungsfähig und geistig beweglich zu sein, um auf die sich immer wieder neu ergebenden Umstände reagieren zu können.
Welche Vermögensklassen helfen dabei?
Seit vielen Jahren empfehle ich, einen kleinen Aktienbestand zu halten, aber eher um mit Aktien mittelfristige Kursschwankungen auszunutzen und damit langfristig einen Bestand an unternehmerischer Substanz zu besitzen. In großem Umfang habe ich Staatsanleihen empfohlen von so genannten erstklassigen Schuldnern – und eine Portion Gold. Das finde ich immer noch richtig.
Keine Immobilien?
Man kann auch Immobilien halten. Aber besser in Staaten, denen man zutraut, dass sie nicht totalitär werden. Es wird neue Steuern geben, weil die Staatskassen ja leer sind. Der Staat aber kann sich Geld nur dort holen, wo es welches zu holen gibt und das nicht flüchtet. Ich kann mir vorstellen, dass es in Deutschland eines Tages in größerem Ausmaß eine Besteuerung von Immobilienbesitz geben wird. Das Eigenheim wird vielleicht geschont werden, aber zusätzlicher Immobilienbesitz vermutlich nicht.
Wie entwickelt sich der Goldpreis?
Ich sehe Gold nach wie vor in einem langfristigen Aufwärtstrend. Der Goldpreis ist seit seinem Hoch bei über 1900 Dollar pro Unze im vergangenen September in einer zyklischen Korrektur. Diese wird vermutlich im Lauf dieses Sommers enden, wenn der Austritt Griechenlands aus dem Euro kommt.
Warum sollte ausgerechnet ein Austritt Griechenlands der Auslöser sein?
Ein Austritt Griechenlands dürfte von den Märkten zunächst gefeiert werden nach dem Motto: Endlich sind wir dieses Problem los. Danach werden die Märkte heftig überrascht werden, weil der nächste Aussteiger schon in der Schlange steht. Temporär wird in dem dann angerichteten Chaos die Notenbank wieder einspringen müssen. Zudem wird man in Amerika mit Blick auf den Wahltermin möglicherweise versuchen, die Aktienmärkte durch neue Notenbankenprogramme wieder etwas nach oben zu schieben. Die könnten dann der Auslöser sein für die nächste zyklische Avance von Gold.
Die US-Schuldengrenze sollte ursprünglich bis 2013 nicht überschritten werden. Was passierte, wenn die Grenze schon im Spätsommer, also zum Höhepunkt des Präsidentschaftswahlkampfs, erreicht wird?
Dann wird die Schuldengrenze einfach nach oben geschoben. Das sind Kleinigkeiten, semantische Dinge. Die hohe Politik hält sich doch schon lange nicht mehr an Gesetze und Vorschriften.
In den USA laufen Ende des Jahres Steuererleichterungen und Konjunkturprogramme aus. Von 2013 an starten automatische Ausgabenkürzungen. Wie wird die US-Wirtschaft diese verkraften?
Nach den Wahlen werden die USA versuchen, das Fiskaldefizit von gegenwärtig fast zehn Prozent etwas zu beschränken. Dann wird sich der Kongress mit dem Präsidenten zusammensetzen und sagen: Jetzt sind die Wahlen vorbei, jetzt müssen wir an unserem Haushalt Änderungen vornehmen und das Defizit zurückführen. Sobald die USA die Ausgaben des Staates zurückfahren, geht die Konjunktur in die Rezession. Die US-Konjunktur trägt sich nicht mehr selbst, wie fast überall in der industrialisierten Welt.