Wie sieht das Geldsystem der Zukunft aus? Immer mehr Staaten und Notenbanken denken derzeit über ein Digitalgeld nach, zugleich entwickeln sich in rasantem Tempo virtuelle Privatwährungen. Auf der anderen Seite nehmen die regulatorischen Attacken auf das Bargeld zu: Der 500-Euro-Schein wird schon seit 2019 nicht mehr gedruckt – und nun plant die Europäische Union auch noch eine Obergrenze für Bargeldzahlungen von 10.000 Euro.
Wie die Ökonomenzunft die Entwicklung des Geldsystems bewertet, hat der Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebsworte (bdvb) jetzt in einer Exklusivumfrage für die WirtschaftsWoche ermittelt. Danach sehen knapp 48 Prozent das von der EU vorgesehene Bargeldlimit kritisch. Nur 37 Prozent sind uneingeschränkt oder zumindest tendenziell dafür. Mit der Maßnahme will Brüssel die Geldwäsche bekämpfen, doch „die Argumente der EU-Kommission überzeugen uns nicht“, sagt bdvb-Präsident Willi Rugen.
Eine klare Mehrheit der knapp 400 befragten Ökonomen ist zudem der Meinung, dass wir in Deutschland – anders als etwa in Skandinavien – auch in zehn Jahren noch problemlos bar zahlen können. Derzeit liegt der Bargeldumlauf in der Währungsunion bei über 1,4 Billionen Euro, in Deutschland bunkert statistisch gesehen jeder Bürger rund 1360 Euro bei sich zu Hause oder in Schließfächern. Der These, dass sich in zehn Jahren digitale Währungen als gängiges Zahlungsmittel etabliert haben, stimmen in der Umfrage nur acht Prozent der Ökonomen voll und 14 Prozent tendenziell zu – rund 42 Prozent hingegen sind skeptisch. Bdvb-Chef Rugen: „Die vollständige Abschaffung des Bargelds ist für uns als Ökonomen keine Option. Physisches Geld in den Händen zu halten, empfangen und überreichen zu können ist eine kulturelle Errungenschaft, die wir nicht aufgeben sollten“.
Wenn sich aber digitales Geld irgendwann doch durchsetzen sollte, halten die Volks- und Betriebswirte einen gesetzlichen Rahmen für notwendig. Die Frage nach einer stärkeren Regulierung bejahen ganz oder teilweise immerhin 72 Prozent der Befragten. „Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, dass private Währungen in bestimmten Nischen Verwendung finden und dabei mit öffentlichen Währungen im Wettbewerb stehen. Wichtig ist aber eine klare und verlässliche Regulierung“, sagt Rugen. Schließlich hänge „die Stabilität der Wirtschaft ganz zentral vom Vertrauen in die Währung ab“. Der Staat stehe „in der Pflicht, auch international auf ein zuverlässiges und zukunftsfähiges digitales Währungsregime hinzuwirken“.
Mehr zum Thema: Stark verschmutztes Bargeld kann jetzt bei der Bundesbank in Mainz abgegeben werden. Hier wird es gezählt, geprüft – und gewaschen.