




Nicht nur die WirtschaftsWoche hat vor windigen Unternehmen wie dem Itzehoer Windkraftspezialisten Prokon Regenerative Energien (PRE) gewarnt. Auch in diversen Graumarkt-Foren und bei Stiftung Warentest war immer wieder zu lesen: "Finger weg von Prokon!" Die Besitzer von Prokon-Genussrechten, einer Art Anleihe, bekamen zuletzt pro Jahr acht Prozent Zinsen für ihr Geld - versprochen waren mindestens sechs Prozent. Mit diesem überdurchschnittlichen Angebot konnte Prokon rund 74.000 Anleger von sich überzeugen und mehr als eine Milliarde Euro einsammeln – nur verdiente das Unternehmen aus Schleswig-Holstein gar nicht so viel, wie es ausschütten musste.
Finger weg von Finanzprodukten, wenn...
Renditen von über acht Prozent pro Jahr versprochen werden, gleichzeitig aber ein Drittel der eingeworbenen Summe für Kosten wie Werbung oder Vertrieb draufgeht
der Initiator bislang noch keine erfolgreichen Finanzprodukte aufgelegt hat
der Initiator nicht nachweisen kann, dass er die versprochenen Renditen im Kerngeschäft erwirtschaftet oder mit Vorgängerprodukten bereits erzielt hat
das Objekt, in das investiert werden soll, noch nicht feststeht oder das Anlegergeld als Kredit an andere Gesellschaften weitergereicht wird, der Anleger sich also nicht direkt an einer Immobilie oder einem Schiff beteiligt
Anleger Geld nachschießen müssen, falls das Unternehmen zum Sanierungsfall wird
Erfahren haben das die Anleger erst jetzt. Den Konzernabschluss für 2012 mit Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung hat das Unternehmen nämlich gleich zwei mal verschoben und bislang immer noch nicht veröffentlicht. Wie die Stiftung Warentest berichtet, sei das Stammkapital des Unternehmens bereits seit August aufgezehrt, seitdem häufe Prokon Verluste an. In einem Rundbrief an die Anleger gebe der Konzern einen Einblick in die Zwischenbilanzen von Prokon und der Tochter Prokon Regenerative Energien. Und die seien verheerend. Die gesamte Unternehmensgruppe habe bis zum 31. August dieses Jahres 194,4 Millionen Euro Verlust angehäuft. PRE alleine habe bis 31. August 2013 stolze 107,2 Millionen Euro Verlust gemacht. Die Warentester sprechen von einem "Schock für Anleger". Im schlimmsten Fall ist deren Geld nämlich weg.
Anleger, die sich betrogen oder schlecht beraten sehen, sollten...
bei Verbraucherzentralen eine erste Prüfung vornehmen lassen (Kosten ab etwa 60 Euro), auch Kanzleien bieten die zum Pauschalpreis an
prüfen lassen, ob der Wertpapierprospekt fehlerhaft war (Risiken oder Provisionen wurden verschwiegen, die in Aussicht gestellte Rendite war nicht zu erzielen); wenn ja, können sie den Herausgeber des Produkts oder Vorstand und Gesellschafter des Unternehmens verklagen
auf Fristen achten; Ansprüche verjähren oft drei Jahre nach Vertragsabschluss
prüfen lassen, ob der Berater Fehler gemacht hat; hat er etwa Risiken verschwiegen, muss die Bank oder, bei freien Beratern, die Vermögensschadenshaftpflichtpolice zahlen
Das liegt an den Genussrechtsbedingungen der Prokon-Tochter PRE, die vorsehen, dass Verluste zuerst mit den Rücklagen und dann mit dem Stammkapital ausgeglichen werden. Gehen die Verluste noch darüber hinaus, muss das Genussrechtskapital der Anleger herhalten. Dementsprechend bekommen die Anleger weniger Geld zurück. Prokon habe sich allerdings nicht auf Anfragen von "test" geäußert, wie stark der Rückzahlungsanspruch wegen der hohen Verluste bereits gesunken sei. Hinzu kommt, dass das Unternehmen wohl keine stillen Reserven mehr hat. Um alte Anleger auszubezahlen, braucht es also neue - was fatal an ein Schneeballsystem erinnert.
Stille Reserven kann ein Unternehmen mobilisieren, in dem es beispielsweise Maschinen verkauft, um mit dem Erlös Rechnungen zu zahlen oder nötige Investitionen zu tätigen - jedenfalls dann, wenn der Erlös durch Verkauf größer ist als der Buchwert der Maschinen. Prokon habe sich entschieden, "den Risikobefürchtungen und formalen Anforderungen der Wirtschaftsprüfer“ nachzugeben und in der Konzern-Eröffnungsbilanz "abweichend von unseren Angaben im letzten Rundbrief und auf unserer Internetseite die stillen Reserven mit Null Euro zu bewerten."