German Pellets Die Millionen der Anleger sind wohl verbrannt

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23,6 Millionen Euro für insolventes Unternehmen des Geschäftsführers

Überhaupt haben die Deutschen vielen Garantien gegeben: So hat Texas Pellets laut Wertpapierprospekt von German Pellets mit der Drax Power Limited einen Vertrag über die Lieferung von in den USA produzierten Holzpellets abgeschlossen. Festlaufzeit: sieben Jahre. Jährliche Liefermenge: 480.000 Tonnen. German Pellets hat „die Erfüllung sämtlicher Verpflichtungen der Texas Pellets“ im Zusammenhang „mit diesem Vertrag zugunsten der Drax Power Limited garantiert“, heißt es im Prospekt. Der Konzern hat sich auch verpflichtet, Drax Power „von sämtlichen Schäden freizustellen“, die dadurch entstehen, dass die Texas Pellets ihren vertraglichen Verpflichtungen aus dem Holzpellets-Liefervertrag nicht ordnungsgemäß nachkomme. Ob durch die verzögerte Schiffslieferung jetzt ein Schaden entstanden ist, wollte German Pellets nicht sagen.

Hinzu kommt: German Pellets wird wohl weitere Millionen abschreiben müssen. So werden dem Unternehmen aktuell Geschäfte mit dem Ofenbauer Kago Wärmesysteme zum Verhängnis. Kago gehört ebenfalls Peter Leibold und ist seit kurzem insolvent. Brisant: German Pellets hat Kago Millionen geliehen. Laut dem Prospekt für die Genussscheine, die German Pellets noch im Herbst an Anleger verkauft hat, standen Ende August Darlehen an Kago in Höhe von 23,6 Millionen Euro aus.

Leibold hat in den vergangenen Jahren ein immer größeres Rad gedreht: Um das zu finanzieren hat er Millionen bei Anlegern eingesammelt. Privatanleger köderte sein mehrere Mann starkes Vertriebsteam immer wieder auf der Anlegermesse Invest und auf Börsentagen. Hatten die ihr Erspartes überwiesen, verlieh Leibold viel Geld an andere Unternehmungen.

Laut der Ratingagentur Creditreform standen zuletzt „Ausleihungen in signifikanter Höhe“ aus: Schon Ende 2014 betrugen sie rund 114 Millionen Euro (Vorjahr: 56). Ein großer Anteil der Kredite wurde laut Creditreform „zur Finanzierung der US-Projekte verwendet“. Die Ausleihungen wurden demnach an Zwischengesellschaften in Österreich vergeben, die zu einer Stiftung gehören. Es dürfte sich dabei um die Stiftung der Ehefrau Leibolds handeln. Die Zwischengesellschaften nutzen die Darlehen laut der Ratingagentur „als Eigenkapitaleinlage in die Besitzgesellschaften der beiden US-Pellet-Werke in Texas und Louisiana“. Zur Erinnerung: Die Anleihe des Werkes in Louisiana ist ausgefallen, der Texas-Bond notleidend.

So richtig reinen Tisch mit Anlegern macht Leibold unterdessen nicht: In einem Brief an die Anleger bezeichnet German Pellets eine Verschiebung der Rückzahlung der deutschen Anleihe als „die derzeit einzige Option", um Finanzierungsgespräche zum Ende zu bringen. Dabei schien die Rückzahlung der fälligen Anleihe sicher: Im November 2014 hatte Leibold eine neue Anleihe begeben und 74 Millionen Euro eingesammelt. Um an das frische Geld zu kommen, hatte Leibold im November 2014 auch vor Profi-Investoren präsentiert. Teilnehmern zufolge hat Leibold damals versprochen, dass die Millionen auch der „Refinanzierung“ der im März 2016 fälligen Anleihe dienten. Mehr noch: Die Rede war auch von einer „vorzeitigen Rückzahlung der Anleihe 2016 zu 100,5 Prozent", so Teilnehmer. Diese Zusage kann er nun bekanntermaßen nicht einhalten.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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