Glückliche Millionäre Das Erfolgsgeheimnis hinter Norwegens Reichtum

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Zweifelhaften Nebeneffekte

Anleihen

In festverzinslichen Anlagen ist der norwegische Staatsfonds mit 35 Prozent des Portfolios beziehungsweise mit 216 Milliarden Euro engagiert. Zwar werfen diese Papiere zuletzt mit einer Wertsteigerung von 0,3 Prozent kaum nennenswerte Rendite ab, aber sie sorgen für Stabilität. Im vergangenen Jahr schwankte der Wert des Portfolios um weniger als zehn Prozent. Vor allem in Staatsanleihen der USA ist der GPFG stark investiert, gefolgt von Papieren aus Japan und Deutschland.

Immobilien

Immobilien dürfen seit 2010 maximal fünf Prozent des Fondsvermögens ausmachen. Während das Fondsmanagement derzeit die Aktienquote stabil hält oder leicht schrumpfen lässt, weil sie die Mittelzuflüsse nicht mehr in Aktien investiert, baut sie die Immobilieninvestitionen langsam aus. Dem letzten Quartalsbericht lag der Immobilienanteil noch bei nur 0,9 Prozent. Immerhin brachte der zuletzt eine Rendite von 4,1 Prozent.

Experten erwarten, dass sich der Fonds auch künftig gut entwickeln wird. Sein Wert belief sich 2013 auf 183 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung Norwegens. Bis 2030 soll das Fondsvolumen auf 220 Prozent des Bruttoinlandsproduktes steigen.

Das riesige Vermögen Norwegens sichert zwar eine Zukunft in Wohlstand, hat aber ökonomisch betrachtet durchaus seine zweifelhaften Nebeneffekte. Die Subventionspolitik Norwegens treibt ungeahnte Blüten. So bekommen Bauern beispielsweise Geld für Milchkühe in beheizten Ställen in der Arktis. Selbst in den besonders dünn besiedelten Gegenden gibt es einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr - auch wenn die Busse des Öfteren ohne Fahrgäste unterwegs sind. Sogar die beliebte Schifffahrtslinie Hurtigruten erhält bis 2019 insgesamt 650 Millionen Euro an Subventionen. Elektroautos sind dank staatlicher Anschubhilfen die meistverkauften Autos in Norwegen. Selbstverständlich sind auch die Sozialleistungen generös. "Jeder Fünfte im erwerbsfähigen Alter bezieht irgendeine Art von Sozialleistung", so Ökonom Dörum - obwohl die offizielle Arbeitslosenquote nur bei 3,3 Prozent liegt.

Zudem droht in Norwegen eine Immobilienblase. Die Immobilienpreise haben sich in den vergangenen zehn Jahr ungefähr verdoppelt, die private Verschuldung norwegischer Haushalte ist auf ein vielfaches des verfügbaren Einkommens gestiegen. Schätzungsweise 80 Prozent der norwegischen Haushalte leben in der eigenen Immobilie, viele habe zusätzlich ein Ferienhaus. In den vergangenen Monaten begann bereits der Sinkflug der Immobilienpreise.

Dass es den Norwegern insgesamt zu gut gehen könnte, fürchten daher Arbeitgeber jenseits der Ölindustrie. Im ländlichen Raum, so konstatieren sie, lässt das Interesse an einer erfüllenden Arbeit spürbar nach. Moderate Arbeitszeiten und gute Sozialleistungen gewinnen bei den jüngeren Generationen an Gewicht. Fachkräftemangel ist die absehbare Folge. Aber wie sagt schon ein norwegisches Sprichwort: Glücklich ist, wer sich nicht darüber sorgt, was im fehlt, sondern sich darüber freut, was er hat.

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