Glücksspiel Sorge um Bitcoin-Geldwäsche in Online-Casinos

Bitcoin - der Schreck der Glücksspielaufsicht. Quelle: dpa

In der Glücksspielbranche boomt Bitcoin. Staatliche Aufsichten fürchten um ihre Kontrolle und sehen die Gefahr von Geldwäsche. Selbst Gibraltar will Bitcoins von seinen Online-Casinos fernhalten.

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Wer den Hype um das Kryptogeld Bitcoin verschlafen hat, kann entgangene Gewinne vielleicht noch nachholen. Zumindest mit etwas Glück. Genauer gesagt mit enorm viel Glück. Denn die Chancen, die sechs Richtigen in der Bitcoin-Lotterie zu erraten, die das in Gibraltar ansässige Glücksspielunternehmen Lottoland im Dezember gestartet hat, sind eher überschaubar. Wer es dennoch schafft, dem winkt bei einem Einsatz von dreieinhalb Euro ein Jackpot von 1.135 Bitcoin, was beim Start im Dezember umgerechnet rund 15 Millionen Euro waren. „So kannst du ganz einfach am Bitcoin-Boom teilhaben!“, wirbt Lottoland auf seiner Website.

So einfach die Teilhabe am Bitcoin-Boom in der Werbung verkauft wird, so sehr sorgen sich staatliche Aufsichten über den Einsatz der Kryptowährung in der Glücksspielbranche. Denn die ohnehin oft im Graubereich agierenden Glücksspielanbieter entziehen ihre Zahlungsströme durch Bitcoin vollends der Kontrolle durch Finanzdienstleister. Und nicht nur die deutsche Glücksspielaufsicht hadert mit der virtuellen Währung. Selbst die gibraltarische Regulierungsbehörde, sonst nicht eben zimperlich im Umgang mit zweifelhaften Glücksspielanbietern, will Bitcoins in ihren Online-Casinos nicht dulden.

Phill Brear, Glücksspielbeauftragter von Gibraltar, machte gegenüber der WirtschaftsWoche keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen die Kryptowährung: „Wir sind der Ansicht, dass Bitcoins keine akzeptable Form der Zahlung bei unseren Glücksspielunternehmen sind.“ Laut Brear sei Bitcoin seit seiner Erfindung mit „korrupter und unehrlicher Transaktion“ assoziiert. Zudem seien Bitcoins „hoch instabil und keine anerkannte Währung, sondern eine Ware.“

Per Gesetz verbieten wolle die britische Enklave ihren Glücksspielunternehmen den Einsatz der Kryptowährung Brear zufolge zwar nicht. Doch der Glücksspielbeauftragte betont, dass Gibraltar über „genügend Autorität“ verfüge, um ansässigen Unternehmen entsprechende Vorgaben zu machen.

Spieler der Bitcoin-Lotterie müssen sich dennoch nicht sorgen. Denn dieses Angebot will Brear trotz seiner Vorbehalte gegen die virtuelle Währung offenbar nicht stoppen. Da das Unternehmen lediglich einen Preis in Bitcoin auslobe und nicht sämtliche Zahlungsströme über die Währung stattfinden, sei dieser Fall speziell zu behandeln. Gegenüber Lottoland habe Brear dennoch klargemacht, dass das Unternehmen „sehr explizite Geschäftsbedingungen bereitstellen müsse, wie der Gewinn geschätzt und ausgezahlt“ werde.

Glücksspielfirmen dürfen in Deutschland keine Bitcoins annehmen

Auch in Deutschland hadern die Behörden mit dem Einsatz von Bitcoins in Online-Casinos und fürchten eine Zunahme von Geldwäsche. So heißt es vom niedersächsischen Innenministerium, das die Unterbindung von illegalen Zahlungsströmen von Online-Casinos koordiniert, zum Thema Bitcoin: „Online-Glücksspiel weist generell ein höheres Geldwäscherisiko auf, da schnell und einfach hohe Summen umgesetzt werden können. Je leichter anonym oder mit gefälschten Identitäten aufgetreten werden kann, desto höher ist die Gefahr des Missbrauchs.“

"Bleiben Sie weg. Das ist tödlich."
Axel Weber, Präsident der Schweizer Bank UBSDer ehemalige Präsident der Bundesbank ist Bitcoin gegenüber sehr skeptisch. „Das kommt wahrscheinlich von meinem Hintergrund als Notenbanker“, sagte er. Eine Währung müsse allgemein akzeptiert sein, als Wertaufbewahrung dienen und als Zahlungsmittel sowie für Transaktionen verwendet werden können. „Bitcoin ist nur eine Transaktionswährung“, sagte Weber. Ihren Kunden rate die UBS bewusst von Bitcoins ab. Sie hätten keinen intrinsischen Wert und die Bank sehe keine darin keine Substanz. Quelle: REUTERS
Jamie Dimon Quelle: dapd
Warren Buffett:Der US-Starinvestor hat vor Bitcoin und anderen Digitalwährungen gewarnt. „Ich kann mit annähernder Sicherheit sagen, dass sie ein böses Ende nehmen werden“, sagte der 87-jährige Börsen-Guru am Mittwoch im Sender CNBC. Wann es soweit sein werde, könne er allerdings nicht sagen. Buffett spekuliert mit seiner Investmentfirma Berkshire Hathaway nach eigenen Angaben bislang noch nicht aktiv auf einen Crash. Die Frage, ob er mit sogenannten Futures gegen Kryptowährungen wette, verneinte Buffett. Er würde aber mit langfristigen Optionsgeschäften - etwa über einen Zeitraum von fünf Jahren - auf Kursverfall setzen, wenn dies möglich wäre. Buffett räumte jedoch auch offen ein, sich mit Bitcoin und Co. nicht sonderlich gut auszukennen. „Doch ich denke, was derzeit abläuft, wird definitiv böse enden“, so die Investorenlegende. Quelle: AP
Lars Rohde, Notenbankchef von Dänemark„Bleiben Sie weg. Das ist tödlich“, so Dänemarks Nationalbankgouverneur Lars Rohde. „Ich sehe Bitcoin als Tulpenmanie, was eine außer Kontrolle geratene Blase ist“, sagte er im Dezember 2017 in einem Interview. Die Tulpenmanie in den Niederlanden gilt als erste dokumentierte Spekulationsblase der Welt. In den 1630er Jahren waren dort die Tulpenpreise auf astronomische Höhen gestiegen, bevor sie 1637 abrupt einbrachen.
Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Quelle: dpa
Deutsche Bundesbank Jens Weidmann Quelle: REUTERS
Valdis Dombrovskis:Die EU-Kommission warnt vor Risiken der Cyberwährung Bitcoin für Investoren und Verbraucher. Es bestehe die Gefahr, dass diese ihr gesamtes Vermögen verlören, sagte der Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis. Die Investoren sollten realisieren, dass der Bitcoin-Kurs jeden Moment fallen könnte. "Virtuelle Währungen wie Bitcoin sind nicht wirklich Währungen." Dombrovskis sagte, er habe die Bankaufseher der EU aufgefordert, ihre Warnungen zu Bitcoin auf aktuellen Stand zu bringen. Quelle: REUTERS

Zudem beklagt das Ministerium in Hinblick auf Bitcoin, dass „die Nachvollziehbarkeit und Transparenz von Zahlungsströmen durch eine erhöhte Anonymität bei Zahlungstransaktionen“ erschwert werde. Erlaubt ist Online-Glücksspiel in Deutschland ohnehin nur in Ausnahmenfällen. Geldtransfers in Bitcoins auf Spielerkonten in Online-Casinos sind generell verboten. „Geldtransfers auf das Spielerkonto dürfen nach dem Geldwäschegesetz nur mit zugelassenen Übermittlungsverfahren durchgeführt werden“, heißt es dazu aus dem Ministerium. Weil Bitcoins nicht zugelassen sind, ist Glücksspielunternehmen „die Annahme von elektronischem Geld nicht erlaubt“.

Von den Vorbehalten der Behörden gegen Bitcoin ist in der Werbung von Lottoland nichts zu finden. Stattdessen wirbt das Unternehmen sogar mit der besonderen Vertrauenswürdigkeit seiner Bitcoin Lotterie. So heißt es auf der Website, dass „Gibraltar kürzlich als erstes Land der Welt die Blockchain-Technologie zur Speicherung und Übertragung von Bitcoins reguliert“ habe. Dadurch sei Lottoland in der „perfekten Position, das weltweit erste vollständig regulierte Bitcoin Lotto anzubieten“.

Angriff auf das Establishment

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