Die Argumente für einen Goldkauf sind also durchaus rational, denn Gold bringt keine Zinsen. Sich angesichts der starken Schwankungen beim Goldpreis und ihren mannigfaltigen Ursachen auf eine Wertsteigerung zu verlassen, ist hingegen höchst spekulativ und irrational. Das beste Argument für Gold im Anlageportfolio ist daher eine Absicherung vor Vermögensverlusten und der garantierte Werterhalt. Denn Gold bleibt ein knappes Gut, wird weltweit als Zahlungsmittel akzeptiert und überdauert schadlos die Jahrtausende, ganz gleich, ob die Inflation galoppiert, Währungen kollabieren oder neue entstehen. Damit ist es unabhängig vom Wert - genauer gesagt von der Kaufkraft - jedweder Papierwährung. Ihre Kaufkraft speist sich allein aus dem Vertrauen der Konsumenten in Notenbanken und Staaten gespeist wird.
Selbst jungen Leuten ist das inzwischen klar. Bei den bis zu 29-Jährigen überwiegt das Argument Sicherheit für den Goldkauf mit 94 Prozent deutlich – er ist sogar höher ausgeprägt als in jeder anderen Altersgruppe. „Dass so viele den Versicherungscharakter von Gold betonen, ist doch vernünftig“, sagt Brenner. „Angesichts der vielen negativen Berichte über andere Anlageformen, der Angst vor Bargeldverbot und Negativzinsen, schwacher Konjunktur und der Aussichtlosigkeit einer privaten Altersvorsorge, die ohne Zinsen nicht möglich erscheint, haben die Deutschen eine sehr gesunde Einstellung zum Gold.“
Dient der private Goldbestand lediglich als letzter Schutzwall vor Finanzkatastrophen, ist der Kaufpreis im Grunde gleichgültig. Denn sollte eine Währung stark inflationieren oder gar verschwinden, wird Gold mit anderen, dann aktuellen Maßstäben gemessen. Wer allerdings damit rechnen muss, seinen Goldbestand irgendwann wieder aufzulösen, sollte sich schon um einen möglichst günstigen Einkauf bemühen. Und dafür kommt es auf zwei Faktoren maßgeblich an: Wann wird gekauft und wo wird gekauft.
Aus Sicht vieler Kenner ist derzeit der Zeitpunkt für Käufe relativ günstig. Nicht nur, weil der Goldpreis nach seiner Rally zum Jahresbeginn wie eingangs geschrieben wieder deutlich nachgegeben hat, sondern auch weil sehr vieles darauf hindeutet, dass Gold nicht mehr billiger wird.
Alexander Posthoff, Senior Portfoliomanager bei Bantleon, nennt fünf gute Gründe für Gold aus Anlagesicht: Negativzinsen, die Entwicklung der Goldpreiskurve (Charttechnik), die Gefahr eines Aufflackerns der Finanzkrise, die Risiken für unser Bargeld sowie die notwendige Risikostreuung vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung. „Neben Kleinanlegern legen auch große Investoren wieder vermehrt in Gold an“, sagt Posthoff. „Auf dem Weg nach oben ist nun der Abwärtstrend seit 2011 entscheidend. Er verläuft zurzeit bei etwa 1430 US-Dollar und könnte bereits in diesem Jahr erreicht werden. Konsolidierungen auf dem Weg dahin sind möglich.“ Positiv sei außerdem, dass der Goldpreis trotz diverser Anläufe nicht mehr die Grenze von 1000 Dollar je Feinunze unterschritten habe.
Sein stärkstes Argument pro Gold ist jedoch die Notenbanken-Politik. „Mit dem Ziel, die Inflation zu erhöhen, wird nichts unversucht gelassen, um die Realzinsen zu senken“, so Posthoff. „Zwar zahlt Gold keine Zinsen, aber das gilt inzwischen auch für andere sichere Anlagen. Immerhin lässt es sich nicht beliebig vermehren.“ Die von den Notenbanken ausgehende Geldschwemme treibe die Assetpreise quer über alle Sektoren hinweg nach oben, davon werde auch der Goldpreis beflügelt.