Gold als Geldanlage Wo die Deutschen beim Goldkauf irren

Seite 2/3

Keine Zinsen, garantierter Werterhalt

Die Argumente für einen Goldkauf sind also durchaus rational, denn Gold bringt keine Zinsen. Sich angesichts der starken Schwankungen beim Goldpreis und ihren mannigfaltigen Ursachen auf eine Wertsteigerung zu verlassen, ist hingegen höchst spekulativ und irrational. Das beste Argument für Gold im Anlageportfolio ist daher eine Absicherung vor Vermögensverlusten und der garantierte Werterhalt. Denn Gold bleibt ein knappes Gut, wird weltweit als Zahlungsmittel akzeptiert und überdauert schadlos die Jahrtausende, ganz gleich, ob die Inflation galoppiert, Währungen kollabieren oder neue entstehen. Damit ist es unabhängig vom Wert - genauer gesagt von der Kaufkraft - jedweder Papierwährung. Ihre Kaufkraft speist sich allein aus dem Vertrauen der Konsumenten in Notenbanken und Staaten gespeist wird.

Das sind die Todsünden bei der Geldanlage
Nicht an später denkenEiner der größten und häufigsten Fehler bei der privaten Geldanlage ist, gar nicht damit anzufangen. Viele Anleger machen sich nämlich keine Gedanken über ihre altersvorsorge und geben Erspartes lieber für andere Dinge aus. Quelle: Fotolia
Jagd nach der RenditeMit einer der größten Fehler von Anlegern ist aber die Jagd nach dem schnellen Geld: Sobald von einer Kursrakete, einem totsicheren Tipp oder sonstigem die Rede ist, stürzen sich Investoren darauf, als gäbe es kein Morgen mehr. Der größte Fehler ist, dass Anleger sich in Produkte oder Anlageklassen verrennen, die sich erst kurzfristig gut entwickelt haben und die langfristige Entwicklung mitunter völlig außer Acht lassen. Deshalb sollten sich Investoren darüber im Klaren sein, dass es kein Geldanlagevehikel gibt, dass sich nur gut entwickelt. Auch nicht, wenn seit Wochen und Monaten überall nur Gutes davon zu hören und zu lesen ist. Selbst Gold kann fallen. Da ist es wenig ratsam, das gesamte Vermögen auf einmal in Gold zu tauschen. Quelle: dpa
Unverständliche Produkte kaufenDas Problem, das Anleger ihr Geld auch in Produkte stecken, die sie nicht so recht verstehen, ist mit der Finanzkrise leider nicht ausgelöscht worden. Gerade Börsenneulinge überschätzen ihre Kenntnisse gerne. Deshalb kann es nicht schaden, die eigene Anlagestrategie von jemandem überprüfen zu lassen. Ob es jetzt ein Finanzberater, Investmentclub oder ein guter Freund ist, spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Hauptsache, die Idee wird gründlich durchdacht. Quelle: Fotolia
Kosten übersehenGenauso häufig übersehen Anleger Kosten, beispielsweise Verwaltungsgebühren bei Fonds. Aus Faulheit wird das Kleingedruckte nur überflogen oder die Gesamtkostenquote schlicht übersehen. Nachher ist dann die Überraschung groß, wenn sich das vermeintliche Schnäppchen als überteuerter Fonds entpuppt. Quelle: Fotolia
Der Herde folgenEin bekanntes Phänomen ist der Herdentrieb der Anleger. Derzeit fliehen Investoren massenweise aus Anleihefonds - obwohl es keinen offensichtlichen Grund dafür gibt. Es reicht, wenn sich ein Großinvestor oder eine kritische Masse von einem Anlageprodukt abwenden. Schon herrscht die allgemeine Meinung "da stimmt etwas nicht" und die Mehrheit verkauft. Den Anleihefonds hat der Herdentrieb allein seit Juli Mittelabflüsse in Höhe von 11,7 Milliarden Dollar eingebracht. Quelle: dpa
Elitäre ZirkelDas Gegenteil des Herdentriebes ist der Wunsch, einem elitären Zirkel anzugehören. Sobald ein Finanzprodukt strenger limitiert ist, wie es beim Madoffschen Schneeballsystem ebenfalls der Fall war, stürzen sich Investoren darauf, ohne genau hinzusehen, was sie da eigentlich kaufen. Das Bedürfnis, zu einer kleinen Gruppe zu gehören, die unermesslich reich wird, ist zu groß. Quelle: Fotolia
Fehler nicht eingestehenMindestens genauso falsch ist es, sich seine Fehlentscheidungen nicht einzugestehen. Dieses Verhalten lässt sich bei jedem Aktiencrash beobachten: Anleger halten an abstürzenden Papieren fest, in der Hoffnung, der Kurs werde sich doch wieder erholen. Wer eine Aktie für 30 Dollar kauft und dann jahrelang ihren Sinkflug beobachtet und nicht verkauft, kann sich offenbar nicht eingestehen, aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Nur wer das erkennt, kann Verluste begrenzen. Quelle: Fotolia

Selbst jungen Leuten ist das inzwischen klar. Bei den bis zu 29-Jährigen überwiegt das Argument Sicherheit für den Goldkauf mit 94 Prozent deutlich – er ist sogar höher ausgeprägt als in jeder anderen Altersgruppe. „Dass so viele den Versicherungscharakter von Gold betonen, ist doch vernünftig“, sagt Brenner. „Angesichts der vielen negativen Berichte über andere Anlageformen, der Angst vor Bargeldverbot und Negativzinsen, schwacher Konjunktur und der Aussichtlosigkeit einer privaten Altersvorsorge, die ohne Zinsen nicht möglich erscheint, haben die Deutschen eine sehr gesunde Einstellung zum Gold.“

Dient der private Goldbestand lediglich als letzter Schutzwall vor Finanzkatastrophen, ist der Kaufpreis im Grunde gleichgültig. Denn sollte eine Währung stark inflationieren oder gar verschwinden, wird Gold mit anderen, dann aktuellen Maßstäben gemessen. Wer allerdings damit rechnen muss, seinen Goldbestand irgendwann wieder aufzulösen, sollte sich schon um einen möglichst günstigen Einkauf bemühen. Und dafür kommt es auf zwei Faktoren maßgeblich an: Wann wird gekauft und wo wird gekauft.

Obwohl der Goldpreis zuletzt einen Teil seiner Gewinne wieder abgegeben hat, lohnt sich der Kauf des Edelmetalls weiterhin. Legt der Aufwärtstrend eine Pause ein, ist das vor allem eine gute Gelegenheit zum Nachkauf.
von Daniel Stelter

Aus Sicht vieler Kenner ist derzeit der Zeitpunkt für Käufe relativ günstig. Nicht nur, weil der Goldpreis nach seiner Rally zum Jahresbeginn wie eingangs geschrieben wieder deutlich nachgegeben hat, sondern auch weil sehr vieles darauf hindeutet, dass Gold nicht mehr billiger wird.

Alexander Posthoff, Senior Portfoliomanager bei Bantleon, nennt fünf gute Gründe für Gold aus Anlagesicht: Negativzinsen, die Entwicklung der Goldpreiskurve (Charttechnik), die Gefahr eines Aufflackerns der Finanzkrise, die Risiken für unser Bargeld sowie die notwendige Risikostreuung vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung. „Neben Kleinanlegern legen auch große Investoren wieder vermehrt in Gold an“, sagt Posthoff. „Auf dem Weg nach oben ist nun der Abwärtstrend seit 2011 entscheidend. Er verläuft zurzeit bei etwa 1430 US-Dollar und könnte bereits in diesem Jahr erreicht werden. Konsolidierungen auf dem Weg dahin sind möglich.“ Positiv sei außerdem, dass der Goldpreis trotz diverser Anläufe nicht mehr die Grenze von 1000 Dollar je Feinunze unterschritten habe.

Sein stärkstes Argument pro Gold ist jedoch die Notenbanken-Politik. „Mit dem Ziel, die Inflation zu erhöhen, wird nichts unversucht gelassen, um die Realzinsen zu senken“, so Posthoff. „Zwar zahlt Gold keine Zinsen, aber das gilt inzwischen auch für andere sichere Anlagen. Immerhin lässt es sich nicht beliebig vermehren.“ Die von den Notenbanken ausgehende Geldschwemme treibe die Assetpreise quer über alle Sektoren hinweg nach oben, davon werde auch der Goldpreis beflügelt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%