Gold als Geldanlage Was den Goldpreis 2016 treibt

Obwohl in diesem Jahr die Krisenstimmung überwog, konnte sich der Goldpreis nicht erholen und pendelt seitdem zwischen Hoffen und Bangen. Was für und was gegen einen steigenden Goldpreis im kommenden Jahr spricht.

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Was Analysten für das Anlagejahr 2016 erwarten
Deutsche Bank Quelle: REUTERS
Deka BankDie Fondsspezialisten der Sparkassen erwarten, dass der Goldpreis im kommenden Jahr deutlich unter die kritische Marke von 1000 Dollar fallen wird. S&P 500: 2000 Punkte Nikkei: 17000 Punkte Gold: 960 Dollar Öl: 57 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen 10 Jahre: 1 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,9 Prozent Quelle: dpa
PostbankIm Gegensatz zur Deka Bank ist die Postbank beim Goldpreis etwas optimistischer. Ein möglicher Impuls kommt von der Schmucknachfrage, da die Konjunktur in Indien zuletzt deutlich besser lief als erwartet. S&P 500: 2250 Punkte Nikkei: 21750 Punkte Gold: 1100 Dollar Öl: 57 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen Rendite 10 Jahre: 1,0 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,75 Prozent Quelle: dpa
Berenberg BankDeutschlands älteste Privatbank ist im Vergleich zur Konkurrenz vergleichsweise optimistisch, was den Euro angeht. S&P 500: 2200 Punkte Gold: 1150 Dollar Öl: 55 Dollar Euro/Dollar: 1,15 Dollar Bundesanleihen 10 Jahre Rendite: 1,1 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,8 Prozent Quelle: obs
SantanderS&P 500: 2250 Punkte Gold: 1050 Dollar Öl: 55 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen Rendite 10-jährige: 0,9 Prozent US-Treasury Rendite 10-jährige: 2,75 Prozent Quelle: AP
Credit Suisse Quelle: REUTERS
Commerzbank Quelle: dpa

An Gold als Geldanlage scheiden sich die Geister. Da gibt es jene, die die Crash-Gefahren aufgrund von allerlei Krisen und Kapitalmarktrisiken hoch halten und deshalb zu Goldkäufen raten. Auf der anderen Seite stehen jene, die glauben, es wird schon nicht so schlimm. Sie empfehlen Gold höchstens als ultimative Absicherung zur Depotbeimischung in Maßen.

Und es gibt schließlich jene, die mit einem weiter fallenden Goldpreis rechnen, weil sich immer mehr Investoren von dem Edelmetall verabschieden und der Goldpreis noch immer oberhalb des Vorkrisenniveaus von 2007 notiert.

Fakt ist, dass zumindest Gold in Euro im Verlauf des Jahres 2015 unter dem Strich kaum verloren hat, sondern etwa auf dem Niveau zu Jahresbeginn notiert. Allerdings hatte sich der Goldpreis schon im Frühjahr bis auf 1155 Euro pro Feinunze aufgeschwungen und kostet aktuell nur noch 976 Euro pro Feinunze. In Dollar ist das Bild etwas anders, da der starke Dollar den Goldpreis von 1185 Dollar auf inzwischen nur noch 1072 Dollar je Feinunze gedrückt hat. In beiden Währungen hatte die Sorge um das Wachstum in China Gold nochmals Jahreshochs beschert.

Wie geht es also weiter? Eine ganze Reihe von Gründen spricht für einen steigenden Goldpreis.

Die Notenbanken in den USA und der Euro-Zone streben mit ihren geldpolitischen Maßnahmen nach höherer Inflation. Offiziell liegt die Zielmarke bei einer durchschnittlichen Preissteigerungsrate von zwei Prozent. Inflation gilt als zuverlässiger Treiber für den Goldpreis, die derzeitige Null-Inflation bremst ihn eher.

Die wichtigsten Fakten zu Gold

Nachfrage

Die Nachfrage nach physischem Gold ist im dritten Quartal 2015 um acht Prozent gestiegen. Wachsende Nachfrage bei einem stagnierenden oder sogar schrumpfenden Angebot sollte den Goldpreis steigen lassen. Die wichtigsten Käufer von Gold sind die Notenbanken der Schwellenländer sowie Kleinanleger. Darauf baut etwa Börsenguru Jens Ehrhardt, Vermögensverwalter aus Pullach bei München. Wie er auf dem Investmentgipfel der WirtschaftsWoche zu Protokoll gab, ist Gold für ihn ein Kauf, weil die Asiaten wieder mehr Gold kaufen dürften, als in den vergangenen zwei Jahren. Auch sein bekannter Kollege Bert Flossbach von der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch glaubt an einen steigenden Goldpreis, wenn die Schwellenländer ihre Schwäche erst einmal überwunden hätten. Vor allem in China und Indien kaufen Kleinanleger viel Gold, zudem bauen die Notenbanken in den Schwellenländern ihre Goldbestände sukzessive auf.

Sinkendes Goldangebot

Da viele Goldproduzenten beziehungsweise Goldminen beim derzeitigen Goldpreis von 1070 Dollar je Unze Gold kaum noch kostendeckend fördern können, rechnen einige Experten mit Minenschließungen. Dadurch würde das Angebot knapper und Gold teurer. Da aber Gold auch ohne Verlust recyclebar ist und der Großteil des existierenden Golds längst in Umlauf ist, schlägt sich die Verringerung des Angebots nur gedämpft auf den Goldpreis durch.

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Krisenangst

Gold gilt als Versicherung für den Fall einer Währungs- und Finanzmarktkrise. Auch starke Kursschwankungen an der Börse erhöhen daher die Nervosität der Anleger und treibt sie vermehrt in den „sicheren Hafen“ Gold. Die meisten Börsenexperten erwarten für das kommende Jahr noch stärkere Kursschwankungen als 2015.

Währungsreform

Ein möglicher Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union gefährdet auch die Euro-Zone, da andere Mitgliedsstaaten folgen könnten. Zerbricht der Euro-Währungsraum, würden sicher viele Europäer mit vermeintlich schwächerer Währung Gold flüchten, um eine Abwertung der dann notwendigen neuen Landeswährungen schadlos zu überstehen. Allerdings gilt dieses Szenario als unwahrscheinlich.

Argumente für einen weiteren Rückgang des Goldpreises

Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Argumente, für einen weiteren Rückgang des Goldpreises. Hier die wichtigsten:

Zinsen

Die US-Notenbank Fed hat die Zinswende eingeläutet. Auch wenn Europa davon noch weit entfernt ist, kündigt sich damit absehbar eine Zeit der Zinserhöhungen an. Da ein Goldinvestment keine Zinsen abwirft, gewinnen verzinste Anlageformen dann an Attraktivität, Gold wird als Krisenschutz und Vermögenshort weniger gebraucht. Wird aus Gold in verzinste, risikoarme Anlagen  umgeschichtet, belastet das den Goldpreis.

Diese Rohstoffpreise sind im freien Fall
Platz 20: StahlKein anderer Rohstoff hat seit Jahresanfang so stark nachgegeben wie Stahl. Die Verluste belaufen sich auf fast 40 Prozent. Verantwortlich für den Preisverfall ist die absackende Nachfrage aus China. Zudem etabliert sich das Reich der Mitte immer mehr als Stahlanbieter, denn -nachfrager. Der Preis für eine Tonne des Rohstoffs nähert sich daher dem tiefsten Stand seit zehn Jahren. Eine Stabilisierung der Preise ist dennoch nicht in Sicht. Die Stahlhersteller rechnen auch im kommenden Jahr mit fallenden Preisen.Preisentwicklung (seit Jahresanfang): - 38,5 Prozent Quelle: dapd
Platz 19: ErdgasDer bisher milde Winter sorgt für einen Nachfragerückgang beim Erdgas. Industriegaseunternehmen leiden darunter. In Deutschland kommt Linde ins Straucheln. Die Aktien verzeichneten am Dienstag mit einem Verlust von über 13 Prozent den stärksten Kursrückgang seit über 14 Jahren.Preisentwicklung: - 33,4 Prozent Quelle: dpa
Platz 18: PlatinDie hohen Fördermengen südafrikanischer Minen drücken den Platinpreis. Im laufenden Jahr hat sich das Edelmetall um über 30 Prozent verbilligt. Rohstoffexperten erwarten jedoch im kommenden Jahr eine Preiserholung. Denn die Nachfrage nach Platin aus dem Automobil- und Industriesektor wird 2016 aller Voraussicht nach steigen.Preisentwicklung: - 32,4 Prozent Quelle: obs
Platz 17: PalladiumNach dem VW-Abgasskandal erlebte Palladium eine kurzfristige Hausse. Denn Palladium ist einer der Bestandteile, die die Autohersteller in ihre Dieselkatalysatoren verbauen. Die Kurserholung hielt allerdings nicht lange an. Denn wie Platin leidet auch Palladium unter einem Überangebot. Doch im Gegensatz zu Platin rechnen Analysten im kommenden Jahr nicht mit einer Erholung der Palladiumpreise, da die Nachfrage in China wahrscheinlich zurückgehen wird.Preisentwicklung: - 31,7 Prozent Quelle: obs
Platz 16: EisenerzDer Nachfragerückgang bei Stahl wirkt sich unmittelbar auf die Eisenerzpreise aus. Denn Eisenerz ist ein elementarer Bestandteil bei der Stahlproduktion. Der Preis rutschte daher mit 39,28 Dollar pro Tonne auf den tiefsten Stand aller Zeiten. „Die Stabilisierung der chinesischen Stahlpreise sind der Schlüssel für einen Stimmungsumschwung am Eisenerz-Markt“, schrieben die Analysten der ANZ Bank in einem Kommentar. „Um dies zu erreichen, muss die Branche aber ihren Ausstoß verringern.“ Doch genau das tut sich nicht. Dahinter steckt ein Verdrängungswettbewerb. Das Kalkül: Die größeren Rohstoffunternehmen wollen kleine Rivalen entweder aus dem Markt drängen oder einverleiben.Preisentwicklung: - 29,8 Prozent Quelle: dpa
Platz 15: KaffeeDie Baisse an den Rohstoffmärkten macht auch vor Kaffee nicht halt. Doch die Zeichen stehen gut, dass sich der Preis künftig erholen könnte. Denn aufgrund des Wetterphänomens El Niño wird die Produktion in Kolumbien zurückgehen. Die weltweite Nachfrage hingegen geht kaum zurück und dürfte in den Wintermonaten noch steigen, da der Kaffeekonsum in der kalten Jahreszeit in der Regel zunimmt.Preisentwicklung: - 28,7 Prozent Quelle: dpa
Platz 14: KupferChina fragt nicht nur weniger Stahl nach. Auch Kupfer ist bei chinesischen Unternehmen nicht mehr so begehrt. Das liegt vor allem am Wachstumsrückgang im Reich der Mitte. Selbst chinesische Kupferunternehmen drosseln bereits ihre Kupferproduktion, weil sie im eigenen Land immer weniger Abnehmer finden. 200.000 Tonnen wollen die Konzerne im kommenden Jahr weniger produzieren. Aus diesem Grund ist 2016 allenfalls mit einer Stabilisierung des Preises zu rechnen.Preisentwicklung: - 27,6 Prozent Quelle: dpa

Teurer Dollar

Gold wird auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt – so wie die meisten Rohstoffe. Ein steigender Dollar, wie er seit einiger Zeit zu beobachten ist und durch die Politik der US-Notenbank provoziert wird, verteuert Gold jedoch in Euro und vielen anderen Währungen. Das dämpft die Nachfrage der Kleinanleger, vor allem nach physischem Gold.

Fonds-Abflüsse

Zu den Hochzeiten der Finanzkrise steckten Profi-Investoren wie Hedgefondsmanager enorme Summen in Goldinvestments. In diesen Dimensionen wechseln jedoch selten physische Barren den Besitzer, sondern meist „Papier-Gold“, etwa in Form von börsengehandelten Goldfonds (ETF- oder ETC-Papiere), die ihre Investoren-Gelder mit physischem Gold hinterlegen. Seit Jahren ziehen diese Spekulanten ihr Geld jedoch wieder aus den Goldfonds raus, die ihrerseits dann Gold verkaufen müssen. Ihre Verkäufe drücken seit Jahren den Goldpreis – und könnten noch weitergehen. Die Goldbestände der Goldfonds nähern sich aber zusehends ihrem Vorkrisenniveau von 2007.

China

China ist mittlerweile nicht nur zum größten Goldproduzenten aufgestiegen, sondern auch eines der größten Abnehmerländer. Chinesen kaufen gerne Gold, um Vermögen zu bilden, zumal sie am Aktien- und Immobilienmarkt bereits heftige Korrekturen erlegt und hohe Anlagerisiken haben. Sinkt allerdings Chinas Wachstum  - wie in diesem Jahr unter sieben Prozent – dürfte künftig weniger Geld für private Goldkäufe zur Verfügung stehen und die Nachfrage entsprechend sinken.

Keine Krisenangst

Allen Crashprophezeiungen zum Trotz ist die Finanzwelt bis heute nicht zusammengebrochen. Mit der Erholung der Weltkonjunktur, der Zinswende in den USA, bislang ausbleibender Inflation und sich als robust erweisenden Aktienmärkten ist die Krisengefahr – oder zumindest die Krisenangst – jedoch zurückgegangenen. Gold spielt daher als „sicherer Hafen“ für Vermögen immer weniger eine Rolle.

Die meisten Prognosen der Investmentbanken bewegen sich daher weiter im Bereich um die 1100 Euro. Mit nur noch 960 Dollar hat die Deka Bank beispielsweise eine der pessimistischsten Zielgrößen bekannt gegeben, die Berenberg Bank und die US-Investmentbank JP Morgan zählen mit einem Preisziel von 1150 Dollar je Unze zu den größten Optimisten.

Wer Gold jedoch als Versicherung für den Fall einer Wirtschafts- und Währungskrise betrachtet, kann den derzeit vergleichsweise niedrigen Goldpreis nutzen, um zu kaufen. Denn dann muss der Anleger das Gold auch behalten, bis die Krise eintritt. Dann dürfte der Goldpreis in jedem Fall schnell steigen. Für eine Spekulation auf Rendite dürfte sich das Edelmetall 2016 jedoch weniger eignen, denn mit deutlichen Schwankungen müssen Gold- Anleger auch im kommenden Jahr rechnen.

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